Tonabnehmer für 6 Saiter Semihollow

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Sila
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Tonabnehmer für 6 Saiter Semihollow

#1

Beitrag von Sila » 19.03.2023, 14:56

Hallo allerseits!

Ich bin derzeit in der Planung für einen Bass, den ich mir bauen möchte. Es wird ein verrücktes Riesenprojekt, aber wer den Schaden hat spottet ja bekanntlich jeder Beschreibung. Das Teil ist mein zweiter komplett selbstgebauter, deshalb habe ich bei weitem noch nicht genügend Erfahrung für einige Bauteilentscheidungen. Hauptknackpunkt: Tonabnehmer. Deshalb hoffe ich jetzt, dass ich jetzt auf Euch zurückgreifen kann.

Ich plane, das Instrument hauptsächlich in einem Jazz/ Fusion/ R&B-Kontext zu verwenden.

Der Bass wird ein 6-Saiter Semihollow. Lange Multi-Scale (voraussl. 960 bis 900mm), Singlecut, Headless.
Ich denke in die Richtung AJ Presentation, MBass Big Hollow, Thundercat Signature aber Kopflos. Ich kann auch mal ein erstes Design hier reinstellen.

Ich wünsche mir einem sehr druckvollen und warmen Sound, aber trotzdem eine Menge Vielseitigkeit, der Bass sollte immer noch als Input für einen Synthesizer funktionieren, ohne zu übersättigen. Ich plane, Tonabnehmer in den P- und MM-Sweetspots zu platzieren, wobei ich mir vorstellen könnte, auch nur einen zu verwenden, wenn es da was mit einem entsprechend vielfältigen Sound gibt. Meine Stegtonabnehmer gefallen mir beim Spielen dieser Genres nicht wirklich, daher werde ich wahrscheinlich keinen Stegtonabnehmer verbauen. Ich würde die Tonabnehmer vielleicht sogar mit einem Piezo kombinieren, über Tips zu dem Vorhaben freue ich mich genauso. Der ganze Bass sollte grundsätzlich auch passiv funktionieren. Bei meinem einen Ibanez wird das einfach durch einen EQ-Bypass geregelt.

Vielleicht ein paar Hinweise zu Sounds mit dem Vibe, den ich zu beschreiben versuche, die ich aktuell benutze und mag:
Ich mag meine Ibanez EHB1005SMS und SRF705 einfach flach, Blend nur Hals-PU
Ich habe in einem anderen Projekt mit Mittellanger Mensur, dass ich in einem anderen Post auch noch vorstellen muss, Lace Bass Bars verbaut, die mir für diese Genres mit Bridge "split", Neck voll auf und Tonblende halb zugedreht auch sehr gefallen. Mir gefällt die Optik aber nicht wirklich und ich würde sowieso eine schlankere Bauform bevorzugen, um die Probleme mit den überlappenden Sweetspots von P und MM zu reduzieren.

Ich plane, das Instrument, soweit möglich aus lokalen Hölzern zu bauen und fände es deshalb nur konsequent, auch Tonabnehmer aus Deutschland bzw. dem Europäischen Festland zu verbauen. Wenn hier Einigkeit besteht, dass es unbedingt etwas von überm Teich sein muss, vertrau ich da aber der Expertise hier.

Ich weiß, dass die Vorstellungen sich vermutlich teilweise gegenseitig ausschließen, aber dafür bin ich an der aktuellen Stelle im Entwicklungsprozess (whistle)

Vielen Dank schon einmal,

Felix

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Re: Tonabnehmer für 6 Saiter Semihollow

#2

Beitrag von Sila » 19.03.2023, 15:34

Hier noch wie angekündigt ein erstes Design. Die Tonabnehmerpositionen sind MM-Sweetspot und ein Mittelding zwischen P und J-Neck.
layout.png
Ich weiß, dass die Unterseite etwas komisch aussieht, das kommt davon, wenn man eine lange Mensur trotzdem bequem auf dem Schoß halten möchte ;)
Viele Grüße,

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Re: Tonabnehmer für 6 Saiter Semihollow

#3

Beitrag von Sila » 23.03.2023, 12:03

Reddit hat mittlerweile übrigens einen Hinweis gegeben, auf den ich auch selbst hätte kommen können, nämlich dass zwei Tonabnehmer, außer mit fundamental unterschiedlicher Bauart, so nah beieinander keinen wirklichen Sinn haben. Es wird also mit ziemlicher Sicherheit ein Tonabnehmer in einer mittleren Position zwischen P und MM. Das ähnelt dann auch noch mehr dem AJ Presentation :)
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Re: Tonabnehmer für 6 Saiter Semihollow

#4

Beitrag von Rallinger » 01.04.2023, 07:49

Sila hat geschrieben:
19.03.2023, 14:56
Ich plane, das Instrument, soweit möglich aus lokalen Hölzern zu bauen und fände es deshalb nur konsequent, auch Tonabnehmer aus Deutschland bzw. dem Europäischen Festland zu verbauen. Wenn hier Einigkeit besteht, dass es unbedingt etwas von überm Teich sein muss, vertrau ich da aber der Expertise hier.
Ich glaub nicht, dass mir hier jemand widersprechen wird: Für die Übertragungseigenschaften eines Pickups ist es völlig hundewurschd, wo er gewickelt wurde. Allerdings wirst du wohl - auch egal, wo - ein Problem kriegen, einen für dieses doch sehr aus dem Rahmen fallende Projekt einen Pickup "von der Stange" zu kriegen.

Also, da solltest du ein nennenswertes Budget für eine Custom-(Ent-)wicklung einplanen. Oder du wirst dich eher früher als später mit der Frage des Pickup-selber-wickelns beschäftigen müssen. Ein weites Feld. Macht aber Spaß!
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Re: Tonabnehmer für 6 Saiter Semihollow

#5

Beitrag von Sila » 05.04.2023, 20:28

Rallinger hat geschrieben:Also, da solltest du ein nennenswertes Budget für eine Custom-(Ent-)wicklung einplanen. Oder du wirst dich eher früher als später mit der Frage des Pickup-selber-wickelns beschäftigen müssen. Ein weites Feld. Macht aber Spaß!
Danke für Deine Einschätzung! Da ich befürchte, dass selbst die Vorstellungen, die die meisten Tonabnehmerhersteller, die man fragen könnte, und ich von einem nennenswerten Budget haben, sehr weit auseinander gehen, führt es dann wohl zu dem Rabbit hole bei dem ich mich seit einiger Zeit gleichermaßen freue und fürchte, hereinzufallen😅
Ich hab die Elektrotechnik im Studium zwar bestanden und auch schon den ein oder anderen Eigenbau von anderen verfolgt, aber bisher fehlte mir die nötige ergebnisoffene Herangehensweise, um einfach mal was zu bauen und zu sehen, wie es wird.

Ich werde mich da denk ich mal ein bisschen in das Thema einlesen, ein großer Vorteil wird sicherlich, dass ich mit dem Ergebnis zufriedener sein werde, weil selbst gemacht, als ich es mit einem gleichklingenden gekauften wäre. Und nach der Kurzen Recherche, die ich die letzten Tage zwischendurch mal hier gemacht habe, wirkt das Thema auch schon wesentlich beherrschbarer als lange befürchtet.

Viele Grüße,

Felix

Ps: Mittlerweile habe ich sogar schon etwas zu dem Thema Piezosaddles selbst bauen gefunden - mal sehen, ob ich das auch eingebunden bekomme😬

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Re: Tonabnehmer für 6 Saiter Semihollow

#6

Beitrag von Rallinger » 06.04.2023, 08:26

Sila hat geschrieben:
05.04.2023, 20:28
Ich hab die Elektrotechnik im Studium zwar bestanden und auch schon den ein oder anderen Eigenbau von anderen verfolgt, aber bisher fehlte mir die nötige ergebnisoffene Herangehensweise, um einfach mal was zu bauen und zu sehen, wie es wird.
Ich glaube das schwierigste am Pickup selber wickeln ist, sich von dem Gedanken zu verabschieden, dass es da große Geheimnisse gäbe. Ein Elektrotechnikstudium braucht es dafür wirklich nicht. Und von allen handwerklichen Skills die man haben muss, um einen Bass selber zu bauen, dürfte das Umwickeln einer Spule mit Draht zu den überschaubarsten zählen.

Wer einen Bass spielen kann, wie den der auf deiner Werkbank liegt, kann auch Pickups bauen die einen satten Klang produzieren. Das schaffst du, keine Sorge. Und ohne jetzt die oft unvermeidliche Tonholzdiskussion lostreten zu wollen: die Pickups sind nur ein Element des finalen Klangs deines Basses. Will sagen: du gehst doch eh schon ergebnisoffen heran. Wer das nicht will, muss in den Laden fahren und Bässe ausprobieren ...
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Re: Tonabnehmer für 6 Saiter Semihollow

#7

Beitrag von Sila » 13.04.2023, 23:19

Rallinger hat geschrieben:
06.04.2023, 08:26
Ich glaube das schwierigste am Pickup selber wickeln ist, sich von dem Gedanken zu verabschieden, dass es da große Geheimnisse gäbe.
Ja, mittlerweile habe ich mich mal ein bisschen hier und auf Youtube "fortgebildet"
Es scheint mir, so entspannt viele der jeweiligen Ersteller mit dem Thema umgehen, dass es, solange man die absoluten Basics (Draht ausreichend aber nicht zu viel spannen und möglichst stetig bewegen) umgesetzt bekommt, schwieriger sein dürfte, etwas zu erzeugen, was vollkommen nutzlos ist, als etwas ziemlich brauchbares ;)
Vielen Dank auch nochmal für den sonstigen Zuspruch :)

Mittlerweile habe ich ein bisschen überlegt, was ich mir so alles vorstellen könne, als erste Tonabnehmer zu wickeln und glaube, im Zusammenspiel mit meinen Vorstellungen zu einer ersten Entscheidung gekommen zu sein. Da ich mir ja nun die eierlegende Wollmilchsau der Basstonabnehmer wünsche und Auf jeden Fall irgend eine Form von Geräuschreduzierung sein muss, halte ich es für vernünftig, bei der Grundidee zu bleiben, die, zumindest für mich, genau diese Eigenschaften am einfachsten zusammenfasst: Ein Split-Coil-Tonabnehmer, wie im P-Bass.

Natürlich habe ich unzählige Änderungen, die ich gegenüber dem ursprünglichen Design machen muss, auch muss ich, dank der Fächerbundierung, den Überlapp der Bass- und Diskantspulen neu überdenken. Bei Lee Sklars Frankenstein habe ich das erste mal die Spulen "verkehrt herum" gesehen und fand die Idee, wie auch die Demonstration (klar, der Mann hat in seinem Warwick ein Poti zum drehen, wenn der Toningenieur nicht zufriedenstellen ist, aber vielleicht ist es hier ja etwas ehrlicher) einleuchtend, sodass ich auch diese Anordnung zu wählen plane.

Die Grobe Idee (Im Gehäuse eingerahmt) sieht momentan so aus:
Pickup Layout.png
Nicht unwesentliche Teile der Dimensionen der Einzelspulen sind mehr oder weniger direkt aus P90s übernommen. Deshalb auch die angedeuteten Quadermagneten über und unter den jeweiligen Polepieces. Aller Voraussicht nach werde ich aber, der Einfachheit zuliebe, in dem Aspekt bei der klassischen Konstruktion nach Fender bleiben und Stabmagneten verwenden. Aktuell bin ich aber noch unentschieden, ob es, wie im Bild angedeutet, zwei 5mm oder, nach EBMM, ein größerer pro Saite wird. Meine Vermutung wäre, dass die getrennten Polepieces etwas weniger schrill werden sollten... Da freue ich mich besonders über Erfahrungswerte.

Ansonsten schau ich dann wohl mal, wie ich an die ganzen Bestandteile rankomme und dann kann's ja auch hier eigentlich losgehen :D
Viele Grüße,

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Re: Tonabnehmer für 6 Saiter Semihollow

#8

Beitrag von Rallinger » 14.04.2023, 08:05

Sila hat geschrieben:
13.04.2023, 23:19
Aktuell bin ich aber noch unentschieden, ob es, wie im Bild angedeutet, zwei 5mm oder, nach EBMM, ein größerer pro Saite wird. Meine Vermutung wäre, dass die getrennten Polepieces etwas weniger schrill werden sollten... Da freue ich mich besonders über Erfahrungswerte.
Also das "Schrille" bei Musicman-Style-Pickups rührt vor allem daher, dass zwei relativ sparsam bewickelte Spulen parallel geschaltet werden. Das in Kombination mit einem Preamp, der (zumindest in der 70er Jahre Variante) keinen Eingangsbuffer hat, sondern wo der Pickup nur von einem Treble-Poti mit 1M bedämpft wird. Also kaum. Darüber hinaus mag es eine Rolle spielen, dass ein fetter Magnet sich auf das Schwingungsverhalten der Saite auswirkt. Je stärker das Magnetfeld, desto mehr "wird die Saite festgehalten". Das mag zum drahtigen Sound von Stingray & Co beitragen. Die ersten beiden Punkte haben aber mit Sicherheit die größere Auswirkung.

Ich habe auch schon mal versucht herauszufinden, wie sich zwei kleine versus ein großer Magnet auf den Sound auswirken. Belastbare Aussagen habe ich nicht gefunden, hier meine Theorie: Je mehr Metall eine Spule enthält, desto größer ist die Induktivität. Die wirkt sich nicht nur auf den Output aus, sondern auch auf die Lage der Resonanzfrequenz. Kurz gesagt, je mehr Henrys, desto tiefer liegt die Resonanzfrequenz und desto weniger stark ist der Peak. Ich vermute, dass die fetten 9mm Magneten in den MMs notwendig sind, um die Resonanzfrequenz noch im "musikalischen" Spektrum zu halten (d.h. damit die Reso nicht zu weit nach oben abhaut).

Soweit zumindest mein Verständnis zu dem Thema. Wenn jemand andere Erkenntnisse hat: immer her mit dem Widerspruch. Ich lerne gerne was dazu.

Jedenfalls: Es kommt beim "Grundsound" des Pickups auf das richtige Verhältnis zwischen enthaltenem Metall, Magnetstärke und Wicklung an. "Richtig" ist, was gefällt. Allerdings ist die Übertragungskurve eines Pickups keine feste Größe. Über Potiwerte, Kapazitäten von parallel geschalteten Kondensatoren und parallel oder seriell verschaltete Einzelspulen kannst du das im Nachhinein noch anpassen. Allerdings nur nach unten. D.h. wenn du Spielraum haben willst, solltest du beim unbelasteten Pickup eher eine höhere Resonanzfrequenz anpeilen.

Letzteres kannst du auf mehreren Wegen erreichen. Weniger Draht (= weniger Output. Keine so gute Idee, wenn du auch passiv spielen willst), weniger Metall in der Spule (was für 5mm Magneten spricht), oder parallel verschaltete Einzelspulen (so wie beim Stingray, statt seriell, wie beim P-Bass).

Für deinen konkreten Fall und die Entscheidung für die Magneten: das würde ich pragmatisch sehen. 9mm-Alnicos sind schwer zu bekommen und schweineteuer. 5mm-Stifte treibt man leicht auf, und sie sind bezahlbar. An deiner Stelle würde ich mir daher die 5er holen und lieber ein bisschen mehr Draht kaufen. Das Wickeln ist jetzt keine Raketenwissenschaft. Aber bis man es im Gefühl hat, reißt schon mal ein Draht ...
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Re: Tonabnehmer für 6 Saiter Semihollow

#9

Beitrag von Sila » 14.04.2023, 12:19

Rallinger hat geschrieben:
14.04.2023, 08:05
Also das "Schrille" bei Musicman-Style-Pickups rührt vor allem daher, dass zwei relativ sparsam bewickelte Spulen parallel geschaltet werden. Das in Kombination mit einem Preamp, der (zumindest in der 70er Jahre Variante) keinen Eingangsbuffer hat, sondern wo der Pickup nur von einem Treble-Poti mit 1M bedämpft wird. Also kaum. ...
Ok, ich habe das Gefühl, dass dieses Risiko dann durch die Dimensionen, in denen ich momentan meine Spulen plane (wie gesagt momentan angelehnt an P90s also mit ca. 10000 pro Spule) zumindest eingedämmt wird.
Rallinger hat geschrieben: D.h. wenn du Spielraum haben willst, solltest du beim unbelasteten Pickup eher eine höhere Resonanzfrequenz anpeilen.

Letzteres kannst du auf mehreren Wegen erreichen. Weniger Draht (= weniger Output. Keine so gute Idee, wenn du auch passiv spielen willst), weniger Metall in der Spule (was für 5mm Magneten spricht), oder parallel verschaltete Einzelspulen (so wie beim Stingray, statt seriell, wie beim P-Bass).

Für deinen konkreten Fall und die Entscheidung für die Magneten: das würde ich pragmatisch sehen. 9mm-Alnicos sind schwer zu bekommen und schweineteuer. 5mm-Stifte treibt man leicht auf, und sie sind bezahlbar. An deiner Stelle würde ich mir daher die 5er holen und lieber ein bisschen mehr Draht kaufen. Das Wickeln ist jetzt keine Raketenwissenschaft. Aber bis man es im Gefühl hat, reißt schon mal ein Draht ...
Dann nehme ich jetzt mal folgendes mit:
Mein Grundprinzip wird dann doch ähnlicher dem Jazzmaster Single Coil (also insgesamt 6 Polepieces pro Spule), weil einerseits leichter zu bekommen und insbesondere weniger zusätzliche Masse, sollte heißen tendenziell höhere Resonanzfrequenz. Die Option, die Spulen Parallel statt seriell zu verdrahten interessiert mich gerade sehr - werde ich wahrscheinlich einfach als mini Toggle ins Elektronikfach mit einbauen, ist bestimmt nochmal ein interessanter Klangfarbenwechsel.

Wenn ich den Teil eines Videos, das ich dazu gesehen habe, richtig verstanden habe, sollte ja auch die Querschnittsgeometrie (will sagen "eher hoch und schmal wie beim Strat-Single Coil oder flach und breit wie die Einzelspulen im PAF die Resonanzfrequenz beeinflussen. Wenn ich also das, was ich gerade plane höher als eben jene Jazzmaster-SCs oder P90s mache, sollte das den Klang auch nochmal tendenziell heller machen.

Und nun als letztes die Frage zu den Magneten: da scheint ja auch jeder sein persönliches Allheilmittel zu haben... Ich würde, ausgehend von den Ausführungen oben und meinem sonstigen gefährlichen Halbwissen tendenziell die Beziehung Magnet stärker -> Klang dunkler annehmen. Ist aber bestimmt deutlich zu einfach gedacht, weil ja auch hier die gesamte magnetisierbare Masse im Tonabnehmer eine große Rolle spielt (Jaguar gegen Strat SCs). Da also auch einfach erstmal "was" nehmen? Ich sehe mich momentan von dem, was ich hier und in meinem großen Referenzartikel gelesen habe zu keinem Typen "faktenbasiert" hingezogen...
Viele Grüße,

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Re: Tonabnehmer für 6 Saiter Semihollow

#10

Beitrag von Rallinger » 14.04.2023, 13:14

Wenn du 10.000 Winds auf eine Spule wickelst, dann wird die hoch und breit, das garantiere ich dir. An dem Punkt erübrigt sich deine Überlegung weiter unten im Post.

Aber hey, du willst einen Sechssaiter bauen. Sowas spielt man normalerweise, weil man gern mal einen Akkord raushaut. Dafür brauchst du High-End. 2x10k ist ganz schön mächtig, egal ob seriell oder parallel. Bei dir sind die Spulen ja auch noch schräg gestellt. D.h. von der Länge her kommen die fast an einen Viersaiter-Singlecoil ran. Das dürfte viel zu viel Output werden.

Mal zum Vergleich: in meinem 5String Stingray hab ich einen Switch, mit dem ich den Humbucker auf seriell-parallel-Singlecoil schalten kann. Seriell nutze ich so gut wie nie. Damit kannst du Wände einreißen. Und die Spulen auf einem MM-Pickup haben sowas um die 5000 Wicklungen.

Du willst es nicht schrill haben, ok. Aber ich würde trotzdem mal sowas um die 6500 Wicklungen anpeilen. Das entspricht m.W. ungefähr einem Jazzbass-Singlecoil. Sollte das zu hell sein, hast du ja auch noch eine Klangregelung.

Und eine "faktenbasierte Herangehensweise" bei Pickups ... da wär dann ein Elektrotechnikstudium doch kein Fehler. Kauf dir einfach ein bisschen mehr Draht, und probier es aus. Damit kommst du schneller zum Ziel. Du willst ja einen Bass bauen, und keine Pickup-Fabrik gründen.
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Re: Tonabnehmer für 6 Saiter Semihollow

#11

Beitrag von Sila » 14.04.2023, 14:33

Rallinger hat geschrieben:
14.04.2023, 13:14
Wenn du 10.000 Winds auf eine Spule wickelst, dann wird die hoch und breit, das garantiere ich dir. An dem Punkt erübrigt sich deine Überlegung weiter unten im Post.

Aber hey, du willst einen Sechssaiter bauen. Sowas spielt man normalerweise, weil man gern mal einen Akkord raushaut. Dafür brauchst du High-End. 2x10k ist ganz schön mächtig, egal ob seriell oder parallel. Bei dir sind die Spulen ja auch noch schräg gestellt. D.h. von der Länge her kommen die fast an einen Viersaiter-Singlecoil ran. Das dürfte viel zu viel Output werden.
Dann überdenke ich wohl doch nochmal die Dimensionen. Es würde mich grundsätzlich nicht stören, mit dem Bass jenseits von gut und Böse föhnen zu können, aber nicht zu dem Preis, überhaupt keine Definition mehr zu bekommen. Ich hab das ganze jetzt mal runterskaliert, bis mir der Coil Estimator für die Maße als Worst case um die 7000 Maximalwicklungen ausgespuckt hat:
CoilEstimator.png
In Einheiten für Menschen sind die Länge innen 53mm, Breite 8.5mm, Dicke 12.7mm und "Flanschbreite" 23mm

Das lässt sich dann sogar in ein Gehäuse mit einigermaßen Traditionellen Dimensionen einpacken.
PU neu.png
Rallinger hat geschrieben: Mal zum Vergleich: in meinem 5String Stingray hab ich einen Switch, mit dem ich den Humbucker auf seriell-parallel-Singlecoil schalten kann. Seriell nutze ich so gut wie nie. Damit kannst du Wände einreißen. Und die Spulen auf einem MM-Pickup haben sowas um die 5000 Wicklungen.
Das war sicher nicht so gemeint, aber die Aussage "Wände Einreißen" hat mir das Konzept Series / Parallel Toggle endgültig verkauft :badgrin:
Rallinger hat geschrieben: Und eine "faktenbasierte Herangehensweise" bei Pickups ... da wär dann ein Elektrotechnikstudium doch kein Fehler. Kauf dir einfach ein bisschen mehr Draht, und probier es aus. Damit kommst du schneller zum Ziel. Du willst ja einen Bass bauen, und keine Pickup-Fabrik gründen.
Ich denke so werde ich es machen. Damit es aussieht als gehöre es so, verpacke ich den Tonabnehmer denk ich einfach in so eine Riesenbox, die dann so ein bisschen nach zwei Pickups und Finger Ramp dazwischen aussieht und wurschtel und wechsel darunter fröhlich vor mich hin :D
Viele Grüße,

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Re: Tonabnehmer für 6 Saiter Semihollow

#12

Beitrag von 100WChris » 23.04.2023, 12:06

Hi,
bezgl der Umsestzung von langen Mensuren: Lignum – die mit der Industrieroboter-Fräse – haben kürzlich einen Sub-Octave-Bass gebaut, mit 42" auf 39", das sind 1066,8 auf 990,6 mm! Der Bass ist eine Oktave unter dem normalen E-Bass gestimmt. Bespielbar ist er anscheinend auch:
https://www.youtube.com/watch?v=UesU6FvHBJ0
beste Grüße
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Re: Tonabnehmer für 6 Saiter Semihollow

#13

Beitrag von potomac » 23.04.2023, 12:25

Okay, ...ich seh's ein, er hat den Längeren und er hängt tiefer. Auffällig ist, dass er meist erst ab dem 5. Bund greift und ansonsten leere Saiten spielt. So richtig bequem sind auch für ihn die Bünde 1 bis 5 nicht. Aber wenn's zur Musik passt.....
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Re: Tonabnehmer für 6 Saiter Semihollow

#14

Beitrag von Janis » 23.04.2023, 13:45

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Re: Tonabnehmer für 6 Saiter Semihollow

#15

Beitrag von Sila » 23.04.2023, 17:13

100WChris hat geschrieben:
23.04.2023, 12:06
Hi,
bezgl der Umsestzung von langen Mensuren: Lignum – die mit der Industrieroboter-Fräse – haben kürzlich einen Sub-Octave-Bass gebaut, mit 42" auf 39", das sind 1066,8 auf 990,6 mm! Der Bass ist eine Oktave unter dem normalen E-Bass gestimmt.
42" sind meines Wissens im Bereich des Übergangs zwischen den Mensuren eines 3/4- und vollen Kontrabass, wobei der 3/4 ja wohl, anders als der Name vermuten lassen würde, heutzutage die Standardgröße darstellt. Klar, gespielt wird der so oder so mit deutlich anderer Technik.

Das Video war für mich tatsächlich auch Inspiration, allerdings eher in abschreckender Weise... Ich bin sowieso kein besonderer Freund der Formsprache von Lignum, aber die Lösung, eine ziemlich unbesondere Grundform für den Korpus zu nehmen und für die Längere Mensur hinten einfach nur 15cm Balken mehr stehen zu lassen, halte ich für besonders uninspiriert. Was ich am Design "verbessern" würde, habe ich einfach bei mir im Entwurf untergebracht, damit sich hier niemand mein Auslassen über sonstige vorgebliche Designfehler durchlesen muss. Und dass das alles Geschmackssache ist, ist mir natürlich völlig klar. Sagte der Affe und biss in die Seife

Ich möchte ansonsten noch einmal darauf hinweisen, dass bei mir die Bassmensur "nur" 960mm werden sollen, wie im (bis jetzt noch nicht besonders gepflegten) Bauthread gesagt nur insgesamt 20mm länger als der (Im Video des Herrn Navarro auch gezeigte) Dingwall ;) Ich sollte also vielleicht doch nomal den Namen des Projekts überdenken und von "Riesenbass" präzisieren zu "deutlich-größer-als-der-Durchschnitt-aber-bei-Weitem-nicht-der-größte"-Bass... (whistle)
Viele Grüße,

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Re: Tonabnehmer für 6 Saiter Semihollow

#16

Beitrag von potomac » 23.04.2023, 20:10

Bei dem Klang hätte ich auch eher ein Riffelblech-Top erwartet. Mich erinnert der Sound der tiefen Saiten tatsächlich an ein hängendes Blech, das mit einem Hammer traktiert wird. Aber wie gesagt, wenn's zur Musik passt, alles gut. Der Sterz ist wirklich lustlos angesetzt, aber es ist schon eine Herausforderung eine Korpusform zu finden, die die langen Saiten trägt und immer noch ergonomisch spielbar ist, sitzend und stehend.
Gruß
Wolfgang

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Re: Tonabnehmer für 6 Saiter Semihollow

#17

Beitrag von Sila » 23.04.2023, 21:15

Absolut, musikalisch verwertbar ist für mein Empfinden, alleine aufgrund der Fundamentalfrequenzen allertiefstens das G, das bei dem Bass am 3. Bund der E-Saite läge. Ansonsten bewegt sich das alles eher in der Rubrik „Gefühl“ als „Note“
Viele Grüße,

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