Muffige Halbe

Alles zu akustischen Gitarren und Bässen

Moderator: jhg

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Muffige Halbe

#1

Beitrag von flyaway » 23.05.2020, 08:47

Servus,

Ich bräuchte mal euren Rat bzgl. einer Schülergitarre aus den 1960ern/frühe 1970er
Lag bei Bekannten viele Jahre im halbfeuchten Keller. Steg ist ab, aber ansonsten guter Zustand.

Leider ist innen etwas geschimmelt/modrig.
Das Holz ist trocken, es riecht aber immer noch muffig.

Wie bekomme ich das raus?
Abschleifen durchs Schalloch?
Ich würde sie nur ungern zerlegen wie ihr verstehen könnt.

Danke für die Hinweise.
Steffen

P.S.
Wo bekommt man eigentlich einen einzelnen Knopf für die Mechaniken her?
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Re: Muffige Halbe

#2

Beitrag von Yaman » 23.05.2020, 09:34

Desinfektionsspray von DM. Der Geruch ist weg, der Pilz/Schimmel tot und dann mit einem Schleifvlies durchs Schallloch säubern.
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Re: Muffige Halbe

#3

Beitrag von Drifter » 23.05.2020, 13:33

flyaway hat geschrieben:
23.05.2020, 08:47

Wo bekommt man eigentlich einen einzelnen Knopf für die Mechaniken her?
Das wird sicher einer in der Restekiste haben, aber ein kompletter Satz Mechaniken kostet auch nicht die Welt (so ab 10,- € aufwärts beim großen T) und Du bist auf der sicheren Seite.
Neu und viel geschmeidiger!

lG

Norbert

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Re: Muffige Halbe

#4

Beitrag von flyaway » 29.05.2020, 14:12

Servus,

kleines Update & Fragen:
Die Desinfektion hat geholfen. Riecht jetzt nicht mehr ganz so muffig; ganz weg ist der Geruch noch nicht.
Das empfohlene DM-Spray hat nen ziemlichen Eigengeruch, der in meiner Nase nicht wirklich angenehm ist; gerade auch in Verbindung mit Holzmoder; aber wird schon. Danke @Yaman!

Jetzt geht es daran, den Steg wieder einzukleben; ich werde mich da wohl an die Anleitung von Rall halten.
Ein X-Bracing hat die Gitarre nicht, unter der Brücke ist ... nichts; lediglich eine Leiste geht zwischen Schallloch und Steg quer durch.
Entsprechend ist das Einkleben auch etwas einfacher.

Eine Frage hätte ich allerdings noch zur Mensur.
Länge Nullbund zur alten Position Steg sind bei der tiefen E-Saite 619mm, auf der hohen E-Saite 620mm; die Stegeinlage steht nur sehr geringfügig schräg.
620mm müssten ja als 7/8-Gitarre gelten, oder?
Ideale Stegposition wäre ja - soweit ich weiß Abstand Nullbund zu 12. Bund mal zwei; korrekt?

Macht es Sinn, einen neuen Steg mit größerer Kompensation kaufen - Ich weiß nicht, ob man eine Einlage so feilen kann, dass man auf deutlich mehr als die 1mm kommt. Und ne neue Einlage bräuchte man sowieso.


Last-but-not-least:
Ich habe heute mal die Wasserwaage auf den Hals gelegt und bin etwas schockiert über die Halsneigung.
Ist das bei Nylons immer so krass? Das erheblich im oberen Bereich; und das bereits ohne Saiten (der Saitenzug müsste ja den Hals noch etwas nach vorn kommen lassen). Stahlstab gibt's natürlich nicht; dafür ist der Hals dick wie ein Baseballschläger.

Danke für eure Kommentare!
Steffen
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Re: Muffige Halbe

#5

Beitrag von cabriolet » 30.05.2020, 11:09

Bei den Mechaniken würde ich auch sagen: Komplett neu machen. Aber Vorsicht: Erstens musst du wohl aufbohren, weil du jetzt nur dünne Messing-Welen hast, und bei so Schüler- oder 7/8-Gitarren sind die Abstände manchmal kleiner als bei den üblichen "ganzen" Konzertgitarren (35mm von Achse zu Achse). Da etwas Passendes zu finden wird dann schwierig. Also erst messen, dann entscheiden. Einzelne Knöpfe gibt´s in der Bucht, bin aber gerade zu faul dir da einen Link ´rauszusuchen. Sind dann welche , bei denen du die Mechanik heiß machen musst und den Knopf dann auf"schmilzt". Oder du nimmst ein Stück Nylon, sägst/feilst es in Form, bohrst ein Loch und drückst es auch auf die heiße Mechanik-Achse.

Zur Saitenlage: Ist das Foto mit Stegeinlage oder ohne? Wenn es mit Einlage ist, lässt sich das retten, ohne Decke und/oder Boden zum Halswinkel korrigieren abnehmen zu müssen: Einen Teil kannst du über die Stegeinlage selber holen. Wenn dir das nicht reicht, hilft ein leicht keilförmiges Griffbrett: Das sieht in deinem Bild sowieso schon halb abgelöst (und auch nicht sehr hochwertig) aus. Da hast du hauptsächlich zwei Möglichkeiten: Griffbrett ablösen und wenn du es (und die Bundierung) retten willst, von der Unterseite keilförmig hobeln oder schleifen. Also am Sattel dünner als am schallochseitigen Ende. Oder aber ein Griffbrett selber komplett neu machen, falls du dir das zutraust; dann kannst du es auch gleich ein Stück dicker machen, damit kannst du durch die Keilform mehr ´rausholen (z.B am Sattel auf 4mm, am Schalloch 7mm Dicke hobeln).
Wenn du das Griffbrett neu machst und dann auch neu bundierst, kannst du auch sattelseitig eine leichte Kompensation einbauen, einfach den Nullbund etwa 1mm schräg setzen. Das was du dort kompensierst, macht sich nicht nur allgemein in der Intonation positiv bemerkbar, sondern verringert auch die nötige Kompensation am Steg. Dann reicht dir deine schmale Stegeinlage, die du auf der Oberseite ja auch noch entsprechend ausarbeiten kannst. Nylonsaiten brauchen sowieso weniger Kompensation als Stahlsaiten.

Gruß
Markus
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Re: Muffige Halbe

#6

Beitrag von flyaway » 02.07.2020, 21:37

Servus zusammen,

ein kleines Update: Die muffige Halbe ist fertig :)
Ich habe erstmal auf das Abmachen des Griffbretts verzichtet; wahrscheinlich kommt das dann irgendwann mal in einem zweiten Schritt.
Den Moder-Geruch entfernt (Bäh, Modergeruch + Desinfektionsspray stinkt (igitt) )
Steg habe ich neu eingeklebt (mit Fischleim, hält hervorragend!) und die Stegeinlage aus Knochen neu gemacht. Den Sattel angepasst, die Bünde poliert und dem Griffbrett mal eine gehörige Schicht Ballistol verpasst.

Die Gute klingt gut, soweit es für eine günstige DDR-Schülergitarre halt möglich ist (und ich es beurteilen kann); die Saiten und der Hals müssen natürlich erstmal ein Gleichgewicht finden (die Gute war seit > 40 Jahren ohne Steg!). Zugegebenermaßen ist es auch meine erste Erfahrung mit einer Konzertgitarre; ich bin sonst nur bei den elektrischen und meiner Fender Western zuhause.
Die Saitenlage passt; ist nicht großartig, aber ist spielbar (6mm im 12.Bund :oops: , aber deutlich besser bis zum 5. Bund; der Hals ist nicht gerade und hat einen deutlichen Bogen; aber keinen Spannstab); da bin ich von der elektrischen besseres gewohnt ;)
Neue Stimmwirbelknöpfe sind unterwegs.

Die Mensur ist 620mm (eigentlich sogar nur 618,5mm; komische krumme Zahl. Mehr als 3/4 aber weniger als 7/8-Gitarre).
Sie hat einen Nullbund; das finde ich beim spielen angenehm. Und auch habe ich (wieder) gemerkt, dass ich die dickeren & breiteren Hälse lieber mag.

Die Schwiegermutter freut sich, dass ich ihren alten Schatz gerettet habe.
Ziel erfüllt, Familienfrieden gerettet 8) (dance a)

Danke nochmal für eure Hinweise & Hilfe. Irgendwann wird das mit dem Hals auch noch mal korrigiert; aber ich fürchte, dass sie dann gleich ganz einen neuen Hals braucht.

P.S.
Poliert werden muss sie selbstredend noch, und auch die Nylonsaiten sind auf dem Bild noch nicht abgeknappst.
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