Die Erste
Moderator: jhg
- Sven
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Die Erste
Wie so viele vor mir (und hoffentlich viele nach mir), habe ich meine erste Gitarre gebaut.
Wie kam es dazu? Im November 2014 habe ich bei bei Wolfgang Teller einen Gitarrenbaukurs gemacht. Der Kurs ging zwar nur über drei Tage, und wir haben im Grunde genommen einen von Wolfgang vorbereiteten Bausatz gebaut, aber am Schluss hatte ich ein fertiges Instrument in der Hand (einen 6-saitigen Akustikbass, Nylon). Und ich war erstmals in der Lage mich an dem Bauprozess entlangzudenken. Mir war klar, dass ich das wiederholen musste.
Allerdings war ich aus Zeitgründen erst im August 2015 in der Lage mit dem Bau einer komplett eigenen Gitarre zu beginnen, bzw. erstmal aus meinem Keller eine Werkstatt zu machen.
Das Holz habe ich beim Holzhandel Espen in Bad Vilbel gekauft:
Decke: Sitka Fichte
Boden/Zarge: Kirsche
Hals: Cedro
Randeinlagen: Mahagoni, Ahornfurnier
Für das Abrichten der Leimfuge der Decke, habe ich mir ein Abrichtbrett gebaut. Mit der Rauhbank habe ich die zu verleimenden Kanten sauber abgehobelt, bis beim Aneinanderhalten der Kanten kein Licht mehr durch die Fuge gefallen ist. Ursprünglich sollten Boden und Zarge aus Ahorn werden. Leider hatte ich große Probleme beim Hobeln. Mir sind immer wieder Späne aus der Oberfläche ausgebrochen. Beim Biegen der Zargen auf dem Biegeeisen haben sich dann Späne aufgestellt (das hat noch nicht mal ein Geräusch gemacht...). Daraufhin habe ich mich entschlossen anderes Holz für Boden und Zargen zu kaufen und zwar aus Kirsche. Da ich fürs erste Angst vor dem Zargenbiegen hatte, habe ich mich an den Hals gemacht.
Nachdem ich den Kopf angeschäftet hatte, habe ich mich entscheiden den Hals mit zwei Ebenholzleisten (12x4mm) zu verstärken. Anschließend habe ich den Klotz für den spanischen Halsfuß aufgeleimt. Danach musste ich mich aber doch mit dem Biegen der Zargen befassen. Da ich das vorher noch nie gemacht habe, hat mich das viel Zeit und Blutdruck gekostet. Das ausgerechnet an der Taille der Zargen ein Astloch war, hat die Sache nicht vereinfacht. Zum Schluss waren die Zargen auch nicht genau symetrisch, was ich aber erst viel später bemerkt habe.
Mit dem Verschnitt vom Boden habe ich dann eine Kopfplatte gemacht. Zwei bookmatched Hälften Kirschholz, dazwischen ein Stück Verschnitt vom Steg aus Ovangkol, mit zwei Streifen Palisanderfurnier abgegrenzt. Anschließend habe ich die Zargen über den Endklotz miteinander verleimt. Dafür habe ich mir ein einfaches Montagebrett in Form einer primitiven Solera gebaut. Dabei ist mir ein Fehler unterlaufen. Wer das Bild aufmerksam betrachtet, sieht, dass ich die Zargen nicht mit Zwingen nach unten auf das Montagebrett gedrückt habe. Es kam, wie es kommen musste. Durch den glitschigen Titebond sind die Zargen auf dem Endklotz gewandert. Als der Leim trocken war und ich die Zargen aus der Form genommen habe, stellte ich fest, dass die Stosskante der Zargen ungleichmäßig aufgegangen war. Auch lagen die Zargen nicht eben auf der Werkbank auf, sondern kippelten.
Zum Glück waren die Zargeb breit genug, um die Ober und Unterseite wieder planschleifen zu können.
Aber aus Fehlern lernt man eben, und Gelegenheit zum Lernen sollte ich noch reichlich haben.
Holz für die Reifchen hatte ich mir zwar gekauft, aber mir erschien die resultierende Leimfläche zu klein. Daher entschied ich mich für selbstgeschlitzte Reifchen aus Dreiecksleisten.
Zunächst habe ich die Leisten paarweise auf einer Seite großzügig abgekantet. Danach habe ich die Leisten von Hand geschlitzt, vorgebogen und auf die benötigte Länge eingepasst. Nachdem ich die Reifchen eingeleimt und auch den Boden bebalkt habe, hatte erstmals etwas gitarrenförmiges in meiner Werkstatt stehen!
Wie kam es dazu? Im November 2014 habe ich bei bei Wolfgang Teller einen Gitarrenbaukurs gemacht. Der Kurs ging zwar nur über drei Tage, und wir haben im Grunde genommen einen von Wolfgang vorbereiteten Bausatz gebaut, aber am Schluss hatte ich ein fertiges Instrument in der Hand (einen 6-saitigen Akustikbass, Nylon). Und ich war erstmals in der Lage mich an dem Bauprozess entlangzudenken. Mir war klar, dass ich das wiederholen musste.
Allerdings war ich aus Zeitgründen erst im August 2015 in der Lage mit dem Bau einer komplett eigenen Gitarre zu beginnen, bzw. erstmal aus meinem Keller eine Werkstatt zu machen.
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Boden/Zarge: Kirsche
Hals: Cedro
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Für das Abrichten der Leimfuge der Decke, habe ich mir ein Abrichtbrett gebaut. Mit der Rauhbank habe ich die zu verleimenden Kanten sauber abgehobelt, bis beim Aneinanderhalten der Kanten kein Licht mehr durch die Fuge gefallen ist. Ursprünglich sollten Boden und Zarge aus Ahorn werden. Leider hatte ich große Probleme beim Hobeln. Mir sind immer wieder Späne aus der Oberfläche ausgebrochen. Beim Biegen der Zargen auf dem Biegeeisen haben sich dann Späne aufgestellt (das hat noch nicht mal ein Geräusch gemacht...). Daraufhin habe ich mich entschlossen anderes Holz für Boden und Zargen zu kaufen und zwar aus Kirsche. Da ich fürs erste Angst vor dem Zargenbiegen hatte, habe ich mich an den Hals gemacht.
Nachdem ich den Kopf angeschäftet hatte, habe ich mich entscheiden den Hals mit zwei Ebenholzleisten (12x4mm) zu verstärken. Anschließend habe ich den Klotz für den spanischen Halsfuß aufgeleimt. Danach musste ich mich aber doch mit dem Biegen der Zargen befassen. Da ich das vorher noch nie gemacht habe, hat mich das viel Zeit und Blutdruck gekostet. Das ausgerechnet an der Taille der Zargen ein Astloch war, hat die Sache nicht vereinfacht. Zum Schluss waren die Zargen auch nicht genau symetrisch, was ich aber erst viel später bemerkt habe.
Mit dem Verschnitt vom Boden habe ich dann eine Kopfplatte gemacht. Zwei bookmatched Hälften Kirschholz, dazwischen ein Stück Verschnitt vom Steg aus Ovangkol, mit zwei Streifen Palisanderfurnier abgegrenzt. Anschließend habe ich die Zargen über den Endklotz miteinander verleimt. Dafür habe ich mir ein einfaches Montagebrett in Form einer primitiven Solera gebaut. Dabei ist mir ein Fehler unterlaufen. Wer das Bild aufmerksam betrachtet, sieht, dass ich die Zargen nicht mit Zwingen nach unten auf das Montagebrett gedrückt habe. Es kam, wie es kommen musste. Durch den glitschigen Titebond sind die Zargen auf dem Endklotz gewandert. Als der Leim trocken war und ich die Zargen aus der Form genommen habe, stellte ich fest, dass die Stosskante der Zargen ungleichmäßig aufgegangen war. Auch lagen die Zargen nicht eben auf der Werkbank auf, sondern kippelten.
Zum Glück waren die Zargeb breit genug, um die Ober und Unterseite wieder planschleifen zu können.
Aber aus Fehlern lernt man eben, und Gelegenheit zum Lernen sollte ich noch reichlich haben.
Holz für die Reifchen hatte ich mir zwar gekauft, aber mir erschien die resultierende Leimfläche zu klein. Daher entschied ich mich für selbstgeschlitzte Reifchen aus Dreiecksleisten.
Zunächst habe ich die Leisten paarweise auf einer Seite großzügig abgekantet. Danach habe ich die Leisten von Hand geschlitzt, vorgebogen und auf die benötigte Länge eingepasst. Nachdem ich die Reifchen eingeleimt und auch den Boden bebalkt habe, hatte erstmals etwas gitarrenförmiges in meiner Werkstatt stehen!
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- Sven
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Weiter gehts
Als nächstes kam die Decke an die Reihe. Die Rosette habe ich nicht selbst gemacht, sondern gekauft. Den Kanal für die Rosette habe ich mit dem Schneidzirkel vorgeschnitten und anschließend von Hand ausgestochen. Die Decke habe ich an dieser Stelle mit zwei Schichten Schellack "verstärkt", um zu verhindern, dass an der Innen- und Außenkante Späne ausbrechen. Hat funktioniert.
Für das Einleimen der Balken habe ich mir ein "Himmelbett" gebaut. Die elastischen Leisten sind aus Eiche.
Bei der Wahl des Holzes für die Balken und Fächerleisten habe einerseits auf senkrecht stehende Jahresringe geachtet, anderersseits auf einen schönen Klopfschall. Ich habe nur Holz genommen, aus dem man theoretisch ein "Mäusexylophon" hätte bauen können. Das man das Holz spalten muss, um sicher zu gehen, dass man auch durchgehende Holsfasern hat, wusste ich damals noch nicht.
Die drei Holzplatten für die seitlichen Schalllochverstärkungen und das Stegfutter sind Verschnitt der Decke. Die Fächerbalken habe ich mit dem eingespannten Hobel auf korrekte Breite gehobelt. Danach wurden die Balken verleimt und geschnitzt. Mit der Decke war ich ganz zufrieden. Zumindestens habe ich mein Bestes getan. Leider steckte in der Decke zu diesem Zeitpunkt bereits ein Fehler. Sie war zu dick. Beim Hobeln der Decke habe ich mich irgendwann nicht mehr getraut noch mehr Material herunter zu hoblen. Als ich bei 3 mm angekommen war, erschien mir das fast schon zu dünn. Das ist wahrscheinlich der Grund für den späteren schwachen Bass der Gitarre. Nun konnte ich Zargen und Boden, bzw. Zargen und Decke schonmal probeweise zusammenstecken, um zu sehen ob alles passt. Um auch den Hals einpassen zu können, musste ich noch die Schlitze für die Zargen sägen. Nun konnte ich auch den Hals testweise einpassen.
Nun kam die Bebalkung der Decke an die Reihe. Dieser Schritt war mir besonders wichtig, da die Bebalkung, neben der Wahl des Deckenholzes, mehr als alles andere über den Klang der Gitarre entscheidet. Wie bei allen anderen Arbeitsschritten, habe ich aber auch diesen zum ersten mal gemacht und hatte im Grunde keine Ahnung, was ich wie tun musste, um den Klang der Gitarre positiv zu beeinflussen. Allerdings hatte ich im Internet einen Plan einer Ramirez-Gitarre mit Bemaßung gefunden und hatte damit etwas, woran ich mich halten konnte.Für das Einleimen der Balken habe ich mir ein "Himmelbett" gebaut. Die elastischen Leisten sind aus Eiche.
Bei der Wahl des Holzes für die Balken und Fächerleisten habe einerseits auf senkrecht stehende Jahresringe geachtet, anderersseits auf einen schönen Klopfschall. Ich habe nur Holz genommen, aus dem man theoretisch ein "Mäusexylophon" hätte bauen können. Das man das Holz spalten muss, um sicher zu gehen, dass man auch durchgehende Holsfasern hat, wusste ich damals noch nicht.
Die drei Holzplatten für die seitlichen Schalllochverstärkungen und das Stegfutter sind Verschnitt der Decke. Die Fächerbalken habe ich mit dem eingespannten Hobel auf korrekte Breite gehobelt. Danach wurden die Balken verleimt und geschnitzt. Mit der Decke war ich ganz zufrieden. Zumindestens habe ich mein Bestes getan. Leider steckte in der Decke zu diesem Zeitpunkt bereits ein Fehler. Sie war zu dick. Beim Hobeln der Decke habe ich mich irgendwann nicht mehr getraut noch mehr Material herunter zu hoblen. Als ich bei 3 mm angekommen war, erschien mir das fast schon zu dünn. Das ist wahrscheinlich der Grund für den späteren schwachen Bass der Gitarre. Nun konnte ich Zargen und Boden, bzw. Zargen und Decke schonmal probeweise zusammenstecken, um zu sehen ob alles passt. Um auch den Hals einpassen zu können, musste ich noch die Schlitze für die Zargen sägen. Nun konnte ich auch den Hals testweise einpassen.
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Re: Die Erste
Klasse.
Einen tollen Fughobel hast du da. Was ist das für einer?
Die Sache mit dem aufbrechenden Ahorn ist ärgerlich, passiert aber bei stark geriegelter Ware leider häufig.
Das Risiko kann man eindämmen, indem man ein Gegenblech über die Biegestelle legt. Dann muss man auch nicht so oft nachwässern.
Du kannst doch die Decke von oben noch ein wenig ausdünnen. Mit einem großen Schleifklotz ca. 150x70, auf den du dir auf die eine Seite 120er und auf die andere 180er Schleifpapier klebst, geht dass sehr gut und risikolos.
Die Deckenstärke am Rand kannst du mit einem Messschieber recht genau messen. Aussen 2,3-2,5 und Innen um die Brücke etwas dicker. Als grober Richtwert sollte das funktionieren.
Ansonsten, TipTop. Erinnert mich stark an 2001, als ich meine erste komplett selber (ohne vorgefertigte Teile) gebaut habe.
Weitermachen
Christian
Einen tollen Fughobel hast du da. Was ist das für einer?
Die Sache mit dem aufbrechenden Ahorn ist ärgerlich, passiert aber bei stark geriegelter Ware leider häufig.
Das Risiko kann man eindämmen, indem man ein Gegenblech über die Biegestelle legt. Dann muss man auch nicht so oft nachwässern.
Du kannst doch die Decke von oben noch ein wenig ausdünnen. Mit einem großen Schleifklotz ca. 150x70, auf den du dir auf die eine Seite 120er und auf die andere 180er Schleifpapier klebst, geht dass sehr gut und risikolos.
Die Deckenstärke am Rand kannst du mit einem Messschieber recht genau messen. Aussen 2,3-2,5 und Innen um die Brücke etwas dicker. Als grober Richtwert sollte das funktionieren.
Ansonsten, TipTop. Erinnert mich stark an 2001, als ich meine erste komplett selber (ohne vorgefertigte Teile) gebaut habe.
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Und weiter
Nun ging es ans Hals schnitzen. Ein Arbeitsschritt, den ich einige Zeit vor mir hergeschoben habe.
Zunächst habe ich mit dem "Schiffsbug" begonnen. Danach kam die Halsrückseite dran. Anschließend war der im Korpus liegende Teil des Halses dran. Danach die Schlitze und Bohrungen für die Mechanik.
Als letztes dann die Kopfform, welche ich in Zukunft beibehalten werde.
Nun noch eine letzte komplette Anprobe, bevor es ans Leimen ging. Zunächst habe ich die Decke an den Hals geleimt. Wie man sehen kann, habe ich mich entschieden, die überstehenden Enden der Ebenhozleisten nicht abzusägen, da mir der Teil des Halses, der unterhalb des Griffbretts liegt zu kurz war.
So wie im Plan vorgesehen, habe ich an dieser Stelle einen zusätzlichen Querbalken eingeleimt. Nun ging es ans Aufleimen der Zargen. Wie man im zweiten Bild sehen kann, habe ich den Endklotz noch verkleinert. Außerdem ist die Klebefläche des Endklotzes durch dreieckige Schlitze durchbrochen. Durch Feuchtigkeitsschwankungen und die unterschiedliche Faserrichtung arbeiten das Holz von Decke und Boden sowie Endklotz unterschiedlich stark, wodurch es um die Leimfläche herum langfristig zur Rissbildung kommen kann. Durch das Verkleinern und Durchbrechen der Leimfläche, hoffe ich die mechanischen Kräfte zu verringern. Ob es klappt, kann ich wohl frühestens in 20 Jahren sagen...
Nun musste ich die Bodenwölbung in die Zargen und den Halsfuß hineinschleifen.
Für die Wölbung des Bodens und der Bodenbalken habe ich mir bei Rall eine Wölbungsschüssel gekauft. Diese habe ich in mein Himmelbett gelegt und somit beim Einleimen der Bodenbalken und der Leimfugenverstärkung dem Boden bereits ein Wölbung geben können.
Um dem Zargenkranz die gleiche Wölbung geben zu können, habe ich ein großese Blatt Schleifleinen (ebenfalls von Rall) in der Wölbungsschüssel fixiert und darin den Zargenkranz in Form geschliffen. Dabei hat die Gitarre (ja, zu diesem Zeitpunkt habe ich bereits "Die Gitarre" gesagt) bereits ausgeprägte Schallverstärkungs-Eigenschaften gezeigt. Ich musste bei dieser Arbeit durchgehend einen Gehörschutz tragen!
Nun konnte ich den Boden aufleimen. Dies war auch die letzte Gelegenheit in der Gitarre zu unterschreiben. Nun noch die überstehenden Kanten von Decke und Boden abfräsen. "Jetzt bin ich fast fertig!" habe ich mir gedacht. Das war ein Irrtum, denn rückblickend war das gerade mal Halbzeit. Sven
Zunächst habe ich mit dem "Schiffsbug" begonnen. Danach kam die Halsrückseite dran. Anschließend war der im Korpus liegende Teil des Halses dran. Danach die Schlitze und Bohrungen für die Mechanik.
Als letztes dann die Kopfform, welche ich in Zukunft beibehalten werde.
Nun noch eine letzte komplette Anprobe, bevor es ans Leimen ging. Zunächst habe ich die Decke an den Hals geleimt. Wie man sehen kann, habe ich mich entschieden, die überstehenden Enden der Ebenhozleisten nicht abzusägen, da mir der Teil des Halses, der unterhalb des Griffbretts liegt zu kurz war.
So wie im Plan vorgesehen, habe ich an dieser Stelle einen zusätzlichen Querbalken eingeleimt. Nun ging es ans Aufleimen der Zargen. Wie man im zweiten Bild sehen kann, habe ich den Endklotz noch verkleinert. Außerdem ist die Klebefläche des Endklotzes durch dreieckige Schlitze durchbrochen. Durch Feuchtigkeitsschwankungen und die unterschiedliche Faserrichtung arbeiten das Holz von Decke und Boden sowie Endklotz unterschiedlich stark, wodurch es um die Leimfläche herum langfristig zur Rissbildung kommen kann. Durch das Verkleinern und Durchbrechen der Leimfläche, hoffe ich die mechanischen Kräfte zu verringern. Ob es klappt, kann ich wohl frühestens in 20 Jahren sagen...
Nun musste ich die Bodenwölbung in die Zargen und den Halsfuß hineinschleifen.
Für die Wölbung des Bodens und der Bodenbalken habe ich mir bei Rall eine Wölbungsschüssel gekauft. Diese habe ich in mein Himmelbett gelegt und somit beim Einleimen der Bodenbalken und der Leimfugenverstärkung dem Boden bereits ein Wölbung geben können.
Um dem Zargenkranz die gleiche Wölbung geben zu können, habe ich ein großese Blatt Schleifleinen (ebenfalls von Rall) in der Wölbungsschüssel fixiert und darin den Zargenkranz in Form geschliffen. Dabei hat die Gitarre (ja, zu diesem Zeitpunkt habe ich bereits "Die Gitarre" gesagt) bereits ausgeprägte Schallverstärkungs-Eigenschaften gezeigt. Ich musste bei dieser Arbeit durchgehend einen Gehörschutz tragen!
Nun konnte ich den Boden aufleimen. Dies war auch die letzte Gelegenheit in der Gitarre zu unterschreiben. Nun noch die überstehenden Kanten von Decke und Boden abfräsen. "Jetzt bin ich fast fertig!" habe ich mir gedacht. Das war ein Irrtum, denn rückblickend war das gerade mal Halbzeit. Sven
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Re: Die Erste
Sehr schön sieht das aus. Ich finde es auch gut, dass du dir eigene Gedanken machst und nicht nur stur einen Plan nachbaust. Den Bass kann man eventuell auch nachträglich noch verstärken, indem man die Deckenleisten durch das Schallloch etwas dünner hobelt, dann wird die Decke auch leichter.
- Sven
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Und Fortsetzung
Als nächstes waren die Randleisten an der Reihe.
Doch zunächst musste ich die Kanten ausfräsen. Benutzt habe ich einen Fräser mit Abstandskugellager, von Rall. Wie schon bei der Rosette, habe ich das Holz vorher mit zwei Schichten Schellack "gepanzert", um zu verhindern, dass das Holz beim Fräsen splittert. Unf wieder hat es funktioniert. Den Schiffsbug des Halsfußes habe ich noch soweit heruntergearbeitet, dass er auf der selben Höhe endete, wie die Unterkante der Leisten. Dort sollte dann eine Ahornplatte drauf, und zwar aus dem Ahorn, der ursprünglich für Zarge und Boden gedacht war.
Erst später habe ich erfahren, dass man bei Gitarren mit spanischem Halsfuß den Boden üblicherweise bis in die Spitze gehen lässt. Sozusagen als Erkennungsmerkmal. Nette Idee. Wieder was gelernt. Die Leisten habe ich dann auf dem Biegeeisen vorgebogen, damit sie nicht zerbrechen. Dabei sind mir dann die ersten beiden zerbrochen...
Ich glaube, das Biegeeisen ist mein Feind. Egal. Ich hatte genug Vorrat. Vor dem Leimen habe ich die Leisten erst genau zugeschnitten und eingepasst. Und dann verleimt, mit Klebestreifen gesichert. Und mit Gummiband. Und mit großer Leimzwinge. Da ich den überschüssigen Leim, der sich herausgedrückt hat, nicht wegwischen konnte, musste ich danach erst mal einen Haufen Titebond-Knaster entfernen. Hart wie Kandiszucker. Aber nachdem ich alles mit Ziehklinge und feinem Schleifpapier geputzt hatte, sah es sehr schön aus. Schlicht, aber schön. Nun bekam noch der Halsfuß seine Ahornplatte. Anschließend kam noch die Deckenseite an die Reihe. Nochmal alles schön glatt schleifen und fertig waren die Leisten. Das ganze hat aber deutlich länger gedauert als diese Zeilen zu schreiben.
Sven
Ich habe mich entschieden, nichts kompliziertes zu versuchen, sondern nur das, was ich auch schaffen konnte. Die Wahl fiel auf einfache Randleisten aus Mahgoni mit einem Streifen Ahornfurnier als Farbkontrast und Abgrenzung.Doch zunächst musste ich die Kanten ausfräsen. Benutzt habe ich einen Fräser mit Abstandskugellager, von Rall. Wie schon bei der Rosette, habe ich das Holz vorher mit zwei Schichten Schellack "gepanzert", um zu verhindern, dass das Holz beim Fräsen splittert. Unf wieder hat es funktioniert. Den Schiffsbug des Halsfußes habe ich noch soweit heruntergearbeitet, dass er auf der selben Höhe endete, wie die Unterkante der Leisten. Dort sollte dann eine Ahornplatte drauf, und zwar aus dem Ahorn, der ursprünglich für Zarge und Boden gedacht war.
Erst später habe ich erfahren, dass man bei Gitarren mit spanischem Halsfuß den Boden üblicherweise bis in die Spitze gehen lässt. Sozusagen als Erkennungsmerkmal. Nette Idee. Wieder was gelernt. Die Leisten habe ich dann auf dem Biegeeisen vorgebogen, damit sie nicht zerbrechen. Dabei sind mir dann die ersten beiden zerbrochen...
Ich glaube, das Biegeeisen ist mein Feind. Egal. Ich hatte genug Vorrat. Vor dem Leimen habe ich die Leisten erst genau zugeschnitten und eingepasst. Und dann verleimt, mit Klebestreifen gesichert. Und mit Gummiband. Und mit großer Leimzwinge. Da ich den überschüssigen Leim, der sich herausgedrückt hat, nicht wegwischen konnte, musste ich danach erst mal einen Haufen Titebond-Knaster entfernen. Hart wie Kandiszucker. Aber nachdem ich alles mit Ziehklinge und feinem Schleifpapier geputzt hatte, sah es sehr schön aus. Schlicht, aber schön. Nun bekam noch der Halsfuß seine Ahornplatte. Anschließend kam noch die Deckenseite an die Reihe. Nochmal alles schön glatt schleifen und fertig waren die Leisten. Das ganze hat aber deutlich länger gedauert als diese Zeilen zu schreiben.
Sven
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Re: Die Erste
Hm, meinst du den Holzhobel auf dem Bild "Halsverstärkung"? Ich hätte jetzt Simshobel gesagt.gitarrenmacher hat geschrieben:Klasse.
Einen tollen Fughobel hast du da. Was ist das für einer?
Der Hobel ist noch von meinem Großvater. Leider ist der Hobelkörper gerissen, weil der Hobel jahrzehntelang mit eingeschlagenem Keil bei meiner Tante im Keller herumgelegen hat.
Ich hatte bereits darüber nachgedacht, den Steg wieder herunter zu nehmen und die Decke mit einem Zeihklingenhobel dünner zu machen (http://www.tresselt-gmbh.de/index.php/d ... ingenhobel)gitarrenmacher hat geschrieben: Du kannst doch die Decke von oben noch ein wenig ausdünnen. Mit einem großen Schleifklotz ca. 150x70, auf den du dir auf die eine Seite 120er und auf die andere 180er Schleifpapier klebst, geht dass sehr gut und risikolos.
Die Deckenstärke am Rand kannst du mit einem Messschieber recht genau messen. Aussen 2,3-2,5 und Innen um die Brücke etwas dicker. Als grober Richtwert sollte das funktionieren.
Ich muss nur vorher prüfen, ob ich mit meiner Meßlehre durch das Schlloch komme.
Vielen Dank für das Lob!gitarrenmacher hat geschrieben: Ansonsten, TipTop. [...]
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Re: Die Erste
Die Decke ist nicht gewölbt, nur der Boden.Poldi hat geschrieben:Hast Du den Bindingkanal mit der Oberfräse frei Hand auf der gewölbten Decke gefräßt?
Aber ja, das ist frei Hand gefräst. Die Grundplatte der Oberfräse ist groß genug. Damit hatte ich immer eine stabile Führung. Natürlich habe ich das vorher an einem Stück Altholz geübt.
Tatsächlich gehört das zu den Arbeitsschritten, die wesentlich harmloser waren, als ich gedacht habe.
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Endspurt
Nun war das Griffbrett an der Reihe. Das Griffbrett habe ich mit bereits fertig gesägten Schlitzen für 65er Mensur gekauft, da ich es mir nicht zugetraut habe, hier selbst exakt genug sägen zu können.
Nachdem ich das Griffbrett auf die korrekte Breite am Sattel und am Oktavbund gebracht habe, konnte ich es aufleimen. Den Sattel habe ich dabei als oberen Anschlag verwendet. Damit konnte ich zugleich sicherstellen, dass der Sattel sauber in die Fuge passt. Auch hier machte mir der glitschige Titebond wieder das Leben schwer. Das Griffbrett wanderte ständig seitlich aus und ich hatte meine liebe Mühe es sicher zu fixieren. Erst nach über einer halben Stunde habe ich mich getraut die Verleimung unbeaobachtet zu lassen.
Nachdem der Leim trocken war, musste ich noch den leicht breiteren Hals auf eine Breite mit dem Griffbrett bringen. Danach konnte ich das Griffbrett fein schleifen (bis zu 2000er Papier), bis es einen schön seidigen Glanz hatte. Jetzt war es an der Zeit die Bundstäbchen einzuschlagen. Eine recht grobe Methode, die aber funktioniert.
Das erste Bundstäbchen hat auch einwandfrei geklappt. Das zweite Budstäbchen war etwas besonderes. Mit dem ersten, etwas leichteren Schlag habe ich das Bundstäbchen im Schlitz fixiert. Als ich zum zweiten, etwas festeren Schlag ausgeholte, machte es leise "Sproing" und das Bundstäbchen sprang wieder aus dem Schlitz heraus und blieb quer darüber liegen. Den Hammer konnte ich aber so schnell nicht mehr abremsen und habe voll auf das Stäbchen draufgeschlagen und dabei eine kräftige Kerbe in das Griffbrett gehauen.
Danach habe ich den Hammer ganz ruhig hingelegt, das Licht ausgemacht, die Werkstatt verlassen und zwei Tage nicht mehr betreten...
Mit Wasser konnte ich die Kerbe aber wieder etwas "ausbeulen", und mit etwas feinem Schleifpapier die Spuren so weit beseitigen, dass nur noch ich die Stelle wiederfinde.
Die restlichen Bundstäbchen haben dann keine Probleme mehr bereitet. Nur als ich die Bundstäbchen über der Decke eingeschlagen habe, musste ich etwas schwitzen. Danach musste ich sie noch auf eine Höhe feilen und die Kanten anfasen. Die beiden Sperrholzstücke habe ich dabei zum Schutz der Decke verwendet. Noch feilen und polieren und dann wäre auch schon der Steg an die Reihe gekommen. Plötzlich musste ich mit der Stirn runzeln. Irgendetwas war merkwürdig und dann sah ich es. Wer bei dem Bild genau hinsieht, wird bemerken, dass das 19. Bundstäbchen durchgängig ist, statt vom Schalloch unterbrochen zu werden.
Also habe ich nochmal nachgemessen und mit dem Plan verglichen. Ich hatte es tatsächlich geschafft, die Decke einen Zentimeter zu weit nach unten zu setzen. Schallloch und die gesammte innere Bebalkung sind um einen Zentimeter nach unten verrutscht. Auf der Decke sieht man neben dem Oktavbund ein kleines Astloch. Eigentlich hatte ich es so geplant, dass das Astloch außerhalb liegen sollte. Wie mir dieser Messfehler unterlaufen ist, kann ich nicht sagen.
Und wieder habe ich das Licht ausgemacht, die Werkstatt verlassen und zwei Tage nicht mehr betreten...
Aber es half alles nichts. Shit happens. Weiter gings.
Den Steg hatte ich aus Ovangkol geschnitzt, aber die Bohrungen für die Saiten fehlten noch. Damit die Bohrung im richtigen Winkel gelingt, habe ich mir eine Halterung gebaut, in der ich den Steg fixieren und auf der Standbohrmaschine bohren konnte. Perfekt geplant und sauber durchgeführt, lief dieser Arbeitsschritt ohne Probleme ab.
Dann habe ich gemerkt, dass ich für die Lochabstände die Abstände vom Sattel eingezeichnet und gebohrt hatte.
AAARRGGHHH!
Und wieder habe ich das Licht ausgemacht, die Werkstatt verlassen und zwei Tage nicht mehr betreten...
Also musste ich die Löcher wieder verzapfen (Zahnstocher haben perfekt gepasst) und neu bohren. Nicht schön, aber selten.
Nun wurde es richtig spannend. Der Steg sollte auf die Decke geleimt werden und das durfte einfach nicht schief gehen, denn sonst wäre die Gitarre nicht stimmbar gewesen. Daher habe ich mich entschieden auf Titebond zu verzichten und den Steg mit Fischleim zu kleben, der ähnlich wie Knochenleim gut und rückstandsfrei mit Hitze und Wasser wieder zu öffnen ist.
Die Position des Steges auf der Decke habe ich mit fixierten Holzleisten festgelegt. Anschließend noch eine Trockenübung für alle Arbeitsschritte und dann wurde geleimt. Und diesmal ist tatsächlich nichts schief gegangen. Der Steg sitzt perfekt und am 12. Bund stimmen Flagolet und gegriffener Ton sauber überein.
Nun musste die Saitenlage eingestellt werden. Steg und vor allen Dingen Sattel mussten gesägt und gefeilt werden.
Für mich ein völliger Blindflug, da ich keinerlei Richtwerte, Bezugspunkte oder Erfahrungen hatte. Eine Einstelllehre für die Saitenlage vom StewMac hat mir aber geholfen, keine groben Fehler zu machen. Und dann kam der magische Moment, als ich die Saiten aufzog und die Gitarre tatsächlich den ersten Ton von sich gegeben hat. Gänsehaut! Obwohl die Saitenlage noch viel zu hoch war, habe ich mich erstmal hingesetzt und ein wenig auf meiner ersten selbstgebauten Gitarre gespielt.
Und wie klang sie?
Auffällig laut, ein wenig dünn, im Diskant perkussiv. Der Bass schwach.
Der Klang hat sich in der ersten Wochen dann aber stark verbessert. Es ist, als hätte sich das Holz erst an seine neue Aufgabe gewöhnen müssen.
Da ich mit Schellack bereits Erfahrung hatte, habe ich mich entschlossen, die Gitarre komplett in Schellack zu lackieren.
Entgegen meiner gewohnten Methode, den Schellack klassisch mit dem Ballen aufzutragen und zu polieren, entschied ich mich für die Methode von Les Stansell (kann man hier sehen http://www.youtube.com/watch?v=Pk8wmr-Np4s). Diese Methode ist wesentlich unkomplizierter, deutlich schneller und der Schellack glatter, als ich es mit dem Ballen je hinkriegen könnte.
Und dann war sie fertig! Mit Umbau meines Kellers zur Werkstatt, der Anschaffung sämtlicher dafür nötiger Werkzeuge und Maschinen, dem Bau diverser Hilfsmittel, diverser Rückschläge und nicht zuletzt dem neu Lernen jedes einzelnen Handgriffes, habe ich von Ende August 2015 bis Ende März 2016 gebraucht. Wobei ich aber auch immer nur nach Feierabend mal ein Stündchen Zeit hatte, Wochends auch mal mehr.
Die Gtarre ist schön geworden, klingt immer besser und ich spiele sehr viel darauf. Ich habe viele Ideen, was ich noch korrigieren und verbessern möchte, aber das muss ich erst mal aufschieben, denn Die Zweite ist bereits in Arbeit!
Nachdem ich das Griffbrett auf die korrekte Breite am Sattel und am Oktavbund gebracht habe, konnte ich es aufleimen. Den Sattel habe ich dabei als oberen Anschlag verwendet. Damit konnte ich zugleich sicherstellen, dass der Sattel sauber in die Fuge passt. Auch hier machte mir der glitschige Titebond wieder das Leben schwer. Das Griffbrett wanderte ständig seitlich aus und ich hatte meine liebe Mühe es sicher zu fixieren. Erst nach über einer halben Stunde habe ich mich getraut die Verleimung unbeaobachtet zu lassen.
Nachdem der Leim trocken war, musste ich noch den leicht breiteren Hals auf eine Breite mit dem Griffbrett bringen. Danach konnte ich das Griffbrett fein schleifen (bis zu 2000er Papier), bis es einen schön seidigen Glanz hatte. Jetzt war es an der Zeit die Bundstäbchen einzuschlagen. Eine recht grobe Methode, die aber funktioniert.
Das erste Bundstäbchen hat auch einwandfrei geklappt. Das zweite Budstäbchen war etwas besonderes. Mit dem ersten, etwas leichteren Schlag habe ich das Bundstäbchen im Schlitz fixiert. Als ich zum zweiten, etwas festeren Schlag ausgeholte, machte es leise "Sproing" und das Bundstäbchen sprang wieder aus dem Schlitz heraus und blieb quer darüber liegen. Den Hammer konnte ich aber so schnell nicht mehr abremsen und habe voll auf das Stäbchen draufgeschlagen und dabei eine kräftige Kerbe in das Griffbrett gehauen.
Danach habe ich den Hammer ganz ruhig hingelegt, das Licht ausgemacht, die Werkstatt verlassen und zwei Tage nicht mehr betreten...
Mit Wasser konnte ich die Kerbe aber wieder etwas "ausbeulen", und mit etwas feinem Schleifpapier die Spuren so weit beseitigen, dass nur noch ich die Stelle wiederfinde.
Die restlichen Bundstäbchen haben dann keine Probleme mehr bereitet. Nur als ich die Bundstäbchen über der Decke eingeschlagen habe, musste ich etwas schwitzen. Danach musste ich sie noch auf eine Höhe feilen und die Kanten anfasen. Die beiden Sperrholzstücke habe ich dabei zum Schutz der Decke verwendet. Noch feilen und polieren und dann wäre auch schon der Steg an die Reihe gekommen. Plötzlich musste ich mit der Stirn runzeln. Irgendetwas war merkwürdig und dann sah ich es. Wer bei dem Bild genau hinsieht, wird bemerken, dass das 19. Bundstäbchen durchgängig ist, statt vom Schalloch unterbrochen zu werden.
Also habe ich nochmal nachgemessen und mit dem Plan verglichen. Ich hatte es tatsächlich geschafft, die Decke einen Zentimeter zu weit nach unten zu setzen. Schallloch und die gesammte innere Bebalkung sind um einen Zentimeter nach unten verrutscht. Auf der Decke sieht man neben dem Oktavbund ein kleines Astloch. Eigentlich hatte ich es so geplant, dass das Astloch außerhalb liegen sollte. Wie mir dieser Messfehler unterlaufen ist, kann ich nicht sagen.
Und wieder habe ich das Licht ausgemacht, die Werkstatt verlassen und zwei Tage nicht mehr betreten...
Aber es half alles nichts. Shit happens. Weiter gings.
Den Steg hatte ich aus Ovangkol geschnitzt, aber die Bohrungen für die Saiten fehlten noch. Damit die Bohrung im richtigen Winkel gelingt, habe ich mir eine Halterung gebaut, in der ich den Steg fixieren und auf der Standbohrmaschine bohren konnte. Perfekt geplant und sauber durchgeführt, lief dieser Arbeitsschritt ohne Probleme ab.
Dann habe ich gemerkt, dass ich für die Lochabstände die Abstände vom Sattel eingezeichnet und gebohrt hatte.
AAARRGGHHH!
Und wieder habe ich das Licht ausgemacht, die Werkstatt verlassen und zwei Tage nicht mehr betreten...
Also musste ich die Löcher wieder verzapfen (Zahnstocher haben perfekt gepasst) und neu bohren. Nicht schön, aber selten.
Nun wurde es richtig spannend. Der Steg sollte auf die Decke geleimt werden und das durfte einfach nicht schief gehen, denn sonst wäre die Gitarre nicht stimmbar gewesen. Daher habe ich mich entschieden auf Titebond zu verzichten und den Steg mit Fischleim zu kleben, der ähnlich wie Knochenleim gut und rückstandsfrei mit Hitze und Wasser wieder zu öffnen ist.
Die Position des Steges auf der Decke habe ich mit fixierten Holzleisten festgelegt. Anschließend noch eine Trockenübung für alle Arbeitsschritte und dann wurde geleimt. Und diesmal ist tatsächlich nichts schief gegangen. Der Steg sitzt perfekt und am 12. Bund stimmen Flagolet und gegriffener Ton sauber überein.
Nun musste die Saitenlage eingestellt werden. Steg und vor allen Dingen Sattel mussten gesägt und gefeilt werden.
Für mich ein völliger Blindflug, da ich keinerlei Richtwerte, Bezugspunkte oder Erfahrungen hatte. Eine Einstelllehre für die Saitenlage vom StewMac hat mir aber geholfen, keine groben Fehler zu machen. Und dann kam der magische Moment, als ich die Saiten aufzog und die Gitarre tatsächlich den ersten Ton von sich gegeben hat. Gänsehaut! Obwohl die Saitenlage noch viel zu hoch war, habe ich mich erstmal hingesetzt und ein wenig auf meiner ersten selbstgebauten Gitarre gespielt.
Und wie klang sie?
Auffällig laut, ein wenig dünn, im Diskant perkussiv. Der Bass schwach.
Der Klang hat sich in der ersten Wochen dann aber stark verbessert. Es ist, als hätte sich das Holz erst an seine neue Aufgabe gewöhnen müssen.
Da ich mit Schellack bereits Erfahrung hatte, habe ich mich entschlossen, die Gitarre komplett in Schellack zu lackieren.
Entgegen meiner gewohnten Methode, den Schellack klassisch mit dem Ballen aufzutragen und zu polieren, entschied ich mich für die Methode von Les Stansell (kann man hier sehen http://www.youtube.com/watch?v=Pk8wmr-Np4s). Diese Methode ist wesentlich unkomplizierter, deutlich schneller und der Schellack glatter, als ich es mit dem Ballen je hinkriegen könnte.
Und dann war sie fertig! Mit Umbau meines Kellers zur Werkstatt, der Anschaffung sämtlicher dafür nötiger Werkzeuge und Maschinen, dem Bau diverser Hilfsmittel, diverser Rückschläge und nicht zuletzt dem neu Lernen jedes einzelnen Handgriffes, habe ich von Ende August 2015 bis Ende März 2016 gebraucht. Wobei ich aber auch immer nur nach Feierabend mal ein Stündchen Zeit hatte, Wochends auch mal mehr.
Die Gtarre ist schön geworden, klingt immer besser und ich spiele sehr viel darauf. Ich habe viele Ideen, was ich noch korrigieren und verbessern möchte, aber das muss ich erst mal aufschieben, denn Die Zweite ist bereits in Arbeit!
Vom Handwerk kann man sich zur Kunst erheben,
vom Pfusch nie.
(Goethe)
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- Simon
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Re: Die Erste
Sehr schöne Doku, und eine schöne Gitarre!!
Für die zweite: bohre vor dem Verleimen des Griffbrettes dünne Löcher durch den ersten Bund, und irgend einen anderen. Nach dem Auflegen auf den Hals bohrst du durch diese Löcher ein wenig in den Hals, nicht zu tief. Beim Verleimen kannst du so das Griffbrett mit zwei dünnen Nägel fixieren. Später kannst du diese wieder entfernen. So wird es dir nicht verrutschen!
Für die zweite: bohre vor dem Verleimen des Griffbrettes dünne Löcher durch den ersten Bund, und irgend einen anderen. Nach dem Auflegen auf den Hals bohrst du durch diese Löcher ein wenig in den Hals, nicht zu tief. Beim Verleimen kannst du so das Griffbrett mit zwei dünnen Nägel fixieren. Später kannst du diese wieder entfernen. So wird es dir nicht verrutschen!
- Poldi
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Re: Die Erste
Super das Teil. Die hast du trotz aller Widrigkeiten toll hinbekommen.
Bei der nächsten machst Du weniger Fehler, dafür andere. Ich kann ein Lied darüber singen.
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- Gerhard
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Re: Die Erste
Herzlichen Glückwunsch ,
eine schöne Arbeit mit einem tollen Ergebniss. Dazu eine sehr sympathische, ehrliche und aufschlussreiche Dokumentation.
Viel Glück mit der Zweiten.
Gruß
Burghard
eine schöne Arbeit mit einem tollen Ergebniss. Dazu eine sehr sympathische, ehrliche und aufschlussreiche Dokumentation.
Viel Glück mit der Zweiten.
Gruß
Burghard
Re: Die Erste
Respekt!...
Deine erste im Selbstbau, da ziehe ich meinen Hut! Sehr schön ist sie geworden, mit Hölzern zum dahin schmelzen und einer super Schellackierung! Da darf man auf deine zweite ja umso mehr gespannt sein...
Toller Beitrag, danke!
Gruß, Frank
Deine erste im Selbstbau, da ziehe ich meinen Hut! Sehr schön ist sie geworden, mit Hölzern zum dahin schmelzen und einer super Schellackierung! Da darf man auf deine zweite ja umso mehr gespannt sein...
Toller Beitrag, danke!
Gruß, Frank
- penfield
- Luthier
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Re: Die Erste
Sehr schön!
BGP
BGP
SGmaster, Peacemaster 3P90, Double neck fretless/fretted,
Quickbird, Basslownia, FrameBird, Violin Bass Bausatz, Mystery Guitar, Semmelblonden JMs, Les Paulownia. Hab ausgemistet und eine Flying V begonnen, die liegt jetzt aber auch schon länger...
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- Sven
- Zargenbieger
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Was war. Was wird.
Zusätzlich zu den Bildern vom Bau, habe ich noch eine kleine Galerie eingestellt (http://gitarrebassbau.de/viewtopic.php?f=9&t=6192).
Leider bin ich kein Kamera-Profi und meine Kamera ist keine Profi-Kamera, daher ist es mir nicht gelungen die Wirkung des Schellacks und des Holzes so einzufangen, wie es mein Auge sieht.
Was war
Seit ich Gitarre spiele (immerhin über 20 Jahre), hat mich die Idee ein Instrument einmal selbst zu bauen verfolgt. Um es wahr zu machen habe ich viel Geld für Werkzeug, Maschinen und auch Holz ausgegeben, und ich habe viel Arbeit in den Umbau meines Kellers zur Werkstatt gesteckt. Mir war von Anfang an klar, dass ich am Werkzeug nicht sparen darf, denn nichts ist frustrierender, als eine Arbeit mit falschem oder improvisiertem Werkzeug machen zu müssen.
Am Schluß stand ein fertiges Instrument, mit dem ich zufrieden bin und auf das ich tatsächlich auch stolz bin.
Mir ist klar, dass ich für das Geld bei einem Gitarrenbauer ein besseres Instrument in kürzerer Zeit bekommen hätte, aber so habe ich das Gefühl, eine selbstgestellte Aufgabe bewältigt zu haben, ein seh- und hörbares Ergebnis in Händen halten zu können und vor allen Dingen mir Fähigkeiten erworben zu haben, die ich vorher noch nicht hatte.
Von daher kann ich nur jedem empfehlen: Bau mal eine Gitarre!
Außerdem möchte ich noch einen Dank aussprechen und zwar an all diejenigen, die auf Youtube Videos zum Thema Gitarrenbau eingestellt haben! Das Material, das ich dort gefunden habe ist schier unerschöpflich und in den allermeisten Fällen von echt guter Qualität, lehrreich, zum Staunen und nie verschwendete Zeit, selbst dann, wenn das Video in einer Sprache war, die ich nicht verstehe.
Ein paar Wochen nach Fertigstellung der Gitarre, habe ich beim GItarrenbauer Krempel hier in der Nähe angerufen, ihm von meiner selbstgebauten Gitarre erzählt und ihn gefragt, ob ich mit der Gitarre mal zu ihm kommen könnte, da ich nach dem Bau einige unbeantwortete/ungelöste technische Fragen habe. Er hat dem gerne zugestimmt, und so konnte ich ihm mit der Gitarre in der Hand Löcher in den Bauch fragen, über dies und das und noch das letzte Detail, was für mich unglaublich wertvoll war. Da ich schon genauso lange Kunde bei ihm bin, wie ich Gitarre spiele, fürchtet er sicher nicht, dass ich jetzt als Kunde wegbleibe...
Und bei dem Gespräch hat er mir gesagt, dass er beeindruckt sei. Zweimal! Ich glaube, ich bin einen Zentimeter über dem Boden schwebend nach Hause gefahren.
Was wird
Ich werde ganz sicher weitermachen! Die zweite Gitarre ist schon in Arbeit, und das Holz für die Dritte habe ich schon gekauft. Es ist jetzt schon wie eine Sucht und ich glaube, dass ich in meiner Werkstatt ununterbrochen grinse...
Tite-Bond ist für mich erledigt. Das Geschmiere und Gerutsche beim Leimen hat mich sehr gestört, auch wenn die Verleimungen tadellos waren. Die Zweite klebe ich komplett mit Fischleim und das Zeug ist der Hammer. Für die Dritte werde ich dann Knochenleim verwenden.
Kirschholz hat es mir echt angetan. Ich mag die verschiedenen Farben. Über Rosa, Grün und Blond kann man alles darin finden. Es hat einen tollen Klopfschall und lässt sich leicht bearbeiten. Wenn man es aber auf dem Biegeeisen heiß macht, dann riecht es fast nach gebratenem Fleisch, was für mich als Vegetarier etwas irritierend war...
Cedro hat mich total umgehauen. Oh, dieser Duft! Als ich den Hals gehobelt habe, stand ich knöcheltief in Cedrolocken und war wie auf Drogen. Jetzt verstehe ich, warum Torres nur Cedro-Hälse gebaut hat.
Mit dem Biegen von Holz auf dem Biegeeisen stehe ich echt auf Kriegsfuß. Ob Zargen oder Randleisten. Es gelingt mir nicht gut, ich habe keine wirklich Kontrolle über das Ergebniss und befürchte dauernd etwas zu zerbrechen, was auch oft genug passiert. Daher wollte ich jetzt auf einen Fox-Bender umsteigen. Bei Rall gibt es jetzt einen Rall-Bender im Webshop, aber die Formen sind noch nicht da. Also werde ich mir schonmal eine Heizmatte mit Zubehör bestellen. Wenn ich Zargen oder Leisten auf voller Länge vorheizen kann, bevor ich sie auf dem Biegeeisen biege, dann bringt mich das vielleicht schon weiter.
Schellack werde ich sicher nie wieder nach der alten Methode mit Ballen polieren, sondern nur noch nach der Methode von Les Stansell. Schneller, kontrollierter und besser geht es nicht. Insbesondere auf gewölbten Oberflächen und in Ecken und Winkeln.
Last but not least: Vielen Dank an alle hier für die guten Ratschläge und das freundliche Lob!
Sven
(Wiesbaden)
Leider bin ich kein Kamera-Profi und meine Kamera ist keine Profi-Kamera, daher ist es mir nicht gelungen die Wirkung des Schellacks und des Holzes so einzufangen, wie es mein Auge sieht.
Was war
Seit ich Gitarre spiele (immerhin über 20 Jahre), hat mich die Idee ein Instrument einmal selbst zu bauen verfolgt. Um es wahr zu machen habe ich viel Geld für Werkzeug, Maschinen und auch Holz ausgegeben, und ich habe viel Arbeit in den Umbau meines Kellers zur Werkstatt gesteckt. Mir war von Anfang an klar, dass ich am Werkzeug nicht sparen darf, denn nichts ist frustrierender, als eine Arbeit mit falschem oder improvisiertem Werkzeug machen zu müssen.
Am Schluß stand ein fertiges Instrument, mit dem ich zufrieden bin und auf das ich tatsächlich auch stolz bin.
Mir ist klar, dass ich für das Geld bei einem Gitarrenbauer ein besseres Instrument in kürzerer Zeit bekommen hätte, aber so habe ich das Gefühl, eine selbstgestellte Aufgabe bewältigt zu haben, ein seh- und hörbares Ergebnis in Händen halten zu können und vor allen Dingen mir Fähigkeiten erworben zu haben, die ich vorher noch nicht hatte.
Von daher kann ich nur jedem empfehlen: Bau mal eine Gitarre!
Außerdem möchte ich noch einen Dank aussprechen und zwar an all diejenigen, die auf Youtube Videos zum Thema Gitarrenbau eingestellt haben! Das Material, das ich dort gefunden habe ist schier unerschöpflich und in den allermeisten Fällen von echt guter Qualität, lehrreich, zum Staunen und nie verschwendete Zeit, selbst dann, wenn das Video in einer Sprache war, die ich nicht verstehe.
Ein paar Wochen nach Fertigstellung der Gitarre, habe ich beim GItarrenbauer Krempel hier in der Nähe angerufen, ihm von meiner selbstgebauten Gitarre erzählt und ihn gefragt, ob ich mit der Gitarre mal zu ihm kommen könnte, da ich nach dem Bau einige unbeantwortete/ungelöste technische Fragen habe. Er hat dem gerne zugestimmt, und so konnte ich ihm mit der Gitarre in der Hand Löcher in den Bauch fragen, über dies und das und noch das letzte Detail, was für mich unglaublich wertvoll war. Da ich schon genauso lange Kunde bei ihm bin, wie ich Gitarre spiele, fürchtet er sicher nicht, dass ich jetzt als Kunde wegbleibe...
Und bei dem Gespräch hat er mir gesagt, dass er beeindruckt sei. Zweimal! Ich glaube, ich bin einen Zentimeter über dem Boden schwebend nach Hause gefahren.
Was wird
Ich werde ganz sicher weitermachen! Die zweite Gitarre ist schon in Arbeit, und das Holz für die Dritte habe ich schon gekauft. Es ist jetzt schon wie eine Sucht und ich glaube, dass ich in meiner Werkstatt ununterbrochen grinse...
Tite-Bond ist für mich erledigt. Das Geschmiere und Gerutsche beim Leimen hat mich sehr gestört, auch wenn die Verleimungen tadellos waren. Die Zweite klebe ich komplett mit Fischleim und das Zeug ist der Hammer. Für die Dritte werde ich dann Knochenleim verwenden.
Kirschholz hat es mir echt angetan. Ich mag die verschiedenen Farben. Über Rosa, Grün und Blond kann man alles darin finden. Es hat einen tollen Klopfschall und lässt sich leicht bearbeiten. Wenn man es aber auf dem Biegeeisen heiß macht, dann riecht es fast nach gebratenem Fleisch, was für mich als Vegetarier etwas irritierend war...
Cedro hat mich total umgehauen. Oh, dieser Duft! Als ich den Hals gehobelt habe, stand ich knöcheltief in Cedrolocken und war wie auf Drogen. Jetzt verstehe ich, warum Torres nur Cedro-Hälse gebaut hat.
Mit dem Biegen von Holz auf dem Biegeeisen stehe ich echt auf Kriegsfuß. Ob Zargen oder Randleisten. Es gelingt mir nicht gut, ich habe keine wirklich Kontrolle über das Ergebniss und befürchte dauernd etwas zu zerbrechen, was auch oft genug passiert. Daher wollte ich jetzt auf einen Fox-Bender umsteigen. Bei Rall gibt es jetzt einen Rall-Bender im Webshop, aber die Formen sind noch nicht da. Also werde ich mir schonmal eine Heizmatte mit Zubehör bestellen. Wenn ich Zargen oder Leisten auf voller Länge vorheizen kann, bevor ich sie auf dem Biegeeisen biege, dann bringt mich das vielleicht schon weiter.
Schellack werde ich sicher nie wieder nach der alten Methode mit Ballen polieren, sondern nur noch nach der Methode von Les Stansell. Schneller, kontrollierter und besser geht es nicht. Insbesondere auf gewölbten Oberflächen und in Ecken und Winkeln.
Last but not least: Vielen Dank an alle hier für die guten Ratschläge und das freundliche Lob!
Sven
(Wiesbaden)
Vom Handwerk kann man sich zur Kunst erheben,
vom Pfusch nie.
(Goethe)
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