Eine Cigar Box Guitar zu bauen stand zwar schon lange auf meiner Liste, wollte das aber erst angehen, nachdem ich alle anderen Projekte beendet haben würde. Dann sah ich im hiesigen Baumarkt ein Ahornbrett mit leichter Riegelung und es war um mich geschehen. Es ging gleich los!
Box: OLIVIA Serie G, 175 x 290 x 46mm, Mahagoni Sperrholz
Hals: Ahorn, leicht geriegelt, 20mm stark, Trussrod
Griffbrett: Eiche, 6 x 38mm, , 628,6mm Mensur, kein Radius, gleichbleibende Breite über die volle Länge
Headstock: geschäftet 14°
Sutainblock: Eiche, Decke ohne Verbindung
Mechaniken: 2L/2R offen
Pickup: Piezo Scheibe, 34,5mm Durchmesser, unter der Brücke, innen
Tailpiece: Alu Winkel, zurecht gefeilt
Sattel: Nullbund und Corian Saitenführung
Brücke: Rundholz, Pinie? (wird noch gegen Knochen ersetzt)
Elektronik: 1 Vol., 1 Tone (passiv)
Plan: frei Schnauze
Stimmung: G-D-g-d
Geschichte: Die Cigar Box Guitar war im Ursprung ein Instrument, das aus der Armut der schwarzen Ex-Sklaven im Süden Nordamerikas entstand. Sie wurde improvisiert und aus den wenigen verfügbaren Materialien zusammengestellt, die ein unfreier Mensch in der Zwangsarbeit zur Verfügung hatte, denn unfrei waren die meisten nach dem Bürgerkrieg immer noch, gefangen in der Armut. Alte Schrauben oder Knochen dienten als Stimmmechaniken, Sattel und Brücke. Bünde fehlten meist ganz, Hälse waren aus Zaunlatten und die Bodies eben aus dem Luxusabfall des reichen Plantagenbesitzers, ...der Zigarrenkiste. Zusammengehalten wurde das Ganze mit alten Schrauben, Hufnägeln oder selbst hergestelltem Knochenleim. Saiten bestanden aus Drähten, Pferdehaaren, Tierdärmen usw. die für diesen Zweck aufbereitet wurden. Alles wurde mit viel Fantasie aus dem Abfall der Plantagen gesammelt.
Die Cigar Box Gitarre, der Seifenkistenbass und das Waschbrett waren typische Instrumente der ehemals versklavten Menschen in den Südstaaten dieser Zeit und unbestritten ist ihre Rolle in der Entstehung des Blues.
Mein Instrument ist natürlich nicht so provisorisch zusammengeschustert, mir standen die unermesslichen Lager fernöstlicher Ersatzteilhändler zur Verfügung
. Trotzdem habe ich versucht keine dieser chrom-blinkenden Cigar Boxes zu bauen, die mit ihren Metallecken, Schalllochumrandungen usw. aussehen wie Schatzkästchen. Meine CBG ist relativ schmucklos und einige Teile sind tatsächlich aus dem Müll. Die Zigarrenkiste habe ich leer von einem Tabakladen bekommen. Der Sattel ist aus dem Corian einer alten Küchenarbeitsplatte, die Brücke aus dem Stiel eines alten Pinsels, der Saitenhalter aus einem Stück Aluminiumprofil, das ich auf der Straße gefunden habe.Die Holzteile des Halses sind vom Baumarkt und nicht vom Tonholzhändler.
Als Lack dient mir Tru-Oil-Gun-Stock-Finish, das ist nicht zu glänzend, leicht zu verarbeiten, schützt perfekt, ist leicht auszubessern und hat eine angenehme Haptik. Die Dots sind aus billigen Perlen eingeklebt und vor dem Bundieren runtergeschliffen. Bunddraht, Tuner, Piezo-Plättchen und Elektronik sind aus chinesischer Produktion. Einziger Zierrat ist eine Eidechse aus Metall, die ich auf den Headstock geklebt habe.
Ich glaube nicht, dass ich zusammen deutlich mehr als 40 $ für das Material ausgegeben habe.
Die Bespielbarkeit ist erstaunlich gut, die Saitenlage schon fast zu gut (für den Bottleneck). Das Halsprofil ist nur abgerundet und durchgehend gleich stark. Es gibt keine Spreizung des Stringspacings Richtung Brücke, das Spacing beträgt durchgehend ca. 9mm. Die Kopflastigkeit ist unvermeidbar, kann aber mit einem guten Gurt und leichtem Druck des aufgelegten, rechten Unterarms kompensiert werden. Alternativ kann man den Gurt am Headstock befestigen, dann ist alles gut.
Wie klingt so ein Abfallprodukt?
Als Gegner jedes Tonholzvoodoos, bei elektrisch verstärkten Instrumenten, fühle ich mich natürlich in vollem Umfang bestätigt, das Ding bluest, ...erstaunlicherweise aber auch akustisch!
Wenn ich jetzt noch Ahnung vom Bottleneck-Sliden hätte, würde ich gerne Soundfiles einstellen, Sliden muss ich aber erst mal lernen. Mit der o.g. Stimmung kann man natürlich leicht einen Blues klimpern, etwas Orientalisches improvisieren oder gar solche Melodien wie „Lady in Black“ oder „Greensleeves“ versuchen, wobei diese mit einfachen Akkorden gut gelingen. Meist spiele ich unverstärkt, weil die Kiste, beim Üben oder gar im Zusammenspiel mit einem zurückhaltenden Akustikgitarristen, gut zu hören ist. Je weiter man Richtung Brücke anschlägt kommt der Sound einem Banjo nahe, am Hals angeschlagen wird es ein erstaunlich voller Wandergitarrensound. Verstärkt ist alles machbar, was man von einem Piezo erwarten kann, i.d.R. sollte man aber zu hohe Lautstärken vermeiden, da das Ding zu Rückkopplungen neigt, die Decke schwingt frei und wird vom Sustainblock nicht „beruhigt“. In Ermangelung eines magnetischen Tonabnehmers bleibt natürlich der E-Gitarrensound auf der Strecke, trotzdem klingt das Ding im Crunchbereich schön dreckig. Ein Sustainwunder ist sie nicht.
Dieses vollwertige Musikinstrument ist erstaunlich vielseitig aber natürlich keine Konkurrenz für eine gute Gitarre. Aber für die kleine Session zwischendurch oder für den ein oder anderen Song auf der Bühne eine tolle Ergänzung. Auch beim Homerecording kann das Ding sehr nützlich sein. Ein weiterer Vorteil: Die CBG ist sehr leicht zu transportieren.
, viel unzutreffender kann ein Name für eine Holzart kaum sein, besser: Westindische Zedrele. Dieses Holz stammt aus der Karibik und die Bäume gehören zu den Mahagonigewächsen. Es wurde zum Standardholz für Zigarrenkisten, weil es leicht ist, einfach zu bearbeiten, kaum reißt oder sich verformt und auf Luftfeuchteschwankungen ausgleichend wirkt (natürlicher Humidor). Für mich klingt das nach einem guten Holz für Saiteinstrumente 
