Rod. Hoyer Hals einleimen

Alles um einen alten Schatz aufzufrischen ... auch am Finish
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uwe.s.
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Rod. Hoyer Hals einleimen

#1

Beitrag von uwe.s. » 07.05.2011, 18:29

Guten Abend,

ich habe heute auf dem Flohmarkt für 65 € eine Rodebald Hoyer Milord (?) gekauft. Baustempel 26. 10. 1960. Die Gitarre ist vollständig und vor allem der Lack ist in schönem Zustand. Der Hals hatte sich - dem Saitenzug nachgebend - gelockert. Der Hals lies sich nach einigen sanften Handballenschlägen herausnehmen. Jetzt kommt meine erste Frage. Ich kenne mich zwar mit dem Bau aller Sorten E-Gitarren aus, aber hier frage ich doch lieber erst die Experten, bevor ich Unheil anrichte:
- Wie setze ich den Hals am besten wieder ein? Ich arbeite bisher immer mit Ponal Express - ich hoffe, dass kann ich hier auch guten Gewissens tun. Ich will die vorhandenen Leimreste entfernen und Furnierstreifen einleimen, bis Hals und Halsaufnahme wieder stramm sitzen. Dann würde ich den Hals wieder im richtigen Winkel einleimen. ODER ist es besser (weil spaltfüllend) mit 2-Komponenten-Kleber (UHU Endfest 300 habe ich schon benutzt) zu arbeiten?

-Zweite Frage: Das Schlagbrett hat sich im Laufe der Jahre verzogen (weil die Aufnahme im Hals abgesackt ist). Es ist ein nicht sprödes Material (benimmt sich etwa so wie der Deckel von einem Wandfarbe-Eimer). Wie kriege ich das wieder gerade? Meine Idee ist, es in heißem Wasser geschmeidig zu machen und dann mit einem Bügeleisen (o.ä.) beschwert platt trocknen zu lassen.

Ich hoffe auf Eure Unterstützung

Uwe.s.
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clonewood
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Re: Rod. Hoyer Hals einleimen

#2

Beitrag von clonewood » 07.05.2011, 18:53

bloss kein Bügeleisen nehmen...das Schlagbrett ist aus Zelluloid....der Flammpunkt liegt da irgendwo bei 120° meine ich..... kurz davor ist es plastisch....

der Hals war wahrscheinlich mit Knochenleim o.ä. geleimt und er hat sich doch recht sauber gelöst......ich sehe da keinen Grund mit Epoxi zu arbeiten

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Re: Rod. Hoyer Hals einleimen

#3

Beitrag von uwe.s. » 07.05.2011, 20:28

Hallo Clonewood,
- nein ich will es nicht bügeln, ich will nur das ausgeschaltete Bügeleisen draufstellen, weil es schwer ist und ich hoffe, dass das Zelluloid dann platt bleibt.
- ja, sieht aus wie Heißleim. also werde ich den Hals ohne Expoxi wieder einleimen.

Besten Dank
Uwe.s.

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Re: Rod. Hoyer Hals einleimen

#4

Beitrag von clonewood » 07.05.2011, 20:38

ja Zelluloid ist hygroskopisch.....könnte gehen ...weiss ich aber nicht ......was sicherlich funktionieren dürfte wären Acetondämpfe, aber die Kontrolle ist etwas erschwert...also den richtigen Zeitpunkt zu finden wo es nicht zu weich bzw noch zu fest ist....


ja den Halsfuss schön säubern......wenn alles spaltfrei ist sollte einer der gängigen, empfohlenen "Weissleime" gehen ....also damit meine ich auch Titebond obwohl der gelb ist....

edit.....eventuell sind die Dämpfe kein so guter Tipp, da die angedockten Halterungen dann auch weich werden.....ich würde das Pickguard so lassen wie es ist.....

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Re: Rod. Hoyer Hals einleimen

#5

Beitrag von polytune » 07.05.2011, 21:10

Hallo Uwe,
falls es sich tatsächlich um Hauteimreste handelt, könntest Du die auch dranlassen, wenn Du mit Hautleim weitermachst.
Ob es sich um einen solchen handelt kannst Du mit Dampf oder warmen Wasser testen. Wenn's glibbrig oder flüssig wird, ist es Hautleim. Hat was Gummibärchenartiges(die oder Speisegelatine sind fast das selbe und könnte man sogar ev. ersatzweise verwenden, weiß aber nicht ob ich mich das bei einer Halsverbindung trauen würde).
Ich arbeite fast ausschließlich mit Hautleim und bin ein regelrechter Fan davon geworden.
Ich würde so vorgehen: Hautleim im Wasserbad heißmachen ( ca.65°), Halsfuß und sein Gegenstück an den lackierten Stellen dick abkleben, Leimstellen mit dem alten Leim befeuchten, mit einem Wasserkessel o.ä. bedampfen oder vorsichtig mit der Heißlustpistole erhitzen, sodaß der Glibber flüssig wird, frischen Hautleim dazugeben, zusammenfügen und zwingen oder auch nicht zwingen. Trocknen an der Heizung oder in der Sonne.
Hautleim hat, wenn man ihn dick genug anmacht, eine gewisse spaltübergreifende Wirkung, außerdem eine beim Trocknen werkstückzusammenziehende Eigenschaft, daß man sich in manchen Fällen die Schraubzwingen sparen kann, wird knallhart und ist aber wieder lösbar, wenn man Mist gebaut hat. Außerdem ist er billig und sehr ergiebig.
Man sagt ihm auch positive Klangübertragungeigenschaften nach. Die meisten Geigenbauer arbeiten heute noch mit Hautleim.
Ich habe mich sch öfter über von mir früher mit Ponal geleimte Verbindungen geärgert, die sich schwer öffnen lassen.
Ist das wirklich eine Hoyer? Ist da irgendwo ein Zettel drin? Schaut eher nach einer vielleicht von Hoyer produzierten Lindberg aus.

Viele Grüße Stefan

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Re: Rod. Hoyer Hals einleimen

#6

Beitrag von uwe.s. » 07.05.2011, 22:26

Hallo Stefan,
stimmt genau, das ist -nach dem Zettel der drin klebt- eine von Lindberg verkaufte Gitarre. Gebaut worden ist sie von Rodebald Hoyer.
Zum Kleben: ich kenne mich besser mit Ponal Express aus: Bei so einem Arbeitsschritt, den ich zu ersten Mal mache, nehme ich lieber einen Kleber, den ich kenne. Außerdem ist der Hals sehr locker in der Aufnahme. Da müsste der Hautleim ziemlich viel Spalten füllen. Ich setzte doch lieber Furnierstreifen ein, bis alles wieder spack sitzt. Wäre schön, wenn es klappt.
Beste Grüße
Uwe.s.

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Re: Rod. Hoyer Hals einleimen

#7

Beitrag von multistring systems » 08.05.2011, 00:48

hola,
Zum Kleben: ich kenne mich besser mit Ponal Express aus: Bei so einem Arbeitsschritt, den ich zu ersten Mal mache, nehme ich lieber einen Kleber, den ich kenne.
mach doch einfach ne Probeleimung mi Hautleim, dann kennst Du den auch 8) Ponal Erpress ...ähm wird der auch hart?

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Re: Rod. Hoyer Hals einleimen

#8

Beitrag von uwe.s. » 08.05.2011, 09:39

Hallo,
zu Ponal Express: Ja, das Zeug wird hart (aber nicht ganz so glasig hart wie der Leim in der Hals-Korpus-Verbinder von der Rod. Hoyer). Das normale Ponal habe ich seit Jahren nicht mehr benutzt, aber damals wurde das nicht so hart und hat z. B. beim Schleifen geschmiert.
Gruß
Uwe.s.

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Re: Rod. Hoyer Hals einleimen

#9

Beitrag von multistring systems » 08.05.2011, 17:29

Hola,
Ja, das Zeug wird hart (aber nicht ganz so glasig hart wie der Leim in der Hals-Korpus-Verbinder von der Rod. Hoyer).
Uwe, die Frage war ironisch gemeint 8) Ich kenne den Ponal Express auch. Und habe ihn über Jahre auch fast täglich benutzt. Und im Gegensatz zu allem, womit ich an Instrumenten rumklebe, bleibt der Ponal verhältnismäßig weich. Deshalb halte ich ihn für ungeeignet...wenn das auch jammern auf hohem Niveau ist.
Keine Frage, die Verklebung wird halten - korrekte Durchführung vorrausgesetzt.

In diesem Fall gibt es dann schon ein Argument für den Endfest 300...der wird richtig hart. Fast wie knochenleim.

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Re: Rod. Hoyer Hals einleimen

#10

Beitrag von uwe.s. » 16.05.2011, 13:41

Hallo,
ich wollte mal einen Erfolgsbericht abgeben:
Das Halseinleimen hat mit Furniereinkleben, Wieder-Passend-Machen und mit Ponal Express einleimen genau so geklappt, wie ich es erhofft hatte: Stabil.
Das Schlagbrett hat sich vom heißen Wasser nicht nachhaltig beeindrucken lassen: Es ist fast genau so krumm wie vorher. Das bleibt jetzt so.
Obwohl der Hals keinen Einstellstab hat, ist die Saitenlage richtig gut. Der Klang der Gitarre ist entweder laut oder sehr laut - leise ist nicht so ihr Terrain - und das, obwohl ich dünne Saiten (10er) aufgezogen habe. Dickere drauf zu machen traue ich mich (noch) nicht. Die Saitentrennung ist schön deutlich, da matscht nichts ineinander. Ein paar Experimente mit Tonabnehmern waren ernüchternd: Die Gitarre pfeift oberhalb von Zimmerlautstärke sofort.
Gruß
Uwe.s.

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