1. Reparaturversuch: Rosa Blanca

Alles um einen alten Schatz aufzufrischen ... auch am Finish
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Winkl15
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1. Reparaturversuch: Rosa Blanca

#1

Beitrag von Winkl15 » 27.10.2021, 19:25

Vor gut einem Jahr schon hat mich ein Freund gebeten, seine Kremona Rosa Blanca zu inspizieren: "Sie schnarrt ganz ungemein!" (selbst für eine Flamenco ;))
Ich hab ihm damals gesagt, er soll zu einem Gitarrenbauer gehen, was er auch gemacht hat. Nur war die Diagnose die, dass da wohl eine Deckenleiste lose sei und sich eine Reparatur bei einem Modell dieser Preisklasse nicht auszahlen würde.
Diesen Sommer ist mein Freund dann nochmal zu mir gekommen und hat gemeint, er halte es nicht mehr aus, so macht es einfach keinen Spaß mehr, sie zu spielen. Und seitdem liegt sie also bei mir. Ich hab mich bisher nicht getraut da was zu machen, zumal ich sicher war, dass ich den Boden abnehmen muss. Durch das kleine Schallloch komm' ich mit der Hand zwar hinein, aber die Fächerleisten, wo ich den Übeltäter vermute, sind mehr oder weniger außerhalb meiner Reichweite. Dazu kommt, dass offenbar eine Art pva-Leim verwendet wurde und ich die alten Leimreste im geschlossenen Zustand wohl kaum sauber weg bekomme.
Der Steg hebt sich auch ein wenig von der Decke, ist aber nicht die Ursache fürs Schnarren, das offenbar im Sommer schlimmer ist, als im Winter. (Was Luftfeuchtigkeitstechnisch ja Sinn macht, oder?)

Naja, jetzt habe ich mich jedenfalls endlich ans Herz gefasst und angefangen das Binding zu entfernen. Nicht zuletzt mit dem Hintergedanken, dass ich hier im Forum notfalls Hilfe bekomme. (Bitte! :)) Würde das Binding gern erhalten, wenn irgend möglich, weil es aus Holz und wahrscheinlich ind. Palisander ist. Davon hab ich nix da.

Bin in einer halben Stunde noch nicht sehr weit gekommen, aber mit Lötkolben, nassem Tüchlein und Miniziehklinge scheint es zu funktionieren...
Wenn irgendjemand Tips und/ oder Einwände gegen mein Vorgehen hat, bitte her damit! :)

schönen Abend Euch,
Lukas
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liebe Grüße,
Lukas

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Re: 1. Reparaturversuch: Rose Blanca

#2

Beitrag von Gerhard » 27.10.2021, 19:32

Bevor du weitermachst - hast du mal mit einem Spiegel und Licht reingeschaut, ob da wirklich was lose ist? Nur um die Diagnose zu überprüfen. Wäre doch schade, wenn der Boden ab ist und da garnichts zu leimen ist. Decke abklopfen hilft auch schonmal fürs erste.
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Re: 1. Reparaturversuch: Rose Blanca

#3

Beitrag von jhg » 27.10.2021, 20:03

Man kann auch schon mal mit etwas Druck auf die Decke hören, ob was "knistert" - wenn ja, dann ist meistens ein Balken lose. Ruhig ein bisschen beherzt mal drücken ...
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Re: 1. Reparaturversuch: Rose Blanca

#4

Beitrag von Winkl15 » 27.10.2021, 20:05

Ja, ich habs zumindest versucht. Mit Handy, Spiegel, Taschenlampe etc. Dort, wo ich hinsehen konnte, hab ich nichts bemerken können. Bin aber nicht bis an die Leistenenden gekommen.
Beklopft habe ich sie auch, offen und mit Hand auf der Decke, Daumen und Zeigefinger gespreizt. Da bilde ich mir ein, was bemerkt zu haben auf der Bassseite. Sicher bin ich mir aber nicht.
Ehrlicherweise stütze ich mich hauptsächlich auf die Diagnose des Gitarrenbauers und das Ausschlussverfahren: Mir fällt nicht ein, was es sonst sein könnte. Mechaniken sinds nicht, Saiten/ Bünde und Steg auch nicht...

EDIT: @jhg
Das "beherztere" Drücken hats gebracht! Da hats ordentlich geknistert! :oops: Und dort, wo ich schon vermutet habe. Das hintere Ende der äußersten Fächerleiste auf der Bassseite.

... nur seh' ich noch immer nichts.

Edit2:
Habe mich gestern Abend noch länger damit Beschäftigt, die Ursache des Knisterns irgendwie auch sehen zu können. Ohne Erfolg. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass die Leimschnur/ der Restleim entlang der Leisten nicht entfernt wurde und daher der etwaige Spalt verdeckt ist?
Hm... Der Besitzer meint, im gegenwärtigen Zustand würde er die Gitarre sowieso nicht mehr spielen und schlimmer könnte ich es also auch nicht machen...
liebe Grüße,
Lukas

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Re: 1. Reparaturversuch: Rosa Blanca

#5

Beitrag von Gelöschter Benutzer » 31.10.2021, 09:00

Ich hab mir vor ein paar Jahren bei Zgonz diesen unheimlich praktischen Teleskopspiegel mit LED Licht geholt. Das Ding ist einfach goldwert!

https://www.zgonc.at/at/pd/LED-Teleskop ... el_p_32235

Gitarrenbauer hin oder her, Ich würde auf jeden Fall(!!!) auch erst nachsehen welcher Balken (und ob überhaupt) locker ist, bevor ich da weitermache.

Der Steg sieht für mich nicht so aus als bestünde da schon Handlungsbedarf.

Randeinlage abnehmen ist nicht so einfach. Zuerst den Lack genau an der Leimfuge (Decke, Zargen) mit einem Skalpell einritzen. Ich würde auch eine (bzw zwei) dünne Rasierklingen verwenden. Ziehklinge ist zu dick. Wärme hilft immer (vorsichtigst mit dem Heißluftfön oder notfalls sogar mit dem Haarfön erwärmen und aufpassen, dass du den Lack nicht verbrennst). Wenn du die Rasierklinge zwischen Randeinlage und Korpus steckst, kannst du mit einem kleinen Pinsel auch etwas Spiritus auf die Klinge träufeln, sodass er über die Klinge in die Fuge läuft. Nicht zuviel, besonders wenn es Spirituslack ist!,...was ich in dem Fall aber nicht glaube. Du kannst auch versuchen nur die Rasierklinge zu erwärmen (Mit dem Heißluftföhn das Ende erhitzen welches heraussteht, während die Klinge in Position ist). Du kannst die Klinge dann natürlich nicht mit der bloßen Hand anfassen.

Ich muss dich auch vorwarnen. Wenn du den Boden abgenommen hast, wird sich der Zargenkranz ziemlich sicher auf die eine oder andere Art verformen und du wirst den Boden und die Randeinlage später vermutlich nicht 100%ig dort hinbringen, wo sie vorher waren. Es ist immer eine gute Idee den Zargenkranz zu fixieren, bevor man den Boden abnimmt aber das ist sehr aufwändig und ich selbst mache es nur bei sehr wertvollen Instrumentn. Im Regelfall kann man alles schon irgendwie hindrücken, aber aufs 10tel genau wird es nicht mehr und wenn du die Gitarre nachher nicht neu lackierst, wird man den Eingriff auch immer sehen.

Gruß
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Re: 1. Reparaturversuch: Rosa Blanca

#6

Beitrag von Winkl15 » 31.10.2021, 13:00

Vielen Dank, Lumael, für die Tips!

Habe noch nichts weiter invasives unternommen, weil notorisch verunsichert. (bis auf den kurzen Macher-Anfall am Abend der Themeneröffnung)
Da ich keinen Teleskopspiegel besitze hab ich mir behelfsmäßig einen kleinen Handspiegel an ein Stück gebogenes Binding geklebt - damit habe ich auch einen ganz passablen Blick auf die Leisten werfen können. Licht via mein (not-so) Smartphone. - nichts weiter verdächtiges gesehn. Auch mit Fühlerlehren (.1 - .2) hab ich schon getastet, ohne Erfolge, irgendwo drunter zu rutschen.
Der Lack ist, wie du vermutest, kein Spirituslack, mE auch kein Nitro (der Art einiger Macken nach zu urteilen), sondern wohl eine Art Acryllack. Wobei das ein mehr oder weniger "educated guess" ist. Dass ich die Reparatur unsichtbar schaffen könnte, damit rechne ich garnicht und habe das auch so dem Besitzer der Gitarre klar gemacht. Mehrmals.

Ich habe auch schon erwägt, dass es vielleicht doch etwas ganz anderes sein könnte. Aber die Decke sieht solide aus, Bodenleisten scheinen zu sitzen. Die (soliden) Reifchen schließen teilweise nicht ganz sauber - z.B. an der hinteren Bodenleiste, wo offenbardie Einlassung in den Zargenkranz ein bisschen zu flach ausgearbeitet wurde. Aber das Ausmaß scheint mir unproblematisch zu sein, zumal das Binding an der Stelle nicht lose ist. Es gibt einen kleinen Spalt zwischen Binding und Decke, wo auch der Lack eingerissen ist, undzwar (wo sonst?) an der Taille. (am Mittelbug? - welcher Ausdruck ist da eigentlich korrekt?) Aber auch das kann doch nichts mit dem Geschnarre zu tun haben, oder?
Einzig beim gemäßigten aber beherzten Pressen auf die Decke, wie JHG vorgeschlagen hat, habe ich einen recht ordentlichen Knackser/ Knistern vernehmen können. Seither konnte ich das jedoch nicht reproduzieren.
Angespielt und neu Bespannt etc habe ich die Gitarre freilich auch, obwohl meine Golpes und Rasgueados zu wünschen übrig lassen :lol:

Kurz, ich bin einfach ratlos und hätte die Gitarre erst gar nicht angerührt, würde mich nicht der Besitzer jedes mal wenn ich mit ihm rede ermuntern, es einfach zu probieren.
Das Stück der Randeinlagen, das ich schon gelöst habe (siehe Fotos) ging eigentlich ganz gut. Aber es stimmt wohl, dass ich meine Hoffnungen, das Binding zu erhalten nicht erfüllen werden kann, aus den von dir genannten Gründen (Verformung des Zargenkranzes). Selbst wenn ich es völlig unbeschädigt runter bekomme. Was ja schonmal sehr unwahrscheinlich ist.

lG
liebe Grüße,
Lukas

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Re: 1. Reparaturversuch: Rosa Blanca

#7

Beitrag von capricky » 02.11.2021, 12:41

Bei Schnarrproblemen an der händisch nicht zu erreichender Beleistung von Gitarren dieser Preisklasse, ziehe ich Weißleim/Titebond auf eine Spritze und "schiesse" ihn in die Richtung der vermuteten Störquelle. Es darf auch ein bißchen mehr sein. Die Schwerkraft ist unser Freund, also die Gitarre anschließend so hinstellen, dass der Leim in die "richtige" Richtung fließt. Nach ein paar Minuten vielleicht noch soweit wie man durch das Schallloch kommt, mit einem Lappen nachwischen. Bisher hatte ich mit dieser Methode 100% Erfolg! 8)

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Re: 1. Reparaturversuch: Rosa Blanca

#8

Beitrag von Winkl15 » 02.11.2021, 15:02

:D ok, einen Versuch ists sicher wert, Danke!
Verdünnst du den Leim oder schießt du pur?
liebe Grüße,
Lukas

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Re: 1. Reparaturversuch: Rosa Blanca

#9

Beitrag von capricky » 02.11.2021, 16:32

Winkl15 hat geschrieben:
02.11.2021, 15:02
:D ok, einen Versuch ists sicher wert, Danke!
Verdünnst du den Leim oder schießt du pur?
Kommt auf den verwendeten Kanülendurchmesser an, dann verdünne ich schon mal.
Meistens nehme ich dafür aber großkalibrige Kanülen! 8)

capricky

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