Holzsuche fuer Anfaenger

Alles zu akustischen Gitarren und Bässen

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cherub
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Holzsuche fuer Anfaenger

#1

Beitrag von cherub » 14.12.2020, 00:09

Moin,

die naechste Anfaengerfrage von mir. Meine Werkstatt naehert sich der Benutzbarkeit und mein Wille es endlich richtig anzugehen ist da.

Die typische Empfehlung ist ja, erstmal alles Holz zusammen zu haben bevor man anfaengt zu bauen. Ich weiss, welche Form ich bauen moechte (OM nach Grellier). Die meisten, fuer mich kritischen Arbeitsschritte habe ich zumindest mal ausprobiert, manche mehrfach. Jetzt geht es also darum, das passende Holz zu finden. Und da wird's dann doch schwieriger. Auf der einen Seite bin ich mir sicher, dass mein erstes Machwerk bestimmt verbesserungsfaehig sein wird. Aber eine bestimmte Mindestqualitaet sollte das Material dann doch haben, damit sich der Aufwand auch lohnt. Der scheinbare Spagat kommt den meisten vermutlich vertraut vor. Auf der einen Seite lese ich von einer Pallet Guitar (die Faehigkeit zum Bauen macht's!), also quasi Muellholz. Auf der anderen wird davon geschwaermt, was gutes Holz an allen Stellen bringt. Verwirrung meinerseits. Es geht also natuerlich nicht darum irgendwelches super AAAAA Holz zu kaufen.

Ich bin aber trotzdem ein wenig verwirrt. Ich wuerde gerne weitestgehend einheimische oder mindestens europaeische Hoelzer verwenden. Ich habe zwar auch noch ein paar "exotische" Sachen seit vielen Jahren auf Lager (Sipo, Sapeli, Wenge), aber davon ist nix fuer eine Akustische angedacht. Ich habe zum Beispiel auch Ahorn, aber das ist alles fuer Haelse. Ich habe ein oder zwei Eichenbretter fuers Griffbrett. Ich habe ganz gutes Mahagoni-Furnier, dass ich vielleicht fuer ein paar Zargen und eine Rueckseite verwenden moechte.

So, und jetzt wird's haariger: ich habe mir recht viele Blaetter Kirschfurnier gekauft, dass ich zum Ueben des Biegens genutzt habe. Spricht irgendwas dagegen (qualitativ) daraus Zargen und Rueckseite zu bauen? Als Deckenmaterial wuerde ich gerne Fichte verwenden. Spricht irgendwas dagegen einfachste Qualitaet zu kaufen?

Und fuer die Leisten und Bloecke, hat das auch besondere Qualitaetsanforderungen? Die Grundidee ist natuerlich auch hier, nicht am falschen Ende zu sparen -- aber auch nicht unnoetig viel Geld auszugeben. Wenn ich mir einen Holzblock fuer die Leisten besorge, wie wuerde man das am besten selber spalten? Habe den Tipp auch schon haeufiger gelesen, aber wie verschwendet man da nicht elendig viel Holz? Wenn ich mir aus -- zugegebenermassen meistens trotz sorgfaeltiger Auswahl eher schlechten -- Baumarktholz Streifen oder Leisten versuche zu spalten, dann laeuft das meistens darauf hinaus, dass ich mindestens doppelt so viel Holz benoetige, wie ich am Ende wirklich brauche.

Sorry, falls meine Fragen etwas wirr sind. Ich lese sehr viele Bauthreads und schnappe immer mal wieder was auf. Und die Suche mit dem Begriff "Holz" plus ein anderer Begriff spuckt alle moeglichen Treffer aus, die mir nicht soviel weiterhelfen.

Gruesse,
Christoph

PS: Ach ja. Gibt es sowas wie eine allgemein akzeptierte/verwendete Skala fuer Holz? Vielleicht werfe ich was durcheinander, aber ich meine mal gelesen zu haben, dass "A" fuer eine Decke auch die ein oder andere Halzblase beinhalten kann. Ist sowas zu schwer fuer den Anfang? Sollte man besser oberhalb einer bestimmten Grenze bleiben? Ist es bei sowas ueberhaupt sinnvoll, dass ich den Weg zum Holzhaendler mache; koennte ich durch angucken/anfassen irgendwas erkennen?
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Re: Holzsuche fuer Anfaenger

#2

Beitrag von Herr Dalbergia » 14.12.2020, 08:38

Reden wir von Furnier (0,6mm) oder Sägefurnier auf Stärke kalibriert (2,5-3,0mm).
Bin verwirrt....

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Re: Holzsuche fuer Anfaenger

#3

Beitrag von Rallinger » 14.12.2020, 09:33

Also vom Akustikgitarrenbau hab ich nicht so fürchterlich viel Ahnung. Aber es gibt ja Schnittmengen, und viele deiner Fragen beantwortest du dir ja schon selbst.
cherub hat geschrieben:
14.12.2020, 00:09
... eine bestimmte Mindestqualitaet sollte das Material dann doch haben, damit sich der Aufwand auch lohnt.
So isses!
cherub hat geschrieben:
14.12.2020, 00:09
Ich wuerde gerne weitestgehend einheimische oder mindestens europaeische Hoelzer verwenden.
Klingt nach einem Plan.
cherub hat geschrieben:
14.12.2020, 00:09
Auf der einen Seite lese ich von einer Pallet Guitar, also quasi Muellholz. Auf der anderen wird davon geschwaermt, was gutes Holz an allen Stellen bringt. Verwirrung meinerseits.
Das widerspricht sich doch nicht. Hier wurden schon Instrumente aus "Müllholz" gebaut - ich habe das immer als Challenge verstanden. Ausgesuchtes Holz macht deshalb trotzdem Sinn - und damit zu arbeiten ist für jemanden, der seine erste Akustikgitarre baut, sicherlich der befriedigendere, und damit sinnvollere Weg.

Preisunterschiede bei Hölzern kommen auf verschiedenen Wegen zustande. Da sind zum einen Faktoren wie Seltenheit, oder Zeichnung (geriegelt, gewölkt etc), die den Preis heben. Auf der anderen Seite sind Maserung und Faserverlauf wichtig. Meines Erachtens sollte man schon so viel Geld auf den Tisch legen, damit man ein Stück Holz mit möglichst geradem Faserverlauf und ohne Äste bekommt. Ob das Dingens dann aber geriegelt oder sonstwas ist oder nicht - das ist vor allem eine ästhetische Frage.
cherub hat geschrieben:
14.12.2020, 00:09
Ich habe mir recht viele Blaetter Kirschfurnier gekauft, dass ich zum Ueben des Biegens genutzt habe. Spricht irgendwas dagegen (qualitativ) daraus Zargen und Rueckseite zu bauen?
Dagegen spricht per se gar nichts. Aber ob das konkret in deinem Besitz befindliche Holz sich konkret für welchen Einsatzzweck eignet? Das ist eine Frage die dir kein Mensch beantworten kann - zumindest, wenn man nicht wenigstens Bilder davon zu Gesichte bekommt.
cherub hat geschrieben:
14.12.2020, 00:09
Als Deckenmaterial wuerde ich gerne Fichte verwenden. Spricht irgendwas dagegen einfachste Qualitaet zu kaufen?
Wenn du hier "einfachste Qualität" kaufst sparst du vielleicht 10 Euro - bei der Arbeit, die in einer Akustikgitarre steckt ... Ich würde mal sagen es spricht nix dagegen hier schlichtes Holz ohne irgendwelche Gimmicks zu kaufen.
cherub hat geschrieben:
14.12.2020, 00:09
Leisten und Bloecke ... nicht am falschen Ende sparen ... am besten selber spalten? ... Baumarktholz ...
Als Minimum sollte Holz für den Instrumentenbau mal trocken sein. Damit wäre der "Baumarkt" als Quelle per se mit Vorsicht zu genießen (auch wenn es hier schon eine Wettbewerbsgitarre aus Baumarkt-Materialien gab - nein, das ist KEIN Widerspruch!). Frag doch mal hier im Forum nach ob jemand gut abgelagertes Holz günstig anzubieten hat, das sich für Leisten und Blöcke optimal eignet. Das wäre wohl der schnellste Weg zum Ziel.
cherub hat geschrieben:
14.12.2020, 00:09
Ist es bei sowas ueberhaupt sinnvoll, dass ich den Weg zum Holzhaendler mache; koennte ich durch angucken/anfassen irgendwas erkennen?
Das macht dann Sinn, wenn du weißt was du willst. Ein wenig konkreter als dieser Post sollte dein Ansinnen schon sein. Sonst ist der Holzhändler ganz schnell genervt - zu Recht. Aber wenn du z.B. weißt dass du für den Hals einen gefladerten Ahorn-Rohling haben willst - da macht es schon Sinn, ein paar davon anzusehen und zu befingern. Man braucht keinen Meisterbrief im Tischlerhandwerk um zu entscheiden ob man Bock hat mit einem Stück Holz zu arbeiten oder nicht.

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Re: Holzsuche fuer Anfaenger

#4

Beitrag von jhg » 14.12.2020, 10:15

Oha, langer Text!

Also mal kurz zu der Palettengitarre: aus ungeeignetem Holz eine gute Gitarre zu bauen halte ich für deutlich schwieriger als aus gutem Holz.

Für den ersten Versuch würde ich günstiges, ordentliches Holz vom Tonholzhändler nehmen. Eine A/AA Decke, nicht zu wildes Holz für Boden und Zargen. Da kannst du auch passendes Holz für die Leisten bestellen.

Was du für die Blöcke nimmst, ist für das Ergebnis relativ egal. Ich hab da schon alles mögliche gesehen. Auch Multiplex geht. Wenn du hast, dann nimm doch was von dem Ahorn.

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Re: Holzsuche fuer Anfaenger

#5

Beitrag von KNGuitars » 14.12.2020, 10:44

Die Palettengitarre war ja eine E-Gitarre, bzw ein E-Bass, da ist das verwendete Holz eher zweitranging.

bei einer akustik-gitarre ist der einfluss des holzes auf den klang um einiges höher.
wenn es wirklich dünne (0,6mm) kirsch-furniere sind musst du die zu sperrholz für den boden verleimen, bzw für die zargen vermutlich formverleimen, es gand diesbezühlich hier im forum unlängst erst 2 threads dazu:

https://www.gitarrebassbau.de/viewtopic.php?p=169322
https://www.gitarrebassbau.de/viewtopic.php?f=12&t=9380
lg klaus

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Re: Holzsuche fuer Anfaenger

#6

Beitrag von Janis » 14.12.2020, 10:45

Ich würde auch eine ordentlich Decke und dazu ein schlichtes aber gut zu bearbeitendes Holz für Böden,
Zargen und Hals vorschlagen.
Heimisch, dankbar zu bearbeiten und nicht zu teuer sind z.B. Ahorn und (etwas teurer) Nuss.
Ahorn ist so feinporig, dass man recht einfach eine schöne glatte Oberfläche hinbekommt
Nussbaum sieht halt etwas klassischer/ dunkler aus, lässt sich gut biegen, hat aber etwas größere Poren.

Für das Griffbrett kann man z.B. Nuss, Ahorn, Kirsche, Pflaume, Birne, Apfel nehmen.

Es macht Spaß, Hölzer in die Hand zu nehmen und, wenn man genug Erfahrung hat, auch
selbst die "besten" Stücke auszusuchen. Wenn du aber keinen Händler in der Nähe hast
bzw. unsicher bist, kann man sich auch getrost was bestellen.
Zu deiner Furnier-Frage: wie dick ist es denn? Wenn es auf Zargenstärke gesägt ist,
spricht nichts gegen eine Verwendung. 0,6mm Schälfurnier etc. ist ungeeignet, solange du es nicht
mit viel Aufwand zu mehrlagigen Zargen/Böden pressen willst.
Viele Grüße,
Jan

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Re: Holzsuche fuer Anfaenger

#7

Beitrag von cherub » 14.12.2020, 11:15

Moin,

vielen Dank fuer die Rueckmeldungen. Ich haette zu den Furnieren natuerlich schreiben muessen, dass es Starkfurnier ist. Das Kirschfurnier ist dicker als 2,5 mm, knapp duenner als 3mm. Einen halbwegs guten Dickenmesser mit langem Arm wollte ich mir noch bauen. Das Mahagonifurnier ist ebenfalls Starkfurnier; damit habe ich allerdings keine Biegeversuche gemacht.

Meine Vorstellung ist also: Zargen und zweiteiligen Boden aus Kirsche, Hals aus Ahorn, Griffbrett vielleicht aus Eiche -- ich habe eins von Rall (da bin ich aber noch nicht sicher, vielleicht auch Ahorn), Decke aus Fichte. Steg aus Ahorn. Leisten wollte ich auch aus Fichte machen, genauso wie wie die Reifchen. Halsblock aus dem gleichen Material wie der Hals, also Ahorn. Tailblock entweder aus Fichte oder Kirsche. Mit dem bisschen praktischer Erfahrung, die ich bislang habe ist meine empfundene Schwierigkeit der Hoelzer: Kirsche - Ahorn - Eiche. Mit Nuss habe ich bislang keine Erfahrung.

Mit den Decken meine ich halt, ob eine einfache A Decke bautechnisch reicht. Meine Lieblings-Akustikgitarre (Martin Dreadnought) hat zum Beispiel keine AAA Decke -- vielleicht eher A oder AA, klingt dafuer einfach grandios. Optik ist wirklich der letzte Punkt, an den ich momentan denke.

Gruesse,
Christoph
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Re: Holzsuche fuer Anfaenger

#8

Beitrag von cherub » 14.12.2020, 11:42

Ach, wenn ich schon dabei bin, dann kann ich ja auch das Material fuer meine absolute Schweissausbruch-beim-dran-denken Arbeit nachfragen. Ich moechte natuerlich Kantenschutz fuer die Holzkiste haben. Dafuer gibt es nicht nur verschiedenste Namen (Bindung, Purfling, Randeinlage), sondern auch noch verschiedenste Materialien. Was ist denn das Material, was am einfachsten zu verarbeiten ist? Holz oder Kunststoff, und wie breit? Aesthetik ist fuer mich erstmal nicht entscheidend.

Christoph
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Re: Holzsuche fuer Anfaenger

#9

Beitrag von Simon » 14.12.2020, 11:54

cherub hat geschrieben:
14.12.2020, 11:42
Ach, wenn ich schon dabei bin, dann kann ich ja auch das Material fuer meine absolute Schweissausbruch-beim-dran-denken Arbeit nachfragen. Ich moechte natuerlich Kantenschutz fuer die Holzkiste haben. Dafuer gibt es nicht nur verschiedenste Namen (Bindung, Purfling, Randeinlage), sondern auch noch verschiedenste Materialien. Was ist denn das Material, was am einfachsten zu verarbeiten ist? Holz oder Kunststoff, und wie breit? Aesthetik ist fuer mich erstmal nicht entscheidend.

Christoph
Am einfachsten sicher Plastik, weil sich dies ohne Wärme biegen lässt, und recht flexibel ist..... Breite ist standard 1,5 oder 2mm; ob du dann noch ein Purfling auf der Decke willst musst du selber entscheiden :)

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Re: Holzsuche fuer Anfaenger

#10

Beitrag von jhg » 14.12.2020, 11:54

Die Frage nach dem Furnier bezog sich auch darauf, ob es gemessert oder gesägt ist. Gemessertes Furnier in der Stärke ist für den Instrumentenbau "kaputt". Es ist in der inneren Struktur zerstört und damit eigentlich nicht mehr tauglich. Bei gesägtem Furnier ist das nicht so - das kann man bedenkenlos verwenden.

Für die Ränder kannst du auch das Starkfurnier nehmen (da ist es egal ob es gemessert ist). Ich finde Holz schöner als Kunststoff - da es sich auch mit Holzleim verwenden lässt, passt es immer ganz gut. Man muss die Ränder nur vorher auch biegen.

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Re: Holzsuche fuer Anfaenger

#11

Beitrag von Janis » 14.12.2020, 12:33

cherub hat geschrieben:
14.12.2020, 11:15
Mit dem bisschen praktischer Erfahrung, die ich bislang habe ist meine empfundene Schwierigkeit der Hoelzer: Kirsche - Ahorn - Eiche.
Hi Christoph,

Ahorn (schlicht) und Kirsche sind beide gut zu bearbeiten. Eiche ist halt sehr grobporig, aber fürs Griffbret geeignet.
Klick dich mal durch die Bauberichte und such nach den genannten Hölzern hier. Da gibts viel zu entdecken und lernen!
cherub hat geschrieben:
14.12.2020, 11:15
Mit den Decken meine ich halt, ob eine einfache A Decke bautechnisch reicht. Meine Lieblings-Akustikgitarre (Martin Dreadnought) hat zum Beispiel keine AAA Decke -- vielleicht eher A oder AA, klingt dafuer einfach grandios. Optik ist wirklich der letzte Punkt, an den ich momentan denke.
Meiner Meinung nach ist eine A Decke ein schlichte, fehlerfreie Decke mit gleichmäßiger, grader Maserung, deren Jahresringe eben etwas weiter auseinander liegen als bei höherer A-Wertung und an den Seiten etwas wegdrehen können.
Harzgalle im Nutzbereich wäre ein Fehler und damit keine A-Ware.
Viele Grüße,
Jan

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Re: Holzsuche fuer Anfaenger

#12

Beitrag von cherub » 14.12.2020, 12:49

Wer fragt, wird gefragt werden!?
jhg hat geschrieben:
14.12.2020, 11:54
Die Frage nach dem Furnier bezog sich auch darauf, ob es gemessert oder gesägt ist. Gemessertes Furnier in der Stärke ist für den Instrumentenbau "kaputt". Es ist in der inneren Struktur zerstört und damit eigentlich nicht mehr tauglich. Bei gesägtem Furnier ist das nicht so - das kann man bedenkenlos verwenden.

Für die Ränder kannst du auch das Starkfurnier nehmen (da ist es egal ob es gemessert ist). Ich finde Holz schöner als Kunststoff - da es sich auch mit Holzleim verwenden lässt, passt es immer ganz gut. Man muss die Ränder nur vorher auch biegen.
Wie finde ich das denn nachtraeglich raus? Ich habe mal zwei Photos von den beiden Furnieren gemacht. Es sind ganz leichte Querstreifen zu sehen, die quer zur Faserrichtung des Holzes gehen. Als Saegemarken wuerde ich die nicht unbedingt beschreiben; koennte aber sein wenn es sich um ein echt scharfes Bandsaegenblatt gehandelt hat. Das Holz ist in sich sehr stabil, in etwa wie dreilagiges Sperrholz.

Danke fuer den Hinweis!

Gruesse,
Christoph
das Kirschfurnier, die Querstreifen sind auf dem Photo hoffentlich zu sehen
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"das" Mahagonifurnier aus der Naehe; die Querstreifen sind kaum sichtbar
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Re: Holzsuche fuer Anfaenger

#13

Beitrag von jhg » 14.12.2020, 12:57

Sieht nach Sägefurnier aus! Gemessertes Furnier ist in Querrichtung ziemlich labberig, weil die Fasern alle gestaucht/gestreckt sind - deswegen kaputt. Wenn es sich stabil anfühlt, ist es gut. Kirsche lässt sich auch sehr gut biegen.
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor jhg für den Beitrag:
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Re: Holzsuche fuer Anfaenger

#14

Beitrag von cherub » 14.12.2020, 13:00

Und zur Einordnung der Qualitaetskategorien, hier zwei Photos meiner heissgeliebten Dreadnaught.

Wieviele As bekommt sie (die Delle ist das Zeugnis eines sehr schmerzlichen Zusammenstoss mit einer Tuerklinke)?
mit schmerzhafter Delle
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Re: Holzsuche fuer Anfaenger

#15

Beitrag von jhg » 14.12.2020, 13:14

Wenn du ganz lowbudget bleiben willst, dann kannst du auch das Mahagoni für die Decke nehmen. Gibt auch schöne Gitarren! Und für die Erste ist das immer ein Projekt zur Erfahrungsgewinnung. Da das zu verbauen, was man irgendwo herumliegen hat bzw. günstig bekommen kann ist nie ein Fehler. Für die Zweite lohnt sich dann schon der Einkauf für "bessere" Hölzer (wobei das immer relativ ist - eine günstige Decke kann auch sehr gut sein. Sieht manchmal nicht ganz so gleichmäßig aus)

Die Decke auf den Fotos würde ich vielleicht als A/AA einordnen - das ist aber nur die Optik. Es kann sein, dass das eine supersteife Decke ist und von der Qualität somit deutlich besser wäre. Es gibt aber auch AAA Decken die einfach nicht besonders gut sind.

Egal was für eine Qualität - es kommt am Ende darauf an, dass man aus dem Vorhandenen das Maximale herausholt. Und das kannst du nur über die Erfahrung einschätzen. Deswegen kann ein guter Gitarrenbauer auch aus einer Palette eine gute Gitarre bauen.

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Re: Holzsuche fuer Anfaenger

#16

Beitrag von cherub » 14.12.2020, 18:12

Alright, vielen Dank fuer all die Ratschlaege. Dann werde ich mal wieder eine Bestellung bei Rall aufgeben und mir zwei guenstige Deckensaetze besorgen. Mit Purfling ist anscheinend doch nicht der dekorative Kantenschutz gemeint, da bestelle ich mir einfach mal ein paar Streifen Kunststoff mit; kann ja nicht schaden das auszuprobieren. Ansonsten eben Holz selber biegen.

Wenn ich in dem Tempo weiter vorankomme, dann habe ich vielleicht am Ende des Jahrzehnts meine erste selbstgebaute Gitarre :wink:

Gruesse,
Christoph
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Re: Holzsuche fuer Anfaenger

#17

Beitrag von Herr Dalbergia » 14.12.2020, 18:52

Woher ist denn das Starkfurnier?

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Re: Holzsuche fuer Anfaenger

#18

Beitrag von cherub » 14.12.2020, 22:05

Hi,

das Kirschfurnier habe ich von Templin; die sind nicht so weit entfernt. Und das Mahagonifurnier habe ich vor vielen Jahren in der eBucht bei elder_kontor gefischt. War mal gekauft fuer das erste Projekt, das mittlerweile ganz nach hinten gerutscht ist: ein akustischer Bass.

Gruesse,
Christoph
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Re: Holzsuche fuer Anfaenger

#19

Beitrag von Herr Dalbergia » 15.12.2020, 07:06

Ich denke dass sind Messerfurniere.
wie ist die steifigkeit quer zur Faser, läßt es sich da in eine richtung merklich leichter und weiter biegen als in die andere?

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Re: Holzsuche fuer Anfaenger

#20

Beitrag von cherub » 15.12.2020, 13:17

Die Kirschfurniere sind etwas leichter um die Achse biegen, die parallel zur Faserrichtung liegt -- quasi Regenrinne. Aber wirklich leicht geht das nicht. Wenn ich das an der einen Kante halte, dann biegt es sich sehr leicht unter dem Eigengewicht.

Das Mahagonifurnier ist brettartiger; nur ein recht kurzes Reststueck fuehlt sich an wie Flugzeugsperrholz, das hat keinerlei Stabilitaet quer zur Faserrichtung.

Mal angenommen, es waere gemessert. Wuerde ich das bei den weiteren Verarbeitungsschritten merken? Ich habe testhalber schonmal schmale Streifen vom Kirschfurnier gebogen, das ging "OK". Ich wollte lernen, wie ich mich am besten verbrennen kann ob mein Biegeeisenversuch funktioniert und wie ich biegen kann.

Gruesse,
Christoph

PS: Nach mehrfachem Nachdenken war die Nachfrage wahrscheinlich eher so gemeint: Durchbiegung Seite A oben vs Seite A unten. Beim Mahagoni nein, bei der Kirsche eine leichte Vorzugsrichtung; das ist aber auch schon leicht vorgebogen.
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Re: Holzsuche fuer Anfaenger

#21

Beitrag von cherub » 17.12.2020, 17:16

Moin nochmal.

Ich habe heute eine Antwort von Templin erhalten -- alle Furniere von dort sind Messerfurnier. Nach der Vorwarnung bin ich jetzt -- mal wieder --verunsichert. Soll ich damit überhaupt einen Bauversuch starten?
Kaufen denn sonst alle nur bei den typischen "Tonholz"-Händlern? Oder schneidet ihr euch euer Furnier selber? Meine Bandsäge hat nicht einmal für die Zargen eine ausreichende Durchlasshöhe. Ganz zu schweigen, ob sie das überhaupt schaffen würde.
Was sind denn angemessene Preise für einen Anfänger-Satz Zargen- und Bodenholz? Ich habe gestern Holz für zwei Decken bekommen. Zargen/Böden gab es leider nicht bei dem Anbieter.

Grüße,
Christoph
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Re: Holzsuche fuer Anfaenger

#22

Beitrag von Janis » 17.12.2020, 18:07

Das Stichwort heißt Sägefurnier. Das wird heute außer für Instrumente nicht mehr soo häufig angeboten.
Tonholzhändler sind wohl die sicherste Wahl. Bei ebay kann man auch fündig werden. Da muss man aber aufpassen.
Starkfurnier ist nicht zwangsläufig Sägefurnier! Wenn man Furnier herstellt, kann man es entweder in Scheiben runtersägen
oder nach 3 Tagen im Dampfkochtopf mit einem Messer abschälen. Letzteres ist nicht die beste Ausgangslage für ein
akustisches Instrument.
Bei Möbeln hat Schäl- bzw. Messerfurnier natürlich den Vorteil, dass es quasi abfalllos ist und durch verschiedene "Aufschnitte" unterschiedliche Anmutungen erzeugt werden.
Viele Grüße,
Jan

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Re: Holzsuche fuer Anfaenger

#23

Beitrag von 100WChris » 19.12.2020, 13:41

cherub hat geschrieben:
17.12.2020, 17:16
Kaufen denn sonst alle nur bei den typischen "Tonholz"-Händlern? Oder schneidet ihr euch euer Furnier selber? Meine Bandsäge hat nicht einmal für die Zargen eine ausreichende Durchlasshöhe. Ganz zu schweigen, ob sie das überhaupt schaffen würde.
Einige hier haben sicherlich das Knowhow und den Fuhrpark, um sich das Holz selbst zuzuschneiden. Die meisten vmdtl nicht. Für die (mich :D) gilt: Wo man sein Holz kauft, hat viel mit Vertrauen und/oder guten Erfahrungen mit dem entsprechenden Händler zu tun, weil man ein paar Sachen, die letztlich ein gutes Stück Tonholz ausmachen kaum optisch kontrollieren kann. Wieviel wiegt zB eine Decke, wie biegt sich das Holz in und gegen die Faser, wieviel runout hat die Decke, etc. Das kann man nur persönlich durch anfassen checken, oder eben wenn man Vertrauen in den Händler hat. Hat man dann ein (oder mehrere) Händler gefunden, spricht nichts gegen den Kauf beim "Tonholz"-Händler. Es ist natürlich von Vorteil, wenn der entsprechende Händler weiß, was für den Instrumentenbau wichtig ist. Ich verzichte auf Ebay-Schnäppchen, zahle lieber etwas mehr, hab dann aber auch sicher Holz, das ich verwenden kann :D
beste Grüße
Chris

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Re: Holzsuche fuer Anfaenger

#24

Beitrag von Gelöschter Benutzer » 21.12.2020, 07:43

Ich würde dir empfehlen, nicht zu viele Holzsorten bei einem Instrument zu mischen,...das kann schnell mal sehr unausgewogen aussehen. Mach das Griffbrett und den Steg zumindest aus dem selben Holz, evtl. Sogar das Kopfplattenfurnier und die Randeinlage (oder die Randeinlage aus dem selben Holz wie die Zargen (mit Zierspänen dazwischen, kann das wirklich sehr elegant wirken). Wenn Du bei einheimischen Hölzern bleiben willst, würde ich dir für die erste Gitarre ganz schlichten Ahorn für den Hals und den Korpus empfehlen (spätestens bei der Lackierung wirst du dich über die feinen Poren des Ahorns sehr freuen ;) ) Schlichte europäische Fichte für die Decke und die Balken. Falls du magst, kann ich nachsehen, on ich irgendwo noch ein Stück Zwetschke finde. Die wäre als Griffbrettmaterial und für den Steg gut geeignet...und sieht auch noch hübsch aus.
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Simoncapricky

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cherub
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Re: Holzsuche fuer Anfaenger

#25

Beitrag von cherub » 22.12.2020, 18:53

Moin!

Nach gut einer Woche unfreiwilliger Internetabstinenz ("wer braucht schon Anschluss an die Aussenwelt waehrend eines Lockdowns" dachte sich mein ISP) komme ich jetzt dazu weiter zu lesen.

Vielen Dank fuer die vielen konstruktiven und hilfreichen Anmerkungen. Da ich momentan dabei bin die typischen Werkzeughelfer fertig zu stellen, geht es in Sachen Holz eh erstmal nicht weiter. Sobald ich das absehen kann, werde ich mal genauer bei den einschlaegigen Haendlern nachgucken. Im Forum gibt es ja auch sehr viel Information dazu.

Zusammenfassend verstehe ich das jetzt so: selbst fuer den einfachsten Bau sollte man sich das passende "Tonholz" besorgen. Nicht, weil es besonders gut klingt oder klingen koennte -- sondern weil es durch seine ungewoehnlichere Bearbeitung besser dazu eignet. Im Bezug auf die Furniere hiesse das also: Saegefurnier statt (dem ueblicheren/guenstigeren) Messerfurnier, um nur einen Punkt zu nennen.

Ueberraschungen kann man natuerlich nicht umgehen, sowohl Glueck als auch Pech sind immer mit im Lostopf. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass etwas wegen falscher Materialwahl schief geht ist einfach geringer.

Gruesse,
Christoph

PS: passt mal garnicht in den thread, aber in meinen Zeitplan: interessiert sich irgendjemand dafuer, wie man als Anfaenger die Radiusschuesseln baut (*nicht* in einer Werkstatt ohne Absaugeanlage), eine nicht-Heissluft-betriebene Biegevorrichtung baut ("es werde Licht"), ein shooting Board fuers Deckenfuegen und sich in mehreren Versuchen an die Zargenform heranstuempert?
When you change the way you look at things, the things you look at change. — Max Planck

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