Seite 1 von 1

Sattelkerben kerben

Verfasst: 27.09.2019, 11:45
von Rallinger
Nachdem meine letzten Instrumente alle Nullbünde haben und Bässe sind seh ich mich gerade zum ersten Mal in der Situation, einen Gitarrensattel zu kerben. Es ist ein vorgekerbter Graphtec Black Tusq mit einer vorgelagerten "Haifisch" Kompensation aus POM.

Nun greift man ja zum Prüfen der Sattelkerben-Tiefe die Saite im dritten Bund und misst dann den Abstand am ersten Bund. Aber wie tief runter geht man hier erfahrungsgemäß?

Ich hab z.B. gerade die tiefe E-Saite gekerbt, bin am 1. Bund laut Fühlerlehre bei 0,5mm und nix schnarrt. Vom Gefühl her könnte ich noch tiefer gehen (mach allerdings frühestens wenn alle Schlitze gekerbt sind), aber ich will das Dingens nicht ruinieren.

Wie tief geht ihr? Wie flach ist flach genug? Gibt es sonstige Tricks und Kniffe, die mir hier weiterhelfen könnten?

Danke schon mal!

Re: Sattelkerben kerben

Verfasst: 27.09.2019, 12:10
von micha70
Rallinger hat geschrieben:
27.09.2019, 11:45
Ich hab z.B. gerade die tiefe E-Saite gekerbt, bin am 1. Bund laut Fühlerlehre bei 0,5mm und nix schnarrt. Vom Gefühl her könnte ich noch tiefer gehen (mach allerdings frühestens wenn alle Schlitze gekerbt sind), aber ich will das Dingens nicht ruinieren.
Meinst Du 0,5 oder 0,05 zwischen Bundoberfläche und Saitenunterkante? Ich greif immer nach dem 2. Bundstäbchen und wenn ich am 1. Bundstäbchen gerade noch einen Lichtspalt sehe und es leise "Tick" macht wenn ich die Saite auf den Bund tippe, dann ist gut. Dazu muss der Rest vom Hals aber auch passen wovon ich ausgehe.

Für die Annäherung der Kerbe lege ich eine Cutterklinge die ich auf die Bünde 1/2/3 und reiße den Sattel mit der Klingenspitze an. Die Kerbe darf in keinem Fall tiefer sein. Das ist sozusagen die Deadline ;)
IMG_2655.JPG
LG
Micha

Re: Sattelkerben kerben

Verfasst: 27.09.2019, 12:23
von ugrosche
Ich greife auch hinter dem 2. Bund und feile so lange, bis ich ein Papierstreifen unter dem ersten Bund nicht mehr ohne "hängenbleiben" durchschieben kann. Dabei nehme ich etwas dickeres Papier oder 1 x gefaltenes.

Re: Sattelkerben kerben

Verfasst: 27.09.2019, 12:28
von Rallinger
micha70 hat geschrieben:
27.09.2019, 12:10
Meinst Du 0,5 oder 0,05 zwischen Bundoberfläche und Saitenunterkante?
Ich krieg beim Greifen im 3. Bund die Fühlerlehre mit 0,5mm gerade eben so zwischen 1. Bund und Saite geschoben. Spielt sich schon ganz angenehm, aber ich glaub da geht noch mehr. Für's Erste werde ich es aber heute mal gut sein lassen. Ich denk ich werde dem ganzen System erstmal einen Tag Zeit geben um sich zu setzen und an den Saitenzug zu gewöhnen.

Re: Sattelkerben kerben

Verfasst: 27.09.2019, 13:39
von Poldi
Da geht auf jeden Fall mehr...
Grundvoraussetzung dafür ist aber ein ein gut eigestellter Hals und aufgezogene, gestimmte Saiten.
Du kannst an der e-Saite einen Abstand von knapp einem Zehntel einstellen.
An der E-Saite sind 0,5 mm i.O.
Aber immer schön langsam rantasten.

Re: Sattelkerben kerben

Verfasst: 27.09.2019, 13:45
von micha70
Denk auch, dass das kein Fehler ist. Wäre nur schade, durch eine zu hohe Saitenlage am I. und der daraus resultierenden höheren Kräfte zum Greifen, sich die mühevolle Kompensation vom Sattel zu verderben.

Re: Sattelkerben kerben

Verfasst: 27.09.2019, 16:58
von capricky
Jede Gitarre verhält sich schwingungstechnisch anders, damit ist speziell die Reaktion, der Einschwingvorgang kurz nach dem Anschlag gemeint. Und dieser Anschlag ist eben sehr vielfältig und unterschiedlich je nach Anschlagsrichtung, Anschlagsort, Saitentyp, Saitenstärke, Plektrum usw. Selbst die Zahl der Pickups und die Stärke der Magnete spielen eine Rolle für die Schwingungsebenen, die die Saite nach dem Anschlag durchwandert. All das nimmt Einfluss ob und wann eine Leersaite (meist tiefe E-Saite und A-Saite) auf den ersten Bünden hinter dem Sattel schnarrt. Man kann einen sicheren Mindestabstand zum 1. Bund angegeben, aber an das was wirklich geht, muss man sich vorsichtig mit der Sattelfeile herantasten und zwar bei aufgezogenen Saiten "vor Ort".
Da lauert dann auch gleich die erste Fehlerquelle - wenn man bei frisch aufgezogenen Saiten vergißt den "Auflagebuckel" an Sattel und Steg herauszumassieren und herauszudehnen, schnarrt es demnächst, wenn die Saite nach einigen Stunden der Bespielung dann die entgültige Lage eingenommen hat.
Sattelkerben ist ein Erfahrungsding, man muss es durch viele Wiederholungen machen...
... man braucht dazu auch keine Fühllehren, man sollte es sehen und fühlen. Wenn man aber was hört, war es zu viel! :badgrin:

capricky

Re: Sattelkerben kerben

Verfasst: 27.09.2019, 17:33
von kehrdesign
Um eine Orientierung zu haben nutze ich die „Halbe-Bleistift-Methode“:
Also ein längs halbierter Bleistift (Spitze und Schnittfläche exakt auf einer Ebene) wird auf die Bünde aufgelegt und an der Vorderseite des Sattels mit der Minenspitze ein Strich gezogen. Bei einer ungefähren Strichstärke von 3 ... 4 Zehntelmillimetern feile ich die Kerben zunächst so weit, dass der Strich noch nicht berührt wird.
Bei ungfähr eingestellter Bridgehöhe liegt dann der Spalt zwischen aufgezogener (und vorgeknickter) Saite und erstem Bund bei ca. 3 ... 4 Zehntelmillimeter. Das ist für mich ein guter Anfangswert, den ich meist auch nicht mehr wesentlich ändere.

Es schadet überhaupt nichts, dass die Kerbe nicht bis zur Ebene der Bundkronen reicht, ganz im Gegenteil. Die Saiten über der Sattelkante nicht vorzuknicken ist aber kontraproduktiv, da man dazu neigt die Kerben zu tief zu feilen. Das Ergebnis ist dann nach einiger Spielzeit nicht nur ein Schnarren auf den Bünden, ich musste bei zwei Gitarren auch die Maße für die Sattelkompensation völlig neu ermitteln, bis ich das begriffen hatte.

Re: Sattelkerben kerben

Verfasst: 27.09.2019, 22:53
von wasduwolle
Ich hab das die letzten Male mit dem Stimmgerät gemacht, Saite gestimmt, Saite am ersten Bund gedrrückt, wenn zu hoch, muss die Kerbe noch tiefer. Langsam rantasten. Mit dem Ergebnis, dass beim guten Capo am ersten Bund nicht nachgestimmt werden muss.
Grüsse
Wasduwolle

Re: Sattelkerben kerben

Verfasst: 01.10.2019, 16:53
von Niko1909
capricky hat geschrieben:
27.09.2019, 16:58
Jede Gitarre verhält sich schwingungstechnisch anders, damit ist speziell die Reaktion, der Einschwingvorgang kurz nach dem Anschlag gemeint. Und dieser Anschlag ist eben sehr vielfältig und unterschiedlich je nach Anschlagsrichtung, Anschlagsort, Saitentyp, Saitenstärke, Plektrum usw. Selbst die Zahl der Pickups und die Stärke der Magnete spielen eine Rolle für die Schwingungsebenen, die die Saite nach dem Anschlag durchwandert. All das nimmt Einfluss ob und wann eine Leersaite (meist tiefe E-Saite und A-Saite) auf den ersten Bünden hinter dem Sattel schnarrt. Man kann einen sicheren Mindestabstand zum 1. Bund angegeben, aber an das was wirklich geht, muss man sich vorsichtig mit der Sattelfeile herantasten und zwar bei aufgezogenen Saiten "vor Ort".
Da lauert dann auch gleich die erste Fehlerquelle - wenn man bei frisch aufgezogenen Saiten vergißt den "Auflagebuckel" an Sattel und Steg herauszumassieren und herauszudehnen, schnarrt es demnächst, wenn die Saite nach einigen Stunden der Bespielung dann die entgültige Lage eingenommen hat.
Sattelkerben ist ein Erfahrungsding, man muss es durch viele Wiederholungen machen...
... man braucht dazu auch keine Fühllehren, man sollte es sehen und fühlen. Wenn man aber was hört, war es zu viel! :badgrin:

capricky
Ernsthaft.... nach Stunden des Spiels erst? Auweia. Ich hab mehr als viel zu lernen.

Re: Sattelkerben kerben

Verfasst: 03.10.2019, 06:55
von Gelöschter Benutzer
Es ist von Gitarre zu Gitarre individuell, je nach dem wie stark das ganze System resoniert (wie steif der Hals ist, wie sehr die Decke mitschwingt, wie flexibel die Saiten sind), kann man bei manchen Gitarren extrem weit runter, bei anderen wiederum nicht. ein 10tel kann da schon den Unterschied zwischen schnarren und nicht schnarren ausmachen. Grundvoraussetzung für das Setup am Sattel ist aber, wie schon erwähnt wurde, eine ansonsten eingestellte Gitarre (Saitenlage, Halskrümmung, Stimmung). Mehrere Stunden des Einspiels halte ich für etwas übertrieben. Einfach die Saiten aufziehen und beim ersten Stimmen ordentlich vorspannen. Wenn die Saiten dann ihre Stimmung halten, passt das im Regelfall auch mit dem Spannungsbuckel am Sattel. Ich mach das immer so, dass ich den Hals etwas "Überstrecke" also fast gerade einstelle (so, dass es nicht überall scheppert, wenn man sanft anschlägt) Dann arbeite ich mich, Strich für Strich, an den Kerben runter (musst die Saite nicht immer lockern,...einfach aus der Kerbe heben) Wenn ich einen Strich zu tief komme (was nicht das Ziel ist!!!), reicht das Einstellen des Halses auf die optimale Krümmung meist aus, um am Sattel wieder genug Höhe zu gewinnen. Anderenfalls feilst du so, dass es grad nicht scheppert, stellst die richtige Krümmung ein und hast dann im Regelfall eine vernünftige Höhe am Sattel. Trotzdem, wie schon gesagt wurde, ist es auch sehr vom Spiel abhängig. Wenn du in die Saiten drischt, wie ein Berserker, wirst du am Sattel etwas mehr Platz brauchen.

beste Grüsse!

Re: Sattelkerben kerben

Verfasst: 03.10.2019, 09:54
von capricky
Lumael hat geschrieben:
03.10.2019, 06:55
Mehrere Stunden des Einspiels halte ich für etwas übertrieben. Einfach die Saiten aufziehen und beim ersten Stimmen ordentlich vorspannen. Wenn die Saiten dann ihre Stimmung halten, passt das im Regelfall auch mit dem Spannungsbuckel am Sattel.
Mehrere Stunden des Einspiels hatte auch niemand gefordert, Dehnen und Buckeldrücken als Prävention wurde angesagt!
Speziell "Buckeldrücken", besonders bei E-,A-, und G-Saite an Sattel und Steg wird in seiner scheinbaren Banalität wohl allgemein unterschätzt, ist aber der Schlüssel für erfolgreiches, schnelles und nachhaltiges Stimmen bei neuen Saiten. Habe gestern erst wieder bei 15 neuen Instrumenten ein komplettes setup gemacht...inerhalb von zwei Stunden. 8) Nee, Spass macht das nicht! :cry:

capricky

Re: Sattelkerben kerben

Verfasst: 03.10.2019, 12:35
von Gelöschter Benutzer
Ich arbeite in einem Musikgeschäft in Wien, wo ich Servicearbeiten, Reparaturen etc. mache. Ein komplettes setup in 8 Minuten bekomme ich nicht hin. Wenn ich Sattel, Stegeinlage und Stellstab halbwegs vernünftig einstellen muss, benötige ich etwa 15 bis 20 Minuten...also mit Auspacken, Einpacken, Karton beschriften und Einschlichten.

Re: Sattelkerben kerben

Verfasst: 05.10.2019, 18:25
von hatta
Lumael hat geschrieben:
03.10.2019, 12:35
Ich arbeite in einem Musikgeschäft in Wien, wo ich Servicearbeiten, Reparaturen etc. mache. Ein komplettes setup in 8 Minuten bekomme ich nicht hin. Wenn ich Sattel, Stegeinlage und Stellstab halbwegs vernünftig einstellen muss, benötige ich etwa 15 bis 20 Minuten...also mit Auspacken, Einpacken, Karton beschriften und Einschlichten.
Ist damit das große Musikgeschäft mit "klangvollem" Name gemeint?

Re: Sattelkerben kerben

Verfasst: 05.10.2019, 19:36
von Gelöschter Benutzer
hatta hat geschrieben:
05.10.2019, 18:25
Ist damit das große Musikgeschäft mit "klangvollem" Name gemeint?
....nein, das etwas kleinere mit dem musikalischen Namen :D

Re: Sattelkerben kerben

Verfasst: 05.10.2019, 22:56
von Drifter
Lumael hat geschrieben:
05.10.2019, 19:36
hatta hat geschrieben:
05.10.2019, 18:25
Ist damit das große Musikgeschäft mit "klangvollem" Name gemeint?
....nein, das etwas kleinere mit dem musikalischen Namen :D
Ich steh auf der Leitung....

lG

Norbert

Re: Sattelkerben kerben

Verfasst: 06.10.2019, 16:43
von Niko1909
Lumael hat geschrieben:
03.10.2019, 12:35
Ich arbeite in einem Musikgeschäft in Wien, wo ich Servicearbeiten, Reparaturen etc. mache. Ein komplettes setup in 8 Minuten bekomme ich nicht hin. Wenn ich Sattel, Stegeinlage und Stellstab halbwegs vernünftig einstellen muss, benötige ich etwa 15 bis 20 Minuten...also mit Auspacken, Einpacken, Karton beschriften und Einschlichten.
Und für eine optimale Einstellung? - Klar, natürlich sehr davon abhängig wieviel verändert werden muss... aber ich finde 5-10min schon krass (wenn ich annehme das von Deinen genannten 15-20 die Packerei und das beschriften sicher auch mehr als 5min in Anspruch nehmen).
Ich denke eine grobe Einstellung braucht bei mir 5-15min.... Eine "perfekte" so 20min bis 1h.
(und die Patienten die noch Sattelkerben tiefer brauchen oder Bünde nach-leveln sind natürlich nochmal ne andere Hausnummer)

Re: Sattelkerben kerben

Verfasst: 07.10.2019, 07:47
von Gelöschter Benutzer
Niko1909 hat geschrieben:
06.10.2019, 16:43
Und für eine optimale Einstellung? - Klar, natürlich sehr davon abhängig wieviel verändert werden muss... aber ich finde 5-10min schon krass (wenn ich annehme das von Deinen genannten 15-20 die Packerei und das beschriften sicher auch mehr als 5min in Anspruch nehmen).
Ich denke eine grobe Einstellung braucht bei mir 5-15min.... Eine "perfekte" so 20min bis 1h.
(und die Patienten die noch Sattelkerben tiefer brauchen oder Bünde nach-leveln sind natürlich nochmal ne andere Hausnummer)
Da geht es jetzt nur um frisch gelieferte Instrumente und das Packen und Beschriften dauert keine 5min. Es ist so der Schnitt,...bei manchen ist weniger zu tun, die sind dann schneller fertig, manche benötigen etwas mehr Arbeit. Du musst bedenken, dass es sich hier um neue Instrumente aus der mittleren/unteren Preisklasse handelt,...im Regelfall gibt es keine bösen Überraschungen und alle lassen sich halbwegs vernünftig einstellen. Ich versuche aber, im Rahmen des möglichen und natürlich auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten, das Optimum heraus zu holen. Ich kann mir bei einem (zum Beispiel) 270 Euro Instrument nicht eine Stunde Zeit für das setup nehmen. Bei den meisten Instrumenten bis zu einer bestimmten Preisklasse sind, von Hersteller Seite, die Bünde nicht optimal (vorsichtig ausgedrückt) abgerichtet und schon da, stößt man an gewisse Grenzen. Im Endeffekt ist es kein "top highend setup" (wie es bei einer handgebauten oder einem hochpreisigen Instrument der Fall wäre) aber nachher surrt und scheppert nichts, alle lassen sich gut bespielen und die Saitenlagen liegen im Standardbereich.

Es gibt wohl immer wieder "Kunden", die ins Geschäft kommen um Instrumente anzutesten und sich nachher das Wunschobjekt (welches sich bei uns so gut spielen lies) beim großen "T" bestellen. Dann ist die Enttäuschung groß, wenn die frisch ausgepackte (und vlt. 15 Euro billigere) Gitarre praktisch kein setup hat.

Re: Sattelkerben kerben

Verfasst: 07.10.2019, 15:17
von Niko1909
Ja, so dachte ich mir das. Letztens hatte ich mal eine Squier Affinity auf demm Tisch bei der ohne einen kompletten "Fret-Job" allerdings gar nix ging. Das war gelinde gesagt eine Frechheit...