Treppenstufen Gitarre All Mahagoni

[jvss]

Moin zusammen,

ich versuche mich mal an einer Doku, wie ich meine Treppenstufengitarre gebaut habe. Die Idee kam eigentlich durch den Beitrag von Poldi. Meine Version ist eher altmodisch, da ich mal wieder eine 000 mit 12 Bünden gebaut habe, aber vielleicht interessiert es ja jemanden.
Es startet alles damit, dass ich 3 Stufen für ca 40€ inkl. Versand bei Kleinanzeigen ergattere.
Für mich sind einige Neuerungen dabei: erster Cutaway, erster Tonabnehmer (passiv: Journeytech), erste Decke aus anderem Material als Fichte oder Zeder, erstes Mal, dass ich Boden, Zargen und Decke selber aufsäge.
Und jetzt schau ich mal, wie das mit dem Bilder einfügen klappt

Maximale Durchlasshöhe ist bei 20cm, deswegen musste ich die Stufe erst passend sägen.

Auf Dicke schleifen für die Zargen

Dann kommt der Teil, den einige von Euch wahrscheinlich für übertrieben halten: Anwendung der Prinzipien von Trevor Gore zur Bestimmung der Holzeigenschaften, damit man schon mal halbwegs im Bereich der richtigen Dicke für die Decke und den Boden liegt.

Beleistung für den Boden auf der kleinen Proxxon Kreissäge

Beleistung für den Boden mit dem Spindelschleifer ausformen:

[jvss]

und hier geht´s weiter:
Abrichten von Decken und Boden Hälften und anschließend verleimen:

Ergebnis nach Verschleifen:

Zargenseiten abrichten:

Zargenbiegen im selbstgebauten Foxbender (extra für diese Gitarre umgebaut für Cutaway biegen)

Ja, ich weiß, das geht besser. Es hat sich etwas zurückgebogen.

Rosette aus Maserpappel einlegen:

Die Beleistung für die Decke (Falcate Bracing) wird aus dünnen Fichtestreifen laminiert

[jvss]

Herstellung Endblock und (hmm, wie heißt das jetzt auf Deutsch) Halsblock?

einpassen und verleimen

ein wenig Busfahren (Zargen mit "radius dish" (Wölbungsstock?)) in Form bringen

jetzt geht´s weiter mit der Decke:
Beleistung leimen und in formen

Decke und Zargen verleimen, Tonabnehmer verbauen

[jvss]

Soundbox schließen, Binding Kanäle fräsen, Binding verleimen

Zwischendurch habe ich mir einen Stechbeitel in den Finger geschnitzt und durfte ins Krankenhaus, weil es nicht aufhörte zu bluten. Das war in fast 8 Jahren die erste ernsthafte Verletzung beim Gitarrenbau. Und dann einfach aus eigener Blödheit und weil ich .. ach egal. Ist passiert und hat mich 10 Tage gekostet, bis ich den Finger wieder benutzen konnte.

Ok, was fehlt noch? Hmm, die Bridge Plate hatte ich nicht gezeigt, aber die ist auf dem Bild mit der Rückseite der Decke zu sehen. Ahh, klar, der Hals:

scarf Joint:

ein bisschen Fräsen, Schnitzen und Schleifen

Griffbrett schlitzen mit Template und Schublade (Proxxon Säge mit 0.6mm Blatt), Radius schleifen

[jvss]

Bundieren nicht vergessen:

Was noch fehlt ist die Befestigung Hals zu Korpus, aber vorher noch ein Überblick, wie der Korpus zu diesem Zeitpunkt aussieht:

[

der Steg fehlt auch noch:

Jetzt kommt ein großer Sprung, da ich weder das Lackieren mit Hard Shellac, noch das Polieren oder den Setup der Gitarre dokumentiert habe. Das Endresultat der ganzen Arbeit:

Ich hoffe, es war wenigstens zum Teil interessant. Solltet ihr Fragen haben, werde ich versuchen sie zu beantworten.

PS
Ich muss an dieser Stelle noch erwähnen, dass ich von Düsentrieb die Stahlblech Reste bekommen habe, die sich als recht nützlich erwiesen haben. Die flexiblere Variante war gut geeignet für das Schleifen in den Taillen des Body und die stabile Variante war eine super Ziehklinge

[jvss]

Achja, bitte nicht meckern, wenn ich nicht die korrekten Begriffe verwende oder englische Bezeichnungen verwende. Ich bin hauptsächlich auf englischsprachigen Foren unterwegs gewesen und habe auch fast nur englische Bücher zu Gitarrenbau gelesen.

[Poldi]

Eine wunderschöne Gitarre hast Du da gebaut. Handwerklich ganz weit vorne, super gemacht.
Danke auch für den Baubericht.
Wie klingt Sie denn, kannst du mal ein Soundfile hochladen?

[Poldi]

Moin zusammen,

ich versuche mich mal an einer Doku, wie ich meine Treppenstufengitarre gebaut habe. Die Idee kam eigentlich durch den Beitrag von Poldi.

Welche Idee kam von mir?

[jvss]

sorry, ich weiß gerade auch nicht warum ich Poldi geschrieben habe. ugrosche war der Übeltäter
und dazu kommt, dass ich mit dem Thema eigentlich in den Bauberichte Bereich gehöre. Lässt sich das nachträglich verschieben?

[ugrosche]

Respekt!
Die ist ja mal richtig gut geworden. Da habe ich doch einige Bauschritte wieder erkannt, aber deutlich gesehen, dass Du da mehr Erfahrung hast und einiges souveräner oder geübter machst. Höchste Anerkennung vor den Gehrungen beim Binding und der Rosette.

Ein paar Fragen hätte ich trotzdem:
Was sind die schwarzen Streifen auf den Leisten? Ich hatte irgendwo schon mal einlaminiertes Carbon gesehen, aber hier scheint es nur eine Markierung zu sein?
Wieso gibt es unterhalb der Taille so dicke Klötze an den Zargen? Haben die außer der "Bebalkung" der Zargen noch eine Funktion?
Wie zufrieden bist Du mit Hard Shellac? Falls der taugt, wäre ich für einen Link dankbar. Meine Decke hat schon 1.000 Kratzer, obwohl ich noch nie mit Plektrum gespielt habe.
Ich habe hier noch so eine Hard-Shellack Dose mit einer Mischung aus Nitro und Schellack, habe ich aber noch nicht genutzt: Die vereint aus meiner Sicht die Nachteile von Schellack mit den Nachteilen von Nitrolack.

[Düsentrieb]

Ein toller Beitrag und eine tolle Gitarre!

[jvss]

Respekt!
Die ist ja mal richtig gut geworden. Da habe ich doch einige Bauschritte wieder erkannt, aber deutlich gesehen, dass Du da mehr Erfahrung hast und einiges souveräner oder geübter machst. Höchste Anerkennung vor den Gehrungen beim Binding und der Rosette.

Ein paar Fragen hätte ich trotzdem:
Was sind die schwarzen Streifen auf den Leisten? Ich hatte irgendwo schon mal einlaminiertes Carbon gesehen, aber hier scheint es nur eine Markierung zu sein?
Wieso gibt es unterhalb der Taille so dicke Klötze an den Zargen? Haben die außer der "Bebalkung" der Zargen noch eine Funktion?
Wie zufrieden bist Du mit Hard Shellac? Falls der taugt, wäre ich für einen Link dankbar. Meine Decke hat schon 1.000 Kratzer, obwohl ich noch nie mit Plektrum gespielt habe.
Ich habe hier noch so eine Hard-Shellack Dose mit einer Mischung aus Nitro und Schellack, habe ich aber noch nicht genutzt: Die vereint aus meiner Sicht die Nachteile von Schellack mit den Nachteilen von Nitrolack.

Ich muss zugeben, dass ich mit der Gehrung nicht 100% zufrieden war. An einigen Stellen lief es gut, an anderen nicht so

Zu deinen Fragen:
die schwarzen Streifen sind Carbon Fasern, die sowohl oberhalb, als auch unterhalb der Beleistung verlegt worden sind. Deswegen sieht das auch so unsauber aus. Epoxy sauber zu verarbeiten, ohne dass es sich seitlich etwas rauszieht, ... habe ich noch nicht im Griff
Hintergrund: Soll verhindern, dass sich im Laufe der Zeit die Decke (und die Beleistung) aufgrund von "cold creep" verzieht.

die dicken Klötze an den Zargen sind dazu da, dass man nach Abschluß der Arbeiten die Hauptfrequenzen der Gitarre (Decke) mit Hilfe von Gewichten zwischen zwei Noten verschieben kann. Verhindert zum einen ungewünschte Resonanzen und zum anderen lässt sich damit auch der Bereich der Decke, der schwingungsaktiv ist vergrößern. Ist übrigens kein Vodoo, sondern funktioniert tatsächlich

Ich benutze das Hard Shellac von ubeaut in Australien. Der Vertrieb in Europa liegt bei einem Händler in den Niederlanden. Sjaak Bos and Tjikke Bos-Janssen, WOODTURNING-POLISH.EU. Für mich ist das perfekt, weil ich die Gitarren nicht spritzen kann und die Verarbeitung genauso wie beim Shellac ist. Mit dem Unterschied, dass ich nicht die perfekte Oberfläche durch French Polish Techniken erzeugen muß (könnte man schon), sondern nach dem Aushärten (ca 3 Wochen, wenn es nicht zu kalt ist) die Oberfläche schleifen und anschließend mit dem Polierbock auf Hochglanz bringen kann. Nachteil: wenn du zu früh polierst, fällt es in den Wochen danach noch etwas ein und du siehst die Poren. Vorteil gegenüber Schellack: das Zeug ist einfach deutlich widerstandsfähiger nach dem Aushärten. Alkohol oder Wasser sind kein Problem.

[jvss]

PS
Soundfile kommt vielleicht auch noch, wenn ich die Zeit habe etwas aufzunehmen.

[MusikMaxx]

Schönes Instrument, handwerklich super gearbeitet. Bravo

[jvss]

test-170-210 kbps.mp3

(1.01 MiB) 60-mal heruntergeladen

ok, dann hier noch das Audio File. Bitte um Nachsicht. ich bin um Größenordnungen besser im Gitarrenbau als im Gitarrenspielen. Am Anfang die leeren Saiten angespielt, dann ein paar Akkorde und ein bisschen Schrammeln und als letztes ein bisschen Zupfen. Hinweis: ich habe momentan extrem kurze Fingernägel, deswegen klingt es meistens etwas dumpf (zwischendurch blieb dann doch der Nagel hängen...)
Egal, ihr werdet hoffentlich etwas damit anfangen können.
Aufnahme über Audacity und Eingang ein Lexicon Omega über den Ausgang an der Gitarre. Keine Effekte oder sonstiges.
Mp3 mit 170-210bps. Sonst wäre die Datei zu groß gewesen

[Simon]

Super tolle Gitarre!! & toller Bericht! Danke!

[jvss]

ich schau mal, ob ich jemanden finde, der besser spielt. Dann kann man vielleicht die Gitarre auch besser einschätzen. Habe mir gerade die mp3 selber angehört. Naja, ich sollte mehr spielen

Dafür kann ich noch eine akustische Gitarre mit on the fly einstellbarem Halswinkel vorstellen, wenn es jemanden interessiert. Die ist nach langen Pausen auch endlich fertig geworden.

[Düsentrieb]

Ja klar interessiert das hier wen das Thema Halswinkel taucht hier eh zuverlässig immer wieder auf, stell gern mal deine Lösung vor!

[penfield]

Sehr schön geworden, gratuliere!

[jvss]

Die Winkelverstellung erfolgt über einen Zugang am Halsfuß (Englisch würde ich es als Heel bezeichnen). Grundprinzip ist analog zu Doolin.
Das Prinzip hat er auf seiner Homepage sehr verständlich dokumentiert:

http://www.doolinguitars.com/articles/adjnecksys/

Ich habe kleinere Anpassungen vorgenommen. Im Gegensatz zu Doolin ist das eher sowas wie einen Taylor Hals. Also flach am Korpus ohne Nut und Zapfen (?). Das läuft darauf hinaus, dass der Hals genauso wie bei ihm mit zwei Schrauben gehalten wird (die obere hält den Hals, wenn keine Saiten aufgezogen sind) und die Verstellung erfolgt über die Schraube im Fuß (analog zu Doolin). Lagerung auf zwei Messing-Gegenstücken im Hals (die seitlich neben der oberen Schraube angeordnet sind) und zwei Madenschrauben im Halsblock .
Bilder kommen später, wenn ich wieder zuhause bin. Dann macht die Beschreibung wahrscheinlich auch mehr Sinn.

Da das ganze eine erster Test an einer Gitarre war, die quasi übriggeblieben ist, habe ich ohne Templates zum Fräsen gearbeitet sondern die Vertiefung für den Hals-Korpus Übergang mit dem Steckbeitel gemacht und hatte noch andere Schwierigkeiten beim Alignen der Schrauben usw. Sieht also etwas unsauber aus, wenn die Gitarre auseinandergenommen ist. u.a. musste ich ein Bohrloch wieder auffüllen und neu bohren. Beim nächsten Mal würde ich mit Templates fräsen und bohren

[jvss]

Hmm, ich habe mich entschieden, die Gitarre nicht wieder auseinander zu nehmen, damit ihr ein paar Bilder bekommt
Wenn etwas unklar ist und die Beschreibung auf der Homepage von Mike Doolin nicht ausreicht, könnt ihr mich ja fragen. Aber ein paar Bilder von der kompletten Gitarre bekommt ihr trotzdem:

Mit den Spalten am Griffbrett und am Halsansatz bin ich nicht so richtig zufrieden, aber dafür, dass es das erste Mal war und ich einiges nachbessern musst, damit es passt, bin ich trotzdem zufrieden. Die Verstellung des Halswinkels funktioniert ohne Probleme, es rappelt nichts, man hört keinen Unterschied zu einer Standard Hals Befestigung, damit tut es alles was es tun sollte. Endlich keine Kommentare von E-Gitarrenspielern, die bei einer Saitenlage von 2.5mm immer noch jammern, dass das vieeeeel zu hoch ist. Stell´s doch selber ein

Specs:
Zedern Decke
Seiten und Boden Padouk
Binding geriegelter Ahorn
Brücke Padouk
Hals Swietenia