Parlor-Gitarre d‘orso Steg ankleben Leiste kürzen

[soapone]

Hallo zusammen,

seit einiger Zeit suche ich eine kleine kräftige Gitarre mit Stahlseiten. Diese Woche bekam ich eine d‘orso Gitarre geschenkt ca 100 Jahre alt mit hübschen Vogelaugen Zargen und Boden und massiver Fichtendecke. Die würde ich gernerichten.
Sie hat unter den alten Stahlsaiten wohl ziemlich gelitten (Risse neben Griffbrett, Tailpiece ab aber vorhanden.)
Kann man da was verbessern außer zarteren Saiten (hab an d‘addario Phosphor Bronze 10er gedacht.)
Für die Decke mit Rissen hab ich schon Lösunsansätze und Material.
2 Dinge beschäftigen mich:

Das Tailpiece muss neu angebracht werden.
Wie geh ich da vor? Dampf oder Schleifpapier/ Klinge? oder beides würdet ihr da fräsen und füllen oder nur Plan machen und kleben? Wird Heißleim halten?

Eine Leiste drückt von Innen gegen die Zarge. Ich hab keine Idee, wie da rangeh.

[Gelöschter Benutzer]

Hast Du reingeschaut,...abgeklopft, ob Balken lose sind? Was meinst du mit Tailpiece und welche Lösungsansätze hast du für die Risse? Würdest Du dir zutrauen den Boden abzunehmen?

[jhg]

Der richtige Weg wäre den Boden abzunehmen. Dann kommt man auch gut an die Decke und kann die Risse versorgen, evtl. die Balken neu anleimen und natürlich die Bodenleiste einkürzen. Da sie mit Sicherheit mit Knochenleim verleimt wurde, ist das mit vertretbarem Aufwand auch zu schaffen.

[soapone]

Danke für die Antworten

Vorm Boden abnehmen hab ich Schiss.
Kleben wollt ich nach Möglichkeit auch mit Knochenleim.
Die Decke wollt ich mit der aufgefädelte-Saiten-Methode und Patches richten und dann Späne einetzen.

Könnte man auch mit dem Multimaster oder der Dremelsäge in den Spalt fahren und die Leiste kürzen?

Auf YouTube net es eine Videosequenzen 50 Videos zur Reastauration einer d‘orso. Die macht alles mit Sekuund Titebond. Was haltet ihr davon. Beim Steg bin ich auch ganz unsicher. Gerhard füllte mit Epoxy... Wie kriegt man das dann plan?

[soapone]

Hierhttps://www.youtube.com/watch?v=8VV_KNYtlAo und weitere 50

und https://shop.rall-online.net/Riss-Klammer-Set-1-Stueck

oder so:

[soapone]

Sorry, mit dem Bild hat es am Handy nicht ganz hingehauen...

Das ist der Plan:





- Decke mit dem Fön leicht erwärmen,
- Heißleim unter die losen Stellen der Leisten pinseln und mit Zwinge pressen.
- Patches anschrägen, Löcher Bohren und Richtung markieren. Anschließend mit den Minitools und Schur (Saite/Nylon) spannen.
- Späne einpinseln mit Heißleim und über die Breite pressen.

Für den Saitenhalter und die Bodenleiste habe ich leider noch immer keine Lösung.
Wenn ich den Boden löste, würde sich ja auch das Binding am Boden lösen. Ich kann mir nicht ganz vorstellen, dass ich das gut handeln könnte.

[jhg]

Die Patches würde ich mit zwei starken Magneten anleimen. Das habe ich bei meiner Jazzgitarre so gemacht (da kommt man überhaupt nicht in den Korpus) Zwei 30mm Rundmagnete nehmen. auf den unteren mit Klebeand ein Patch befestigen, Leim auftragen und dann den Magnet auf der Oberseite an die gewünschte Stelle legen. Den unteren Magnet mit Patch dahin manövrieren und so anleimen. Dann hast du kein Loch und kein Gefummel mit der Saite.

[soapone]

Danke – Super Idee. Ich hatte da Bedenken, ob das gut genug zieht. Ich hab aber tatsächklich vom PickUps wickeln noch Neodym-Riegel.

Die Leiste am Boden hab ich mit dem Cutter von außen gekürzt. Dabei hat sie sich innen komplett gelöst. Der Boden ist schon gesäubert, Leimreste mit Wasser und Hitze entfernt. Ich denke, dass ich die alte Leiste wieder einleime. Die Wölbung würde ich unter diesen Umständen nicht hinbekommen.
Ich hatte überlegt, ob ich da zwei oder drei dünne lange Spax von unten zum pressen benutze, die ich am Ende wieder entferne. Das würde bei dem Vogelaugen-Boden nicht oder kaum auffallen.

[soapone]

Mittlerweile ist einiges passiert...

Zum Einsatz kamen mehrere Neodymmagnete eine Fichtedecke, einige Streifchen Nussfurnier, ettliche Cuttermesser, ein Babyfläschchenwärmer, ein Marmeladenglas, ein Pinsel, Hautleim von dictum, ein Sägeblatt, Tesafilm

Ich hab
alle Risse von unten mit Fichtebelegen versehen und von oben Späne eingesetzt,
eine Bodenleiste neu eingeleimt mit kleinen Helfern – ich hoffe, es hält. Was nach Spalt aussieht kommt vom leim wegputzen.
die zweite Bodenleiste, die zu lange war gekürzt,
Abende lange um das Einleimen der zweiten Leiste gekämpft. Mein extra gebasteltes Tool hat nicht den notwendigen Druck erzeugt.
Heute ist mir im Lidl ein extrem hilfreiches Gadget begegnet – Luftkissen... Mit dem könnte es klappen.

und die Lacksache ist noch offen. Ich habe mal Schellack in transparent und rubin gekauft.



Als nächstes soll die Bridge kommen... und dann eine Schellackpolitur, wenn alles klappt. Vorher aber eine Testphase mit den Thomastiksaiten, die Gerhard auch aufgezogen hat.

[soapone]

Nun die Pressvorrichtung für die seitlichen Girlanden...
Der mittlere Teil soll mit Vorrichtung und M4-Schrauben gepresst werden.

[soapone]

Update:
Decke schon bissl mit Schellack gefüllt,...
Steg-Pressvorrichtung gebaut.
Der Leim zieht gerade an...
Mal sehen on es hält... Vielleicht zu viel Druck...






Rotlicht für´s Holz, damit alles etwas langsamer gehen kann...



Hautleimtemperatur... Die Gitarre und der Steg hatten um die 50°.

[soapone]

So, jetzt ist erst mal fertig – mein Corona-Projekt.

Vieles lief nicht wie geplant. Im Eifer trifft man dann ab und an auch eine eher unvernünftige Entscheidung wie z.B. das großflächige Freilegen der Stegfläche und das Anpassen mit zunächst farbiger Kreide. Mit dem Ergebnis bin ich aber insgesamt trotzdem zufrieden. Ich hab viel übers Material erfahren und einiges über böhmische Geschichte und Musikinstrumentenproduktion gelernt.
Im Wesentlichen geht es ums Musizieren. Es ging mir um eine kleine Glampfe aus 100% toten Naturmaterialien: Holz, Hautleim, Schellack.
mit guten 100 Jahren Vorgeschichte, die ich in die nächste Zeit mitnehme, um mit ihr ein bisschen abzuschalten
Im Moment ist alles auf Anhieb spielbereit. Natürlcih sehr zart und wie halt solche Gitarren klingen, aber trotzdem hübsch historisch und auf Anhieb spielbereit.

Die Bridge hab ich zwei Tage härten lassen. Irgendwo hatte ich gelesen, dass die Endfestigkeit von Hautleim erst nach Wochen oder Monaten erreicht wird. Im Moment hält aber alles. Schiss hab ich immernoch.

Weitere Schritte:

- Knochenbridge – hat jemand Tipps?
- richtig polieren und füllen, Farbe anpassen (?)...
- Pickup mit Endpinbuchse. Hat jemand Erfahrung mit dem pure mini von k&k oder mit dessen Kopien bzw. Piezo-Eigenbauten?
- neue Mechaniken (32mm Lochabstand) Weiß jemand, wo ich das finde?

[penfield]

Vieles nicht wie geplant. Im Eifer trifft man dann ab und an auch eine eher unvernünftige Entscheidung

Schön ausgedrückt. Das ist nur allzuoft der Fall.

Saubere Arbeit jedenfalls. Sieht gut aus.

[soapone]

keine Ahnung, weshalb die Bilder plötzlich weg waren...

Die Innfeld-Saiten sind schon sehr zart. Die bleiben sicherlich nicht drauf...