Tipp: Was gibt es an Spezialwerkzeug & Jigs?

[Roland Gibson]

Gitarren sind nicht vegan! Das musste ich leider beim verzweifelten Versuch feststellen. Selbst Bausätze haben vorgeleimte Teile, wo niemand sagen kann, was das letztlich ist - ergo wahrscheinlich Tierleim, wie ich von einem deutschen Instrumentenbauer (La Mancha) selbstredend hören musste, da er nur aus wirtschaftlichen Gründen etwas anderes verbaut.

Also wie kann ich mit Gitarre anfangen? Muss ich alles von Grund auf selber machen? Ja...anscheinend, es sei denn ich leiste mir als Anfänger eine nach Wunsch gefertigte Gitarre - für Interessierte, Hanika bietet die Option an. Kommt für mich jedoch budgetmässig nicht in Frage, zwei Jahre für eine Gitarre zu sparen.

Was mich zu der Frage bringt, was benötige ich, um eine Gitarre selber zu stellen? Einiges ist schon vorhanden, weil ich sowieso eine e-Gitarre selber bauen wollte - irgendwann. Jetzt aber muss.

Habe einiges an Holzerfahrung und bin auch dabei, mir die Schritte schon einzuprägen.
Danke für die Hilfe!

[Janis]

Hi Roland,

Bei Bausätzen wird eher kein tierischer Leim benutzt, denke ich.
Wenn der Leim nicht tierschen Ursprungs sein soll, nimm Titebond.

Willst du jetzt eine E-Gitarre bauen oder eine Akustische?

Das benötigte Werkzeug hängt vom Instrument und dem Ausgangsmaterial ab.

Ich habe meine erste E-Gitarre mit Stichsäge, Oberfräse, Bohrmaschine, Raspeln, einer Puk-Säge und Schleifpapier+Radienschleifklotz gebaut.
Zusätzlich habe ich ein Bildhauereisen zum Formen des Tops gebraucht, das fällt bei einer Tele etc. weg.

Bei einer Akustischen brauchst du etwas zum Zargenbiegen und du musst die Einzel-Komponenten ziemlich genau auf Wunschdicke bringen. Schleifen oder Hobeln ist hier die Frage. Da ich keine Praxis im Akustikbau habe, werden andere hier genauer wissen, was noch nötig ist.

Ansonsten gibt es natürlich viele Hilfsmittel: Schablonen, Jigs und und und. Die kann man sich selbst bauen, kaufen oder improvisieren.

Eine Akustische als Erstlingswerk ist ambitioniert und wird sicher nicht den perfekten Klang haben.
Aus rein wirtschaftlichen Gründen solltest du das nicht machen.

Mein Vorschlag: Mach dir Gedanken, was du bauen willst. Studier das Forum, bleib realistisch und überleg was du brauchst.
Wenn der Plan steht, schreib ihn hier auf und dir wird garantiert geholfen

[capricky]

Da schaust du am besten mal die Boards dieses Forums an, am einfachsten zugänglich über das Portal.
Da gibt es das Board "Werkzeuge", mit diversen "Unterboarden".
Viel Spaß und Erkenntnisgewin beim durchlesen!

capricky

[jhg]

Hallo und herzlich willkommen hier in unserem Forum!

Auch von mir der Hinweis: wenn es um Geld sparen geht, bist du beim Gitarrenbau an der falschen Adresse. Bis ein Meisterinstrument herauskommt wirst du einiges an Lehrgeld bezahlen müssen. Insofern lohnt sich das nur, wenn man grundsätzlich in das Thema Gitarrenbau einsteigen möchte. Das gilt insbesondere für den Bau von Akustikgitarren.

Zum Thema veganer Materialien: Knochenleim wird eigentlich nur noch bei sehr teuren Gitarren im Manufakturbetrieb verwendet. Ansonsten haben Leime wie Titebond die tierische Leime völlig verdrängt. Bei E-Gitarren kann man tierische Leime sogar fast ausschließen - das macht echt keiner mehr. Ansonsten blieben da noch Stegeinlage und Sattel, die bei guten Gitarren eher aus Knochen sind. Aber auch da gibt es ja Alternativen ....

Auf jeden Fall viel Spaß beim Stöbern in den einzelnen Foren - denn da werden schon sehr viele Anfängerfragen beantwortet. Gerade die Frage nach der Grundausstattung für die Werkstatt hatten wir hier schon mehrfach.

[Roland Gibson]

Es geht mir nicht um einen neuen Hobel oder so. Ich würde gerne wissen, was für spezielle Einrichtungen benötigt werden, um eine akustische Gitarre zu bauen?

• Was für Einrichtungen (Jigs) benötige ich für welchen Arbeitsgang?

• Auch die Oberflächenbehandlung würde mich interessieren - obwohl ich eigentlich auf geölte Oberflächen abfahre, bin ich da auch für Vorschläge offen.

• Und nicht zuletzt auch, welche Hölzer ich nutzen könnte (Empfehlungen)? Was für Stärken die haben müssen und wie die Klangdecke am besten bearbeitet wird?

[Roland Gibson]

Mal so ganz auf die Schnelle (das Thema Akustikgitarre ist ein wenig zu komplex um in einem Thread abgearbeitet zu werden. Ein ganz guten Überblick bekommt man in dem Klassiker von Martin Koch "Gitarrenbau")

Neben der Grundausstattung für eine Holzwerkstatt: Hobel, Raspel, Oberfräse, Kreissäge, div. Stechbeitel, Bohrmaschine & Ständer, Bohrer, Schleifpapier, Schraub- & Klemmzwingen, Winkel, Kunststoffhammer

Unbedingt nötig
- Biegeisen
- Säge für Bundschlitze
- Ziehklinge
- Laubsäge
- Wäscheklammern mit Zusatzgummi (für die Reifchen)
- Stahllineal 500mm

Praktisch:
- Außenform für den Korpus
- Bandsäge
- Zwingen mit min. 150mm Ausladung (zum Aufleimen des Steges)
- Bindingfräser mit unterschiedlichen Anlauflagern
- Sattelfeilen
- Dremel (besser Proxxon FB/E) mit Oberfräsvorsatz für Inlays etc.
- handbehauene Raspeln
- Schweifhobel

Pro Level
- Dickenschleifmaschine
- Himmelbett
- Radiusdishes für Boden und Decke bzw. Solera
- Bindingfräsjig

[Herr Dalbergia]

Es geht mir nicht um einen neuen Hobel oder so. Ich würde gerne wissen, was für spezielle Einrichtungen benötigt werden, um eine akustische Gitarre zu bauen?

• Was für Einrichtungen (Jigs) benötige ich für welchen Arbeitsgang?

• Auch die Oberflächenbehandlung würde mich interessieren - obwohl ich eigentlich auf geölte Oberflächen abfahre, bin ich da auch für Vorschläge offen.

• Und nicht zuletzt auch, welche Hölzer ich nutzen könnte (Empfehlungen)? Was für Stärken die haben müssen und wie die Klangdecke am besten bearbeitet wird?

Oh ha....das sind sehr existenzielle Fragen....da würde ich auch m al etwas Literatur wälzen, und manche Fragen sind auch so nicht definitiv zu beantworten....

[jonneck]

Auch von mir ein "willkommen" - und genauso wie vorher der Rat, sich durch ein paar Bauthreads von verschiedenen Leuten für denselben Instrumententyp zu lesen.

Wir arbeiten hier alle leicht bis ziemlich unterschiedlich, meistens gibt es mehrere Wege zum Ziel.

[capricky]

Oh ha....das sind sehr existenzielle Fragen....da würde ich auch m al etwas Literatur wälzen, und manche Fragen sind auch so nicht definitiv zu beantworten....

Für solche existenziellen Fragen gibt es nirgends mehr bereits niedergelegte qualifizierte Antworten, als in diesem Forum.
Man muss sich allerdings die Mühe machen, sie selbst durchzulesen. Sollte etwas nicht verstanden werden oder ausreichend behandelt sein, sind wir gerne bereit diese Themen zu vertiefen.

capricky

[Roland Gibson]

Danke!

Zu der Liste von jhg ein paar Fragen:

- Biegeisen: Gibt es eine Empfehlung?
- Säge für Bundschlitze: Japansäge? Geht auch eine Gehrungssäge? Was für eine Schlitzbreite sollte die Säge erzeugen?
- Außenform für den Korpus: Kann man da eine Solera auch nutzen? Kommt man überhaupt um sowas herum?
- Bandsäge: Habe eine gute Stichsäge. Genügt das? Wie präzise müsste eine Bandsäge sein? Modellvorschlag?
- handbehauene Raspeln: Warum nicht maschinell hergestellte?
- Radiusdishes für Boden und Decke bzw. Solera: Auch hier die Frage, ob es ein Workaround gäbe. Habe noch nicht ganz verstanden, wie man diese nutzt. Aber das erklärt sich mit der Zeit wahrscheinlich.

[jhg]

- Biegeisen: Gibt es eine Empfehlung?
> benutze die Suchfunktion!

- Säge für Bundschlitze: Japansäge? Geht auch eine Gehrungssäge? Was für eine Schlitzbreite sollte die Säge erzeugen?
> 0,5-0,7mm, je nachdem, welches Holz und welchen Bunddraht du benutzt

- Außenform für den Korpus: Kann man da eine Solera auch nutzen? Kommt man überhaupt um sowas herum?
> kommt auf deine Herangehensweise beim Bau an. Man kann auch Gitarren ohne eine Form bauen - einfacher wird das nicht!

- Bandsäge: Habe eine gute Stichsäge. Genügt das? Wie präzise müsste eine Bandsäge sein? Modellvorschlag?
> Stichsäge funktioniert nicht gut z.B. zum Aussägen der Halskontur. Ansonsten benutze bitte die Suchfunktion im Maschinenboard - da gibt es etliche Bandsägenthreads. Kommt auf dein Budget und die Größe deiner Werkstatt an!

- handbehauene Raspeln: Warum nicht maschinell hergestellte?
> weil die Rattermarken hinterlassen und handbehauene besser "schneiden"

- Radiusdishes für Boden und Decke bzw. Solera: Auch hier die Frage, ob es ein Workaround gäbe. Habe noch nicht ganz verstanden, wie man diese nutzt. Aber das erklärt sich mit der Zeit wahrscheinlich.
> gibt es - beschäftige dich aber anhand der Literatur mit dem grundsätzlichen Bau von Gitarren. Dann wird einiges klarer.

Das soll jetzt nicht böse klingen - aber bitte erwarte nicht, dass wir dir in einem Thread bis ins Detail alles erklären, was zum Bau einer Gitarre gehört. Dazu gibt es schon etliche gute Berichte und die gute alte Literatur sollte man nicht außer acht lassen. Auch bei Youtube gibt es ein paar gute Videos, die zeigen wie Leute Gitarren bauen. Da kann man sich einiges abgucken - aber auch da wird nicht immer alles haarklein erklärt.

Ansonsten hilft es, dass man sich vor einem Arbeitsschritt noch mal überlegt, was ich wie machen will. Und dann kannst du immer noch konkrete Fragen stellen, die wir dir sicherlich auch beantworten.

Rechne mal damit, dass dich der Bau deiner ersten Gitarre mindestens 200h Arbeit kosten wird. Dazu noch etliche Stunden an Recherche und Vorbereitung für Vorrichtungen und Werkzeuge. Und die erste wird unter Garantie keine Meistergitarre werden - dafür ist das Thema einfach zu komplex! Deswegen: Literatur, günstiges Holz und viel Zeit werden dir den Bau einer Gitarre ermöglichen.

[Roland Gibson]

Gitarre mindestens 200h

Wird eine Steelguitar, damit ich wenigstens ein wenig weiter üben kann. Werde einfach auf einer Multiplexplatte aufbauen. Ich denke, da werde ich sehr schnell etwas vorzeigen können. Muss erstmal einkaufen...

[DoppelM]

Wenns nur um Vegan gibt, solltest du mit billigen Asistischen Modellen gut fahren. Tierische Materialien sind für günstige Massenfertigung meist zu teuer.
Titebond ist der Standardleim der meisten Hersteller, ist vegan. Kunststoff Sättel sind günstiger als Knochen, Tusq ist glaube ich auch vegan. Nitro- und PU-Lacke sowieso.
Nicht Vegane Materialien sind meistens eher Qualitätsargumente: Knochen/Fishleim sind schwerer zu verarbeiten und teurer, Knochsättel ebenfalls. Be Inlays sieht man meist obs Perlmutt oder Abslone ist. Einzig bei bindings gibt es ganz ganz selten Milchsäurebasierte kunsstoffe, aber eine Squier-Tele wäre für mich zum Beispiel über jeden Zweifel erhaben Vegan.... nachhaltig wäre da ein anderes Thema

[Roland Gibson]

Tierische Materialien sind für günstige Massenfertigung meist zu teuer.
Kunststoff Sättel sind günstiger als Knochen, Tusq ist glaube ich auch vegan.

Das dachte ich auch. Ich habe jedoch nachgefragt und gerade aus wirtschaftlichen Gründen wird lieber auf Schlachtabfälle gesetzt. Also nein. Ganz im Gegenteil existiert auch eine große Gemeinschaft von Gitarrenbesitzern, die gerade Knochen und Tierleim in der Gitarre verarbeitet haben möchten, weil sie irgendwas hören - und sei es der Glaube an einem Vintagesound.

Veganismus ist absolut kein Thema für die Hersteller. Aber ich habe vielen Händlern und Herstellern auf jeden Fall einen Eindruck hinterlassen - vielleicht ergibt sich im nächsten Jahr etwas bei einem bekannteren Label...

Leim
Also PU-Leim für die Tonverbindungen und für die anderen kann man auch Weißleim nehmen? Irgendwie doof ist, dass es noch keine biologisch abbaubaren Leime nach dem Vorbild der Glutinleime gibt.

[Winkl15]

... ich habe vielen Händlern und Herstellern auf jeden Fall einen Eindruck hinterlassen

Das bezweifelt hier wahrscheinlich niemand.

Leim
Also PU-Leim für die Tonverbindungen und für die anderen kann man auch Weißleim nehmen? Irgendwie doof ist, dass es noch keine biologisch abbaubaren Leime nach dem Vorbild der Glutinleime gibt.

PU-Leim hat doch niemand vorgeschlagen? Und meines Wissens nach wird solcher Leim im Gitarrenbau nicht verwendet. (Deine eigene Gesundheit wird dir wohl genauso wichtig sein, wie die von Tieren, nehme ich an.) PVA Leime reichen. Weißleime, oder gelbe amerikanische.
Abhängig vom Einsatzbereich braucht er auch nicht wasserfest sein.

Gruß

[DoppelM]

Ja, Knochensättel sind gängig, klingen gut und sind hochwertig. Und eben „Vintage korrekt“ Nichtsdestrotz haben wirklich günstige Gitarren Kunststoffsättel. Und manche Hersteller hochwertiger Gitarren nutzen tusq, ein Graphithaltiger Spezialkunststoff von Graphtech. Auch Carbon oder Messingsättel gibt es. Kunststoffsattel: paar cent, meist direkt in passende Form gegossen. Knochen 5 € plus aufwändige Bearbeitung. Tusq ca 10€, dafür auch schon annähernd in der benötigten Form.

D.h. Knochensättel wirst du erst ab dem 500€ level frühestens finden, und die werden nicht aus Preisgeünden aus „Schlachtabfällen“ gemacht, sondern es werden gezielt die großen Hüftknochen von Rindern selektiert, ausgekocht, behandelt und zugesägt. Das ist, auch wenn es beim Schlachten Anfällt genau so wenig „Müll“ wie hochwertiges Leder.

Ein wirklich Kompetenter Händler der sich mit seinen Produkten und der Materie gut auskennt wird dir eine vegane Gitarre identifizieren können, nicht weil es ein Marketingargument ist, sondern weil er weiss was die Hersteller verwenden.

Der Standard Sattel bei Fender Mexico ist zum Beispiel Kunsstoff, nur in einigen Sondermodellen Knochen, der Lack ist PU, (nitro bei Road worn) der Leim ein PVA-oder PU-Leim da am einfachsten zu verarbeiten, die Dots bei Maple Necks Kunststoff.

D.h. bei ner Mexikanischen Player Series mit Maple Neck verwette ich meine eigene nich vegane Tele das die ganz zufällig Vegan ist. Bei nem Rosewood Fretboard müsste ich einmal auf die Dots gucken um dir das sagen zu können.

Ich versteh dass es schwierig sei kann das herauszufinden, aber unmöglich ist es nicht. Im zweifel ne Mail an den Hersteller und nach Leim, Lack, Sattel, Binding und Inlay Material fragen.


Zum Thema Leim: Titebond classic (PVA) ist ein Standard für alle Verbindungen, die meisten nutzen nur den.

[Roland Gibson]

Die Knochensättel hast Du schon bei Modellen über 100 Euro, 200 auf jeden Fall. Auf den Mist von Rindern will auch niemand verzichten. Dennoch ist es ein "Abfall" aus der Schlachtindustrie. Ich denke vor allem, wenn es Ecken gibt, wo man auf gefährdende Dinge verzichten kann, sollte man es tun. Ich bin auch kein Fan von Plastik, dass sich nicht biologisch abbauen lässt, auch das bleibt ein Problem, auch wenn es erstmal auf den ersten Blick weniger Gewalt bedeutet. Erdöl ist ein Kriegsgrund.

Unnötig zu erwähnen, dass mein Augenmerk sich um die Gewalt dreht und nicht um "einen guten Sound" - wie pervers wäre das? Zudem nachweislich ein besserer Sound mit Kunstknochen erzielt werden könnte, weil er halt auch gleichmäßiger ist - unter anderem. Lässt sich bestimmt noch weiter verbessern. Aber ich werde jetzt auch nicht über die "Soundkurven" von Knochen gegen Harnstoff (Urea) reden, ganz bestimmt nicht. Und es mag ja sein, dass Kunststoff (kein Kunstknochen) billiger ist - zumal man in gleich in Form gießen kann - aber der Kleber, mit dem die eingesetzt werden, ändert sich leider häufig auch nicht. Ich versuche auch nochmal den Herstellern diesbezüglich auf den Zahn zu fühlen, ob es nicht möglich wäre, zumindest zu wissen, was für Materialien Verwendung finden.

Es ist ein Unterschied, ob man als Allesesser die Sache betrachtet oder als engagierter, moderner Mensch, der Zusammenhänge zulässt und sich daran orientiert. Für Perversion gibt es keine Erklärung oder einen Grund. Ist so. Und damit besser zurück zum Thema, sonst müssen wir noch einen Mod bitten, die Diskussion zu teilen oder zu unterbinden.

[Roland Gibson]

Um das Thema mal wieder auf Gitarrenbau zurückzubringen - denn das hier ist ein Forum für Gitarrenbau!

Du möchtest auf tierische Bestandteile verzichten. Das ist völlig in Ordnung, muss aber auch nicht in der Tiefe diskutiert werden!!!

Es gibt genügend Alternativen, die man verwenden kann um ein gutes Instrument zu bauen. Und da wir hier im Gitarrenbau unterwegs sind (und nicht beim Bau historischer bzw. klassischer Instrumente - wo auf tierische Leime aus bestimmten Gründen nicht verzichtet werden kann), kann man ohne klangliche Einbußen die passenden Materialien wählen.

Als Leim solltest du unbedingt zu Titebond greifen, da es wenige bis gar keine Alternativen dazu gibt. Herkömmlicher Weißleim ist aufgrund seiner Elastizität ungeeignet.

Also lass uns hier gerne über fachliche Probleme im Gitarrenbau reden. Für weltanschauliche Themen gibt es reichlich alternative Foren, auf denen man darüber diskutieren kann.

[cherub]

[...]
Unbedingt nötig
...
Praktisch:
...
Pro Level
...

Wow, ein super Post, der extrem viele Punkte einfach und kompakt kondensiert. Ich 'darf' mich nicht Gitarrenbauer nennen; hoffentlich ist das allerdings nur ein "noch nicht" -- daran arbeite ich noch.

Ich bin blutiger Anfänger, glücklicherweise mit relativ wenig echtem Blut und einem sehr lang(sam)en anfangen. Mein Eindruck nach kompletten und teilweise mehrmaligen Studium aller Beiträge zum Bauen hier ist: machen, zeigen, fragen ist der Dreiklang, der hier auf einen ausgezeichneten Resonanzraum trifft. Letztlich gibt es nicht den einen Werkzeugsatz, der komplett ist oder "benötigt" wird.
Auch wenn ich mich auf sehr stark ausgetretenen Allgemeinplätzen bewege -- es führen offenbar sehr viele Wege nach Rom, oder eben auch zur Gitarre. Das ist eine Herausforderung, die komplett nach persönlichen Vorlieben angegangen werden kann. Manch einem hilft ein Kurs, ein anderer macht alles im Selbstversuch.

Was mir bei der Ursprungsfrage auffällt, ist das es offensichtlich eine sehr klare Vorstellung über das finale Ergebnis gibt -- und ich fühle mich dabei an meinen eigenen Ausgangspunkt erinnert. Dabei gibt es ein riesiges Arsenal an "so nicht" - Einstellungen. Oder Ansichten, Wünsche, Vorstellungen, oder welches Wort da am besten passen könnte. Mein Lernweg verläuft bislang sehr interessant, so dass ich immer wieder meine Ansichten revidiere und so ein Stück weiter komme.

Auch auf die Gefahr hin die Eingangsfrage nicht richtig verstanden zu haben: das beste Werkzeug nützt nichts, wenn man weder das "wie" noch das "warum" versteht. Meine persönliche Lernkurve deutet auch den oft variierten Lernsatz an, dass schlechtes Werkzeug schlimmer ist als gar kein Werkzeug. Von daher verstehe ich den post von jhg mittlerweile gut -- aber genau genommen ist die Frage nach dem benötigten Werkzeug nicht beantwortbar, weil es eigentlich ein Komplex von Antworten ist, die viele weitere Fragen und Entscheidungen implizit enthält.

Grüße,
Christoph

PS: 200 Stunden halte ich für untertrieben, wenn man den Weg selbst sucht. Ich habe (wahrscheinlich) noch kein Stück der ersten Gitarre gebaut und schon jetzt mehr als diese Zeit in Recherche, lesen, üben, ausprobieren und Vorrichtungsbau investiert. Wie ich finde sehr gut verbrachte Zeit

[Roland Gibson]

Ich habe schon mit Holz gearbeitet und habe einige Werkzeuge hier, wenn auch nicht alle. Um die Frage weiter einzuschränken, es war die Frage nach üblichen Werkzeugen, sondern schon spezielle, die für den Bau gebraucht werden.

Ob und inwieweit ich Maschinen einsetzen werde oder viele mehr per Hand mache, ist dann eine andere Frage, die sicherlich über die Machart und die zu bauenden "Jigs" bestimmt.

Ich kann mit Einwürfen umgehen. Kenne mittlerweile eine Menge Spezialwerkzeug. Aber wenn jemand einen Tipp hat, wie man spezielle Verfahren vereinfachen kann, dann immer her damit.

Geplant sind erstmal eine Steelguitar, dann eine E-Gitarre oder vielleicht auch zwei, aber letztlich möchte ich schon akustische Gitarren haben, eine Wander-, Reisegitarre mit Blues drin und eine Resonator, irgendwann.

Meine größten Schwierigkeiten werden wahrscheinlich in der Handarbeit bestehen, also dem händischen Neckcarving zB. Ich werde mir wahrscheinlich da erstmal mit der Fräse behelfen und dann weiter mit den Ziehhobeln, -klingen und den Feilen arbeiten.

Bekommt man irgendwo Schablonen für Hälse? Oder schnitzt Ihr nach Gefühl?

EDIT hat mal den Titel ein wenig angepasst.

[Roland Gibson]

Meine größten Schwierigkeiten werden wahrscheinlich in der Handarbeit bestehen, also dem händischen Neckcarving zB. Ich werde mir wahrscheinlich da erstmal mit der Fräse behelfen und dann weiter mit den Ziehhobeln, -klingen und den Feilen arbeiten.

Bekommt man irgendwo Schablonen für Hälse? Oder schnitzt Ihr nach Gefühl?

EDIT hat mal den Titel ein wenig angepasst.

Kauf dir eine ordentliche (handbehauene) Raspel - das geht erheblich einfacher und besser als alle Fräsvorrichtungen.

Du brauchst dann zwei Schablonen für die Halskontur - einmal am Sattel und eine kurz vor dem Halsfuß. Dann machst du mit der Raspel und Schablone einen 2-3cm breiten Streifen mit der Halskontur und arbeitest den Rest mit einem Schweifhobel weg. Mit einem Lineal bzw. Winkel kontrollierst du, ob die Längsrichtung gerade ist.

[Roland Gibson]

(handbehauene) Raspel

Ich habe bisher diese beiden von Dictum ausgewählt:
https://www.dictum.com/de/handbehauene- ... -mm-704673
https://www.dictum.com/de/gefraeste-ras ... iff-704540

Welche Art von Schabhobel(n) wären zu empfehlen?
https://www.feinewerkzeuge.de/kunz-schabhobel.html

[jhg]

So Freunde, wir beschränken uns hier mal wieder auf Sachdiskussionen!

[darkforce]

/* edit: Die Posts auf die ich mich am Anfang bezog existieren nicht mehr (ist wohl besser so). Ich hoffe der Rest ist trotzdem themenbezogen genug um stehen zu bleiben. @jhg sonst ab in die ewigen Jagdgründe mit dem Post */

Sorry, aber ich kenne wenige Communities die mit so wenig Drama auskommen und in denen so viel tolle Informationen ausgetauscht werden wie hier, egal ob man ganz am Anfang seiner Reise steht oder professionell Instrumente baut und repariert.

Zappl hat die Problematik doch gut umrissen, es gibt eben nicht den einen Satz an Werkzeug um zum Ziel zu kommen. Die einen fangen an mit einem riesigen Maschinenpark, die anderen mit Stichsäge, Hobel, Beiteln und Raspeln an und beide halten am Ende nach ihrem individuellen Können und Einsatz ein Instrument in der Hand.

Ob man die Bünde mit einer 250 Euro Bundierpresse setzt oder mit dem rückschlagsfreien Schonhammer der schon rumlag kann beides nach persönlicher Einstellung zu perfekten oder auch zu weniger perfekten Ergebnissen führen.

Der Eine schnitzt den Hals mit einer rumliegenden Raspel, einem alten Messer und einer Ziehklinge, der andere verbringt viele Stunden mit CAD/CAM und lässt die CNC losrattern.

Deshalb kann dir auch niemand eine "richtige" Antwort auf diese Fragen geben, denn du bist du und wir sind wir. Was für mich funktioniert funktioniert nicht unbedingt für dich.

Die gute Nachricht: Es gibt so viel tolle Informationen hier im Forum, auf YT und sonstwo im Netz, dass jeder der willens ist passende Informationen finden kann. Ich habe praktisch bei Null angefangen, ausser mal ein paar Nägel einzuklopfen oder eine Schraube irgendwo reinzudrehen, und selbst bei mir sind schon ein paar spielbare Gitarren rausgekommen .
Der Nachteil dieser Informationsflut ist - und das kann ich gut verstehen - die Schwirigkeit einen strukturierten Anfang zu finden. Hier halte ich "klassische" Medien für überlegen, denn da hat sich jemand bewusst hingesetzt und Hirnschmalz verbraten um eine zugängliche Struktur zu schaffen. Ein paar Vorschläge in der Richtung hast du auch schon bekommen. Ich habe als erstes "E-Gitarrenbau" von Martin Koch gelesen und würde es auch jedem der eine Elektrogitarre bauen will weiterempfehlen. Nicht nur werden alle wichtigen Punkte detailiert und bebildert beschrieben, es werden für fast alle Arbeitsschritte mehrere alternative Arbeitsweisen gezeigt. "Gitarrenbau" von Martin Koch macht das gleiche für akustische Gitarren, wobei ich als bisher nur Elektrobauer "Guitarmaking" von William R. Cumpiano und Jonathan D. Natelson etwas eingängiger fand. Letzteres zeigt nicht die modernste oder beste Arbeitsweise, kommt dafür aber mit recht wenig (Hand-)Werkzeug aus und hat über die Jahre vielen Menschen zur ersten Akustikgitarre verholfen.

Meine Empfehlung wäre daher, besorg dir eines oder mehrere der Bücher (die Bücher von Martin Koch kannst du sogar bequem als PDF online kaufen), lies sie ein oder zweimal durch. Dann hast du eine Vorstellung, wie du (theoretisch) von der Planung, über Materialkauf bis zum fertigen Instrument kommst. Mit diesem Wissen bist du dann auch in der Lage Infos aus Bauthreads hier oder Videos besser einzuordnen, Dinge zu sehen die andere anders machen etc. Sobald es ans Bauen geht, zeigt sich, dass Theorie und Praxis nicht immer zusammengehen und da gibt es hier viele tolle Menschen die dann bei konkreten Problemen mit Rat und Tat beiseite stehen!

Viele Grüße
Johannes

[Roland Gibson]

Es tut mir Leid. Ich muss zugeben, dass ich sauer war, eine ganze Gitarre bauen zu müssen, nur weil unsere Wirtschaft bis heute nicht ihre "Zutatenliste" aufschlüsselt. Die Hersteller und Verkäufer scheinen in einer Art Halbschlaf zu sein, während sich die Welt um sie herum ändert. Kein Wunder, dass wir weltweit unsere Probleme - wie Plastik - nicht in den Griff bekommen, wenn man sich gegenseitig nicht informiert und bei den Absprachen bleibt. Das nur zur Erklärung. Ich habe den Thread - sobald ich mich selber informiert hatte, etwas gefunden - immer aktualisiert bzw. editiert. Wenn man auf die Überschrift schaut und nicht weiter liest, bekommt man das nicht mit.

Die Tipps waren bisher:
Handbehauene Raspel, sollte ich mir holen. Da schaue ich bei Dictum. Habe schon ein paar gefunden.
Kann ich auch eine japanische Turboraspel nutzen, wie das auch Leute in Videos tun?

Dazu einen Schweifhobel bzw. ein Schabhobel? Welche Form sollte dieser haben?
https://www.feinewerkzeuge.de/kunz-schabhobel.html