Bariton Addon für Tele

[Sejconed]

Moin moin,
da ich werkstatttechnisch gerade nicht besonders gesegnet bin, kam der Entschluss auf eine Tele zu kaufen und mit einem Baritonhals zu versehen. Ergo ist es ne Linkshänder-Squier und nen Hals von Rockinger geworden. In der Theorie ist da ja nicht besonders viel dran wenn man einen fertigen Hals ordert. In der Praxis war die Halstasche natürlich zu groß. Nicht viel zu groß, aber das Spiel war schon durchaus vorhanden. Ich hab dann geschaut, wie die Saiten wohl gut laufen würden und die Kante zur Brücke hin und die an der tiefen E-Saite als Anschlagspunkt genommen. Löcher vorgebohrt und neuen Hals angeschraubt. So sieht das ganze dann aus:

Natürlich ist der Hals leicht schief geworden
Nicht dramatisch aber an der tiefen E-Saite ist der Abstand zum Griffbrettrand gleichmäßig von oben nach unten. An der hohen E-Saite ist der Abstand entsprechend zu groß. Optimal wäre es eigentlich den Hals um etwa 0,5° zu drehen, ist aber wohl nicht sonderlich realistisch. Da ich die Brückenplatte eh tauschen will/muss wird diese dann um ein bis zwei Millimeter verschoben. Damit wird das Problem hoffentlich behoben sein.

Die Brückenplatte passt leider nicht mit dem neuen Pickup zusammen und die Aussparung für diesen ist zu klein für den Hotrails-Tonabnehmer. Das ist mir leider zu spät aufgefallen und entsprechend ist das Textilband an der Pickupseite beim Einbau in Mitleidenschaft gezogen worden. Temporär hat es funktioniert das Loch mit der Feile zu vergrößern. Als endgültige Lösung habe ich FreeCad angeschmissen und eine neue Brückenplatte gezeichnet. Die Aussparung für den Pickup sollte nun groß genug sein und den Winkel habe ich so gewählt, dass der Pickup bei den tiefen Saiten näher an der Brücke ist. Außerdem sind die Löcher zur Befestigung der Platte leicht verschoben, sodass der verdrehte Hals kompensiert sein sollte. Hier vor Ort gibt es eine Blechbearbeitungsfirma, die die Platte auslasern würde.

Da Butterscotchblond jetzt nicht so meine Lieblingsfarbe ist, habe ich den Body lackiert. Mit dem Ergebnis bin ich nur nicht sonderlich zufrieden. Das Schleifpapier für den Zwischenschliff war wohl zu grob. Entsprechend sind noch viele Kratzer sichtbar. Ich werde mal die Suchfunktion bedienen, wie ich da am besten vorgehe, bevor ich noch eine Schicht auftrage.
Außerdem ist Staubfreiheit auch nicht wirklich gegeben. Bisher habe ich aber nur ein Hundehaar im Lack gefunden
Komme ich da um eine Lackierkabine herum, oder gibt es da noch andere Möglichkeiten eine Lackierung ohne Staub oder andere Einschlüsse zu bekommen?
Soweit ist momentan jedenfalls der Stand der Dinge. Anregungen sind jedenfalls sehr willkommen

Beste Grüße
Carsten

[Sejconed]

Das ist ärgerlich. Aber durchaus behebbar. Zwischenschliff immer sehr sanft und mit feiner Körnung. Wenn du schon Riefen gemacht hast, dann solltest du die möglichst loswerden, ehe du weitere Schichten aufträgst, da erfahrungsgemäß Schleifriefen, selbst recht fein wirkende, auch nach etlichen Schichten Lack noch zu sehen sind.
Ich würde daher die Riefen ausschleifen, auch wenn du dabei durchschleifst. Falls es Schleifarbeit erspart, dann würde ich sogar noch einmal grundieren, also von vorne anfangen. Das klingt nach viel Arbeit, aber wie gesagt, wenn du es schön glatt und glänzend haben willst, gibt es erfahrungsgemäß keinen schnellen einfachen Weg.

Die Staubprobleme sind lästig. Aber man braucht nicht unbedingt eine Lackierkabine.
Wenn Du im Freien (wie am Bild auf dem Balkon/Terasse?) lackierst, solltest du den Boden ordentlich feucht machen, das hemmt Staub und Haarflug drastisch. (Man sollte dann natürlich aufpassen, wegen der etwaigen Rutschgefahr).
Wenn du das so machst, ist die kritische Phase eher die Trocknungsphase.
Dafür habe ich mir einen Trockenschrank gebaut, in dem ich die Werkstücke gleich nach dem Sprühen aufhänge und trocknen lasse.

[Sejconed]

Ich hab es befürchtet, dass die Riefen erst komplett rausgeschliffen werden müssen bevor ich weitermachen kann . Das Ergebnis sollte zwar nicht glänzend werden, aber auch bei dem seidenmatten Lack sieht man die Kratzer sehr gut. Den Originallack hatte ich auch nicht runtergeschliffen, sondern nur angeraut. Bei einer deckenden Lackierung kam mir das nicht verkehrt vor. Gleich alles runter zu nehmen und dann mit der Grundierung neu anfangen klingt wirklich erstmal ein bisschen abschreckend, aber ich werde es mal in Erwägung ziehen
Vielen Dank noch für den Tipp mit dem nassen Boden und dem Trocknungsschrank. Ich schaue mal was ich so da habe, womit ich so ein Schränkchen bauen könnte. Prinzipiell würde es doch ein mit Plastikfolie bespannter Rahmen tun, sofern man eine mit Filter versehene Öffnung für die entstehende Feuchtigkeit hinzufügt?

[Yaman]

Prinzipiell würde es doch ein mit Plastikfolie bespannter Rahmen tun, sofern man eine mit Filter versehene Öffnung für die entstehende Feuchtigkeit hinzufügt?

Ich habe mir so etwas aus einer Hülle für Gartenstühle gebaut. Relativ dicke Folie, günstiger Preis:

https://www.gitarrebassbau.de/viewtopic ... 75#p177770

[penfield]

Ordentliche Schleifspuren sieht man leider bei jedem Lack. Vielleicht kanns du ja den alten Lack noch ein wenig abschleifen und wirst die Riefen los, ohne durchzuschleifen. Dann könntest du den alten Lack als Untergrund für einen verträglichen Oberlack verwenden.
Ein Durschleifen solltest du besser vermeiden, da an Durchschliffstelle beim Überlackieren ganz seltsame Probleme auftreten können.
Wenn du durchschleifen solltest und Probleme beim ÜBerlackieren auftreten müsstest du wahrscheinlich den alten Lack komplett abtragen und neu lackieren.

Ich habe einen Stoffschrank und eine Hängegarderobe aus Schweden als Trockenhilfen zweckentfremdet.

[Sejconed]

Moin moin,
nicht dass noch jemand denkt, es würde nichts passieren. Zum einen sind Brückenplatte, E-Fachabdeckung und Halsplatte aus dem Laser gekommen. Es sieht meiner Meinung nach super aus, die Aussparung für den Pickup habe ich allerdings noch einmal unterschätzt. Er passt haargenau rein. Ein bisschen mehr Platz würde mir da ein wenig Gelassenheit geben, aber ich denke, dass das schon passen wird.
Ich hab mich von euren Trocknungsvorschlägen inspirieren lassen und es ist ein Stoffschrank günstiger Herkunft geworden
Für das Schleifen habe ich momentan leider nicht die notwendige Zeit und Ruhe, desshalb geht es nur schleppend voran. Die originale Lackschicht ist an diversen Stellen erreicht und es sind noch diverse Kratzer sichtbar, aber ich bin optimistisch, dass ich ein Durchschleifen vermeiden kann. In dem Sinne wünsche ich noch ein schönes Wochenende

[Simon]

Die Bridge find ich super!! Sowas sollte es zu kaufen geben

[Sejconed]

Die Bridge find ich super!! Sowas sollte es zu kaufen geben

Wer will kann die Cad-Dateien haben, das ganze für ne Rechtshänder zu spiegeln wird wohl auch nicht zu aufwändig werden
Ist aber fraglich, ob das lohnenswert ist. Mit "Ortsansässigkeitsbonus" hat mich Brücke, E-Fachdeckel und Halsplatte 40€ gekostet. Da kommen dann noch Saitenreiter, Schrauben und Federn dazu. Die übernehme ich ja einfach vom Original.

[Sejconed]

In der Zwischenzeit ging es nicht gerade spannend weiter, also war ich mal so frei Schleifen und Lackieren nicht näher zu dokumentieren. Damit werde ich auch nicht so wirklich warm. Eure Tipps zur Staubvermeidung haben jedenfalls ne Menge gebracht, danke dafür.
Nun habe ich mich an die Elektrik gewagt. Tone-Poti raus, Seriel-/Parallelumschaltung für den Bridge-PU wieder entfernt und dem Neck-PU spendiert. Hat eigentlich super funktioniert, bis ich das E-Fach zu machen wollte. Da fällt mir auf, dass ich den Gas-Lötkolben an einer Stelle falsch herum gehalten habe und die "Abgase" den Lack angesenkt haben
Auf der Rückseite hat sich dann noch ein beachtlicher Kratzer gezeigt, der mich auf eine unsaubere Arbeitsfläche hinweisen wollte
Ich habe nun auf der Vorderseite partiell abgeschliffen neuen Lack drauf gemacht. Die Rückseite hat ne komplette Lackschicht bekommen. Den Kratzer habe ich nur nicht richtig rausgeschliffen. Meine Motivation hatte es einfach nicht hergegeben
Mal schauen wie morgen das Ergebnis aussieht. Wenn es mich sehr stört reiße ich die Elektrik wieder raus und mache den Lack neu.

[Sejconed]

Soooo...
Endlich komme ich dazu mal wieder ein Lebenszeichen zu senden. Beruf und Familie haben etwas mehr Zuwendung bedarft, also ein kurzer Abriss der Ereignisse:
-Ich bin kein Freund des Lackierens geworden, also darf der Korpus so bleiben wie er ist. Die Rückseite sehe im Normalfall nichtmal ich und bei dieser Gitarre stört es mich auch nicht.
-Die Bridge ist nur so mäßig gut geworden, die Löcher zum durchfädeln der Saiten sind nicht bündig genug zu denen im Korpus. Aufbohren hat geholfen, aber das Aufziehen der Saiten ist trotzdem ein Krampf, da die Saiten irgendwo im Korpus hängen bleiben. Auch die Position der Saitenreiter ist nicht ganz so glücklich geworden wie erhofft. Obwohl ich die Maße der Originalbridge genommen hatte kommen die Saiten ziemlich weit unten raus, sodass die Schraube zum Einstellen der Intonation im Weg ist. Die Option kürzere Schrauben zu nehmen gibt es ja.
-Die Sattelkerbe für die H-Saite hatte ich noch zu tief gekerbt. Erst hatte ich versucht lediglich mit Sekundenkleber aufzufüllen, aber der ist nicht wirklich ausgehärtet, also musste doch ein bisschen Backpulver in die Mischung und jetzt geht es. Bin ganz zufrieden mit dem Ergebnis, nur beim Saitenwechsel sieht man das Weiße im Schwarzen Sattel.
Da jetzt eigentlich nur noch ein gescheites Setup auf der Liste steht hab ich mal nen Galerie-Thread aufgemacht:
https://www.gitarrebassbau.de/viewtopic.php?f=9&t=10411

[penfield]

Hauptsache ordentlich spielbar. Alles andere ist ja nicht so wichtig. Und ungenaue oder schiefe Bohrlöcher kannst Du auch bei einer gekauften haben...