Biasing

Amp / Effektgeräte selbst bauen oder reparieren
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Biasing

#1

Beitrag von thoto » 07.01.2017, 10:35

Hi,

ich beschäftige mich gerade mit dem Thema "Röhrenverstärker" und habe da einige Fragen, vor allem aber gerade über das Thema Bias und deren Einstellung.

Was mich interessiert sind die verschiedenen Methoden, um das/die(?) Bias für Instrumentalverstärker mit Röhrenbetrieb einzustellen.
Und daraus resultierend dann, welches Equipment dafür nötig wäre, wenn man das rein aus Interesse und nur alle paar Jahre mal machen will. Ich möchte aber über kurz oder lang auch nach vorhandenen Bauplänen kleine Amps selber bauen um damit zu experimentieren.

Ich weiß, das ist alles ein wenig schwammig, aber ich befinde mich gerade auch noch im Wissensaufbau und kann wenigstens Vor- von Endstufen unterscheiden und auf Schaltplänen einige Einzelkomponenten/-bereiche identifizieren (Vor-Endstufe, Netzteil, etc.).

Matthias hatte schon mal auf eine andere Frage geantwortet, daraus ergaben sich auch noch diese Fragen:
12stringbassman hat geschrieben: Unbedingt geeignetes, ausreichend spannungsfestes Messgerät samt Kabeln benützen, beim Oszi entsprechend spannungsfeste Tastköpfe mit 1:100-Teilung etc.
Dazu hätte ich jetzt doch noch ein paar Fragen:
1. Welche Tastköpfe eignen sich denn dann? Hat jemand einen beispielhaften Link parat oder Kenndaten, die wichtig sind?

2. Welches Multimeter weist denn entsprechende Voraussetzungen auf? Ich habe zu Hause gerade nur ein recht günstiges von Aldi mit bis zu 600V im AC- und DC-Bereich (laut Beschriftung). Reicht das aus?

3. Ich habe auch was gelesen über Biasing nur mit Multimeter. Geht das auch oder ist die Methode mit Sinussignal und Oszi besser/sicherer/genauer/irrelevant?

Wäre schön, wenn ihr Lust hättet einem Noob "die Welt zu erklären" ;)
Ich traue den meisten Beiträgen im Netz leider nicht, besonders wenn die einleitenden Sätze zum Biasing mit einem Multimeter lauten: "...I'm a little bit drunk, but I just found out this..." und dann wird am laufenden Amp mit einem Schraubendreher asl Zeigestock auf der Platine herumgeklopft :cry:

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Re: Biasing

#2

Beitrag von capricky » 07.01.2017, 13:41

Zum Aldimultimeter kann ich nichts sagen, aber ich hatte über die Jahre 2 Multimeter von Voltcraft und eines von Extech, die Erfahrungen mit deren "Zuverlässigkeit" haben mich überzeugt, zwei Multimeter von Gossen Metrawatt (Metrahit Tech) zu kaufen. Die sind nicht wirklich günstig, deshalb habe ich die gebraucht aber neuwertig in der Bucht gekauft. Ich würde daneben auch die besseren Multimeter von Fluke empfehlen.
Hast Du schon ein Oszilloskop? Normalerweise sind die Tastköpfe ja dabei, aber Du kannst auch welche in der Bucht kaufen http://www.ebay.de/itm/OSZILLOSKOP-TAST ... SwQJ5URpWe

Um Gitarrenverstärker einzustellen (biasen), braucht man aber nicht wirklich ein Oszilloskop, zur Fehlersuche ist es aber schon sehr nützlich.
Zum Hifi Röhrenverstärker einzustellen ist es aber notwendig, weil es da um die Eliminierung von Übernahmeverzerrungen geht, die vor allem in leisen Musikpassagen zu hören wären. Dazu speist man den Amp vorzugsweise mit einer Dreieckspannung, nicht Sinusspannung, die Verzerrungen sind so deutlicher zu erkennen.

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Blick in das momentane Werkstattchaos, hier wird auch gerade ein Amp (links) gebiast 8)
Werkstatt.JPG

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Re: Biasing

#3

Beitrag von thoto » 07.01.2017, 14:28

Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Ein Oszi habe ich nicht, ich schaue gerade in der Bucht nach Hamegs (203-x, 204-x,205-x). Das sind wohl gerade eben die günstigsten Alt-Modelle. Würden die reichen? Wenn ich das abernicht unbedingt brauche würde ich eher in ein besseres Multimeter investieren. Das Alditeil ist zwar schon seit fast 15 Jahren in Betrieb und leistet gute Dienste, aber es erscheint mir sehr langsam...

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Re: Biasing

#4

Beitrag von capricky » 07.01.2017, 15:24

Ein verläßliches Multimeter anzuschaffen hat Vorrang vor einem Oszi. Damit kann man dann auch seine billigen Multimeter "verifizieren" (durch vergleichende Messung).

Alte gute Oszis (Hameg) sind im Moment sehr günstig zu bekommen. Ich habe auch noch einen abzugeben... ich weiß gar nicht ob es ein 203 oder 204 ist (think).

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Re: Biasing

#5

Beitrag von thoto » 07.01.2017, 17:44

Hast ne PM...

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Re: Biasing

#6

Beitrag von Bermann » 08.01.2017, 10:45

Das Multimeter scheint mit für Röhrenarbeiten ganz gut zu sein.

http://www.ebay.de/itm/HAMEG-HM-8011-3- ... 2377607791

Gruß Hermann

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Re: Biasing

#7

Beitrag von capricky » 08.01.2017, 10:59

Bermann hat geschrieben:Das Multimeter scheint mit für Röhrenarbeiten ganz gut zu sein.

http://www.ebay.de/itm/HAMEG-HM-8011-3- ... 2377607791

Gruß Hermann
Das braucht aber noch das Grundmodul mit Spannungsversorgung (für 2 Einschübe). Insgesamt baut das Gerät sehr tief... und Platznot am Tisch und darüber hat man eigentlich immer.
Handmultimeter (ich empfehle Metrawatt) sind in allen Dingen flexibler und umfangreicher ausgestattet.

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Re: Biasing

#8

Beitrag von Bermann » 08.01.2017, 11:09

Ja, man sollte genauer lesen, danke für den Hinweis.
Hermann

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Re: Biasing

#9

Beitrag von bea » 08.01.2017, 18:20

Nicht alles Multimeter von Voltcraft sind schlecht.
Mein VC250 hat sich bisher als sehr brauchbares Arbeitstier erwiesen. Das scheint man bei Conrad auch schon bemerkt zu haben - das Gerät gibt es seit Jahren, und es ist mit der Zeit ganz schön teurer geworden. Einziger Nachteil: es kann nur 600 V und ist damit nur für Verstärker mit Anodenspannungen unter, sagen wir mal, 500 V geeignet.

Wenn die Meßbereiche Deines bisherigen Voltmeters ausreichen, um auch kleine Spannungen sauber messen zu können (Biaseinstellung an Katodenwiderständen von 1 oder 10 Ohm!!!), kommst Du fürs erste mit Deinem bisherigen Gerät aus. Aber wenn Du selbst bauen möchtest, wirst Du schon zwei oder drei Geräte brauchen. Die können durchaus aus unterschiedlichen Qualitätsklassen sein. Für Anodenspannungen in Vorstufen und kleinen Endstufen reicht z.B. ein billiges digitales Schätzeisen, das für 600 V ausgelegt ist, vollkommen.
Geräte wie das VC 250 sind da in der "Mittelklasse" anzusiedeln.

Einen großen Bogen solltest Du um Geräte mit automatischer Meßbereichseinstellung machen. Die sind viel zu träge - wenn in der Schaltung ein Fehler ist, muss man u.U. ganz schnell erkennen, was los ist und rechtzeitig den Stecker ziehen können. Das geht mit diesen Automatikkisten nicht.


Wenn man mit der Technik sein Geld verdient oder regelmäßig sehr viel baut, verschieben sich die Maßstäbe natürlich hin zu höheren Anforderungen. Dann taugt sowas wie das VC250 wohl wirklich nur als Backup oder Reserve, wenn man in einer Schaltung mal mehr Werte als normal sinnvoll beobachten können möchte.


A propos Oszi: ohne Signalquelle ist sowas wertlos.
LG

Beate

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Re: Biasing

#10

Beitrag von thoto » 09.01.2017, 13:16

bea hat geschrieben: A propos Oszi: ohne Signalquelle ist sowas wertlos.
Ich hätte gedacht, dass ich die Signale über den Laptop/Soundkarte einspeisen kann?

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Re: Biasing

#11

Beitrag von capricky » 09.01.2017, 13:30

thoto hat geschrieben:
bea hat geschrieben: A propos Oszi: ohne Signalquelle ist sowas wertlos.
Ich hätte gedacht, dass ich die Signale über den Laptop/Soundkarte einspeisen kann?
Ja klar geht auch. Ein kleiner mobiler Funktionsgenerator ist aber flexibler in der Anwendung.

...zum Beispiel:

https://www.elv.de/elv-1-mhz-dds-funkti ... usatz.html

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Re: Biasing

#12

Beitrag von thoto » 09.01.2017, 13:32

Ich habe gerade das hier gefunden: https://www.conrad.de/de/hand-multimete ... 05087.html

Ist bis 1000V geeignet. Und man könnte damit auch noch Temperatur- und vor allem Kapazitätsmessungen durchführen, was bestimmt auch brauchbar wäre, oder?

Ist etwas teurer, aber noch erträglich für Einsteiger wie mich?

Hat da jemand schon Erfahrungen mit gemacht?

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Re: Biasing

#13

Beitrag von capricky » 09.01.2017, 13:35

bea hat geschrieben:Nicht alles Multimeter von Voltcraft sind schlecht.
Auf keinen Fall, meine Multimeter von Voltcraft waren anfänglich auch gut. ;)

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Re: Biasing

#14

Beitrag von 12stringbassman » 09.01.2017, 13:55

Also ich habe seit Jahren drei Voltcraft Multimeter, und die funktionieren alle gut.

@Thoto:
Das von Dir verlinkte DMM kann Vac TrueRMS nur von 45-1.000Hz messen. Das ist jetzt nicht wirklich hilfreich für Messungen im Audiobereich ;)
Dafür ist es allerdings wasserdicht. Du könnetst also auch auf einem Open Air Festival bei strömenden Regen am geöffneten Röhrenverstärker Messungen durchführen :lol: :lol: (whistle)

Grüße

Matthias
"Denken ist wie googeln, nur krasser!"

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Re: Biasing

#15

Beitrag von thoto » 09.01.2017, 14:08

12stringbassman hat geschrieben:Also ich habe seit Jahren drei Voltcraft Multimeter, und die funktionieren alle gut.
Welche Modelle benutzt du denn?
12stringbassman hat geschrieben: Dafür ist es allerdings wasserdicht. Du könnetst also auch auf einem Open Air Festival bei strömenden Regen am geöffneten Röhrenverstärker Messungen durchführen :lol: :lol: (whistle)
:lol: :lol: Ja, aber nur bei wasserdichten Amps... (whistle)

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Re: Biasing

#16

Beitrag von 12stringbassman » 09.01.2017, 17:59

thoto hat geschrieben:Welche Modelle benutzt du denn?
M-3860M und 2x VC940
"Denken ist wie googeln, nur krasser!"

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Re: Biasing

#17

Beitrag von thoto » 12.01.2017, 08:48

Mal noch ne Frage: Hat jemand Erfahrung oder eine Einschätzung, wie gut dieser Signalgenerator sein mag? Guckst du hier: http://www.ebay.de/itm/XR2206-Funktions ... rkt%3D1%26

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Re: Biasing

#18

Beitrag von capricky » 12.01.2017, 09:17

thoto hat geschrieben:Mal noch ne Frage: Hat jemand Erfahrung oder eine Einschätzung, wie gut dieser Signalgenerator sein mag? Guckst du hier: http://www.ebay.de/itm/XR2206-Funktions ... rkt%3D1%26
Na der wird schon funktionieren, aber der wäre mir zu primitiv bzw. zu unkomfortabel, denn ich möchte schon unmittelbar wissen, welche Spannungsform (noch einfach) mit welcher Frequenz und welchem Pegel ausgegeben wird, ohne weitere Messmittel bemühen zu müssen wie Frequenzmesser und Voltmeter (Multimeter).
Es gibt Tongenerator Apps für Smartföhne, leider sehen die Signale aus meinem iPhone auf dem Oszi digital verrauscht aus, ich weiß nicht ob das allgemein so ist, oder nur ein Problem meiner Anschlußkabel. Zu hören ist das jedenfalls nicht. Das wäre/ist jedenfalls noch eine gute Alternative

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