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Das Endprodukt

Verfasst: 09.11.2020, 15:35
von papillon
Hallo zusammen,

habe mich hier vor ein paar Wochen eingetragen mit Furnier verarbeiten beim Gitarrenbau. Heute ist diese Gitarre fertig geworden. Was soll ich dazu sagen...? Es hat sich nicht gelohnt. Der Ton ist flach und die Lackierung sieht mehr als stümperhaft aus. Aber ich wollte es versuchen und habe es zu Ende gebracht. Beim nächsten mal würde ich einiges anders machen.
Zur Bauweise: Boden und Zarge bestehen aus vier Schichten Furnier, alles in der gleichen Richtung, sichtbare Seite in Wenge, verleimt mit "wasserfestem" Weißleim. Die Zarge ist formverleimt, Boden und Decke ("Gitarrenholz" Fichte) sind leicht gewölbt (unter Spannung). Der Hals besteht aus Wengeholz. Für die Lackierung kam Acryllack zum Einsatz, weil ich mit Nitrolack gesundheitlich nicht so recht klar komme. Zum Füllen der Poren kam Acrylpaste zur Anwendung. Hat sich alles zusammen NICHT bewährt. Irgendwann hat die Decke noch eine Macke bekommen, was mit ungünstigem Lack ja nichts zu tun hat... :-)
Im Anhang seht ihr noch ein Bildchen von dem Ding, allerdings von der besten Seite aufgenommen...

Ob ich den ins Auge gefassten Bau einer Halbresonanz-E-Gitarre noch angehen, ist im Moment schwer zu sagen. Aber ich glaube, die Weichen zeigen eher auf nein.

Grüße, Heinz
DasProdukt.jpg

Re: Das Endprodukt

Verfasst: 09.11.2020, 17:13
von Rallinger
Na, aussehen tut das Teil doch zumindest mal nicht schlecht. Hut ab, dass du mit einem Fehlschlag so souverän umgehst! Sieh's positiv: du wolltest es wissen, und jetzt weißt du, warum man billige Gitarren aus Sperrholz baut. Mund abwischen, weitermachen!

Re: Das Endprodukt

Verfasst: 09.11.2020, 21:33
von Düsentrieb
Mal davon abgesehen, dass es doch öfters heißt, dass Gitarren eingespielt werden müssen. Vielleicht entwickelt sich der sound ja noch in die richtige Richtung. Ich find jedenfalls, die sieht überzeugend aus und fände ein paar ergänzende Fotos nett.

Re: Das Endprodukt

Verfasst: 09.11.2020, 22:17
von Sven
Glückwunsch zur Bewältigung einer selbst gestellten Aufgabe! Mir gefällt, was ich auf dem Foto sehe! Es ist eine schöne Gitarre geworden und für die Erste sieht sie sogar richtig gut aus. Bravo!
Gib dem Holz nun etwas Zeit zu begreifen, was du von ihm erwartest. Dann wird sich der rechte Klang schon einstellen. In ein paar Monaten, vorausgesetzt sie wird regelmäßig gespielt, klingt sie ganz anders.
Meine Empfehlung an dich wäre, dass Eisen nun zu schmieden, solange es heiß ist und mit der Planung der nächsten zu beginnen.
Nach der Gitarre ist vor der Gitarre. :-)

Sven

Re: Das Endprodukt

Verfasst: 09.11.2020, 22:23
von penfield
Schaut jedenfalls nicht schlecht aus.
Und ärgere dich nicht, sondern bau gleich die Nächste;
mit der jetzt gewonnenen Erfahrung, wird die
bestimmt so wie du es dir vorstellst.

Re: Das Endprodukt

Verfasst: 09.11.2020, 22:32
von thonk
ich kann die Enttäuschung ja z.T. nachvollziehen, denke aber auch, dass man die hier gezeigte Leistung in Relation zum Erfahrungsstand setzen und ebenso eine Perspektive aufzeigen muss.
Es ist dein erstes instrument, richtig?
Was hast du erwartet?
Es ist schwer ohne weitere Details zu beurteilen, wo hier in welchen Details das Verbesserungspotential liegt, aber es wird da sein. Ganz sicher.
Es sind bei akustischen Gitarren häufig scheinbare Kleinigkeiten. Beleistung, Decke, Materialauswahl usw. Es sind etliche Stellschrauben, die man sich in den Details erarbeiten / erfahren muss. E gitarren sind da etwas verzeihender.
Dem einen Bild nach, ist es eine sehr respektable Leistung. Mit deinem Wissenschatz über Holzverarbeitung und etwas Akribie und Detailversessenheit, kannst du ganz sicher sehr sehr gute Instrumente bauen.
Vielleicht dokumentierst du deinen nächsten Bau hier sehr viel ausführlicher und holst dir hier für die einzelnen Bauschritte die Tipps und Empfehlungen hier aus dem Forum.
Könnte geil werden.

Re: Das Endprodukt

Verfasst: 10.11.2020, 11:07
von papillon
Hallo zusammen,

herzlichen Dank für eure tröstenden/aufmunternden Worte.
Die Gitarre ohne direkte Vergleiche mit den beiden vorhandenen Westerngitarren klingt voll und gut. Meine Vermutung ist, dass der verwendete Acryllack noch lange nicht ausgehärtet ist und damit eine dämpfende Wirkung hat. Ich hatte die Gitarre im Rohzustand zusammengebaut (Bild). Dabei entstand der Eindruck, dass sie ausgeprägte Höhen hat und in den Tiefen nicht schwächer ist, als meine vorhandenen Gitarren. Fand diesen Eindruck auch mit einem db-Messgerät bestätigt.
Bis dahin lief der Bau fehlerlos. Begonnen hat es mit dem Ausfräsen der Rand- oder Zierleisten. Trotz dem Gefühl, eine Vorrichtung für ein problemloses Ausfräsen zu haben, war das Ergebnis nicht wunschgemäß. Liegt daran, dass so ein Gitarrenkorpus schwer zu halten ist.
Mit dem Lack, das ist wahrscheinlich schief gelaufen, weil nach mehreren Schichten zu sehen war, dass ich die Poren niemals zu bekommen werde. Habe dann Acrylpaste besorgt und damit gespachtelt. Damit wurde de ganze Geschichte irgendwie fleckig.
Hätte an diesem Punkt alles mit Nitro wieder abwaschen müssen und von vorne beginnen. Doch einmal behagt mir so eine Arbeit nicht und dazu das Problem mit meiner Unverträglichkeit gegen Lösungsmittel (Chemikalien insgesamt - Schwerpunkt Formaldehyd). Außerdem waren die Zierleisten durch die nicht in allen Bereichen präzise Ausfräsung etwas dünn geworden. Wollte nicht riskieren, da durch zu schleifen.
Jetzt ist die Gitarre wie sie ist und beim Spielen hört man die optischen Mängel nicht... :-)

Grüße, Heinz

Re: Das Endprodukt

Verfasst: 10.11.2020, 12:06
von Rallinger
Wenn du mir garantierst dass meine erste Akustikgitarre so aussehen wird wie diese unterschreibe ich hier und jetzt. Die Fähigkeit zu Selbstkritik ist eine Tugend. Aber das hier macht Lust, deine nächste Klampfe zu sehen. Wird schon!

Re: Das Endprodukt

Verfasst: 10.11.2020, 12:49
von jonneck
Dem kann ich mich nur anschließen

Re: Das Endprodukt

Verfasst: 10.11.2020, 14:15
von papillon
Von der Form her und in Bezug auf das Innenleben war das für mich große keine Kunst. Einmal bin ich gelernter "Holzwurm" und hatte mit dem Buch "Gitarrenbau" von Martin Koch einen guten Wegweiser. Wo ich versagt habe, das ist beim Einfräsen der Randleisten und beim Lack. Aber letzteres ist irgendwie Schicksal, wegen meiner gesundheitlichen Beeinträchtigung. Ist aber gut arbeiten mit Acryllack, wenn nach dem Arbeitsgang der Pinsel mit Wasser gereinigt werden kann...

Re: Das Endprodukt

Verfasst: 10.11.2020, 15:15
von jhg
Auch von mir erst mal Glückwunsch zur ersten akustischen Gitarre. Man muss da ganz realistisch herangehen. Die Erste ist einfach dazu da, um Techniken und Vorgehensweisen des Gitarrenbaus zu erlernen und viel auszuprobieren. Ich finde es von daher erst mal super, dass du dich herangetraut hast und auch eine fertige Gitarre in den Händen hältst. Wenn es dir Spaß macht, dann baue auf jeden Fall weiter. Mit einem relativ kleinen Budget kannst du dir aus ordentlichem Holz die Nr. 2 bauen und die wird unter Garantie vieler Fehler nicht haben und natürlich besser sein. Akustikgitarren leben von der Erfahrung, die man mit der Zeit gewinnt.

Re: Das Endprodukt

Verfasst: 10.11.2020, 17:37
von triple-U
papillon hat geschrieben:
10.11.2020, 14:15
Von der Form her und in Bezug auf das Innenleben war das für mich große keine Kunst. Einmal bin ich gelernter "Holzwurm" und hatte mit dem Buch "Gitarrenbau" von Martin Koch einen guten Wegweiser. Wo ich versagt habe, das ist beim Einfräsen der Randleisten und beim Lack. Aber letzteres ist irgendwie Schicksal, wegen meiner gesundheitlichen Beeinträchtigung. Ist aber gut arbeiten mit Acryllack, wenn nach dem Arbeitsgang der Pinsel mit Wasser gereinigt werden kann...
Hallo!!!

Du hast nicht versagt, sondern eine Erfahrung gemacht! Und die ist dazu da, um es beim nächsten Mal besser zu machen - und nicht resignierend alles in die Ecke zu schmeißen!

Ich kann dir nur empfehlen, weiter zu machen und die Erfahrungen zu verarbeiten.

Es wäre schade, wenn du dein zweifellos vorhandenes Talent, schöne Instrumente zu bauen, nicht mehr nutzt.

Liebe Grüße - und bleib gesund!
Uli