Tap-Tuning

Alles zu akustischen Gitarren und Bässen

Moderator: jhg

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Tap-Tuning

#1

Beitrag von frizzle » 03.02.2015, 20:27

Hallo,

ich habe einiges im Forum über Tap-Tuning gelesen, aber wie geht das prinzipiell vor sich?

Bei der Decke, die ich gerade in der Mache habe, kann ich die unterschiedlichen Töne beim Tap auf die Balken hören. Aber wie bekommt man das "gewünschte" G oder C hin? Wie verändert sich die Resonanzfrequenz, wenn die Decke dann aufgeleimt wird? Was ist überhaupt gewünscht? Wie wirkt die Schallochgröße und die Bodenbeleistung?

Vielleicht kann einer von euch grob das Prinzip beschreiben, bevor es dann (hoffentlich) mit dem Meinungsaustausch los geht :)
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Re: Tap-Tuning

#2

Beitrag von bea » 03.02.2015, 23:48

Hier gibts Lehrmaterial zum Thema: http://collinsguitar.com/carruth-plate-tuning-dvd/
LG

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Re: Tap-Tuning

#3

Beitrag von Hohlbauer » 04.02.2015, 09:20

Stichwort - Roger Siminoff ...

Hier bin ich mal gespannt ob das jemand in einem Dreizeiler zusammenfasst :)

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Re: Tap-Tuning

#4

Beitrag von Titan-Jan » 04.02.2015, 09:26

frizzle hat geschrieben: Wie verändert sich die Resonanzfrequenz, wenn die Decke dann aufgeleimt wird?
Das ist so einer der Punkte, weswegen ich mir nicht so richtig vorstellen kann, dass sich der spätere Klang wirklich vorher beim "Tap-Tuning" abschätzen lässt. Wenn jemand sagt, er kann das aus Erfahrung, will ich das niemandem absprechen. Aber dass man physikalisch/wissenschaftlich nachvollziehbar vorher hören kann in welche Richtung sich das entwickelt, fällt mir schwer zu glauben. (think)

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Re: Tap-Tuning

#5

Beitrag von capricky » 04.02.2015, 09:56

Das Tap Tuning macht Sinn, wenn man immer die gleichen Gitarren baut. Man muß also zwei "gleiche" Decken bauen und die vergleicht man über die Klopferei, arbeitet nach bis sie identisch klingen. Dann verbaue ich eine Decke und wenn die "klingt" kann ich die zweite Decke so lassen, dann habe ich ein Klang-/Klopfmodell für die nächste Gitarrendecke, das macht Sinn.
Eine auf die Zargen geleimte Decke entwickelt andere Moden, als eine frei hängende oder liegende Decke, das dürfte physikalisch doch klar sein, oder?
Mit der Klopferei auf Decken, Böden, Zargen, Griffbrettern hört man auch Risse, die man noch gar nicht sehen kann.

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Re: Tap-Tuning

#6

Beitrag von Titan-Jan » 04.02.2015, 10:21

capricky hat geschrieben: Mit der Klopferei auf Decken, Böden, Zargen, Griffbrettern hört man auch Risse, die man noch gar nicht sehen kann.
Das stimmt natürlich :idea:

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Re: Tap-Tuning

#7

Beitrag von maxinferno » 04.02.2015, 22:20

Wie verändert sich die Resonanzfrequenz, wenn die Decke dann aufgeleimt wird? Was ist überhaupt gewünscht? Wie wirkt die Schallochgröße und die Bodenbeleistung?

Vielleicht kann einer von euch grob das Prinzip beschreiben, bevor es dann (hoffentlich) mit dem Meinungsaustausch los geht :)[/quote]
Durch das Aufleimen veränderst du natürlich die Art der Einspannung - lässt sich wahrscheinlich auch schwer mit einer Hilfseinspannung während der Bearbeitung simulieren.
Ich hab mir zu dem Thema mal folgenden Vortrag heruntergeladen:
http://www.blanchardguitars.com/guitarp ... ni_buy.php
Darin beschreibt er die Frequenzen (und teils sein Vorgehen), welche er versucht zu erreichen.

Das meiste was ich dazu fand ist eher so halb - wissenschaftlich, d.h. eine allgemein gültige Antwort hab ich bis jetzt nicht gefunden. Dürfte auch schwer zu geben sein

Ein weitere wirklich tolle Quelle zur Akustik der Gitarre ist das Catgut Magazin (gibt's frei erhältlich als Download). Dort wird das ganze Thema Akustik der Gitarre in vielen Artikeln echt toll betrachtet.
Ein weiteres tolles Buch zu der technischen Herangehensweise ans Gitarrebauen bzw. dimensionieren ist das Left Brain Lutherie Buch.
Bei der Bodenbeleistung scheiden sich meiner Beobachtung nach die Geister - die einen mögen's "responsiv", die anderen nicht....

Gruß,
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Re: Tap-Tuning

#8

Beitrag von gitarrenmacher » 05.02.2015, 12:02

maxinferno hat geschrieben:
Das meiste was ich dazu fand ist eher so halb - wissenschaftlich, d.h. eine allgemein gültige Antwort hab ich bis jetzt nicht gefunden. Dürfte auch schwer zu geben sein
Vieles was ich dazu fand beruht auf den eigenen Ideen der Verfasser.
Einer sagt, die Beleistung muss so abgestimmt sein, dass die Töne der Tonleiter entsprechen. Also Halb-und Volltonrein.
Eine andere Quelle sagt genau das Gegenteil. Es sollen möglichst keine reinen Töne getroffen werden, um Resonanzen zu vermeiden.
Einer sagt, die Gitarre muss von Innen absolut feingeschliffen sein, ein anderer (ebenfalls Erbauer sehr toller Gitarren) sagt genau das Gegenteil.

Ich habe mich vor etlichen Jahren zum Kauf des Siminof Sets entschlossen. Weitergebracht hat es mich nicht. Zu zeitaufwendig, und beim Lesen der Anleitung und der Begründung, warum Herr Siminof findet, dass seine Methode die richtige ist sind mir einige Zweifel aus damals ca. 20 Stück Gitarrenbauerfahrung gekommen.
Ich klopfe vor dem Beleisten, achte auf Leistenholz in leichter Spitzenqualität, verwinde und beklopfe. Ich versuche, dass die linke Deckenseite ziemlich genau so klingt wie die rechte. Grundlage der Leistenformate sind die Erfahrungswerte meiner Vorkämpfer. Ich schaue in jede Highend Gitarre, die bei mir auf der Werkbank liegt genau hinein und mache mir dazu Notizen.

Die Erfahrung, ein gutes Gehör und das Talent für Deckenbau machen den Klang.
Wer das mitbringt und darauf vertraut, wird schon was anständiges hinbekommen.
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Re: Tap-Tuning

#9

Beitrag von DoubleC » 05.02.2015, 12:11

gitarrenmacher hat geschrieben:
maxinferno hat geschrieben:
Das meiste was ich dazu fand ist eher so halb - wissenschaftlich, d.h. eine allgemein gültige Antwort hab ich bis jetzt nicht gefunden. Dürfte auch schwer zu geben sein
Vieles was ich dazu fand beruht auf den eigenen Ideen der Verfasser.
Einer sagt, die Beleistung muss so abgestimmt sein, dass die Töne der Tonleiter entsprechen. Also Halb-und Volltonrein.
Eine andere Quelle sagt genau das Gegenteil. Es sollen möglichst keine reinen Töne getroffen werden, um Resonanzen zu vermeiden.
Einer sagt, die Gitarre muss von Innen absolut feingeschliffen sein, ein anderer (ebenfalls Erbauer sehr toller Gitarren) sagt genau das Gegenteil.

Ich habe mich vor etlichen Jahren zum Kauf des Siminof Sets entschlossen. Weitergebracht hat es mich nicht. Zu zeitaufwendig, und beim Lesen der Anleitung und der Begründung, warum Herr Siminof findet, dass seine Methode die richtige ist sind mir einige Zweifel aus damals ca. 20 Stück Gitarrenbauerfahrung gekommen.
Ich klopfe vor dem Beleisten, achte auf Leistenholz in leichter Spitzenqualität, verwinde und beklopfe. Ich versuche, dass die linke Deckenseite ziemlich genau so klingt wie die rechte. Grundlage der Leistenformate sind die Erfahrungswerte meiner Vorkämpfer. Ich schaue in jede Highend Gitarre, die bei mir auf der Werkbank liegt genau hinein und mache mir dazu Notizen.

Die Erfahrung, ein gutes Gehör und das Talent für Deckenbau machen den Klang.
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Das klingt etwa so, wie das, was Schroeder auf die Frage von Lucille sagt, als sie ihn fragt, wie er so komplexe Sachen wie Beethoven auf einem Kinderklavier spielen könne, auf dem die schwarzen Tasten doch nur aufgemalt sind.....
meet_schroeder_big.gif
Übung, ALLES Übung..............

Wenn man nur die Decke analysiert (durch Tappen), kann man doch, wenn man kein erfahrener Bauer ist, zumindest feststellen, ob das Holz jede Schwingung verschluckt (Sound von nasser Pappe......wäre nach meinem Verständnis nicht so toll) oder zum Schwingen angeregt werden kann.........So zumindest mein EIndruck von tappenden U-Tuben-Darstellern (ältere Herrn mit Holzbrettchen, keine Alkoholiker mit gestreiften E-Gitarren ;) )

Grüße


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Re: Tap-Tuning

#10

Beitrag von Isegrim » 05.02.2015, 12:19

Tolle Antwort Christian, danke!

Ich will nicht behaupten, dass das meine Erfahrung widerspiegle, denn es wäre vermessen da überhaupt von Erfahrung zu sprechen. Allerdings habe ich bis jetzt auch alle möglichen Ansichten zum Abstimmen der Decke, Balken, Zargen und des Bodens gefunden und offensichtlich wird bei den meisten Gitarrenbauern ein anständiges Instrument daraus. Ob ein Instrument überragend klingen wird, kann wohl niemand im Voraus sagen. Ziel kann es nur sein, stets das Optimum aus den Hölzern heraus zu holen und sich so durch einen Lern- und Erfahrungsprozess eine eigene Arbeitsmethode zu entwickeln. Und zum Glück ist es ja auch so, dass es den besten Ton nicht gibt. Sonst hätte ich mir den schon patentieren lassen. :lol:

@2C: Ich habe hier eine bereits gefügte und mehr oder weniger abgerichtete Decke, die nach toter Maus klingt. Werde sie trotzdem verarbeiten, wer weiß, was dabei herauskommt?! (Eine Martin vielleicht? - Scherz, sorry an alle Martinfanboys...) (whistle)

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Re: Tap-Tuning

#11

Beitrag von gitarrenmacher » 05.02.2015, 12:56

DoubleC hat geschrieben:[
Übung, ALLES Übung..............

Wenn man nur die Decke analysiert (durch Tappen), kann man doch, wenn man kein erfahrener Bauer ist, zumindest feststellen, ob das Holz jede Schwingung verschluckt (Sound von nasser Pappe......wäre nach meinem Verständnis nicht so toll) oder zum Schwingen angeregt werden kann.........So zumindest mein EIndruck von tappenden U-Tuben-Darstellern (ältere Herrn mit Holzbrettchen, keine Alkoholiker mit gestreiften E-Gitarren ;) )
Naja, ob eine Decke ein Potenzial hat, sollte jeder feststellen können, der sich mit dem Bau von A-Instrumenten beschäftigt schon hören und sehen können. Und das geht auch nach kurzer Übung.
Ich habe das schon einige Male festgestellt, wenn ich meine "Sendung mit der Maus" zum Thema Gitarrenbau zum Besten gegeben habe. Einige Gitarristen haben sofort begriffen, was da zu hören ist, und wie man es hörbar macht. Einige erst nach mehrmaliger Anleitung und einige halt gar nicht.
Das klingt jetzt vielleicht etwas überheblich, aber es ist so. Nur mit Anleitung und Übung wird das nix. Talent gehört, wie bei jedem Handwerk dazu.

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Re: Tap-Tuning

#12

Beitrag von DoubleC » 05.02.2015, 13:56

Talent?

O.K.

Mir wird, wenn ich darüber etwas nachdenke, klar, warum Du so auf der Beleistung 'rumreitest. Wenn die "weich" ist, in dem Sinn, dass Sie Schwingungen schluckt, wirkt sie wie eine Trockenschüttung/Trittschalldämmung oder diese Gummipuffer, die man unter die Räder von Pianofortes stellt, damit der Kronleuchter von den Nachbarn nicht klirrt.

Was den Bell-Like Tap Tone betrifft, sollte man schon hören, ob sich da ein Klang (Ton/Obertöne) auf das Klopfen entwickelt, oder ob man halt nur 'n Geräusch hat, als würde einer eim Hotelzimmer nebenan an die Wand klopfen........Und ob die Frequenz des Orff-Klangholz-Tones bein dünner schleifen tiefer wird.

Wenn man als Musiker diesen Unterschied nicht hört, ist das aber ganz schön ärmlich.............Aber DIeter Bohlen wird ja auch unter der Bezeichnung Musiker geführt....... :(

Mit Anleitung und Übung meinte ich eher, dass man vom Großmeister daruf hingewiesen werden kann, WAS wichtig ist.


Grüße


2C

EDITH: Wobei 'ne Gipskartonplatte auch ganz prima klingen kann.......... (think)

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Re: Tap-Tuning

#13

Beitrag von frizzle » 05.02.2015, 21:33

Vielen Dank euch allen!

Irgendwie trifft das alles meine Erwartungen. Wenn es "die" ultimative Methode gäbe, Decken ab zu stimmen, würden das bestimmt alle machen. Ich habe mir auch das Buch von Siminoff gekauft und finde die Methode sehr aufwendig. Meine ersten 6 Gitarren klingen alle besser als Stangenware - und da habe ich auf gar nichts geachtet (was die Töne der Decke betrifft), was sicher auch nicht richtig ist.

Ich mag pragmatische Ansätze. Den von Christian finde ich nachvollziehbar und das ist auch nicht enorm viel Arbeit, beide Seiten tonal gleich hin zu bekommen. Man kann auch als Anfänger durchaus Unterschiede im Ton und in der Ansprache von Decken hören - zumindest, wenn das Ohr ein wenig geschult ist. ... aber das sollte bei halbwegs erfahrenen Musikern ja der Fall sein :)

Siminoff schreibt, Dreadnoughts wären auf "G" gestimmt. Machen die das wirklich im Werk bei den großen Marken so?
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Re: Tap-Tuning

#14

Beitrag von gitarrenmacher » 06.02.2015, 20:37

DoubleC hat geschrieben:Talent?

O.K.
Mir wird, wenn ich darüber etwas nachdenke, klar, warum Du so auf der Beleistung 'rumreitest. Wenn die "weich" ist, in dem Sinn, dass Sie Schwingungen schluckt, wirkt sie wie eine Trockenschüttung/Trittschalldämmung oder diese Gummipuffer, die man unter die Räder von Pianofortes stellt, damit der Kronleuchter von den Nachbarn nicht klirrt.
Was den Bell-Like Tap Tone betrifft, sollte man schon hören, ob sich da ein Klang (Ton/Obertöne) auf das Klopfen entwickelt, oder ob man halt nur 'n Geräusch hat, als würde einer eim Hotelzimmer nebenan an die Wand klopfen........Und ob die Frequenz des Orff-Klangholz-Tones bein dünner schleifen tiefer wird.
Wenn man als Musiker diesen Unterschied nicht hört, ist das aber ganz schön ärmlich.............Aber DIeter Bohlen wird ja auch unter der Bezeichnung Musiker geführt....... :(
Mit Anleitung und Übung meinte ich eher, dass man vom Großmeister daruf hingewiesen werden kann, WAS wichtig ist.
EDITH: Wobei 'ne Gipskartonplatte auch ganz prima klingen kann.......... (think)
Ich weis jetzt nicht, wie ich deinen Beitrag interpretieren soll.
Ich gehe halt die Sache sehr pragmatisch an und wenn ich "Die Kunst des Gitarrenbaus" gerne entmystifiziere, nehme ich gerne in Kauf, dass ich damit anecke. Aber wie gesagt, s.1 Satz.
Ich/wir sind zwar gerade dabei mehrere Säcke Trockenschüttung nebst Trittschalldämmung, Klemmrock und Kerndämmplatten in 120qm Dachboden zu verbauen, (meine Werkstatt wird größer (dance a) )aber der Link zur Deckenbeleistung ist mir dabei nicht gekommen.
Ich gehe die Sache eher statisch an. Sehr leichte steife Leisten, an die in Bezug auf Faserlauf, Runouts pipapo die gleichen Maßstäbe gelegt werden wie an das eigentliche Deckenholz, erlauben schlicht und einfach eine leichtere Konstruktion bei gleicher Stabilität.
Mein erstes Leistenholz habe ich mir als fertige Zuschnitte 10x20x500 im sog. Tonholzhandel gekauft. Ich würde solche Industrieware heute nicht mehr verbauen.

Warum man Musiker die keinen Bezug zum Klang von Holz aufbauen können, aus welchen Gründen auch immer, als ärmlich bezeichnen kann, erschließt sich mir nicht.
Ich frage mich, ob ein Töpfer, der ein Gespür für die Geschmeidigkeit von Ton haben muss, einen Maurer, der täglich mit Ziegeln umgeht als ärmlich bezeichnet, weil er dieses Gespür nicht hat. (think)
frizzle hat geschrieben: Siminoff schreibt, Dreadnoughts wären auf "G" gestimmt. Machen die das wirklich im Werk bei den großen Marken so?
Meinst du die Decken oder die Schachtel?
Bei Standartmodellen, als Beispiel sei mal eine D-28 Martin genommen, stimmen die garnüscht ab. Das kommt alles aus der Fräsmaschine, wird am Band zusammengeleimt, die Enden der Tone-und Fingerbars werden auf Null geschnitzt und dann wird der Korpus aufgeschachtelt. Bei Sondermodellen, wie D-28GE werden die Leisten tatsächlich nach dem Aufleimen beschnitzt. Das kosten dann einen saftigen Aufpreis. Auf welchen Ton abgestimmt wird weis ich nicht.
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Re: Tap-Tuning

#15

Beitrag von frizzle » 06.02.2015, 22:04

gitarrenmacher hat geschrieben: Meinst du die Decken oder die Schachtel?
Ich denke, er meint die ganze Gitarre. Im Video klopft er mit seinem Hammer auf die Brücke und es kommt bei der Dread ein "G" raus. In der Tabelle am Ende des Buchs steht auch ein "G" bei der Dread.

Bei all' den Leisten, dem Schallloch, der Korpustiefe, etc. fände ich es schon interessant, wie man es wohl hinbekommt, dass das Gesamtergebnis hinterher dann irgendeinen bestimmten Ton ergibt. Mir fehlt dazu die Vorstellungskraft.

Bei meiner ersten Gitarre (Dread) ergibt sich irgendwas in der Nähe eines "C" (mit Stroboskop-Tuner gemessen).
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Re: Tap-Tuning

#16

Beitrag von jhg » 06.02.2015, 23:25

Nur was sagt das - wenn die Schachtel auf G gestimmt ist? Wenn es so einfach wäre, dann müsste er ja die Idealgitarren bauen. In Wirklichkeit ist die Sache doch viel komplexer und ich behaupte immer noch, dass man mindestens einen Aufwand treiben müsste, wie Martin Schleske mit seiner Modalanalyse bei seinen Geigen.
Ich freue mich immer wieder, wenn meine Gitarren einen tiefen, resonanten Ton haben, wenn man bei der fertigen Gitarre mit dem Finger hinter dem Steg mal auf die Decke klopft. Da hört man schön die Unterschiede: bei Gitarren, die eher flach, leblos, etc. klingen kommt da nämlich nur ein dumpfes "plop" ....

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Re: Tap-Tuning

#17

Beitrag von Isegrim » 07.02.2015, 09:58

jhg hat geschrieben:[...] Ich freue mich immer wieder, wenn meine Gitarren einen tiefen, resonanten Ton haben, wenn man bei der fertigen Gitarre mit dem Finger hinter dem Steg mal auf die Decke klopft. Da hört man schön die Unterschiede: bei Gitarren, die eher flach, leblos, etc. klingen kommt da nämlich nur ein dumpfes "plop" ....
Das ist für mich auch der springende Punkt. Das mache ich im Prinzip mit jeder Gitarre, die ich in die Hände bekomme. Saiten ab und mal den Korpus abklopfen. Die Gitarren, die alleine durch das Klopfen einen nachklingenden und resonanten Ton abgeben, klingen meist mit Saiten auch sehr gut. Umgekehrt wird nicht unbedingt ein Schuh daraus. Ohne Namen nennen zu wollen, bei einer gewissen Marke beobachte ich fast immer, dass beim Abklopfen nicht viel mehr als ein "Klong" herauskommt, dennoch finde ich, dass sie bereits ab Werk ohne nachträgliche Modifikationen gut klingen. Und ich meine hier keine der "großen Drei".

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Re: Tap-Tuning

#18

Beitrag von DoubleC » 07.02.2015, 14:14

gitarrenmacher hat geschrieben:
...............Warum man Musiker die keinen Bezug zum Klang von Holz aufbauen können, aus welchen Gründen auch immer, als ärmlich bezeichnen kann, erschließt sich mir nicht.
Ich frage mich, ob ein Töpfer, der ein Gespür für die Geschmeidigkeit von Ton haben muss, einen Maurer, der täglich mit Ziegeln umgeht als ärmlich bezeichnet, weil er dieses Gespür nicht hat. (think)

.........................

Wenn man als Musiker keinen Bezug zum Klang aufbauen kann, und Klänge differenzieren kann, egal, ob selbige aus Holz, Gips, Messing oder Plastik kommen, sollte man es einfach lassen. Es gibt zu viel beschissene Musik, weil.....ach egal → Dieter Bohlen, Helen Fischer, Bon Jovi & Heino........

Wusste gar nicht, dass Ziegel aus der Töpferei kommen? Ich nehme an, dass ein Töpfer
  • a.) die Geschmeidigkeit des Rohstoffes Ton nach längerer Lernphase in den FIngern hat
    b.) Am SOUND der gebrannten Ware hören kann, ob Risse, Ungleichmäßigkeiten Whatever im Endprodukt sind
Also auch wieder Klang (→ Tap-Analysis). Und wenn dann jemand, nämlich der POTTER-Master, dem Töpferlehrling, dem POTTER Harry, viele Clay-Sounds vorgespielt hat, dann weiss der Harry eben auch, worauf es ankommt (Wenn er nicht völlig talentfrei ist).

Und beim Tap-Tuning geht es doch wohl um die Beurteilung von Klängen mit Rückschluss auf die mögliche (tonale und mechanische) Qualität des zu verbauenden Materials. Dann sollte doch ein Musiker, der sich eine Gitarre bauen will doch eher auf die Beurteilung und Analyse der Klänge verstehen, als jemand, der sonst weniger mit Klängen zu tun hat.

Das ist alles.

Ich versuche nur, zu verstehen und auch etwas zu lernen. Ich will niemanden anurinieren.

Gruss

DoubleC


ABer gut, ich habe bis jetzt nur auf wenigen Balken und Brettern 'rumgeklopft.

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Re: Tap-Tuning

#19

Beitrag von gitarrenmacher » 07.02.2015, 14:32

DoubleC hat geschrieben:
Das ist alles.

Ich versuche nur, zu verstehen und auch etwas zu lernen. Ich will niemanden anurinieren.

Gruss
Das will/würde ich weder unterstellen noch zulassen.
:lol:
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Re: Tap-Tuning

#20

Beitrag von jhg » 07.02.2015, 14:51

Ich würde es mal so für mich formulieren: Ich versuche aufgrund der Resonanzen, die man so beim Klopfen hört auf die mechanischen Eigenschaften der Decke zurückzuschließen. Dabei geht es mir nicht in erster Linie darum, einen bestimmten Ton zu treffen, sondern ein Gespür dafür zu entwickeln, wann die Bearbeitung der Decke abgeschlossen ist.
Denn die Abstimmung der Decke auf einen bestimmten Ton ist ja hinfällig, wenn die Schachtel zusammengebaut wird. Meinem bescheidenen physikalischen Kenntnissen zufolge handelt es sich ja dann um einen Helmholtz-Resonater. Schon einige wenige Änderungen dürften dann zur Verschiebung der Frequenzen führen. Also ein paar mm dicker oder dünner, anderes Holz für Boden und Zarge, ein wenig Varianz in der Beleistung - all das führt dazu, dass ich es bei meinen Instrumenten mit einem wenig vorhersehbarem Ganzen zu tun habe.
Dass ich mir eine Decke anhöre und eben ein schöner Ton entsteht anstatt dumpfer Pappkarton lässt mich hoffen, dass es zu einem guten Gesamten beiträgt. Ich glaube, es macht dann wenig Sinn, sich auf eine bestimmte Kenngröße (Resonanzfreuquenz der Decke) festzulegen.

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Re: Tap-Tuning

#21

Beitrag von taxman » 07.02.2015, 16:10

Ich kann jhg und gitarrenmacher nur beipflichten. Das Deckenholz und die Beleistungshölzer sollten das Hauptaugenmerk bei der Holzauswahl sein, Boden und Zargen spielen eine weitaus geringere Rolle, jedenfalls klanglich.
Ich mache es genauso wie die beiden genannten, gutes Leistenholz und eine möglichst tiefe Deckenresonanz wird angestrebt, bei geschlossener Schachtel.
Meiner Meinung nach hat das "Tunen" der Decke auf bestimmte Töne nicht viel Sinn, sobald diese verleimt wird, ergeben sich wieder ganz andere Töne, Spannungen. Selbiges passiert auch noch beim aufleimen des Stegs und beim Verbinden von Korpus und Hals.
Ich kann immer nur wieder auf Ervin Somogyi verweisen, der baut eben genau nach diesen Prinzipien. So leicht wie möglich, aber noch stabil genug. Sein Erfolg scheint ihm Recht zu geben.

Ich würde auch jedem Raten lieber etwas weniger Geld in die Decke zu investieren, als in das Leistenholz. Es muß keine 4A Decke sein, wichtig ist nicht die Optik, aber genau die bezahlt man oft bei den "Luxusdecken". Lieber "Luxusleistenholz" kaufen.
Mir gings genauso wie Christian, hatte mir früher Leistenholz als Zuschnitt gekauft, heute weiß ich, das das keine gute Entscheidung war, nun habe ich einige Kilo feinste Alpenfichte in Scheiten, zum spalten. Beste Qualität, nicht ganz billig, dafür deutlich stabiler, als das, was ich vorher hatte :!:

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Re: Tap-Tuning

#22

Beitrag von Poldi » 07.02.2015, 16:33

Dem kann ich nur beipflichten. Ich werde auch nur noch erstklassiges Leistenholz verwenden. Meine 2. OM hat nämlich nicht gehalten. Sie ist kaputt. Zum Glück konnten mein Sohn und ich noch einen kleinen Auftritt damit spielen. Kurze Zeit später war sie hin. Bilder davon gibts demnächst wenn ich zuhause mit dem renovieren fertig bin.

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Re: Tap-Tuning

#23

Beitrag von DoubleC » 07.02.2015, 16:58

taxman hat geschrieben:.................................
Ich kann immer nur wieder auf Ervin Somogyi verweisen, der baut eben genau nach diesen Prinzipien. So leicht wie möglich, aber noch stabil genug. Sein Erfolg scheint ihm Recht zu geben..........................
Das war wohl auch die klare Vorgabe bei Mario Maccaferri, der ja auch noch bis ins hohe Alter spontane Bausessions in NewYork veranstaltet hat (Ich finde den link des damals jungen Luthiers leider nicht mehr........der olle Mario war ein großer mitklebebanddeckenverleimer......das ist hängen geblieben)...............Und der meinte auch, dass laminierte Böden und Zargen stabil & leicht wären.........


Ich muss es wirklich irgend wann mal tun.........schon wenn man sich mit Open Tunings angefreundet hat, steigt der Bedarf an Akustik-Gitarren ganz immens........Sachzwänge, Oi!



Gruss


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Re: Tap-Tuning

#24

Beitrag von bea » 12.11.2016, 23:02

Lass mich das hier mal aufgreifen: gerade habe ich ein interessantes Video zum Tap Tuning einer Archtop-Decke gefunden. Es geht und eine Decke mit X-Bebalkung:

https://youtu.be/rsr5xfWV2dk
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Re: Tap-Tuning

#25

Beitrag von Isegrim » 17.11.2016, 09:45

Sehr interessant, danke fürs Teilen. Spannend wird es für mich allerdings erst nach dem Ende des Videos. Was er im Video zeigt ist klar, die hohen Balken müssen flacher werden. Die Frage ist, wie sieht der nächste Schritt aus? An welchen Stellen können die Leisten noch flacher werden? Wie viel schmaler kann ich sie machen? Tap-Tuning fängt nach meiner Meinung erst da an, wo der schmale Grat zwischen maximalem Ton und noch sicherer Stabilität ausgelotet wird. Außerdem bedeutet Tap-Tuning für mich, ein vorgegebens Klangziel bestmöglich zu erreichen. Ich denke, das ist die wahre Kunst, zu wissen, wie ich die Beleistung bearbeiten muss, um einen bestimmten Klang zu erreichen. Grundtonorientiert, viele Obertöne, langer Ausklang, schnelle Ansprache, große Notentrennung, großes Volumen, ausgeglichene Höhen und Tiefen, mittenbetont etc. Da gibt es so viele Klangziele und ich frage mich, wie weit man sie mit der Beleistung beeinflussen kann. Es gibt Gitarrenbauer (spontan fällt mir Howard Klepper ein), die behaupten, sie können eine Gitarre speziell nach einem Klangwunsch bauen. Die meisten Gitarrenbauer werden sagen (was wahrscheinlich ehrlich ist), dass sie nicht genau wissen, warum ihre Gitarren so klingen wie sie klingen, aber es gefällt ihnen und ihre Kunden wollen genau diesen Klang, wenn sie eine Gitarre bestellen.

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