Wie wird der Truss Rod Kanal korrekt konstruiert?

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konsaw
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Wie wird der Truss Rod Kanal korrekt konstruiert?

#1

Beitrag von konsaw » 01.09.2021, 09:12

Guten Morgen zusammen,

ja ich weiß das ich nicht so ganz in diesen Bereich des Forums gehöre, aber ich glaube dass das Thema eine sehr starke Überschneidung mit den Akustik Gitarren hat. Vor allem weil es in meinem Fall um die Truss Rod mit der (ich nenne es mal) "Mutter" im Korpus handelt.
Zumindest habe ich das oft bei Akustik Gitarren gesehen.

Ich habe hierzu ein paar Grundlegende Fragen zu "wie wird der Kanal korrekt konstruiert" und dann "wie macht man es damit es auch unter der Resonanzdecke richtig passt".

Ich weiß das jetzt einige denken "was ist mit youtube" oder "google".
Da finde ich so allgemeine Infos bzgl des Anzeichnens auf dem Hals.... aber immer mit der Öffnung zum Headstock.
Keine genauen Infos die ich gerne hätte.

Fangen wir mal mit ersterem Thema an:

Wie wird der Kanal korrekt konstruiert

1. die Truss Rods haben eine Breite von ca 6mm:
Fräst man dann grundsätzlich mit einem 6er Fräser?
Ich frage so speziell da ich an der CNC gelernt habe, dass wenn man mit einem 6er Fräser ein 6er Loch oder Kanal fräst... das Loch oder der Kanal etwas größer wird als 6,0mm. (mit einem kleineren Fräser an beiden Seiten entlang gefräst wird der Kanal genauer)
Ist die sich aus dem 6er Fräser ergebende Toleranz vertretbar?

2. Die Truss Rod ist an der Unterseite nicht flach sondern rund:
wird die Auflagefläche dann mit einem 6er Rundkopffräser gefräst, oder ist es absolut ausreichend mit einem flachen Fräser zu fräsen?

3. die breite Stelle kurz vor Mutter:
An der Stelle wird logischerweise breiter gefräst, aber wie breit muss es dann sein?
Ich habe gerade das korrekte Maß nicht parat und nehme fiktiv das Maß "10mm"...
Wird dann auch ein 10mm Kanal an der Stelle gefräst, oder soll/kann es dann breiter sein?
Flache oder abgerundete Fräsung?

4. Die Truss Rod wird ja nicht eingeklebt sondern eingelegt:
Wie sorgt man dafür das sie nicht immer hin und her rutscht? Ich habe in einem Video gesehen das einer an beiden Enden je ein Silikon punkt gesetzt hat. :shock: Ist das wirklich die Lösung?

5. Die Tiefe der Fräsung
Hmm, hier habe ich im Thema mit Resonanzdecke noch ein Paar fragen aber erst mal ohne Decke.
1. Erster und ich denke wichtigster Punkt an dieser Stelle:
Wieviel Restmaterial sollte mindestens unter der Fräsung übrig bleiben, damit der Hals nicht zu Dünnwandig wird und nicht durch eventuelle Truss Rod Spannung durch bricht? (falls es mal ein relativ dünner Hals sein sollte)

2. Ich habe gesehen das manche vor dem Aufleimen des Griffbretts....
2.1 Die Bündig zur Fräsoberkante liegende Truss Rod mit Klebeband abdecken, Leim Auftragen, das band entfernen und dann das Griffbrett anpressen. Richtig/Falsch?
2.2 Den Kanal etwas tiefer fräsen und ein Stück Furnier (oder stärkeres Material) auflegen um dann wieder ganz flächig Leim auftragen zu können. Richtig/Falsch?
2.3 ich kenne keine Alternativen dazu, falls es was gibt, dürft ihr mich eines besseren belehren.

Ich denke für den ersten Schuss waren das schon ordentlich Fragen.
Bzgl Einbau mit Öffnung in den Korpus können wir klären wenn der erste Teil beantwortet ist, oder in einem separaten Thread.

Danke Vorab :D

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Re: Wie wird der Truss Rod Kanal korrekt konstruiert?

#2

Beitrag von moon » 01.09.2021, 21:03

Ich versuch mal ein paar Antworten

>1 Die Toleranz ist vertretbar, bzw. habe ich eher die Erfahrung gemacht, daß der Kanal minimal zu eng wird. Kommt aber sicherlich auf den Trussrod an, Also immer erst eine Testfräsung machen.

>2 Ein flacher Fräser ist absolut ausreichend. Wenn Du aber einen passenden runden hast, spricht da wohl nichts dagegen. Wobei, es gibt ja diese Doppeltrussrods, bei denen der runde Stab sich auf ganzer Länge drehen können muß, weil er an beiden Stabenden in Gewinden läuft. Da ist eine flache Fräsung wohl besser, weil die Reibungfläche dann kleiner ist.

>3 Lieber einen Hauch breiter, als daß es an der Stelle nachher klemmt. Unterseite flach reicht.

>4 Wenn der Kanal paßt, rutscht da nix. Der Trussrod wird ja normalerweise angespannt und verklemmt sich schon dadurch automatisch.

>5 Doppeltrussrods haben ja üblicherweise 6x9 mm. Wenn der Oberkante bündig oder um 1mm versenkt eingebaut wird, bleibt genügend Material unter der Fräsung, selbst bei einem sehr dünnen Hals.

>2.1 Richtig, wenn man zu denen gehört, die den Leim nur sehr dünn auftragen, so daß beim Pressen fast kein Leim aus der Fuge austritt. Wenn man aber zu denen gehört, die eher großzügig Leim auftragen, sollte man das Klebeband drauflassen, sonst ist der Trussrod nachher festgeklebt.
>2.2 Kann man machen. Ich würde dann aber für den Furnierdeckel eine ca. 10-12 mm breite Nutverbreiterung in Furnierstärke einfräsen um Leimfläche für den Furniersteifen zu erhalten. Bei stärkerem Material als Furnier wandert der Trussrod eben weiter in Richtung Halsrückseite. Also nix für dünne Hälse.
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Re: Wie wird der Truss Rod Kanal korrekt konstruiert?

#3

Beitrag von konsaw » 02.09.2021, 18:16

Super das sind doch schon mal gute Infos!
Wenn’s morgen früh rein läuft kommen die nächsten Fragen :)

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Re: Wie wird der Truss Rod Kanal korrekt konstruiert?

#4

Beitrag von konsaw » 03.09.2021, 07:10

Soooo...
Es geht jetzt darum das ganze in ein Akustik Instrument einzubauen, so dass man vom Schallloch aus die Trussrod verstellen kann.

Ich sehe da im Moment drei Punkte die mir zu schaffen machen.

1. Die Trussrod muss unter der Resonanzdecke herauskommen:
Hier bin ich wieder bei dem Punkt "tiefe des Kanals fräsen". Ich gehe davon aus, dass die Oberkante der Trussrod die Unterkante der Resonanzdecke berühren muss. --> richtig?
Wenn das so korrekt ist, dann müsste ich doch (wenn die Trussrod 9mm Tiefe hat) bei einer (sagen wir mal) 2,8mm Decke einen Kanal mit 9+2,8mm = 11,8mm tiefe fräsen.
Oder???
Meine Hälse sind ohne Griffbrett 15mm / 19mm stark.
Wenn man diese angenommene Tiefe über die ganze Länge fräst bleibt eine Hals-Reststärke von 3,2mm / 7,2mm.
Hier noch mal die Frage wie im ersten Post....
Wieviel Restmaterial braucht man mindestens damit es nicht durchbricht?

2. Hals/Korpus Winkel mit berücksichtigen
Im Fall ohne Trussrod stelle ich bevor die Resonanzdecke aufgeleimt wird die Halsneigung ein (zumindest mache ich das so bei meinem Bouzoukis).
Wie berücksichtigt ihr das damit der Schraubkopf dann nicht im Deckenholz steht? Oder ist die Neigung so gering dass das egal ist?

3. Loch für den Schraubkopf in der Beleistung.
Wenn Ihr dann dieses Loch in der Leiste die im Weg ist (zwischen Schallloch und Hals. unter dem Griffbrett) einbohrt.
Muss man dann dieses irgendwie Stärker machen? Immerhin macht dieses Loch ja die Steifigkeit kaputt.

Hoffe das meine Fragen verständlich beschrieben sind.

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Re: Wie wird der Truss Rod Kanal korrekt konstruiert?

#5

Beitrag von Trisman » 03.09.2021, 07:41

Ich hatte bei Beginn meines Akustik Baus auch ein paar Fragen im Kopf die ähnlich waren wie deine jetzt. Mir hat ein Bauthread mit Bildern von Gerhard geholfen, den er mir als Erklärungshilfe herausgesucht hat:
https://www.gitarrebassbau.de/viewtopi ... 75#p161744
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Re: Wie wird der Truss Rod Kanal korrekt konstruiert?

#6

Beitrag von Roland Gibson » 24.10.2021, 22:21

Ich hoffe, ich kann hier kurz eine Frage stellen?
moon hat geschrieben:
01.09.2021, 21:03
>5 Doppeltrussrods haben ja üblicherweise 6x9 mm. Wenn der Oberkante bündig oder um 1mm versenkt eingebaut wird, bleibt genügend Material unter der Fräsung, selbst bei einem sehr dünnen Hals.
capricky hat geschrieben:
01.06.2012, 10:51
Der Doppelstab hat das Problem schon gelöst, mit dem Nachteil der doppelten Einbautiefe. Der "einstängige" Doppeltrussrod braucht allerdings einen gebogenen Kanal
Gebogener Kanal? Habe ich noch nie gesehen?

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Re: Wie wird der Truss Rod Kanal korrekt konstruiert?

#7

Beitrag von cisiamo » 25.10.2021, 08:24

Roland Gibson hat geschrieben:
24.10.2021, 22:21
Gebogener Kanal? Habe ich noch nie gesehen?
Das ist, soweit ich weiß, die Urform des Halsspannstabes. Oft auch als Single Action bezeichnet. Die Wirkungsweise ist bei Wikipedia relativ gut erklärt: https://de.wikipedia.org/wiki/Halsstab (auf der Seite fehlen die anderen Bauformen.) Durch den gebogenen Kanal wirkt der Stab beim Anspannen der Wölbung des Halses entgegen, die durch den Zug der Saiten entsteht.

Andere Truss Rods haben ja meist 2 Stäbe die gegeneinander arbeiten und so den Truss Rod in sich selbst biegen. Der einfache Truss-Rod ist einfach nur eine Stange mit Gewinde am einen Ende und Anker am anderen.
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Einfach mal ausprobieren. Wird schon gut werden.
Ciao Detlev

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