Details zum Bau
Mit dieser Gitarre habe ich zum 2. Mal die verstellbare Beinauflage verbaut und dabei noch eine ganz Menge neuer Sachen ausprobiert. Vieles davon betrift das Finish. Und in der Praxis funktionieren die Theorie nun mal nicht immer wie geplant...
Getestet wurde:
- Paulownia (Leimholz aus dem Baumarkt) als Korpusholz
Paulownia ist mir kürzlich hier und in einem anderen im Forum als Gitarrenbauholz begegnet. Der Gewichtsvorteil liegt auf (in) der Hand. Eine Meinung zur Verarbeitung und Eignung kann ich mir nur selbst erarbeiten.
Gekauft wurden Leimholz Platten mit 18 mm Stärke. Im Baumarkt musste ich einiges sortieren, da bei den meisten Platten die Leimfugen schräg über die Platten laufen. Das Holz ist wirklich federleicht. Sägen und Fräsen bedeutet für Mensch und Maschine keinerlei Anstrengung. Trotzdem ist es sehr biegesteif und relativ "bruchfest".
Das Schleifen von Flächen mittels Schleifklotz geht auch sehr gut. Das Ausformen von Wölbungen wie Cutaway, Bauchspoiler und Armauflage ist da schon eine größere Herausforderung. Vor alle bei konkaven Wölbungen habe ich keine zufriedenstellende gleichmäßige Wölbung hinbekommen. Das an sich schon weiche Holz besteht aus nebeneinander liegenden Faserbereichen mit unterschiedlicher Härte. Daher nimmt man immer wieder im weicheren Bereich zuviel weg. Bei dem Bemühen, den härteren Anteil anzugleichen, wird der weiche wiederum abgetragen. Irgendwann ist dann auch Schluss, so dass die Wölbungen nicht wirklich gleichmäßig ausgeformt sind.
Außerdem ist der Korpus beinahe zu leicht geraten. Eine gewisse Kopflastigkeit wurde durch die Montage aller Anbauteile gerade so kompensiert.
Fazit: Einen kompletten Korpus aus Paulownia baue ich nicht noch mal. Bei meiner Sandwich Bauweise aus 2 ca. 20 mm Starken Teilen könnte ich mir evtl noch mal eine Rückseite aus Paulownia vorstellen, vor allem um ein sehr schweres Top auszugleichen.
- Paulownia (Leimholz aus dem Baumarkt) als Halsmaterial
Bearbeitung siehe Korpus. Für den Hals war ursprüngliche eine Fensterkopfplatte geplant. Zum Glück wollte ich die Mechaniklöcher in der massiven Kopfplatte vorboren und habe mit dem äußersten Loch angefangen. Der Bohrer ist dabei unschön verlaufen, das Bohrloch war stark ausgefranzt. Daher wurde die Kopflatte in diesem Bereich gekappt und aus dem Rest eine herkömmliche massive Kopfplatte geformt. die Seiten und dir Rückseite der Kopfplatte wurden mit Furnier verstärkt / verkleidet.
Trotz Grundierung mir Epoxidharz und einer Lackierung mit 2K Klarlack kann man das Holz mit dem Fingernagel eindrücken. Ein Gewichtsvorteil ist kaum erkennbar, das das Gewicht wesentlich durch den Trussrod und die Mechaniken beeinflusst wird.
Fazit:
- dieser Hals ist stabil, der 2-Wege-Spannstab arbeitet ohne sich irgendwo durchzudrücken
- Hälse baue ich in Zukunft nur noch aus den bewährten härteren Hölzern
- Lackierung: Front und Rückseite deckend; Zargen und Hals transparent
Zum einen wollte ich wissen, wie so eine Lackierung wirkt, zum anderen war mir bei diesem Projekt wichtig, später noch den natürlichen Farbton von Paulownia dokumentieren zu können. Ich habe in folgender Reihenfolge lackiert:
- komplett schleifen, Behandlung mit Clou Schnellschleifgrundierung
- transparente Flächen abkleben.
- deckende Flächen Grundieren, Lackieren (Dose, Dupli Color)
- Klebeband entfernen
- Farbkanten vorsichtig nachbearbeiten
- Komplett klar lackieren (2K Mipa System mit Pinsel)
Das Problem der weichen Faseranteile hat mich auch hier wieder eingeholt und zwar beim Nacharbeiten der Farbkanten. Zum Teil ist die Grundierung sichtbar und es war keine saubere gereade Kante anschleifbar, es wird immer irgendwie wellig.
Fazit:
- der "wilde Mix aus verschieden Lacksystemen verträgt sich erstaunlich gut
- In Zukunft entweder komplett transparent oder komplett deckend lackieren.
- Lackierung: 2K Decklack mit dem Pinsel
Die entsprechende Anleitung hatte ich hier verlinkt:
viewtopic.php?f=26&t=5335
Mit dem Mipa Porenfüller habe ich noch so meine Probleme, da er recht zähelastisch aushärtet und beim anschließenden Verschleifen und auch beim Bearbeiten mit der Ziehklinge wieder aus den (weichen Paulownia) Poren gerissen wurde. Mal schauen, wie sich andere Hölzer damit bearbeiten lassen.
Der 2K Lack ist ein Traum. Anrühren, dünn auftragen und nach kurzer Zeit (1 Stunde) weiter arbeiten. Kein wochenlanges Warten auf eventuell nachsackende Poren. Die Zeitersparnis ist mir die höheren Anschaffungskosten wert.
Fazit: Der Mipa Lack passt zu mir und meiner Arbeitsweise. Ob ich mich mit dem Porenfüller anfreunde weiss ich noch nicht.
- Preamp: Montage flach auf dem Korpus
Auf der Thoman Seite zeigen Bilder, dass der Preamp eigentlich für eine Zargenmontage vorgesehen ist:
http://www.thomann.de/de/artec_etn_4_preamp.htm
Der innenteil des Preamp ist flach und ausklappbar. Ich habe also das Außengehäuse aufgesägt und den Teil mit der Klappfunktion so in ein Stück Restholz vom Griffbrett transplatiert, dass der eigentliche Preamp bündig eingelassen werden kann.
Leider ist mir das Gehäuse beim verleimen in einer Ecke um 1-2 mm verrutscht, dort steht der eingeclipste Preamp jetzt etwas über
Fazit: Kann man so machen. Wenn man sich etwas mehr Mühe gibt sieht es dann auch von allen Seiten gut aus
Mechniken: Standard Mechaniken für Nylonsaiten verwenden
Wie oben beim Hals beschrieben, ergab sich das aus der Situation heraus. Die verbauten Grover Mechaniken hatte ich noch herumliegen und würde ich auch nicht noch mal kaufen. DIe Mechniken sind natürlich deutlich höher Übersetzt als bei Mechaniken für Klassikgitarren üblich. Man muss also mehr drehen und es wickelt ich auf der dünneren Welle auch mehr Saite auf.
Dabei muss dann der Verlauf der Wicklung beachtet werden, damit die Saite nicht irgendwann beim Stimmen oben über die Welle springt.
Fazit: Kann man machen, wollte ich aber vermeiden.
Bietet mir hier die Möglichkeit, spontan auf S.P.E.G. umzurüsen ( = Stahlsaiten Piezo Elektrische Gitarre)
Wissenswertes:
Materialkosten:
- Paulownia: 20 EUR
- Griffbrett: Beilage aus einer früheren Holzlieferung
- Bunddraht: 7 EUR
- Spannstab: 8 EUR
- Mechaniken, Preamp, Piezo Steg: aus früheren Projekten verwertet
- Dupli Color Spray 20 EUR
- Alu Teil, Schrauben, Muffen ca 40 EUR
Ich bin kein Freund von TOM Stegen. Daher hatte ich beim Peng² Projekt extra eine Schaller Brücke gekauft. Das vernichtende Urteil über diese überteuerte Stück Schrott folgt an anderer Stelle
...
Der hier verbaute Steg wird bei ebay angeboten mit dem Hinweis auf separate Abnahme der einzelnen Saiten. Zusammen mit dem Artec Preamp bekommt man sehr realistischen Nylonsound. Beispiel kommen evtl noch.
Pannen
- die erste Beschichtung mit Epoxydharz war zu dick aufgetragen und musste komplett wieder abgeschliffen werden
- Das Lackspray aus der Dose reichte nicht für den 2 Lackiergang der Beinauflage
- Das Griffbrett ist auf der Sägeschablone verrutscht und ich habe es erst nach 8 falschen Bundschlitzen gemerkt. Konnte aber gerettet werden
- Beim Lackieren ist Lack unter das Klebeband des abgeklebten Griffbrette gekrochen. Beim Entfernen wurde das GB noch mehr vermackelt.
- Vor dem Lackieren passte der TOM Steg, wenn auch recht straff. Nach dem Lackieren nicht mehr. Bei den ensprechenden Anpassungen wurde der Korpus / die Lackierung beschädigt.
Alles ins allem hat es mal wieder viel Spaß gemacht, aber ihr könnt nach diesem Text sicher verstehen, das die Motivation für eine perfekte Politur auf der Strecke geblieben ist ...