Ach ja. Die Bodenbalken waren ja auch noch zu bearbeiten...
Zunächst mal musste ich mir möglichst genau markieren an welcher Stelle ich die Balken absägen und wo ich die Reifchen durchbrechen musste. Dafür habe ich mit einem weichen Bleistift (8B) das Ende der Balken geschwärzt.
Anschließend habe ich den Boden sehr sorgfältig auf dem Zargenkranz positioniert und an jedem Balken leicht mit der Leimzwinge fixiert, damit der Boden nicht verrutschen konnte. Dann habe ich immer eine der Zwingen entfernt und über einen Holzklotz einen kurzen Hammerschlag auf den Boden gegeben. Nicht so fest, als wollte man ein Bundstäbchen einschlagen, nur kurz und trocken.
Das Ergebnis war eine schöne Bleistiftmarkierung auf den Reifchen und eine sichtbare Kerbe im Balken, die das härtere Zargenholz dort hinterlassen hat.
Nun konnte ich die Balken exakt absägen und die Reifchen passend ausschneiden.
Bei der anschließenden Anprobe hat der Boden dann auch gut gesessen.
Die Bodenbalken wollte ich beim aktuellen Projekt nach der Romanillos-Methode schnitzen, das heißt an den Enden hoch und zur Mitte hin flacher.
Er beschreibt dies in seinem Buch "Making a Spanish Guitar":
http://www.romanillosguitarbooks.com/sh ... ar/7569541
Sein Argument ist, dass Brücken ja auch in der Mitte dünner und leichter gebaut sind, als an den Enden. Eine Verringerung der Stabilität habe er bisher nicht feststellen können. (Bei den Balken und den Brücken...)
Sicher ist, dass auf diese Weise viel mehr Material vom Balken weggeschnitzt wird, wodurch sich eine Gewichtsersparnis ergibt. Außerdem bekommt man die Konsolen für die Balkenenden gleich mitgeliefert. Hat mich überzeugt, es mal zu probieren.
Zunächst habe ich, mit zwei Zentimetern Abstand zum Balkenende, den Brückenbogen aus der Balkenmitte geschnitzt. Am tiefsten Punkt sind die Balken nur noch etwas höher als breit.
Dann habe ich freihand, d. h. mit am Balken angelegter Fingerkuppe eine Mittelline gezogen und begonnen mit dem Stechbeitel einen spitzbogenförmigen Querschnitt in die Balken zu schnitzen. Meinen neuen Minihobel konnte ich dafür nicht verwenden, da der in dem konkaven Bogen nicht sauber greifen konnte. Ich muss mir wohl einen weiteren Geigenbauerhobel besorgen, der eine gewölbte Sohle hat. Mit dem Stechbeitel ging es aber auch gut.
Danach habe ich mit grobem und dann feinem Schleifpapier und Schleifschwämmen alles sauber geputzt.
Am Schluss sah es so aus. Der Boden ist immer noch gut versteift und passt, wie gesagt, sauber auf den Zargenkranz.
Der hintere Balken ist übrigens aus Cedro, da mir die Mahagonibalken ausgegangen sind.
Da ich zwischenzeitlich mit dem Schleifen der Innenseite der ersten Gitarre fertig war, habe ich gleich noch die ersten zwei Lagen Schellack aufgetragen. Die Innenlackierung soll die Gitarre vor plötzlichen Feuchtigkeitsschwankungen schützen. Auf die Stelle, wo ich mich namentlich verewigt habe, kommt kein Lack, damit das Holz nicht völlig versiegelt ist und ein minimaler Feuchtigkeitsaustausch mit der Umgebung stattfinden kann.
Ich bin jedes mal wieder begeistert, wenn ich sehe, wie der Schellack die Holzmaserung anfeuert. Es ist, als ob man ein Fenster zum Holz putzt.
Sven