Hals: Gerade oder Frontbow? Kurvendiskussion

Einstellung des Instrumentes: Optimaler Saitenabstand, Bundreinheit usw.
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Re: Hals: Gerade oder Frontbow? Kurvendiskussion

#51

Beitrag von MiLe » 06.05.2017, 16:56

So - meine "ultimative" Fotoreihe :lol:

1. Bild: 100er Saite 25 Hz
25Hz-1920.JPG
2. Bild: 100er Saite 25. Hz mittig gegriffen (50 Hz)
25Hz 12. 1920.JPG
3. Bild: 100er Saite 44 Hz.
44 Hz 1920.JPG
Aufgrund gezielter Überbelichtung (angestrahlt und 4 Sekunden vor dunklem Hintergrund) sieht das fast aus wie eine Röntgenaufnahme, dafür sind die Auslenkungsgrenzen der Saite sehr gut und scharf zu erkennen. Die Bilder hier sind natürlich für's Forum verkinert, die Originale sind 5500 Pixel breit. Der Bass war dabei auf einer stabilen Unterlage festgezwungen, als Beweis erkennt man auf den Originalen jedes einzelne Stauborn in der Fokus-Ebene und auch die Umwicklung an den Auslenkungsgenzen messerscharf.

Leider zickt momentan mein altes CorelDraw unter Windows10 und stürzt jedes Mal beim importieren eines .jpg ab :cry:
Ich würde gerne versuchen/sehen, welche Outline-Kurvenform sich bildet und mit dieser dann die Zeichnung aus dem 1. Post neu aufbauen.
Im schlimmsten Fall muss ich bis Montag warten, auf meinem Firmenrechner funktioniertie Kombi Win10/Corel seltsamerweise (think)

Zumindest soweit ich es bisher erkennen kann, ist die Kurvenform an sich bei 44 Hz nicht anders als bei 25 Hz, nur eben wie erwartet ausgepräter. Auch bei hablierter Saitenlänge ändert sich scheinbar an der generellen Kurvenform nichts, sie wird nur flacher und natürlich kürzer. Also eigentlich ideale Voraussetzungen für das Modell.
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Hals: Gerade oder Frontbow? Kurvendiskussion

#52

Beitrag von MiLe » 06.05.2017, 18:24

Nachtrag: Ich hab' neben Corel ja auch noch Inkscape. Wenn man da einen genügend großen Kreis an die Outline der Saite anlegt, deckt sich das Ganze perfekt, bis auf die 1-2 cm an den Saitenenden.

Für mich bedeutet das: Die Hüllkurve der schwingenden Saite ist tatsächlich wie ursprünglich angenommen ein Kreissegment.
Auch die Annahme der Skalierung hält dieser Art der Überprüfung stand: Bei einer Halbierung der schwingenden Länge halbiert sich ebenfalls die Dicke der Kurve in der Mitte.
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Hals: Gerade oder Frontbow? Kurvendiskussion

#53

Beitrag von MiLe » 06.05.2017, 18:37

Aufgrund der obigen Erkenntnisse habe ich die Zeichnung nochmal neu aufgebaut und dieses Mal hoffentlich etwas klarer konzipiert (think)

Rote Linie: Griffbrett (mit Bundierung)
Grüne Linie: Mittelachse der Saite 0. Bund in Ruhe
Blau: Hüllkurve der Saite 0. Bund angeschlagen

Ich habe versucht, 3 Griffbrett-Geometrien darzustellen:

1. Pfeilgerades GB
2. Moderater Frontbow, der in etwa der Hüllkurve der ungegriffenen Saite entspricht
3. Starker Frontbow, deutlich kleinerer Radius als die Hüllkurve der ungegriffenen Saite
Griffbrett-Frontbow.jpg
Die Saitenlage entspricht dem Raum zwischen roter und grüner Linie. Relevant ist das natürlich nur bis max. zum 24. Bund.
Zur besseren Erennbarkeit die Saitenlage nochmal orange hervorgehoben:
Saitenlage Halskrümmung.jpg
Für mich sieht es also immer noch so aus, als ob selbst beim unendlich steifen und konstanten Hals ein gerades Griffbrett eben nicht das Optimum für eine möglichst niedrige durchschnittlie Saitenlage darstellt.
Bezogen auf eine reale Gitarre bedeutet dies, dass ein leichter Frontbow eben nicht nur benötigt wird, um jedwede kurz- oder längerfristigen Zappeleien der Kopnstruktion zu kompensieren, sondern auch schon ohne diese "Nebenfunktion" einen Sinn im Bezug auf die Saitenlage ergibt.

Anhand der unteren Grafik erkennt man aber auch, dass es kontraproduktiv ist, es mit dem Frontbow zu übertreiben, dann wird die Saitenlage wieder höher als nötig.
Das würde aber auch bedeuten, dass der Frontbow idealerweise um so stärker sein sollte, je heftiger man anschlägt oder je tiefer die Stimmung ist. Es würde auch bedeuten, dass die tiefe Saite im Idealfall einen stärkeren Frontbow unter sich hat als die hohe Saite (think)
Ein Holzhals mit Trussrod ist da wahrscheinlich aber überfordert ;)

Die minimale Saitenlage am 12. Bund errechnet sich:
(Schwingungsamplitude Leersaite am 12. Bund - Dicke Saite) /2

Beispiel: meine 046er E-Saite (1,16 mm) lenkt bei starkem Anschlag insgesamt 4,3 mm aus = Hüllkurvendurchmesser.
(4,3-1,16)/2 = +/- 1,57 mm
0,10er e-Saite (0,25 mm): Auslenkung bei starkem Anschlag ingesamt: 1,8 mm
1,8-0,25/2 = +/- 0,775 mm

Wenn ich die Halskrümmung anliegend an die Hüllkurve der leeren Saite anlege ist zwar die Saitenlage der Leersaite optimal, allerdings kollodieren dann die Hüllkurven der gegriffenen Saiten mit zunehmend höherer Lage zunehmend mit den Bünden.
Das wäre dann am 8. Bund ca. 0,6x Amplitude max = 0,94 bzw. 0,47 mm Durchbiegung zwischen 1. und 24. Bund. Das ist also auch wieder etwas zu viel.

Theoretisch muss also die Durchbiegung des Halses einen etwas größeren Radius aufweisen als die Hüllkurve der leer schwingenden Saite. Da kommen wir mir den 0,3 mm am 8. Bund, wenn die Saite am 1. und 22/24. Bund aufliegt, schon ziemlich in die Nähe.


Für das Aufspüren und Mitteilen von Denkfehlern wäre ich dankbar, denn so 100% traue ich meiner eigenen Logik dann auch wieder nicht (think)
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Hals: Gerade oder Frontbow? Kurvendiskussion

#54

Beitrag von MiLe » 06.05.2017, 21:52

kehrdesign hat geschrieben:
06.05.2017, 13:53
MiLe hat geschrieben:
06.05.2017, 13:19
Die Schwingungskurve wahrscheinlich weniger als die Halskrümmung. ...
Da habe ich meine Zweifel:
falls der Hals sich in irgend eine Richtung durch statische Belastung durchzubiegen scheint, ist der Grund nach meiner Beobachtung in der Regel am Halsfuß-Body-Übergang, oder beim Body selbst (Akustik-) zu suchen. Bei 'ner ordentlich starren Verbindung (übrigens egal ob geschraubt oder geleimt) muss man schon drücken wie'n Ochse um bei einer E-Gitarre 'ne Abweichung gegenüber einem Stahllineal erkennen zu können, zumindest in der Griffbrett-Ebene. Das sind zumindest meine Beobachtungen.
Test mit der Carbonita - recht fetter, durchgehender 5streifiger Ahorn-Wenge-Hals:
Hals waagerecht frei schwebend in Relation zu unter dem Sattel leicht angehoben: -11 Cent - also noch deutlich mehr als bei der Akustik :shock:
Strat-Kopie, Schraubhals Ahorn einteilig: Ebenfalls -11 Cent :shock: :shock:
Ibanez SR mit 5teiligem geschraubten Ahorn-Nuss-Hals: -23 Cent :shock: :shock: :shock:

Das wird ja immer doller :lol:
Beim Bass ist klar - längerer Hebel und mehr Gewicht als bei der Akustik.
Erstaunt bin ich von der Gleichheit Maple-Walnut und Strat-Kopie, da hätte ich erstere wesentlich steifer eingeschätzt. Obwohl - da fällt mir ein, dass bei der der Truss momentan nur ganz locker auf Kontakt ist, während er bei der Strat scho voll im Einsatz ist. Das könnte die Gleichheit trotz der unterschiedlichen Konstruktionen erklären (think)
Aufgrund der Konstruktion fällt aber der Übergang Hals-Korpus aus meiner Sucht hier erst Recht flach (das ist wohl der robusteste und biegesteifste Teil des Halses) , weswegen ich weiterhin den oberen/mittleren Bereich des Halses selbst im Verdacht habe.
Der "Vorteil" der Akustik in diesem Vergleich dürfte am ehesten in der geringeren Body-Masse begründet liegen. Hier muss weniger Gewicht gehoben werden, daher weniger Vorbiegung.
Schade dass auf der Carbonita momentan keine Saiten aufgezogen werden können, den Test muss ich damit unbedingt nachholen :)
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Hals: Gerade oder Frontbow? Kurvendiskussion

#55

Beitrag von kehrdesign » 06.05.2017, 22:36

Das sind ja so enorme Werte (immerhin 'n Viertel eines Halbtonschrittes), für deren Wahrnehmung man wirklich kein Messgerät braucht und die daher schon Skepsis aufkommen lassen: man denke nur mal an Konzertgitarren, die an einem am Headstock befestigten Gurt getragen werden - deren Stimmung müsste ja beim Wechsel zwischen am Gurt getragen und auf dem Oberschenkel aufgelegt erbärmlich werden. (think)
Bei einem Kontrabass habe ich auch noch nie einen Tonhöhen-Unterschied (der Leersaiten) zwischen stehender und liegender Position wahrnehmen können.

Das ist aber gar nicht das, wovon ich sprach, ich bin lediglich von rein mechanischer Maßhaltigkeit ausgegangen, nicht von der daraus resultierenden Tonhöhe, bei der ja noch einige Faktoren mehr 'ne Rolle spielen.

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Re: Hals: Gerade oder Frontbow? Kurvendiskussion

#56

Beitrag von MiLe » 06.05.2017, 22:41

Falk, dieser "Test" ist nicht wirklich praxistauglich und mit der musikalischen Realität nicht direkt zu vergleichen:
In der Ausgangsposition liegt die Gitarre auf dem Korpusrücken - der Hals hängt frei Richtung seiner strukturell schwächsten Achse.
Beim Anheben unter dem ersten Bund wird das zunächst aufgehoben und der Body wird ja auch noch 1 mm angehoben, und das mit einem langen Hebel. Ich bin nicht sicher, ob ich das im Vorfeld ausreichend präzise beschrieben hatte.

Aber Du hast Recht, dafür braucht's keinen Tuner, das hört man wirklich deutlich. Schnapp Dir 'ne Gitarre und probier's aus! ;)
So abwegig ist die Nummer in der Spielpraxis aber auch wieder nicht, denn ich erzeuge bei allen Gitarren ohne Jammerhaken auch gerne mal ein Akkord-Vibrato über die Be- und Entlastung des Halses in Saitenzug-Richtung ;). Und beim Ibanez SR-Bass schaffe ich es ohne nennenswerte Mühe, durch Zug am Halsende nach hinten alle Saiten komplett auf die Bünde zu legen. Abdämpfen mal anders :lol:
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Hals: Gerade oder Frontbow? Kurvendiskussion

#57

Beitrag von zappl » 07.05.2017, 00:47

MiLe hat geschrieben:
06.05.2017, 18:24
Nachtrag: Ich hab' neben Corel ja auch noch Inkscape. Wenn man da einen genügend großen Kreis an die Outline der Saite anlegt, deckt sich das Ganze perfekt, bis auf die 1-2 cm an den Saitenenden.
Theoretisch sollte es ja einer Sinuskurve entsprechen. Hast du schon versucht wie sich das damit deckt? Möglicherweise passt es dann auch im Bereich der Saitenenden.
MiLe hat geschrieben:
06.05.2017, 18:37
Das würde aber auch bedeuten, dass der Frontbow idealerweise um so stärker sein sollte, je heftiger man anschlägt oder je tiefer die Stimmung ist. Es würde auch bedeuten, dass die tiefe Saite im Idealfall einen stärkeren Frontbow unter sich hat als die hohe Saite (think)
Ein Holzhals mit Trussrod ist da wahrscheinlich aber überfordert ;)
(clap3) ... und genau da setzt ja das Plek-Verfahren an, welches beim Herrichten der Bünde die verschiedenen Hüllkurven der einzelnen Saiten berücksichtigt. Leider hinterfragst du das Thema ein paar Jahre zu spät, ansonsten hätte dir möglicherweise großes Reichtum bevorstehen können. :D ;)

Kennst du folgenden Artikel schon? Der passt hierzu wie die Faust auf's Auge: https://www.premierguitar.com/articles/ ... eck-relief

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Re: Hals: Gerade oder Frontbow? Kurvendiskussion

#58

Beitrag von MiLe » 07.05.2017, 11:13

moin zappl,

tja - das ist 'n bissl wie mit der Pickup -Messerei :) a) zu spät und b) wirtschaftlich schwer zu verwerten ;)
Die Kunst bei Plek sehe ich deshalb auch weniger darin, die optimale Form herauszufinden, das haben sicher auch schon andere vor Plek getan. Sondern aben das Ganze a) maschinenbau-mäßig umzusetzen und dann auch noch b) erfogreich zu vermarkten.

Den Artikel kannte ich noch nicht, aber Yuriy hatte schon die 2 Vorgänger-Artikel verlinkt. Mist, schon wider das Rad nicht neu erfunden :evil: :lol:

Mit der Sinus-Kurve habe ich das Problem, dass ich sie nicht zeichnen kann ;)
Allerdings deckt sich das Kreissegment dermaßen gut mit der Aufnahme der Hüllkurve, dass ich eher nicht dran glaube. Dazu unterscheiden sich dann Kreissegent und Sinuskurve doch zu sehr, als dass zweitere genau so gut passen könnte. Letztere hat ja auch ihre größte Steigung im Nulldurchgang,also an den Saitenenden. Das sieht mir auf den Aufnahmen so gar nicht danach aus.
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Hals: Gerade oder Frontbow? Kurvendiskussion

#59

Beitrag von capricky » 07.05.2017, 11:47

Nochmal, ich stelle die ganze Kurvengeschichte nicht in Frage, sie ist logisch, die Schlußfolgerungen auch, die Anwendung in der Praxis alltäglich und trifft auf die deutliche Mehrheit aller Zupfinstrumente zu. Aaaaber da es eingangs des threads um die möglichst niedrige Saitenlage ging, bleibe ich dabei - die hat man auf einem geraden, ungekrümmten Griffbrett. Es gibt diese Instrumente, unter hundert sind es vielleicht zwei, drei Stück, bei Gitarren eher als bei Bässen. Unter den hundert Gitarren und Bässen sind aber mindestens zehn, fünfzehn Stück, bei der man mit aller Erfahrung, Intonations- und Einstellkunst, mit und ohne Halskrümmung keine akzeptable schnarrfreie Saitenlage/Bespielbarkeit einstellen kann. Die schnarren immer, auch bei bald 6mm und mehr Saitenlage über dem 12. Bund, egal bei welcher Halskrümmung.
Für die Mehrheit der Instrumente, die zwischen diesen Extremen liegen, also dem Durchschnitt, ist und bleibt die Halskrümmung die Lösung des Schnarrproblems, die man Tataa....: optimal mit einem möglichst doppelt wirkendenTrussrod einstellen kann (ach was? :shock: ) ;)
Es liegt an dem Schwingungsverhalten des gesamten Instruments und das ist meiner Meinung nach unberechenbar.
Die Plekmaschine macht das, was ein guter Gitarrenbauer oder -techniker auch machen kann, sie richtet die Bünde asymetrisch ab, sie gibt ihnen ein Profil über das Griffbrett, auf der Bassseite ausgeprägter in den unteren Lagen, als auf der Diskantseite. Gitarrenfuzzis die das können, waren schon immer schwer zu finden und es wird auch allgemein immer schwieriger, qualifizierte Leute zu finden. Die Plekmaschine kann das immer, überall und schneller sowieso. Sie optimiert die "durchschnittlichen" Gitarren, in der Summe der Gitarren vielleicht besser, als ein Gitarrenbauer. Die "Ausnahmegitarren" mit den geraden Griffbrettern und "Wundersaitenlage" kann sie nicht besser machen und die Schnarrer kann sie nicht retten, die bleiben mies.

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Re: Hals: Gerade oder Frontbow? Kurvendiskussion

#60

Beitrag von MiLe » 07.05.2017, 12:50

Im Prinzip sind wir uns ja einig :)

Der Unterschied in unseren Betrachtungsweisen liegt darin, dass ich von einem unendlich steifen Hals ausgehe (halt so wie mein eigener gerade :roll: ) und Du von der Realität ;)
Da ich aber in Richtung Carbonhals /-Instrument schiele, ist mir die hölzerne Praxis erst mal piepegal. :p
Ich betrachte also nur die Saitenschwingung und den dafür notwendige Freiraum, Du das Instrument als Ganzes. So weit bin ich aber noch gar nicht 8)

Dass die Ausnahmeinstrumente mit extrem niedriger Saitenlage ein schnurgerades Griffbrett besitzen (davon berichtete ja auch Falk), kann ich mir aufgrund der obigen Fotoanalyse nur so erklären, dass bei geraden Hälsen die Wahrscheinlichkeit höher ist, auf eine "in phase-Korrelation" von Hals- und Saitenschwingung zu treffen als bei gekrümmten Hälsen. Dass also die Halsmitte in dem Moment nach unten schwingt, in dem auch die Saitenmitte nach unten schwingt.

Die reine Saitenschwingung kann diese Beobachtung/Erfahrung jedenfalls nicht stützen, da benötigt eine Saite bei geradem Hals mehr durchschnittlichen Freiraum (also die Summe aller Saitenlagen über alle Bünde), einfach weil die Saite nicht gerade sondern gekrümmt schwingt.

Nach den Experimenten zu Halsbiegung und Tonveränderung ist mir auch gestern auch erst bewusst geworden, wie viel Bewegungsspielraum so ein Holzhals in sich hat, das hatte ich bisher extrem unterschätzt, obwohl es doch so einfach ist, diese Beobachtung zu machen (Akkordvibrato, Saiten auf Bünde "legen".....)
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Hals: Gerade oder Frontbow? Kurvendiskussion

#61

Beitrag von Jackhammer » 07.05.2017, 16:44

MiLe hat geschrieben:
07.05.2017, 12:50
Im Prinzip sind wir uns ja einig :)

Der Unterschied in unseren Betrachtungsweisen liegt darin, dass ich von einem unendlich steifen Hals ausgehe (halt so wie mein eigener gerade :roll: ) und Du von der Realität ;)
Da ich aber in Richtung Carbonhals /-Instrument schiele, ist mir die hölzerne Praxis erst mal piepegal. :p
Ich betrachte also nur die Saitenschwingung und den dafür notwendige Freiraum, Du das Instrument als Ganzes. So weit bin ich aber noch gar nicht 8)

Dass die Ausnahmeinstrumente mit extrem niedriger Saitenlage ein schnurgerades Griffbrett besitzen (davon berichtete ja auch Falk), kann ich mir aufgrund der obigen Fotoanalyse nur so erklären, dass bei geraden Hälsen die Wahrscheinlichkeit höher ist, auf eine "in phase-Korrelation" von Hals- und Saitenschwingung zu treffen als bei gekrümmten Hälsen. Dass also die Halsmitte in dem Moment nach unten schwingt, in dem auch die Saitenmitte nach unten schwingt.

Die reine Saitenschwingung kann diese Beobachtung/Erfahrung jedenfalls nicht stützen, da benötigt eine Saite bei geradem Hals mehr durchschnittlichen Freiraum (also die Summe aller Saitenlagen über alle Bünde), einfach weil die Saite nicht gerade sondern gekrümmt schwingt.

Nach den Experimenten zu Halsbiegung und Tonveränderung ist mir auch gestern auch erst bewusst geworden, wie viel Bewegungsspielraum so ein Holzhals in sich hat, das hatte ich bisher extrem unterschätzt, obwohl es doch so einfach ist, diese Beobachtung zu machen (Akkordvibrato, Saiten auf Bünde "legen".....)
Das würde aber bedeuten, dass die Instrumente, deren Hälse verstärkt sind, und in (vermutlich) ihrer Resonanzfrequenz höher liegen, werden eher schnarren, als optimal "weiche"? Und "overbulid" ist eher kontraproduktiv?

@Meister: wie sieht es mit allen Alu- und Graphit-Hälsen, die Du schon Mal in Deinen Händen gehabt hast?
Viele Grüße
Yuriy

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Re: Hals: Gerade oder Frontbow? Kurvendiskussion

#62

Beitrag von zappl » 07.05.2017, 16:53

capricky hat geschrieben:
07.05.2017, 11:47
Die Plekmaschine macht das, was ein guter Gitarrenbauer oder -techniker auch machen kann, sie richtet die Bünde asymetrisch ab, sie gibt ihnen ein Profil über das Griffbrett, auf der Bassseite ausgeprägter in den unteren Lagen, als auf der Diskantseite. Gitarrenfuzzis die das können, waren schon immer schwer zu finden und es wird auch allgemein immer schwieriger, qualifizierte Leute zu finden.
Ich zähle dich jetzt mal dazu... mich würde es sehr interessieren wie man das praktisch am geschicktesten angeht. Wäre es nicht prächtig wenn du dieses Wissen mit der Welt teilst? ;)

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Re: Hals: Gerade oder Frontbow? Kurvendiskussion

#63

Beitrag von zappl » 07.05.2017, 18:06

MiLe hat geschrieben:
07.05.2017, 11:13
Mit der Sinus-Kurve habe ich das Problem, dass ich sie nicht zeichnen kann ;)

Allerdings deckt sich das Kreissegment dermaßen gut mit der Aufnahme der Hüllkurve, dass ich eher nicht dran glaube. Dazu unterscheiden sich dann Kreissegent und Sinuskurve doch zu sehr, als dass zweitere genau so gut passen könnte. Letztere hat ja auch ihre größte Steigung im Nulldurchgang,also an den Saitenenden. Das sieht mir auf den Aufnahmen so gar nicht danach aus.
In Inkscape geht das, Erweiterungen -> Rendern -> Funktionsplotter.

Ich habe es gerade mal anhand deinem ersten Foto ausprobiert. Bei der unteren Umhüllenden passt der Sinusverlauf bis zum ca. 15. Bund passt Verlauf sehr gut, dann wird wird die Abweichung größer bis sie im Bereich der Anschlagsposition maximal wird. Genau umgekehrt sieht des bei der oberen Umühllenden aus. Da passt der Verlauf von ca. 15. Bund bis Bridge, die Abweichung ist maximal am geschätzt 5. Bund.

Edit: aus irgendeinem Grund läuft der File-Upload gerade nicht bei mir, sonst hätte ich das Bild angehangen...
Edit2: Okay, jetzt doch. :D
Hüllkurve schwingende Saite1.png

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Re: Hals: Gerade oder Frontbow? Kurvendiskussion

#64

Beitrag von capricky » 07.05.2017, 20:58

zappl hat geschrieben:
07.05.2017, 16:53

Ich zähle dich jetzt mal dazu... mich würde es sehr interessieren wie man das praktisch am geschicktesten angeht. Wäre es nicht prächtig wenn du dieses Wissen mit der Welt teilst? ;)
Na das mache ich doch die ganze Zeit, von Anfang an... also seit 2004 etwa, aber keiner hört mir zu! :cry: Der eine schaut gelangweilt aus dem Fenster, der nächste checkt mal eben seine mails und sms, wieder einer schnitzt Stullenbretter.. sein Nachbar bastelt Flitzebogen... dann saufen und fressen alle und machen auch noch laut laut Bäuerchen...

capricky ;)

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Re: Hals: Gerade oder Frontbow? Kurvendiskussion

#65

Beitrag von bea » 07.05.2017, 21:03

Wie hattest Du eigentlich den kompensierten Nullbund erzeugt?
LG

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#66

Beitrag von MiLe » 07.05.2017, 21:22

Jackhammer hat geschrieben:
07.05.2017, 16:44

Das würde aber bedeuten, dass die Instrumente, deren Hälse verstärkt sind, und in (vermutlich) ihrer Resonanzfrequenz höher liegen, werden eher schnarren, als optimal "weiche"? Und "overbulid" ist eher kontraproduktiv?

@Meister: wie sieht es mit allen Alu- und Graphit-Hälsen, die Du schon Mal in Deinen Händen gehabt hast?
Auch wenn mir der Gedanke gar nicht gefällt, diese Möglichkeit kann ich nicht ausschließen. Wird aber schwer, die Thematik zu durchdringen, da müsste man schon per Laser-Interferometer an den Hals ran - das wird teuer :(
Aber wie schon geschrieben - ca. 1,5 mm E 12. Bund ist mit einer .46er Saite und Standard-Tuning etwa machbar - bei noch weniger leidet für meinen Geschmack die Griffigkeit. Irgendwann ist ja mal gut - zumindest für mich und wenn ich es auch schaffen würde, diese Werte planbar und stabil zu erreichen ;)

zappl hat geschrieben:
07.05.2017, 18:06

In Inkscape geht das, Erweiterungen -> Rendern -> Funktionsplotter.

Ich habe es gerade mal anhand deinem ersten Foto ausprobiert. Bei der unteren Umhüllenden passt der Sinusverlauf bis zum ca. 15. Bund
Ach Du liebe Zeit - seit 15 Jahren bastel ich mit Corel rum, da will ich mich nicht nochmal einarbeiten. Inkscape benutze ich nur rudimentär, wenn ich z.B. eine .svg-Datei für Formulor erzeugen muss.
Das Kreissegment passt bei mir eigentlich perfekt, für das obige Modell sollte es jedenfalls reichen ;)
Liebe Grüße,
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Re: Hals: Gerade oder Frontbow? Kurvendiskussion

#67

Beitrag von MiLe » 07.05.2017, 21:25

capricky hat geschrieben:
07.05.2017, 20:58

Na das mache ich doch die ganze Zeit, von Anfang an... also seit 2004 etwa, aber keiner hört mir zu! :cry: Der eine schaut gelangweilt aus dem Fenster, der nächste checkt mal eben seine mails und sms, wieder einer schnitzt Stullenbretter.. sein Nachbar bastelt Flitzebogen... dann saufen und fressen alle und machen auch noch laut laut Bäuerchen...

capricky ;)
Also ich denke, hier würden gerade einige Leute zuhören :) (Ohrenspitz)
bea hat geschrieben:
07.05.2017, 21:03
Wie hattest Du eigentlich den kompensierten Nullbund erzeugt?
Wen/was meinst Du?
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Hals: Gerade oder Frontbow? Kurvendiskussion

#68

Beitrag von thoto » 07.05.2017, 21:28

Also, ich höre Capricky eher nie, dafür lese ich immer mit Interesse mit (bei den anderen natürlich auch).
Aber merken kann ich mir wahrscheinlich nur 70%... ;)

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Re: Hals: Gerade oder Frontbow? Kurvendiskussion

#69

Beitrag von MiLe » 07.05.2017, 21:39

Oooch - ich kann mir das eigentlich alles merken (whistle)



- bis morgen Abend :D

Übermorgen siehts dann schon wieder düster aus, und wenn ich einige meiner mehrere Monate alten eigenen Posts durchlese denke ich meist "Wovon redet der Typ da eigentlich? :lol:

Deswegen schreibe ich ja auch teilweise so viel - das Forum als Langzeit-Gedächtnis-Ersatz ;)
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Hals: Gerade oder Frontbow? Kurvendiskussion

#70

Beitrag von capricky » 07.05.2017, 21:54

bea hat geschrieben:
07.05.2017, 21:03
Wie hattest Du eigentlich den kompensierten Nullbund erzeugt?
Ein ganzes Bundstäbchen und zwei halbe angelötet, mit der Feile angeschrägt und "Harpunensteg" (tang) abgedremelt, geschliffen und poliert. Das ganze auf einem Stück "Opfergriffbrett", damit nichts beim Löten verrutscht und anschließend gut befeilt werden kann.

...Du wirst hier noch die off topic Queen! 8)

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Re: Hals: Gerade oder Frontbow? Kurvendiskussion

#71

Beitrag von bea » 07.05.2017, 22:03

ich bin ja schließlich auch in bassic aktiv. Das scheint abzufärben.

Aber Du hättest gerne auch im passenden Thread antworten können....
LG

Beate

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Re: Hals: Gerade oder Frontbow? Kurvendiskussion

#72

Beitrag von bea » 07.05.2017, 22:04

thoto hat geschrieben:
07.05.2017, 21:28
Aber merken kann ich mir wahrscheinlich nur 70%... ;)
ui, so viel ...
LG

Beate

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Re: Hals: Gerade oder Frontbow? Kurvendiskussion

#73

Beitrag von zappl » 07.05.2017, 22:52

MiLe hat geschrieben:
07.05.2017, 21:22
Das Kreissegment passt bei mir eigentlich perfekt, für das obige Modell sollte es jedenfalls reichen ;)
Allemal... daher geh ich dir jetzt auch nicht weiter auf die Nerven mit dem blöden Sinus. ;)

Edit: Und das was mir beim Spielen mit deinem Foto aufgefallen entspricht ja genau dem was capricky auf Seite 1 schon dargestellt hat und in deiner letzten Grafik berücksichtigt wird. Tja ich sollte wohl wirklich mal besser uffbasse! :roll:

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Re: Hals: Gerade oder Frontbow? Kurvendiskussion

#74

Beitrag von capricky » 08.05.2017, 09:24

Jackhammer hat geschrieben:
07.05.2017, 16:44


@Meister: wie sieht es mit allen Alu- und Graphit-Hälsen, die Du schon Mal in Deinen Händen gehabt hast?
Das war eine sehr übersichtliche Zahl, vielleicht drei Graphit-/CFK-Hälse und ein Alu Hals (Kramer). Der Aluhals kalt, schwer, unangenehm... da hat mich das "Schwingungsverhalten" gar nicht mehr so interessiert, jedenfalls fand ich es nicht herausragend. Bei den Graphithälsen ist das auch nicht viel anders, aber die fassen sich angenehmer an. Ein Graphithals liegt schon Jahre bei mir herum und wartet, dass ich damit was "sinnvolles" mache, entweder zu verkaufen oder eine Pickuptestgitarre zu bauen, die ich aber genau genommen auch nicht brauche.

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