vorab erstmal ein Hallo und Moin aus meiner Richtung! Bisher war ich nur Mitleser, habe mir allerdings gedacht, dass es ja durchaus befruchtend sein kann, seine Erfahrungen und Erlebnisse an der einen oder anderen Stelle mit Gleichgesinnten zu teilen
Zum Projekt:
Für einen recht schlanken Taler habe ich in der Bucht die traurigen Überreste einer 60er Harmony Rocket gefunden. Da ich schon immer etwas für diese Low Budget Gitarren aus den 60er Jahren überhatte und etwas Zeit und Energie für ein neues Projekt hatte, wollte ich mich dieser Aufgabe stellen.
Als die Gitarre per DHL ankam und ich sie ausgepackt hatte misste ich erstmal etwas schlucken, denn der Zustand war noch viel schlechter als erwartet
Jemand hatte sie mit wenig Rücksicht und einem Schwingschleifer vom Originallack befreit. Dieser jemand hatte scheinbar auch gedacht, es sei eine gute Idee die Gitarre mit einer Dose Lack (so sah es zumindest aus) zu überkippen. Inklusive Schalloch und Griffbrett versteht sich.
Ich habe dann diese Lackschicht vorsichtig untergeschliffen um erstmal zu schauen, was darunter steckt. Von der Basis aus habe ich mir dann überlegt, wo die Reise hingehen soll.
Originalgetreue Restauration mit originalen Teilen oder eigene Interpretation... Ich habe mich aufgrund des knappen Budgets dann für die zweite Variante entschieden, wodurch ich natürlich eine erhebliche Freiheit in der Gestaltung und meiner Kreativität hatte. Darüber hinaus wollte ich gerne so viel wie möglich an Parts benutzen, die ich noch "so rumfliegen" hatte.
Für die Farbe Oxblood red habe ich mich am 12.01.23 entschieden. Das war der Tag an dem Jeff Beck gestorben ist. Da ich den ganzen Tag an Jeff gedacht hatte, habe ich mich kurzerhand dazu entschieden die Harmony in der Farbe seiner Les Paul zu lackieren.
Was habe ich alles an der Gitarre gemacht?
Vieles
- Neulackierung in Nitro / Farbe Oxblood red inkl. leichtes Relic.
- leimen von Rissen im Korpus
- Kopfplattendecal aus Vinyl
- Neubundierung mit Wagner Bunddraht (Typ 6105)
- Knochensattel angefertigt
- Griffbrett neu verleimt und abgerichtet
- Dots erneuert
- bauen einer neuen Brücke mit Knocheneinlage (wollte ich immer mal ausprobiert haben)
- Bauen eines Pickguards aus Pickguardressten (inkl. Pickguardbracket aus alter Regenrinne aus Kupfer;) )
- Aufbau des Kabelbaums
- Pickupserhöhungsblöcke aus Mahagoni angefertigt und angepasst.
Was habe ich noch für Parts verbaut?
Potiknöpfe aus Bakelit von Daka-Ware
Neue Repro-Goldfoil Pickups
Kluson Mechaniken
Originaler alter Knebelknopf von Daka-Ware
Alter Saitenhalter (vermutlich aus deutsche Produktion / Müller?)
Die Kabel der Tonabnehmer werden originalerweise über die Decke geführt und verschwinden unter dem Pickguard. Das war mir dann doch etwas zu rustikal, weshalb ich mich entschieden habe diese durch die Decke zu führen.
Fazit:
Tolle Gitarre mit großem Spaßfaktor. Ich hatte wahnsinnig viel Freude an der Restauration und bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden.
Aufgrund der sehr kurzen Mensur etwas gewöhnungsbedürftig zu spielen, wenn man sich etwas dran gewöhnt hat spielt sie sich wie von selbst.
Ich habe sie mit 011er Dáddarios besaitet, was aus meiner Sicht sehr gut zur kurzen Mensur passt und sie somit auch vielseitig und "modern" klingen lässt.
Besten Gruß und ich freue mich auf Fragen oder Feedback
Chrischi
