Materialfragen zum Bau einer Stahlsaitengitarre

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Materialfragen zum Bau einer Stahlsaitengitarre

#1

Beitrag von darkforce » 24.04.2018, 14:30

Hallo,

ich taste mich langsam an meine vierte elektrische und es wachsen die Ambitionen sich an einer Akustischen zu versuchen. Als Lektüre liegen jetzt sowohl "Gitarrenbau" von Martin Koch als auch "Guitarmaking" von William Cumpiano vor. Da ich zumeist nur am Wochenende Zeit habe mich in die Werkstatt zu begeben dürften bis zum Beginn einer weiteren Gitarre sicher noch viele Monate ins Land ziehen. Die will ich aber schon mal nutzen um langsam benötigtes Werkzeug und Materialien anzusammeln.

Gedacht habe ich an eine Stahlsaitengitarre, Größe Auditorium. Ich habe mich mal ein wenig bei Espen umgesehen und bin grob zu folgender Einkaufsliste gekommen:
- Satz Boden und Zargen
- Fichtendecke
- Griffbrett
- zwei Halskanteln (um aus dem zweiten Brett den Halsfuß zu stückeln)
- Kopfplattensägefurnier
- Steg

Ab hier bin ich mir etwas unsicher was und in welchen Mengen ich für die Leisten und Reifchen benötige. Espen bietet Reifchenholz als Satz an. Das wären vier Stück zu 820x4x20mm, was nach meiner Berechnung wohl grob für eine Gitarre ausreichen sollte.
Leistenholz gibt es entweder schon zugeschnitten, oder als Block zum Spalten, was ja prinzipiell zu einem besseren Faserverlauf führen sollte. Die einzige Angabe ist hier 600mm Länge, 1kg. Da habe ich überhaupt kein Gefühl wie viel Material ich grob für die gesamte Beleistung brauchen werde...

Beim Holz für den vorderen und hinteren Block bin ich mir nicht sicher, ob die Holzauswahl (abgesehen davon, dass es ausreichend stabil ist) eine große Rolle spielt. Reichen hier irgendwelche Abschnitte von Holz, dass von E-Gitarren Bodys übriggeblieben ist?

Material für Reifchen sollte sich ausreichend aus Reststücken finden lassen.

Binding dürfte wohl bei Akustikgitarren nicht optional sein, sondern dient auch gleichzeitig als Randverstärkung. Das heißt hier lieber zu möglichst harten Hölzern oder ABS greifen? Da ich nur eine größere Oberfräse mein Eigen nenne werde ich mir wohl etwas überlegen müssen, um den passenden Kanal trotz der Radien von Boden und Decke herzustellen. Eventuell wäre Schneiden per Hand eine Option, da es mir auf ein paar Stunden mehr oder weniger nicht ankommt.

Das sind schon mal die Fragen und Probleme die mir bisher durch den Kopf gegangen sind, aber es werden sicher noch einige dumme Fragen folgen ;).

Schon mal vielen Dank für eure Hilfe!
Johannes

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Re: Materialfragen zum Bau einer Stahlsaitengitarre

#2

Beitrag von Gerhard » 24.04.2018, 15:45

Huhu,
zum Thema Halskantel: eines reicht, um daraus auch den Halsfuß zu stückeln! Klotzholz für innen nicht vergessen. Holzränder kannst du machen, für den Anfang ist aber ABS sicher leichter zu verbauen, weil es von Haus aus flexibel ist. Holzränder muss man halt sehr genau vorbiegen. Mit 1kg Leistenholz solltest du reichlich Material haben - ein durchschnittlicher Balken wiegt im Rohzustand so ca. 20g.
Mehr fällt mir grad nicht ein :)
lg und gutes Gelingen!
liz
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Re: Materialfragen zum Bau einer Stahlsaitengitarre

#3

Beitrag von darkforce » 24.04.2018, 16:55

Vielen Dank! Ah, das ist ein gutes Argument, dann wird es sicher erstmal ABS. Verkleben dann einfach mit Aceton?
Bei der Orientierung des Hals- und Endblocks bin ich mir etwas unsicher. Wenn ich mir die Bilder bei Espen anschaue sind die Klötze dort 130x70x82, d.h. ich müsste entlang der kurzen Achse aufschneiden. Dann wäre das Hirnholz zum Boden und zur Decke hin, ist das richtig?

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Re: Materialfragen zum Bau einer Stahlsaitengitarre

#4

Beitrag von Gerhard » 24.04.2018, 17:32

darkforce hat geschrieben:
24.04.2018, 16:55
Bei der Orientierung des Hals- und Endblocks bin ich mir etwas unsicher. Wenn ich mir die Bilder bei Espen anschaue sind die Klötze dort 130x70x82, d.h. ich müsste entlang der kurzen Achse aufschneiden. Dann wäre das Hirnholz zum Boden und zur Decke hin, ist das richtig?
Es gibt alle Varianten - schräg, quer, stehend, liegend, kreuweise verleimt. Ich mach den Unterklotz stehend, den Oberklotz liegend - so ist das Halssetzen einfacher.
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Re: Materialfragen zum Bau einer Stahlsaitengitarre

#5

Beitrag von darkforce » 26.04.2018, 14:55

Ich habe mir jetzt mal den OM Plan von Grellier angeschaut. Da hätte ich direkt noch zwei Fragen zur Beleistung der Decke. Zum einen finde ich im Buch "Gitarrenbau" von Martin Koch den Hinweis "[a]uf längere Bereiche der Mittelnaht zwischen zwei Querverstrebungen werden kleine Holzstücke aufgeleimt". Wenn ich mir den Plan und Bilder aus diversen Bauthreads anschaue sehe ich das nirgends. Also lieber zwecks besserer Deckenresonanz weglassen?

Was ich bei diversen Bildern und auch im gleichen Buch sehe, ist ein zusätzlicher Querbalken in der Nähe zum oberen Block. Der fehlt auf dem genannten Plan auch, wobei mir da eine weitere Verstrebung schon sinnvoll erscheint um etwas Last von der Halsverbindung aufzunehmen. In ein paar Threads habe ich hier stattdessen auch eine L-förmige Verlängerung des Blocks gesehen.

Viele Grüße
Johannes

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Re: Materialfragen zum Bau einer Stahlsaitengitarre

#6

Beitrag von jhg » 26.04.2018, 15:24

darkforce hat geschrieben:
26.04.2018, 14:55
Ich habe mir jetzt mal den OM Plan von Grellier angeschaut. Da hätte ich direkt noch zwei Fragen zur Beleistung der Decke. Zum einen finde ich im Buch "Gitarrenbau" von Martin Koch den Hinweis "[a]uf längere Bereiche der Mittelnaht zwischen zwei Querverstrebungen werden kleine Holzstücke aufgeleimt". Wenn ich mir den Plan und Bilder aus diversen Bauthreads anschaue sehe ich das nirgends. Also lieber zwecks besserer Deckenresonanz weglassen?
Kann man machen - muss man aber nicht. Meine Decken halten auch ohne. Eine gute Leimnaht hält in der Regel besser als das Holz. Voraussetzung ist dabei, dass man sehr genau arbeitet und es keinen Spalt beim Verleimen gibt. Über die Deckenresonanzen solltest du dir bei deiner ersten Gitarren noch relativ wenig Gedanken machen. Da gibt es größere Probleme, die zu lösen sind. Und nein, das zusätzliche "Gewicht" macht keinen Unterschied!

darkforce hat geschrieben:
26.04.2018, 14:55
Was ich bei diversen Bildern und auch im gleichen Buch sehe, ist ein zusätzlicher Querbalken in der Nähe zum oberen Block. Der fehlt auf dem genannten Plan auch, wobei mir da eine weitere Verstrebung schon sinnvoll erscheint um etwas Last von der Halsverbindung aufzunehmen. In ein paar Threads habe ich hier stattdessen auch eine L-förmige Verlängerung des Blocks gesehen.
Diese Verstärkung kann man anbringen. Oft ist es ein Stück Deckenholz quer zur Faser aufgeleimt. Für die Resonanz ist dieser Teil der Decke uninteressant. Was allerdings passieren kann, ist dass es im Griffbrett nach einer Weile einen "Knick" gibt, weil sich die Decke nach innen wölbt. Wenn man den Hals bzw den Endblock verlängert, passiert das eben nicht. Voraussetzung dazu ist aber, dass der Richtige Halswinkel gegeben ist, damit die Höhe der Brücke am Ende stimmt.
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Re: Materialfragen zum Bau einer Stahlsaitengitarre

#7

Beitrag von darkforce » 26.04.2018, 16:29

Ok, also lieber etwas mehr Zeit an der Stoßlade verbringen. Klar, das Ziel soll erstmal "Hält dem Saitenzug stand" sein.

Wenn ich dich richtig verstehe, dienen also sowohl die Querverstrebung als auch ein verlängerter Block dem gleichen Ziel, das Einsacken der Decke am Halsübergang zu verhindern? Dann werde ich wohl erstmal diese Querstrebe einbauen, da mir der Gedanke an den Halswinkel sowieso noch leichte Kopfschmerzen bereitet. Bei der E-Gitarre tut man sich da ja doch leichter, weil man einfach eine Ebene mit passendem Winkel zur Decke fräsen kann.

Vielen Dank für die Hilfe!

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