Schellack Frage

Alles zu akustischen Gitarren und Bässen

Moderator: jhg

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jvss
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Schellack Frage

#1

Beitrag von jvss » 17.04.2018, 06:59

Hi,
ich baue seit etwa 3 Jahren von Zeit zu Zeit akustische Gitarren. Momentan versuche ich mich an 2 Gitarren gleichzeitig und habe zum ersten Mal mit einem Schellack Finish angefangen. Beide Gitarren werden mit dem gleichen Schellack Ansatz von Kremer Pigmente bearbeitet. Das Ergebnis ist aber absolut unterschiedlich:
Bei der einen ist die Oberfläche so wie ich mir das vorgestellt hatte, soll heißen wird im Laufe der Zeit immer glatter und ist hochglänzend, während bei der anderen während des Polierens alles gut aussieht aber nach einiger Zeit stumpfe Flecken auftreten. Gestern habe ich dann die komplette Oberfläche mit 3M Schleifpads angeschliffen, bis sie gleichmässig glatt und stump ist. Anschließend habe ich nur die Hälfte des Bodens mit Schellack bearbeitet. Das Ergebnis: die Flecken treten wieder auf...
Kann mir jemand da weiterhelfen?
Achja, bei der lief generell etwas mit dem Schellack schief, das Holz hat wie sau ausfärbt und ich durfte das Ahorn Binding ein paarmal runterschleifen bis ich eine ungefärbte Schicht drauf hatte. Hatte schon überlegt, ob ich das Binding neu mache. Wenn ich den Korpus komplett runterschleifen muß, mache ich das vielleicht doch noch.

Jürgen
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Re: Schellack Frage

#2

Beitrag von Magfire » 17.04.2018, 07:30

Moin,
beim Schellack kann ich leider nicht helfen.

Aber sehen meine noch müden Augen es richtig, dass Boden und Zargen aus Cocobolo sind?!

Dieses Holz ist so ekelhaft ölhaltig, dass helle Hölzer leider sehr oft eingefärbt werden / "ausbluten". Ich verwende das persönlich nicht mehr, auch, wenn es optisch sehr schön ist!

Vielleicht ist das auch die Begründung für die Flecken, wobei ich mit Schellack, wie gesagt keine Erfahrungen habe.

Viele Grüße,
Philip

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Re: Schellack Frage

#3

Beitrag von jvss » 17.04.2018, 07:56

Nee, das Holz, das die Probleme macht ist Indisches Rosenholz (siehe unteres Bild). Ist aber auch stark ölhaltig, was bei Truoil dazu führt, dass es nicht trocknet. Deswegen wollte ich da mit Schellack arbeiten :)

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Re: Schellack Frage

#4

Beitrag von AsturHero » 17.04.2018, 09:33

sorry fürs Offtopic, aber was mich immer wundert ist die Tatsache, das bei den akustischen Gitarren ja meistens Fichtendecken verbaut sind (weils vermutlich das beste für Decken ist) und hinten werden die Böden aus schönstem Holz gemacht...aber das sieht ja weder ich als Spieler noch das Publikum...hihihihihihihii
lg Antonio

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Re: Schellack Frage

#5

Beitrag von Sven » 18.04.2018, 00:13

jvss hat geschrieben:
17.04.2018, 06:59
Achja, bei der lief generell etwas mit dem Schellack schief, das Holz hat wie sau ausfärbt und ich durfte das Ahorn Binding ein paarmal runterschleifen bis ich eine ungefärbte Schicht drauf hatte. Hatte schon überlegt, ob ich das Binding neu mache. Wenn ich den Korpus komplett runterschleifen muß, mache ich das vielleicht doch noch.

Jürgen
Hallo Jürgen,

ja, den Effekt mit dem färbenden Palisander habe ich auch schon gehabt. Was mir geholfen hat, war die erste Schicht Schellack mit dem Pinsel in Faserrichtung aufzutragen und richtig trocknen zu lassen. So versaut man sich auch den Ballen nicht so.
Mit der Randeinlage aus Ahorn wird es aber nochmal schwieriger.

Nur so als Idee:
Vielleicht kannst du die Ahorn-Randeinlage zuerst mit Schellack lackieren und somit verschließen. Mit einem kleinen Pinsel solltest du den Schellack exakt genug auftragen können. Wenn der Schellack sehr dickflüssig ist, reichen auch schon zwei Lagen.
Und wenn du nie vom dunklen zum hellen Holz streichst, sollte sich das Risiko weiter minimieren. Ein Schälchen mit Spiritus zum Pinsel reinigen hilft sicher auch.

Die Flecken, die du beschreibst, könnten auch von zuviel Polieröl kommen.

Sven

P.S.: Übrigens: Schellack musst du nicht runterschleifen. Den kannst du mit einem Schwammtuch und einer Schüssel Spiritus einfach wieder runterwischen. Dauert ein bisschen, hat aber den Vorteil, dass du am Holz kein Material verlierst.
Vom Handwerk kann man sich zur Kunst erheben,
vom Pfusch nie.
(Goethe)

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Re: Schellack Frage

#6

Beitrag von jvss » 18.04.2018, 07:04

Hallo Sven,

danke für die Infos. Nehmen wir mal an, es war zuviel Polieröl. Was kann ich gegen die Flecken tun? Läßt sich das wieder entfernen ohne die komplette Schicht runterzunehmen? Ich fand es nur seltsam, dass bei der zweiten Gitarre nichts derartiges zu sehen ist. Und die habe ich parallel auf die gleiche Weise bearbeitet.

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Re: Schellack Frage

#7

Beitrag von 100WChris » 18.04.2018, 23:33

Hi Jürgen,
das Öl kannst Du mit reinem Alkohol abpolieren. Ein paar Tropfen reinen Alkohol in den Ballen und sehr vorsichtig und nicht zu stark rauspolieren. Aber so große Flecken (think)
Hast Du den Ansatz unverdünnt poliert? Und wie lange hast Du die Schichten zwischen den Ballen trocknen lassen?
Grüße
Chris
PS: Das Ahorn-Binding so versiegeln wie´s Sven beschrieben hat: dünner Pinsel. Ich würd nur mehrere (bis viele) Schichten dünnen aufbringen. Auch beim polieren: ich hab mit verdünntem Schellack und dünnen Schichten bisher die besten Erfahrungen gemacht.
beste Grüße
Chris

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Re: Schellack Frage

#8

Beitrag von jvss » 20.04.2018, 06:59

der Tip mit dem Alkohol war gut. Die Oberfläche ist nach dem zweiten Durchlauf auch am nächsten Morgen noch glänzend geblieben. Einziger Nachteil: gestern habe ich mir ein Loch in die Schicht poliert... Und an einer anderen Stelle bin ich abgerutscht und habe den Daumennagel über die Oberfläche gezogen. An dieser Stelle würde ich gerne ein einsilbiges englische Wort benutzen, aber ich weiß nicht wie die Forumsregeln in dieser Hinsicht aussehen. Andererseits läßt sich das auch wieder aufpolieren, was soll´s...
Zu den Fragen: Ich habe den Ansatz im Ballen verdünnt (also nicht ein perfektes Verhältnis eingestellt) und die Trocknungszeiten für die ersten Schichten lag um die 20h, danach 12h => morgens um 6:00 und abends um 18:00. Die Oberfläche ist jetzt stark glänzend mit einem leichten Film, der sich zeigt, wenn man leicht mit dem Finger drüber streicht. Spiegelt gut, aber ist nicht wirklich spiegelglatt. Wenn ich das richtig verstanden habe, kommt das erst mit der abschließenden Politur?
Und der letzte Punkt: obwohl ich die Politur in der Wohnung (gut gelüftetes Zimmer) mache, bauen sich immer wieder Staubpartikel ein. wie werde ich die wieder los? Bis jetzt nehme ich dann ein Schleifpad von 3M Mikrofine (~2000er Körnung). Andere Vorschläge?
Hmm, eigentlich wollte ich nur kurz Antworten. Ist jetzt doch etwas länger geworden
Jürgen

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Re: Schellack Frage

#9

Beitrag von 100WChris » 20.04.2018, 16:33

Hi Jürgen,
cool, dass es geklappt hat!
Und denn F****-Moment kennen sicherlich einige, da bist Du nicht alleine :))
Das mit dem leichten Film können wieder Reste vom Polieröl sein. Gut dass Du verdünnt hast, gerade die ersten Schichten zum Porenfüllen sollten langsam und dünn aufgetragen werden (die ersten Ballen poliere ich ohne Öl).
Und 10-12h zum durchtrocknen ist auch gut, länger schadet sicherlich nicht.
Ist dein Ballen aus Baumwolle? Wenn ja, probiere mal einen Ballen aus Leinen und schau ob das mit dem Staub besser wird (bei mir hats geholfen…).
Grüße
Chris
beste Grüße
Chris

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Re: Schellack Frage

#10

Beitrag von jvss » 22.04.2018, 18:30

Ok, da das meine erster Versuch mit Schellack ist:
Wann ist man fertig? Ok, in diversen Beschreibungen wird nach dem Schichtaufbau mit immer stärker verdünnter Politur gearbeitet, um eine gute Oberfläche zu bekommen. Als letztes dann quasi mit reinem Alkohol. Aber wann fange ich damit an? Dann gab´s noch Hinweise auf Benzoe Politur. Kommt die direkt nach dem Polieren des Schellacks drauf oder wartet man oder..
Ich habe jetzt bei einer der beiden Gitarren eine auf den ersten Blick gar nicht so üble Oberfläche, schaut man genauer hin sieht man immer noch eine gewisse Oberflächenrauheit. Auf dem Foto sieht es schlimmer aus, als mit dem Auge. Handy-Kamera.
Geht das besser oder ist das jetzt so richtig. Fragen über Fragen...
Ich hoffe, Ihr könnt mir weiterhelfen

Grüße,
Jürgen
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Re: Schellack Frage

#11

Beitrag von jvss » 23.04.2018, 18:29

Da ich jetzt immer mehr Grundsatzfragen stelle, sollte man das vielleicht in den Oberflächenfinish Bereich verschieben?

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Re: Schellack Frage

#12

Beitrag von Gerhard » 23.04.2018, 19:33

jvss hat geschrieben:
22.04.2018, 18:30
Dann gab´s noch Hinweise auf Benzoe Politur. Kommt die direkt nach dem Polieren des Schellacks drauf oder wartet man oder..
Ich habe jetzt bei einer der beiden Gitarren eine auf den ersten Blick gar nicht so üble Oberfläche, schaut man genauer hin sieht man immer noch eine gewisse Oberflächenrauheit. Auf dem Foto sieht es schlimmer aus, als mit dem Auge. Handy-Kamera.
Also Benzoe tät ich bei Gitarren nicht mehr unbedingt verwenden. Ich weiß, das hast du sicher von mir.. die Benzoe ist aber wahnsinnig weich, zu weich für Gitarrenlack. Die gehört eher auf Streichinstrumente. Riecht verdammt gut, ist hier aber ungeeignet.
Ich verstehe die zwei Bilder nicht so ganz, ist das der selbe Status? Auf der Nahaufnahme siehts übel aus, aus der Ferne sehr gut?

Staubfussel bekommst du wirklich nur durch Schleifen raus. Die meisten Fussel zieht man sich aus dem Ballen - je trockener der Ballen wird, desto eher. Da hilft nur nicht kleben bleiben!

Weitermachen, gutes Gelingen!

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Re: Schellack Frage

#13

Beitrag von Sven » 23.04.2018, 20:19

jvss hat geschrieben:
20.04.2018, 06:59
[...]
Und der letzte Punkt: obwohl ich die Politur in der Wohnung (gut gelüftetes Zimmer) mache, bauen sich immer wieder Staubpartikel ein.
[...]
Frisch schellackierte Flächen sollte man zum Trocknen möglichst senkrecht lagern (wenn möglich). Dann kann kein Staub drauffallen.
Fenster zu, damit es keinen Durchzug gibt, hilft auch.

Sven
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Re: Schellack Frage

#14

Beitrag von jvss » 23.04.2018, 20:30

Die Bilder sind kurz hintereinander gemacht worden. Abstand 20 Sekunden. Ist also der gleiche Zustand, aber die Nahaufnahme sieht viel schlimmer aus, als in Wirklichkeit. Keine Ahnung was da passiert ist. Ich denke, das war eher ein Artefakt durch die Kamera-App. Sollte ich vielleicht mal mit einer richtigen Kamera fotografieren.
Hmm, bei der Benzoe Politur hatte ich das eigentlich so verstanden, dass sie eigentlich die Oberfläche der Schellack Politur härten soll. Dann würde ich das lieber weglassen. Weicher ist nicht ganz das, was ich wollte
Die Staubfusseln werden weniger, mit einem alten T-shirt ging es gar nicht. Ich benutze jetzt alte Leinentaschentücher. Klappt ganz gut und was noch an Fusseln vorhanden ist, lässt sich gut mit dem Schleifpad entfernen.
Wieviel Schichten bringt ihr in der Regel auf? Und wann fängt man an die Oberfläche mit sehr dünner Politur bzw mit purem Alkohol in dem letzten Schritt auf Hochglanz zu bringen. Und vor allem wie mache ich das ohne die Oberfläche zu versauen :)

und danke für den Tipp mit dem senkrecht lagern, mal sehen, ob ich das umsetzen kann

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Re: Schellack Frage

#15

Beitrag von 100WChris » 24.04.2018, 23:41

und danke für den Tipp mit dem senkrecht lagern, mal sehen, ob ich das umsetzen kann
zB so:
https://www.thomann.de/de/millenium_gw_flex.htm
8)
beste Grüße
Chris

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