Plane Oberflaechen fuer Griffbrett -- wie?

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cherub
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Plane Oberflaechen fuer Griffbrett -- wie?

#1

Beitrag von cherub » 21.05.2020, 22:38

Moin!

Mal eine halbwegs doofe Frage von mir, weil ich ganz praktisch momentan nicht weiterkomme. Auf meinem Endlosweg zu (m)einer benutzbaren Werkstatt teste ich zwischendrin immer mal wieder Arbeitsschritte zum Gitarrenbau. Nebenbei stellen sich die Fragen auch beim "normalen" Holzwerken. Da ich mittelfristig versuche ein akustisches Instrument zu bauen, stelle ich die Frage mal hier. Bitte verschieben, falls am falschen Ort.

Also: wie kriege ich den Hals und das Griffbrett so plan, dass ich sie richtig verleimen koennte? Ich habe keinerlei Hobelmaschinen und plane (ha!) auch keine anzuschaffen. Ich bin nicht der beste Hobler, lerne aber fleissig weiter. Was ich bisher verstanden habe ist, dass eine Rauhbank die beste/einzige Moeglichkeit waere. Aber auch nach vielen Versuchen bekomme ich es einfach nicht hin ein Stueck Hartholz auf etwa 50cm Laenge und 5cm Breite wirklich plan zu bekommen. Entweder es bleibt eine Kurve drin, die ueber die ganze Laenge geht. Oder ich stosse an die Grenze, dass ich kleine Dellen einfach nicht angegriffen bekomme.
Mit meinen ungefaehr auf Dicke vorgeschnittenen Griffbrettern moechte ich nicht ueben und kann mir momentan nicht vorstellen, dass ich auf Dicke hobeln mit planer Oberflaeche hinbekaeme.

Meine Rauhbank ist nicht so toll -- kann es am Werkzeug liegen? Ich habe mit einem sehr guenstigen Einhandhobel angefangen und den so lange bearbeitet (was sollte dabei passieren), dass er benutzbar wurde. Mittlerweile macht der ziemlich perfekt was ich will und ich weiss auch, wie ich zum gewuenschten Ergebnis komme. Dann habe ich mit groesseren angefangen und mir als letztes eine Nr. 7 gekauft. Ginge also noch laenger. Die Sohle ist halbwegs plan (bis auf einen ueblen Hacker, der aber nur in die Sohle geht). Und eine Seite hat nahezu perfekt 90 Grad, so dass ich mit dem Ding zumindest am shooting board OK zurecht komme.

Von der Technik her versuche ich lange Schuebe zu machen, wobei ich keine ganze Halslaenge einem Zug schaffe -- zumindest nicht mit konstantem Andruck und Schub.

Wie bekommt ihr die Oberflaechen zum Verleimen hin? Gibt's irgendwelche Tipps oder Tricks? Besser vorbearbeiten, z.B. plan fraesen? Zum Tischler bringen ist eigentlich keine Alternative. Oder braucht man doch irgendeine Maschine?

Gruesse,
Christoph
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Re: Plane Oberflaechen fuer Griffbrett -- wie?

#2

Beitrag von Sven » 21.05.2020, 23:21

Hallo Christoph,

Die Halsoberseite, bzw. die Seite des Halsrohlings, die später die Halsoberseite wird, hoble ich mit der Rauhbank.
Da wichtigste ist dabei immer ein gut geschärftes Hobeleisen.
Idealerweise musst du den Hobel nicht nach unten aufs Holz drücken, sondern nur vorwärts schieben. Der Andruck kommt also nur durch das Gewicht des Hobels. Mit einem scharfen Eisen ergibt sich das von selbst.
Wichtig ist auch, das die Unterlage plan ist.
Ich hoble immer beide Seiten des Halsrohlings abwechselnd und entscheide erst später, welche Seite die Griffbrettseite wird.
Du solltest Hobelzüge über die ganze Länge machen, aber du darfst zwischendrin anhalten, Deine Standposition wechseln und dann weiterschieben. Hauptsache, du brichst den Span nicht ab.
Meine Rauhbank ist eine Nr 7 von Dictum, mit 56 cm Länge. Das ist lang genug für einen Halsrohling.

Die Halsmaterialien, die ich bisher verbaut habe, sind Cedro, Mahagoni, Ahorn und Walnuss, also weichere Hölzer als Griffbretter aus Wenge oder Ebenholz.
Beim Hobeln von Ebenholz, hatte ich auch schon das Problem, dass die Klinge nicht greifen wolte. Da hat es mir geholfen, den Hobel nicht genau gerade zu schieben, sondern leicht zu drehen, so dass eine Ecke der Schneide etwas vorauslief. Außerdem gilt die Regel "gut schärfen!" hier doppelt.

Schlussendlich braucht man auch Geduld. Dann bekommt man auch so verwirbeltes Ebenholz, wie dieses hier plan:
0091_griffbrett.png
Sven
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vom Pfusch nie.
(Goethe)

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Re: Plane Oberflaechen fuer Griffbrett -- wie?

#3

Beitrag von MattB90 » 22.05.2020, 00:01

Ich probiers mal,
Ich geh mal von einem sägerauen Griffbrett aus.

1. du hast eine Nr. 7, schonmal sehr gut dafür.
2. Am allerwichtigsten dafür (vor allem für Hartholz): ein rasiermesserscharfes Hobelmesser. Das muss wirklich ohne Aufwand die Haare vom Unterarm wegrasieren können
3. Bei sägerauen Oberflächen fange ich erstmal an das „Sägeraue“ wegzuhobeln. Bevor das „Sägeraue“ ganz weg ist fange ich an eine minimale „Schüssel“ bei breiten Bodyhölzern bzw. eine minimales“Tal“ entlang eines Griffbrettes/Halses zu hobeln. Was meine ich damit? Was wir wollen ist, beim LETZTEN Hobelzug einen gleichmäßig dicken Span über die gesamte Hobeleisenbreite zu erzeugen. Hast du jetzt an der Stelle wo du den Hobel ansetzt ein Tal und in der Mitte der Hobelstrecke einen Berg, dann wirst du entlang zwar einen tollen Span bekommen, folgst aber dem Berg und du bekommst niemals eine plane Fläche.
4. Fängst du hingegen bei einem Berg an und in der Mitte ist ein Tal, und deine Hobelzustelltiefe ist fein genug, dann bekommst du in der Mitte der Hobelstrecke keinen Span, da die Sohle vorne und hinten auf dem Berg aufliegt. Somit kannst du dich, so lange in der Mitte der Span ausbleibt bzw. abreisst, Hobelzug für Hobelzug ranarbeiten und bekommst eine perfekt plane Fläche.

Sachen zu beachten:
1. Bei breiteren Hölzern immer wieder Hobel-/Bearbeitungsrichtung ändern.
2. Immer wieder Dicke des Werkstücks kontrollieren nicht dass du auf einmal zu dünn wirst. Wenn du wie beschrieben von einer minimalen Schüssel aus anfängst reichen einfach die vier Ecken zu messen, da die Kuhle in der Mitte des Werkstücks (bei unseren Gitarrenbau-Hobelanwendungen) niemals tiefer sind als ein paar Zehntel mm.
3. Für schöne Oberfläche immer die Faserrichtung beachten, wenn das Eisen scharf genug ist kann man aber auch entgegen der Faser ohne große Ausbrüche hobeln
4. Bei breiten Flächen den Hobel schön schräg halten. Damit nimmst du die Flächen links und rechts vom Hobel mit, was sich bei der Planarität positiv auswirkt
5. Zuerst kannst du mit größerer Zustelltiefe anfangen und zum schluss hin immer feiner werden
6. Hobelwachs welches du ab und zu auf die Hobelsohle streichst machts deutlich einfacher
7. Hobel mit dem lateralen Einstellhebel wirklich sehr genau einstellen, damit auf beiden Seiten die gleiche Spandicke weggenommen wird

So, ich glaub irgendwas hab ich vergessen. Wenns mir wieder einfällt ergänz ichs. Ich hoff damit kann man was anfangen und ist nicht zu Verwirrungsstiftend...

Achja, hier der Edit: Werkstückhalterung. Am einfachsten ist das Halten des Werkstücks mit dem Maskingtape and Supergluetrick. Dazu einfach Kreppband auf Werkstück und Werkbank kleben und die auf ein Kreppband Sekundenkleber geben und auf das andere Kreppband legen und warten bis es fest ist. Hält bombenfest.
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Re: Plane Oberflaechen fuer Griffbrett -- wie?

#4

Beitrag von cherub » 23.05.2020, 01:48

Moin,

schonmal grossen Dank an Euch. Ich fuehle mich echt ein bisschen bloed, dass ich dabei so grosse Schwierigkeiten habe.

Ich habe heute den Hobel nochmal genau betrachtet und auseinander genommen. Die Sohle ist nicht perfekt plan -- ganz leichtes Tal in der Mitte (Fuehlerlehre, > 1/10 mm, < 2/10 mm) -- aber eigentlich plan genug. Und obwohl ich die Zahl schon ziemlich oft gelesen habe, habe ich's doch durcheinander gebracht -- es ist doch ein Nr. 6. Wahrscheinlich war mein Wunschdenken dabei, weil ich eigentlich ein Nr. 7 wollte. Die Breite des Messers macht's etwas schwieriger es wirklich scharf zu bekommen; aber den Haarschneidetest bekomme ich schon hin. Aber vielleicht ist der Messerstahl auch nicht mehr so gut?
MattB90 hat geschrieben: [...]
3. Bei sägerauen Oberflächen fange ich erstmal an das „Sägeraue“ wegzuhobeln. Bevor das „Sägeraue“ ganz weg ist fange ich an eine minimale „Schüssel“ bei breiten Bodyhölzern bzw. eine minimales“Tal“ entlang eines Griffbrettes/Halses zu hobeln. Was meine ich damit? Was wir wollen ist, beim LETZTEN Hobelzug einen gleichmäßig dicken Span über die gesamte Hobeleisenbreite zu erzeugen. Hast du jetzt an der Stelle wo du den Hobel ansetzt ein Tal und in der Mitte der Hobelstrecke einen Berg, dann wirst du entlang zwar einen tollen Span bekommen, folgst aber dem Berg und du bekommst niemals eine plane Fläche.
4. Fängst du hingegen bei einem Berg an und in der Mitte ist ein Tal, und deine Hobelzustelltiefe ist fein genug, dann bekommst du in der Mitte der Hobelstrecke keinen Span, da die Sohle vorne und hinten auf dem Berg aufliegt. Somit kannst du dich, so lange in der Mitte der Span ausbleibt bzw. abreisst, Hobelzug für Hobelzug ranarbeiten und bekommst eine perfekt plane Fläche.
[...]
Werkstückhalterung. Am einfachsten ist das Halten des Werkstücks mit dem Maskingtape and Supergluetrick. Dazu einfach Kreppband auf Werkstück und Werkbank kleben und die auf ein Kreppband Sekundenkleber geben und auf das andere Kreppband legen und warten bis es fest ist. Hält bombenfest.
OK, wenn ich das richtig verstehe ist das genau mein Problem. Ich arbeite irgendwie immer einen "Berg" entlang des Halses hinein, den ich einfach nicht mehr wegbekomme.
Bislang habe ich nur mit Teststuecken Ahorn, Eiche und vor allen Dingen Red Balau gearbeitet -- letzteres habe ich beim lokalen Baumarkt erstanden, weil es FSC war und ich neben einigen Reststuecken Dielen eine dicke Bohle bekam, aus der ich plane einen elektrischen Upright zu bauen.
Anyhow, das mit dem schraeggestellten Hobeleisen habe ich mir schon recht lange angewoehnt. Ich hatte bislang den Eindruck, dass ich dadurch eine bessere Hobelbewegung mache.

Das mit der Halterung muss ich unbedingt mal ausprobieren. Gerade bei laengeren Stuecken faellt es mir schwer, das Werkstueck gut zu fixieren.

Also werde ich mal austesten: Messer so scharf wie ich es hinbekomme, Rohling fest auf planer Oberflaeche befestigen, moeglichst ohne Druck entlang des ganzen Bretts hobeln. Und ich versuche mal mit einem Tal in der Mitte anzufangen. Und ich versuche mal, ob ich die Hobelunterseite nochmal gelaeppt bekomme -- auch das ist bei der Sohlenlaenge nicht mehr so einfach. Und wenn das alles nichts hilft, vielleicht doch nach einem anderen Hobel suchen; fuer die Stosslade funktioniert der schon.

Gruesse,
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Re: Plane Oberflaechen fuer Griffbrett -- wie?

#5

Beitrag von MattB90 » 26.06.2020, 23:44

Ich möchte hier nochmal kurz einhaken und meinen alten Post mit Bildern unterlegen, da ich heute beim Planhobeln meines nächsten Bodys daran gedacht habe, Fotos zu machen.

Also Ausgangspunkt ist ein Bodyholz mit ca. 45mm Stärke, ca. 400mm Breite und ca. 600mm Länge. Sägerau und nicht annähernd plan. Benötigt wird ein scharfes Hobeleisen, welches wirklich perfekt im Hobel sitzt.

Kurz zum Hobeleinstellen: Hobeleisen (ich nutze einen Metallhobel) soweit zurückstellen, dass das Eisen nicht greift. Den Hobel auf die Seite legen und mit einem Stück Holz links und rechts am Hobelmesser entlang fahren. Wie gesagt, das Messer soll noch nicht greifen! Dann Schrittweise das Hobelmesser weiter raus drehen. Immer wieder mit dem Holz probieren, ob das Messer schon greift. Irgendwann wird eine Seite des Eisens das kleine Holzstück hobeln und die andere Seite nicht. Das heißt, dass das Hobelmesser nicht gerade im Hobel sitzt. Hier wird nun mit dem lateralen Einstellhebel das Hobeleisen etwas gerader gestellt. Danach Hobeleisen wieder zurück fahren und nochmals mit mehrmaligem Testen das Hobeleisen soweit rausfahren, bis wieder eine Seite greift. Den Vorgang solange wiederholen bis das Eisen unser Testholz an beiden Seiten gleich stark zuhobelt. Entweder man erkennt am Hobelwiderstand, ob die Hobeltiefe gleich ist, oder man misst einfach die linken und rechten Hobelspäne mit einer Schieblehre und schaut ob die Späne gleich dick sind.

Nun ist der Hobel perfekt eingestellt und die Hobelei kann beginnen.

Zuerst beginne ich mit Hobelzügen im 45° Winkel zur Länge/Breite (Roter Pfeil). Dabei fange ich in der Mitte des Bodys mit kurzen Hobelzügen von ca. 6-7cm an. Die Hobelzüge wiederhole ich solange, bis das Messer des Hobels nicht mehr greift. Anschließend arbeite ich mich weiter nach außen. WICHTIG! Die letzten Hobelzüge fangen !NICHT! ganz außen am Holz an und hören auch !NICHT! ganz außen am Holz auf (Rote Linien).
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Im nächsten Schritt mache ich das ganze Prozedere nochmals um 90° gedreht. Also wieder im 45°Winkel zur Länge/Breite, nur in Richtung der beiden anderen Ecken. Wieder Roten Pfeil und Rote Grenzmarkierungen beachten.
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Was wir daraus bekommen ist eine „Schüssel“ (Roter Kreis) die innen niedriger ist als an den 4 Ecken und den 4 Außenkanten. Die Schüssel ist dabei nur um einige Zehntel tiefer als der Rest.
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Im nächsten Schritt hobele ich den Body quer zur Faser (Roter Pfeil). Auch hier wieder beachten, dass die letzten Hobelzüge NICHT nach ganz außen gehen. Weder beim Ansetzen des Hobels, noch beim Aufheben des Hobels (Rote Linien). Dieses mal fange ich aber ganz vorne am Body an und höre ganz hinten am Body auf. Sprich die kurzen kurzen Kanten werden jetzt auch tiefer gehobelt. Wenn die Späne mal reissen und der Rest des Spans noch am Holz ist, ist das nicht schlimm und braucht ihr auch vorerst nicht weiter zu beachten, bzw nochmal kurz mit dem Hobel drüber, dann sind sie weg.
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Gleiches Prozedere wieder 90° versetzt. Diesesmal also entlang der Faser hobeln, wieder nicht ganz vorne beginnen und wieder nicht nach ganz hinten hobeln. Aber die Langen Kanten werden dieses mal mitgehobelt.
BIS HIERHER kann ruhig mit einer größeren Hobeleisenzustellung gearbeitet werden, damit ordentlich Material wegkommt. Wir sind immer noch im Bereich von ein paar Zehntel, also keine Sorge dass ihr auf einmal 5mm Material weggenommen habt.
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Was wir nun erreicht haben ist, dass der Body bis auf die 4 Ecken tiefer gehobelt ist (Rote Schlinge).
BC8E711E-84A0-421E-9E46-DC69CA31501D.jpeg
Und nun zum letzten Schritt:
Jetzt müsst ihr nur noch abwechselnd entlang der Faser und quer zur Faser hobeln. Auch hier kann zu Beginn noch eine größere Eisenzustellung hergenommen werden.

Ich gehe hier so vor, dass ich zuerst entlang der langen Kante hoble. Dazu wird der Hobel so angesetzt, dass beim ERSTEN ZUG ca. 2/3 des Hobeleisens das Holz hobeln und ca. 1/3 des Hobeleisens außerhalb des Holzes ist. (Hier im Bild hat das Holz eine schräge Kante deswegen siehts so aus, dass der Hobel ganz im Holz wäre, ist er aber beim ersten Zug nicht!)
983C065B-89FE-4A29-86C9-D7EFE9CA1C0D.jpeg
Durch unsere etwas tiefere Eisenzustellung merkt ihr nun nach dem ersten Zug ganz deutlich die Kante bzw. den Übergang, an dem der Hobel gehobelt bzw. gerade nicht mehr gehobelt hat. Diese Kante wandert nun Hobelzug für Hobelzug immer weiter auf die andere Seite, bis sie beim letzten Hobelzug verschwindet.
Wohl gemerkt, absolute Voraussetzung hier ist, das der Hobel wirklich sauber eingestellt ist.
Zudem kann es vorkommen, dass in der Mitte des Holzes der Hobel nicht greift. Das ist nicht schlimm, das liegt daran, dass wir immer noch eine Schüssel haben.

Diesen Vorgang macht ihr nun 1x entlang der Faser, dann 1x quer zur Faser. Danach wird die Hobeleisenzustellung etwas verringert und ihr macht das nochmal 1x entlang der Faser und 1x quer zur Faser. Und ihr werdet immer feiner mit der Hobelzustellung, bis ihr bei JEDEM Hobelzug (längs und quer zur Faser) einen ganz feinen, zusammenhängenden Span habt.

Und dann habt ihr eine perfekt plane Fläche.

Und wenn ihr das 1-2 mal gemacht habt, dann dauert das Planen einer Bodyseite vielleicht noch 10 - 15 Minuten. Ich denke das ist doch recht ordentlich.

Joa. War jetzt etwas ausschweifend. Aber vielleicht hilfts dem ein oder anderen. Viel Spaß dabei :D
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Re: Plane Oberflaechen fuer Griffbrett -- wie?

#6

Beitrag von cherub » 08.12.2020, 22:59

Moin,

ein paar Monate sind ins Land gegangen. Mein anfaengliches Kinnladen-nach-unten-Klappen nach der ausfuehrlichen Beschreibung habe ich ein wenig unter Kontrolle kriegen koennen. Ich habe geuebt, gelesen, geguckt -- aber ich weiss nicht so recht, wie es weitergehen sollte.

Also: ich habe gelernt, dass der ganze Vorgang im weitesten Sinne zum Abrichten gehoert. Ich habe mir einige Videos zum Thema angeguckt, die das Abrichten per Hand beschreiben. Und ich habe einige Male probiert. Ich habe mir einen sehr schoenen neuen Hobel gekauft, der das ganze erheblich einfacher macht. Aber ein paar Fragen bleiben mir immer noch. Bei der "langen" Arbeit werden die Videos immer gekuerzt.

Vielleicht erwarte ich zuviel und habe noch zu wenig Uebung. Ich habe bis jetzt etwa zehn verschiedene Bretter auf wenigstens einer Seite gut abgerichtet -- oder es zumindest versucht. Manche waren eher schmal, so wie Halskanteln; und verschiedene vom Typ Body-Rohling. Alles Massivholz, alle einigermassen krumm/verworfen. Meine Tests in Weichholz sind sinnlos gewesen, Fichte und Kiefer sind in den Qualitaeten, die ich gefunden habe vollkommen fuer den Ar..m. Minimal besser ist Douglasie, aber gut auch nicht. Also "Hartholz". Pappel war noch das gnaedigste. Aber die haerteren Sorten sind irgendwie "die harte Tour". Ich habe mich mehrfach an schoenem Buchenholz versucht. Liess sich einigermassen angenehm hobeln, aber ich hatte auch das Gefuehl mich in Minischritten dem Ziel zu naehern. Also nix mit 15 Minuten, eher mehrere Stunden Arbeit. Und ich habe eine schoene relativ duenne Bohle Eiche "hinbekommen", aber ist das jedesmal so eine extreme Huerde? Und das Holz, aus dem ich eigentlich eine Art electric upright bauen moechte ist der unangefochtene Hammer. Trotz scharfem Messer und wirklich duennem Span bin ich nach einer halben Stunde vollkommen durch.

Ich weiss, das sind immer noch eher Basis-Holzbearbeitungsfragen. Ist das noch normal? Ich wuerde ja gerne mal einen Kurs oder sowas machen -- derzeit ist das aber bekannterweise nicht zu machen. Normalerweise stelle ich mich nicht so bloed an. Oder muss ich noch viel mehr ueben und irgendwann wird's dann besser? Oder ist euer Ausgangsholz schon super sauber vorgeschnitten? Habt ihr eine Abrichte? Einen Dickenhobel? Lasst ihr beim Schreinermeister abrichten?

Mitunter sehr armschwere Gruesse,
Christoph
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Re: Plane Oberflaechen fuer Griffbrett -- wie?

#7

Beitrag von Janis » 08.12.2020, 23:34

Ich muss gestehen, dass ich am Hobel auch meine Defizite habe. Momentan ebne ich oft alles mit Oberfräse und Schleifbrett und versuche ab und an meine Hobel-Fähigkeiten zu verbessern. Es wird auch langsam. Wichtig sind Technik, scharfe Klingen und eben Routine/Gefühl fürs Holz, die Maserung und den Hobel.
Viele Grüße,
Jan

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Re: Plane Oberflaechen fuer Griffbrett -- wie?

#8

Beitrag von DoppelM » 09.12.2020, 10:17

Ich denke das ist normal. Man braucht viel Übung, ich bin auch noch lange nicht soweit dass ich händisch sauber abrichten kann.
Einen Tip habe ich für kleinere Hobel bekommen, den ich hier noch nicht gesehen habe: Beim an- und absetzen muss man ggf einen Lastwechsel berücksichtigen. Wenn du ansetzt und nur der Teil vorm Maul auf dem Holz liegt, musst du auch den Schwerpunkt dorthinlegen, damit der Hobel nicht nach hinten kippt. Wenn du zur anderen Kante kommst muss der Schwerpunkt entsprechend nach hinten rutschen, damit der Hobel nicht nach vorne hängt. Im Prinzip musst du einen fliessenden Lastwechsel machen, um keinen Berg zu hobeln.
Mit der Methode zuerst eine leichte Schüssel zu hobeln dürftest du aber das meiste unter Kontrolle haben.
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Re: Plane Oberflaechen fuer Griffbrett -- wie?

#9

Beitrag von Arsen » 09.12.2020, 11:04

Hallo Christoph,
ich habe auf die Schnelle nicht nochmal alles durchgelesen, daher kommen hier vielleicht Dopplungen - aber hoffentlich auch der eine oder andere Tipp:

- Die Hobelsohle "schmieren": Ich mache das, wenn ich den Hobel durchgehend benutze, alle paar Minuten mit einem Teelicht (Öllapen oder Silbergleit geht auch). Hat man eine Weile "ungeschmiert" gehobelt und wachst dann die Sohle, merkt man auf einmal dass 80% der Kraft zuvor durch Reibung drauf gingen. Würde ich nur nicht vor dem allerletzten Hobelstrich vor einer Verleimung machen.
Hilft auch bei Holzhobeln.

- Besorg dir einen günstigen Holzhobel (schön leicht --> weniger anstrengend) und schleif das Eisen ballig. Damit kann man extrem schnell und mit wenig Anstrengung sehr viel wegholzen. Ich habe einen schmalen, alten Ulmia, damit kann ich recht zügig einige Millimeter abnehmen - bei Bedarf kann ich mal ein Foto nachreichen.

- Am Anfang und bei schneller Materialabnahme: Quer (oder diagonal) zur Faser hobeln

- Arbeite mit dem Oberkörper und den Beinen mit, hab einen festen Stand.
Nur aus den Armen zu hobeln finde ich sehr ermüdend.

- Beim Planen von Oberflächen arbeite ich mit "Winding Sticks", gib das mal bei Youtube ein, falls du es nicht schon kennst.

Generell gibt es eine Lernkurve beim Hobeln lernen (Übung macht den Meister), aber scharfe Eisen und Geduld bringen dich voran.
Bist du mal frustriert, dann probiere folgendes aus:

Gib einem absoluten Anfänger, der noch nie gehobelt hat, deinen Hobel in die Hand und schaue zu wie er voran kommt.
So hast du am Anfang wahrscheinlich auch gehobelt! - Plötzlich siehst wie viel du doch schon weitergekommen bist.
(So ging es mir zumindest, ich dachte echt "wow" und konnte mich auf einmal wieder erinnern wie Bescheiden ich am Anfang "gehobelt" habe!). (dance a)
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Re: Plane Oberflaechen fuer Griffbrett -- wie?

#10

Beitrag von cherub » 09.12.2020, 18:43

Moin,

vielen Dank fuer die Ermunterungen und die Tipps. Es ist dann wohl noch im Rahmen.

Ich habe auch schon gemerkt, dass meine Ansprueche im Laufe der Zeit stark angestiegen sind. Gucke ich auf Projekte, die ich vor ein, zwei Jahren noch total toll fand, dann denke ich jetzt -- die Oberflaeche ist doch noch nicht fertig. Ich benutze beim Hobeln eigentlich auch immer Wachs; Silbergleit habe ich noch nie ausprobiert. Das die Kontrolldinger "winding sticks" heissen, wusste ich noch nicht. Ich nehme Wasserwaagen aus Alu, habe ich auch aus einem Video; zuletzt gesehen bei einem Video von Jonas Winkler.

Die Idee mit dem balligen Hobel -- ich glaube sowas heisst Schrupphobel? -- hatte ich auch schonmal gesehen oder gelesen. Das hoert sich nach einer sehr guten Idee an! Habe ich irgendwie voellig vergessen.

Ach ja; meine aktuellen Versuche mache ich alle mit einem relativen langen Flachwinkelhobel von Stanley. Ich vergesse immer die Namen; ist fast so lang wie mein Nummer 6. Der ist komplett rechtwinklig und hat eine absolut plane Hobelflaeche.

Gruesse,
Christoph

(irgendwann hoffe ich auch mal irgendwas ueber Gitarrenbau zu schreiben)
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Re: Plane Oberflaechen fuer Griffbrett -- wie?

#11

Beitrag von 100WChris » 09.12.2020, 19:35

Servus,
anderer Gedanke: warum muss es unbedingt der Handhobel sein? Bodys und Halskantel kann man sehr gut auf Dicke fräsen und Decken/Böden/Zargen laufen bei mir fast ausnahmslos durch die Zylinderschleifmaschine, gerade die "schwierigen" Hölzer sehen eigentlich kaum noch einen Hobel.
Die finale Dicke und Oberfläche macht dann die Ziehklinge, müsste ich zwischen Hobeln und Ziehklinge wählen, ich würde fast immer die Ziehklinge dem Hobel – hehe, Wortspiel :D – vorziehen.
Grüße vom Namensvetter 😁
beste Grüße
Chris

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Re: Plane Oberflaechen fuer Griffbrett -- wie?

#12

Beitrag von papillon » 09.12.2020, 21:06

Hallo Christoph,

ist schon viel geschrieben worden zu deinem Anliegen und ich habe nicht alles gelesen. Du schreibst, deine Rauhbank ist nicht so toll. Bei dieser Angabe stelle ich mir eine etwas abgenützte Rauhbank aus Holz vor. Sollte das zutreffen, dann ist die Sohle nicht mehr plan und muss abgerichtet werden. Ich erkläre dir gerne wie das gemacht wird. Ist aber nicht mit einem Satz gesagt. Darum würde ich vorher gerne wissen, was du für eine Rauhbank verwendest.
Ich bin gelernter Schreiner älteren Jahrgangs und habe den Umgang mit Hobel und Säge noch ausgiebig erlernt. Gitarrenhals und Griffbrett sind viel zu kurz, um dafür einer Rauhbank einzusetzen. Ein ordentlich im Stand gehaltener und sauber eingestellter Putzhobel reicht da allemal. Und nebenbei bemerkt, es braucht auch ein wenig Gefühl dafür, und das ist am ehesten mit einem Hobel aus Holz zu erreichen.

Grüße, Heinz

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Re: Plane Oberflaechen fuer Griffbrett -- wie?

#13

Beitrag von cherub » 09.12.2020, 22:20

Moin nochmal.

@100WChris Alright, danke. Vielleicht baue ich mir irgendwann dochmal eine Dickenschleifmaschine ;-) Aber wenn, dann erst nachdem ich mal irgendwas Gitarrenartiges hinbekommen habe. Mit Ziehklingen stehe ich in einer Art Hassliebe. Ich habe etwas laenger gebraucht, bis ich das Schaerfen endlich "richtig" verstanden hatte. Die Oberflaeche ist echt traumhaft. Aber auf Dicke bringen stelle ich mir ziemlich anstrengend vor. Zumal ich mir wahrscheinlich doch mal so einen Halter bauen werde. Ich verbrenne mir ziemlich gerne die Pfoten an dem Teil. Wie gesagt, Hassliebe.

@papillon Nee, die quasi-Rauhbank ist aus Metall. Bis dahin bin ich mit eher guenstigen Metallhobeln ganz gut klar gekommen. Die Flaechen sollten senkrecht sein, die Unterseite habe ich ganz gut nachtraeglich plan bekommen. Aber kritisch betrachtet, besonders im Vergleich zum echt schoenen Stanley, ist das Ding nur wenig mehr wert als das Metall :-/ Ich habe vor einigen Jahren mit einem kleinen Einhandhobel angefangen und damit fast alles ausprobiert, was irgendwie Sinn (oder auch nicht) ergibt. Im Laufe der Zeit habe ich daran auch so alles gerade gerueckt, was nicht so gut war. Da ich mir nicht sicher war, ob das ueberhaupt was fuer mich ist war das auch gut so. Ich habe die Funktion aller Teile quasi selber erforscht. Nach ungefaehr zwei Jahren hatte ich offensichtlich viel Glueck mit einem sehr guenstigen Nummer 4 des gleichen Herstellers. Alle Verstellungen und Klemmungen laufen gut, Frosch, Spanbrecher sind gut. Selbst das Hobeleisen ist OK fuer den Anfang. Ich musste kaum etwas nacharbeiten, und es macht Spass damit zu hobeln. Und dann kam eben die Rauhbank desselben Herstellers. Daran ist eigentlich nichts wirklich gut. Ich dachte, dass ich mit "ein wenig" nacharbeiten und der Erfahrungen aus dem ersten Hobel das schon hinkriegen wuerde. Aber meine Steinplatte zum Laeppen/Planmachen der Sohle ist nicht gross genug.

Ich bin (natuerlich!) kein Profi mit dem Hobel, habe aber eigentlich ein ganz gutes Gefuehl fuer Bewegungen. Mein Eindruck ist, dass gerade lange "Zuege" ("Schuebe" hoert sich irgendwie komisch an) einfacher sind, wenn der Hobel mehr Gewicht hat. Anders gesagt: beim Einhandhobel habe ich das Gefuehl, als wuerde ich ein Messer fuehren wie beim Kochen. Bei der Nummer 4 hat der Hobel so ein Gefuehl wie ein etwas groesserer Hammer, man kann Schwung in das Holz geben; trotzdem ist er noch sehr fein steuerbar, wie ein kleines Schiff, das man mit einem Stock fuehrt. Bei den grossen Hobeln (ich zaehle den Stanley dazu) ist es eher so, als fuehren die auf Schienen.

Nochmal vielen Dank fuer die freundliche Ermunterung, ich uebe einfach weiter.

Gruesse,
Christoph
When you change the way you look at things, the things you look at change. — Max Planck

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Re: Plane Oberflaechen fuer Griffbrett -- wie?

#14

Beitrag von papillon » 10.12.2020, 14:05

Hallo Christoph,

Um die Sohle glatt zu kriegen, muss es keine Steinplatte als Unterlage sein. Mich würde eher die Frage plagen, welches Schleifpapier dafür verwendet werden soll. Mangels anderer Möglichkeiten würde ich zwei Streifen Spanplatte 28 mm oder mehr, etwa 150 x 20 besorgen (aus einem Stück geschnitten) und dann spiegelgleich verleimen. Mit entsprechender Sorgfalt vorgegangen und auf einem entsprechenden Untergrund befestigt, samt einem halbwegs geeigneten (trocken-) Schleifpapier sollte sich deine Rauhbank garantiert auf Vordermann bringen lassen.

Ob Holz- oder Metallhobel ist natürlich Geschmacksache.
Nachdem bei diversen Instrumentenbau-Videos sehr oft der Metall-Einhandhobel zur Anwendung kommt, habe ich mir vor dem Bau meiner ersten Gitarre schon auch den Kauf eines solchen Hobels überlegt. Jetzt im Nachhinein kann ich guten Gewissens behaupten, mit meinen bald 100 Jahre alten Hobeln aus Holz - ohne Einhandhobel - bin ich klaglos gut zurecht gekommen.

Soll aber nicht heißen, dass ihr deswegen den Metallhobel wegschmeißen sollt. Ist doch vieles Gewohnheitssache. Aber wer glaubt, mit einem Metallhobel besser zurecht zu kommen, als wie mit einem vorhandenen und ordentlich gepflegten Holzhobel, der unterliegt meiner ehrlichen Meinung nach einem großen Irrtum.

Grüße, Heinz

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Re: Plane Oberflaechen fuer Griffbrett -- wie?

#15

Beitrag von cherub » 23.12.2020, 23:45

Moin nochmal.

Hier kommt mein vorlaeufiges Fazit. Zum einen muss ich noch ein bisschen mehr ueben -- das gilt wahrscheinlich immer und fuer fast jeden, aber es ist die kleinere Erkenntnis. Ich habe ein paar Tage lang viele Spaene in meiner kleinen Werkstatt gemacht und herumprobiert, ein paar Ideen gesammelt und ein paar schlaue Videos geschaut. Irgendwie kam es einfach nicht zum "Klickmoment".
In einer unfreiwilligen Internetabstinenz habe ich mich dann mal jeden Tag nur mit einem Hobel beschaeftigt -- ich habe insgesamt vier. Einen kleinen Einhandhobel mit Fase oben, eine Nummer 4, eine Nummer 6 und immer noch recht neu einen Flachwinkel-Bankhobel. Getriggert von einem Video, habe ich dann mal alle Hobel komplett auseinander genommen und genauer betrachtet. Und die Erkenntnis ist ernuechternd. Konnte man vielleicht auch vorher wissen -- ich weiss es nicht.

Um es kurz zu machen: meine guenstigen Metallhobel sind alle schlecht. Der kleinste ist noch der beste, bei dem habe ich aber auch quasi alles mehrfach nachgearbeitet. Nicht fuer die Optik, sondern nur fuer die Funktion. Bei der Nr.4 kamen ein paar Gluecksfaelle dazu. Der Frosch ist leicht schraeg, dafuer ist aber auch die Rampe leicht schraeg -- was sich nahezu aufhebt. Dazu kommt, dass die Tiefenverstellung knapp vorm Klemmen ist, weil dieses Gelenk ganz am Rand laeuft. Letztlich habe ich aber auch in den etwas Arbeit stecken muessen. Nicht schlimm, aber die beiden Hobel waren/sind preiswert. Bei der Nummer 6 ist aber alles mies. Vielleicht habe ich vorher immer etwas anderes sehen oder messen wollen -- aber das Ding hat praktisch nur Materialwert. Die Sohle ist halbwegs plan, aber einen rechten Winkel zu den Seiten sucht man vergebens. Der Knueller ist aber, dass direkt zwei Sachen echt defekt sind -- die Froschverschraubung ist eher eine Klemmung mit geschaetzt zwei halbstabilen Positionen. Natuerlich so, dass man es beim einfachen Auseinanderschrauben nicht wirklich merkt. Ich hatte eigentlich einen Fehler bei der "Gleitflaeche" vermutet; also die Flaeche auf dem das Eisenpaket nach unten/oben verschoben wird. Und dann die komplett andere Klasse: mein Flachwinkel-Bankhobel. Ein Markenhobel der guten, tendentiell immer noch guenstigeren Art. Alles ist gerade, alles funktioniert. Einzig die Maulverstellung funktioniert nur so mittel. Ausserdem habe ich wg. einer kurzzeitig falschen Lagerung eine kleine Spur Rost in die Fuehrung bekommen. Mit ein wenig Stahlwolle und einem leichten Oelfilm ist wieder alles top. Und schon klappt es auch mit dem Hobeln. :-)

Also das echte Fazit: pflege alle Metallwerkzeuge wirklich *immer*. Billige Hobel sind super OK fuer den Anfang. Sobald man mehr machen moechte -- oder es schon vorher weiss -- dann lohnt sich die Mehrausgabe. Den grossen Schrotthobel werde ich mir als Mahnmal irgendwo an die Wand haengen; die Aufgaben erledige ich lieber mit dem Bankhobel. Die Nummer 4 werde ich als Schrupphobel umfunktionieren; das Eisen also sehr ballig schleifen. Dann werde ich auf die Suche nach zwei neuen/gebrauchten guten Hobeln gehen. Einen echten Putzhobel, und einen guten Einhandhobel. Als Schlusswort: Ehrlichkeit waehrt am laengsten, auch sich selber gegenueber.

Gruesse,
Christoph
When you change the way you look at things, the things you look at change. — Max Planck

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