Body mit Wölbung

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triple-U
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Body mit Wölbung

#1

Beitrag von triple-U » 28.10.2020, 21:26

Hallo zusammen,

Ich plane ein neues Projekt:
Es soll ein 5-Saiter werden, zu dem ich schon einige Teile zusammen getragen habe.
Ich habe bereits einen Schraub-Hals, der zusammen mit den Mechaniken auf 1,5 Kilo kommt.
Beeindruckt von diesem Wiegeergebnis habe ich beschlossen, der Halslastigkeit durch eine Gurtaufhängung mindestens in Höhe des 11. Bundes entgegen zu steuern. Das hat zudem den Vorteil, dass die tiefen Lagen näher rücken und für mich als 5-Saiter-Anfänger leichter zu greifen sind.
Gurtaufhängung am 11. Bund (oder näher Richtung kopfplatte) bedeutet aber auch, dass die üblichen Proportionen nicht mehr passen. Der Body wurde auf der Entwurfsskizze grösser als normal, bis er stimmig aussah.
Das Holz für den Body ist Esche, bereits aus zwei Teilen zusammen geleimt, wiegt 5,5 Kilo und hat eine Dicke von 50 mm. Damit von diesen 5,5 Kilo noch richtig was weg geht, habe ich folgenden Plan:
Der Body soll auf der Vorderseite konvex und auf der Rückseite konkav ausgefräst werden, also wie eine Tonne.
Entlang der Mittellinie soll der Body zwischen 35 und 40 mm dick sein, da bin ich mir noch nicht sicher wegen der Stabilität - 35 mm sind mehr Gewichtseinsparung, aber an der Halsaufnahme bleiben dann nur 15 mm stehen. Zu den Rändern hin soll sich das Maß auf 20 bis 25 mm verjüngen.
Bevor ich in einer unüberlegte Anfangseuphorie drauf los fräse, will ich das Ganze aber erst einmal hier vorstellen und hoffe auf euren Erfahrungsschatz:
Habt ihr solche Innen- und Außen-Wölbungen schon hergestellt und könnt mir Tipps dafür geben?
Zu welchen Zeitpunkt/ Baufortschritt mache ich Ausformung der Innen und Außenwölbung?
Gibt es dabei Stolperfallen, die ich wahrscheinlich nicht berücksichtigt habe?
Worauf muss ich besonders achten, um nicht in einem Frustrationsprojekt zu enden?

Ich freue mich auf euren Input :)

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moon
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Re: Body mit Wölbung

#2

Beitrag von moon » 29.10.2020, 01:54

So einen insgesamt gewölbten Korpus finde ich gut, ergonomisch sehr angenehm.
Bisher habe ich 2 Bässe in der Art gebaut. Einen undokumentierten 4-Saiter (schon länger her) und einen 5er: Mr. Stripes
Den 4-Saiter-Korpus habe ich auch aus 50mm Esche gemacht, den vom gestreiften 5er aus konisch gehobelten Streifen / Teilen. Der 5er war also schon von Anfang an gewölbt, der 4er beidseitig erstmal plan. Beide sind final durchgängig etwa 40 mm dick.
Die Vorderseiten-Wölbung habe ich jeweils mit dem normalen Hobel vorgearbeitet und mit Ziehklinge, Schleifutensilien u. Co. fein gemacht. Bei der Rückseite grob mit Hohleisen und dann Schwanenhals-Ziehklinge.
Stolperfallen gabs bei beiden eigentlich nicht. Man muß sich aber ein paar Sachen vorher etwas genauer durchdenken.
Das betrifft vor allem die Fräsungen und wie man sich dafür die Schablonen macht.
Für alles was von vorne gefräst wird, empfiehlt es sich erst zu fräsen und dann zu wölben - ging beim 5er nicht, da mußten die Schablonen eben der Korpusform angepaßt werden.
Für die E-Fach-Fräsung finde ich es sinnvoll, erst die Vorderseite zu wölben und die Rückseite noch plan zu lassen. Dann läßt sich die Schablone mit einer leicht keilförmigen Unterlage rel. einfach anbringen.
Füe eine flach aufliegende Bücke braucht's natürlich auch ein Fräsung um die Auflage herzustellen.

15mm unter dem Halsfuß finde ich unkritisch, wenn man flache Pitten verwendet.

Und zum vorderen Gurtanschlagspunkt auch noch meine 2 Cent: es ist natürlich zweifelsohne richtig, daß die tiefen Lagen näherrücken, je weiter der in Richtung Kopfplatte sitzt. Für mich (eher klein und eher schmal) habe ich aber festgestellt, daß, wenn der weiter in Richtung Kopf als ca. 13. Bund rutscht, sich das Gerät sperrig anfühlt.
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Re: Body mit Wölbung

#3

Beitrag von cabriolet » 29.10.2020, 16:37

Wölbung nur auf der Vorderseite habe ich bisher bei zwei Gitarren gemacht (beide sind aber noch nicht fertiggestellt): Meine aktuelle Wettbewerbsgitarre "Simplex" und die "Couch-Gitarre".
Bei beiden habe ich die Wölbung wie auch @moon mit dem Hobel erstellt. Jeweils bevor ich den Korpusumriss ausgesägt habe, da ist das einfacher gleichmäßig hinzubekommen. Da ich nicht zur Fräs-Fraktion gehöre, hatte ich da auch kein Problem mit Schablonen, alle Öffnungen wurden (bzw. werden noch) mit Bohrern und Beiteln ausgearbeitet.

Gruß
Markus
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Re: Body mit Wölbung

#4

Beitrag von triple-U » 29.10.2020, 19:59

Hallo, Markus und "moon" (sorry, habe nirgends einen Namen gefunden, mit dem ich dich ansprechen könnte)!

Vielen Dank für eure Beiträge.

Wenn ich nun die Vorgehensweisen in euren Projekten in eine sinnvolle Reiehenfolge bringe, kommt folgendes raus:

1. Fräsungen Vorderseite (Halstasche, Pickups)
2. Wölbung Vorderseite ausarbeiten
3. Wölbung Rückseite ausarbeiten
4. Body aussägen
5. Fräsung Rückseite (E-Fach)
In Ermangelung eines Hobels werde ich die Punkte 2. und 3. wohl mit der Oberfräse erledigen müssen.

Ja, ich oute mich: Ich besitze keinen Hobel. Aber vielleicht ist das jetzt die Gelegenheit, einen anzuschaffen? Der Beitrag #30 auf Seite 2 der Simplex-Dokumentation macht schon Lust drauf. Ist Esche das richtige Holz, um das Hobeln zu erlernen? Welcher Hobel ist ein Universalwerkzeug für die Arbeiten hier (Bodyshapping) und z.B. die Halsherstellung?

Liebe Grüße
Uli

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Re: Body mit Wölbung

#5

Beitrag von Rallinger » 29.10.2020, 20:00

Ich hab das bei meinem Goaß Bass gemacht. https://www.gitarrebassbau.de/viewtopic ... 75#p124974

15mm unter der Halstasche halte ich bei Esche für unproblematisch. Eine Zargendicke von 20-25mm könnte schon eher ein Problem werden. Da kriegst du dann mit Ach und Krach gerade mal Potis in die E-Tasche. Eine Batterie oder eine Platine schon kaum noch bis gar nicht mehr. Und die Klinkenbuchse braucht ja auch noch ein wenig Platz ... 30-32mm halte ich für das unterste Minimum.

Wird der Bass aktiv oder passiv?

Ach ja, und 1,5kg für einen Fünfsaiter-Hals inklusive Mechaniken. Das ist absolut normal. Mach dir da keinen Kopf.
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Re: Body mit Wölbung

#6

Beitrag von cabriolet » 29.10.2020, 20:39

triple-U hat geschrieben:
29.10.2020, 19:59
Ja, ich oute mich: Ich besitze keinen Hobel. Aber vielleicht ist das jetzt die Gelegenheit, einen anzuschaffen? Der Beitrag #30 auf Seite 2 der Simplex-Dokumentation macht schon Lust drauf. Ist Esche das richtige Holz, um das Hobeln zu erlernen? Welcher Hobel ist ein Universalwerkzeug für die Arbeiten hier (Bodyshapping) und z.B. die Halsherstellung
So eine Art "Universalhobel" ist die 4er-Größe. Ich habe zum Beispiel einen uralten (über 120 Jahre) Stanley No.4, zusätzlich nutze ich oft noch einen kleinen Einhandhobel. Die alten Dinger sind, solange sie gerade sind, um Welten besser als neuer China-Kram in der gleichen Preisklasse.
Für Bodies nutze ich beide, bei Hälsen kommt´s darauf an, was du genau meinst. Fügen von Streifen für einen mehrteiligen Hals oder Oberseite planhobeln und Griffbrett hobeln geht damit. Halsrückseite ausformen aber nicht, das geht Platz-mäßig garnicht. Da müsste dann eher ein Schabhobel her, das ist aber wieder eine ganz andere Baustelle.
Und klar, man kann an Esche hobeln lernen. Ich würde es an deiner Stelle aber trotzdem nicht direkt an deinem Body-Rohling üben, für´s Erste tut´s da irgenwelches Leimholz aus dem Baumarkt. Und eigentlich ist das Wichtigste, schärfen zu lernen. Und dann den Hobel auch noch richtig einzustellen. Das ist alles nicht schwer, braucht aber einfach Übung.
Ohne Zweifel macht Hobeln Spaß, aber wenn du dich mit der Oberfräse sicher fühlst, würde ich die an deiner Stelle hier bevorzugen. Falls du aber doch mit dem Hobel ´drangehst, ist es auf jeden Fall einfacher, zu hobeln bevor du den Korpusumriss aussägst. An Anfang und Ende der Hobelzüge wird´s nämlich nie so eben, wie man sich das eigentlich wünscht.

Gruß
Markus
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Re: Body mit Wölbung

#7

Beitrag von triple-U » 03.11.2020, 21:50

Hallo, vielen Dank für euren Input!!!
moon hat geschrieben:
29.10.2020, 01:54
... Für alles was von vorne gefräst wird, empfiehlt es sich erst zu fräsen und dann zu wölben ...
... Für die E-Fach-Fräsung finde ich es sinnvoll, erst die Vorderseite zu wölben und die Rückseite noch plan zu lassen. Dann läßt sich die Schablone mit einer leicht keilförmigen Unterlage rel. einfach anbringen ...
... Für eine flach aufliegende Bücke braucht's natürlich auch ein Fräsung um die Auflage herzustellen ...
... 15mm unter dem Halsfuß finde ich unkritisch, wenn man flache Pitten verwendet ...
So ähnlich hatte ich es auch vor meinem geistigen Auge durchgespielt:
Zuerst die Fräsungen auf der Vorderseite, dann die Wölbung der Vorderseite, dann die Wölbung der Rückseite und "zum Schluß" die E-Fach-Fräsung von hinten.
Für die Brücke will ich Mono Rails verwenden, also je eine "Einzelbrücke je Saite" - die Fläche kann ich dann je Brücke mit der Feile plan ebnen.
Dass 15mm Restdicke für die Halstasche ausreichend sind, beruhigt mich - und wenn das gleich 2 Leute sagen ("moon" und Ralf), dann umso mehr :)
Rallinger hat geschrieben:
29.10.2020, 20:00
... Eine Zargendicke von 20-25mm könnte schon eher ein Problem werden. Da kriegst du dann mit Ach und Krach gerade mal Potis in die E-Tasche. Eine Batterie oder eine Platine schon kaum noch bis gar nicht mehr. Und die Klinkenbuchse braucht ja auch noch ein wenig Platz ... 30-32mm halte ich für das unterste Minimum ...
...Wird der Bass aktiv oder passiv? ...
Stimmt, allzu schmal darf er unten nicht werden - guter Einwand! Ein weiteres Argument gegen zu dünn untenrum ist die Auflage, wenn man im Sitzen spielt. Wenn da nur noch 20 mm stehen, die Kante dann noch abgerundet, dann könnte diese doch sehr schmale Auflage auf dem Oberschenkel schnell unbequem werden. Muss ich nochmal überdenken - vielleicht oben mehr "dünner" und unten weniger "dünner".
(think)
Der Bass wird bekommt 2 Jazzbass-Pickups von Basstec und eine kleine 2 Band-Klangregelung von Klaus Noll - eine Batterie muss also auch untergebracht werden. Wenn ich die liegend einbaue, braucht die Fräsung zwar mehr Fläche, aber weniger Höhe - das sollte hinhauen, wenn es denn überhaupt erforderlich ist (siehe vorheriger Absatz).

Bodyholz, Hals, Mechaniken, Brücken, Pickups, Elektronik habe ich - jetzt mache mich mal auf die Suche nach den Kleinteilen.

Mal sehen, wann es losgeht :wink:

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Re: Body mit Wölbung

#8

Beitrag von ugrosche » 04.11.2020, 10:12

triple-U hat geschrieben:
03.11.2020, 21:50
...
Stimmt, allzu schmal darf er unten nicht werden - guter Einwand! Ein weiteres Argument gegen zu dünn untenrum ist die Auflage, wenn man im Sitzen spielt. Wenn da nur noch 20 mm stehen, die Kante dann noch abgerundet, dann könnte diese doch sehr schmale Auflage auf dem Oberschenkel schnell unbequem werden. Muss ich nochmal überdenken - vielleicht oben mehr "dünner" und unten weniger "dünner".
(think)
...
So einen "keilförmigen" Korpus habe ich mal gebaut, kann man im Bau hier oder bei dem Dummy ganz gut erkennen. Wenn die Kanten abgerundet werden, merkt man das hinterher kaum noch am fertigen Instrument
Aktuelles Projekt: Werkstatt aufräumen
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