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Re: Archtop Gitarre, L5 Verschnitt

Verfasst: 17.02.2016, 12:13
von Gerhard
Inzwischen wurde auch an der Decke die Hohlkehle vertieft, was nochmal mehr Bass brachte. Ganz zufrieden bin ich aber noch nicht, deshalb wird an den Wölbungen noch weiter nachgearbeitet. Die Platten sind einfach zu steif. Die Stärken kann man mit einem magnetischen Dickenmessgerät nachprüfen - so eins haben wir an der Schule: HACKLINGER

Bilder hab ich noch vom Trussrodcover:
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Re: Archtop Gitarre, L5 Verschnitt

Verfasst: 17.02.2016, 12:58
von Poldi
Wann muss die Gitarre fertig sein?

Re: Archtop Gitarre, L5 Verschnitt

Verfasst: 17.02.2016, 13:09
von hatta
Ich komm aus dem Staunen nicht raus (clap3)

Re: Archtop Gitarre, L5 Verschnitt

Verfasst: 17.02.2016, 15:04
von bea
Schön. Sehr schön.
Jetzt frage ich mich, ob und wie man so ein Dickenmeßgerät selbst bauen kann. Mit dem im Benedetto-Buch skizzierten Teil kommt man ja schlecht durch die F-Löcher.

Darf ich fragen, wie dick die Platten am Rand denn jetzt sind?

Re: Archtop Gitarre, L5 Verschnitt

Verfasst: 17.02.2016, 15:07
von Gerhard
bea hat geschrieben:
Darf ich fragen, wie dick die Platten am Rand denn jetzt sind?
Klar - in den Hohlkehlen 2,5 - 3mm, zur Mitte hin verlaufend auf 4mm. Ich geh mit den Randstärken aber noch runter.
Poldi hat geschrieben:Wann muss die Gitarre fertig sein?
öh.. Ende April glaub ich...

Re: Archtop Gitarre, L5 Verschnitt

Verfasst: 24.02.2016, 20:26
von Gerhard
Update zu den Hohlkehlen:
aktuell Decke 2,7-3mm
Boden 2,2-2,5mm

Der Klang ist jetzt viel wärmer und ich lasse es so, obwohl da vielleicht noch etwas ginge - das hebe ich mir aber für die nächste auf, und da gleich von Anfang an richtig. So wächst eben der Erfahrungsschatz!
Jetzt gehts ans Schleifen, Ränder verrunden, grundieren und lackieren.

Re: Archtop Gitarre, L5 Verschnitt

Verfasst: 25.02.2016, 07:10
von headstock
Moin,

Respekt Liz - an die Maße hätte ich mich wohl nicht ran getraut. Bei der Decke liege ich in der Hohlkehle wohl bei 3,0-3,2.
Aber beim Boden etwa genau so.
Was hat dich so sicher gemacht immer noch weiter nach unten gehen zu können? Vor allem - wann sagst du - jetzt nehme ich was von der Decke weg und ein anderes mal vom Boden??? :roll:

Allerdings - ich hatte eben vergessen - du bist ja auch Geigenbauer - da hat man ja schon seine Erfahrungen... (think)

Auf das Finish bin ich schon gespannt - weiter so!

Gruß Martin

Re: Archtop Gitarre, L5 Verschnitt

Verfasst: 25.02.2016, 19:02
von Gerhard
headstock hat geschrieben: Was hat dich so sicher gemacht immer noch weiter nach unten gehen zu können? Vor allem - wann sagst du - jetzt nehme ich was von der Decke weg und ein anderes mal vom Boden??? :roll:
Moin! Bis 2,0 würde ich ohne zu zögern am Boden noch runtergehen. Wird ja auch nicht direkt durch den Steg belastet, sondern auf Zug in Längsrichtung. Ich hab einfach mal am Boden angefangen um zu sehen was passiert - Benedetto tuned seine Schachteln ja auch über die Hohlkehle am Boden. Die Decke war einfach merklich zu steif - das sieht man, wenn man mit den Fingern versucht die Decke einzudrücken. Da darf sich schon ein bisschen was bewegen.
Die Stärkenangaben von Benedetto waren außerdem:
1. für ein 17 Zoll Modell, ich habe nur 16, und
2. Für Sitka Fichte, nicht für Alpenfichte, und
3. für eine ungehaselte Decke.

Witzigerweise habe ich den Eindruck, dass bei der Bearbeitung folgendes passiert ist: (Achtung, Theorie! Und nur an einem Objekt bisher beobachtet, also keine allgemein gültige Aussage!)
Die Decke spricht schneller an, die Gitarre ist spritziger, lebendiger, das Sustain ist kürzer. Die Decke als Ganzes vibriert aber beim Anzupfen der Basseiten nicht sonderlich viel (durch Fühlen festgestellt), sondern vor allem der Boden! Die Bassigkeit dürfte also wirklich von der Schwingungsfreudigkeit des Bodens abhängen, während Ansprache und Sustain über die Decke gesteuert werden können.
Es zahlt sich jedenfalls aus, ein Setup vor dem Lackieren zu machen und die Gitarre vorab mal zu hören - dann kann man immer noch reagieren und gegebenenfalls nacharbeiten.

Re: Archtop Gitarre, L5 Verschnitt

Verfasst: 26.02.2016, 09:53
von elektrojohn
liz hat geschrieben:
headstock hat geschrieben: ...Die Decke als Ganzes vibriert aber beim Anzupfen der Basseiten nicht sonderlich viel (durch Fühlen festgestellt), sondern vor allem der Boden! Die Bassigkeit dürfte also wirklich von der Schwingungsfreudigkeit des Bodens abhängen...
Genau den Eindruck hatte ich beim Bau meiner ersten und einzigen Archtop auch. Man kann die Schwingung des Bodens sehr gut mit den Fingern fühlen.
Es macht auch klanglich einen deutlichen Unterschied, ob man - im Sitzen spielend - die Gitarre fest an den Körper gedrückt hält, oder mit einem Bisschen Abstand, damit der Boden schwingen kann.

Übrigens: superschöne Gitarre, die Du da mal wieder zauberst! (clap3) (clap3) (clap3)

Grüße
Christian

Re: Archtop Gitarre, L5 Verschnitt

Verfasst: 26.02.2016, 11:44
von headstock
Moin,

ich spiele meine immer im Sitzen und merke, wie der Boden seine Schwingungen sehr stark an meinen Körper (Bauch) weiter gibt.

Schön wäre es, mal 2-3 oder mehre unserer Archtops nacheinander mit der selben Besaitung zu hören. Vielleicht ergibt sich so was ja mal auf einem unserer Treffen...

Gruß Martin

Re: Archtop Gitarre, L5 Verschnitt

Verfasst: 26.02.2016, 20:46
von bea
Es muss nicht mal dieselbe Besaitung sein. Sollte vielleicht sogar nicht, weil es durchaus sein kann, dass unterschiedliche Instrumente mit unterschiedlichen Saiten am besten klingen. Wenn man vergleicht, dann doch wohl besser Gitarren mit dem Klang, den sie in der Realität auch haben würden.


Aber viel wichtiger wäre es wohl, ein Treffen anzustoßen. Wegen meiner beruflichen AUslastung am Wochenende wüsste ich gerne jetzt schon einen Termin.

Re: Archtop Gitarre, L5 Verschnitt

Verfasst: 04.03.2016, 22:04
von DoppelM
Oha. Kaum kommt man mal nen Monat zu nix, ist hier alles noch beeindruckender als vorher! Dass der Boden Bässe stark mitgibt, bin ich vom K-Bass gewohnt - das ist für mich das tollste an dem Instrument, dass man es körperlich spürt. Hätte aber nicht gedacht dass das bei Jazz-Boxen auch so relevant ist.

Re: Archtop Gitarre, L5 Verschnitt

Verfasst: 23.03.2016, 15:57
von Gerhard
...Inzwischen ist die Gitarre lackiert und hängt nun zum trocknen. Die Oberfläche habe ich wie folgt vorbereitet:
Schliff bis P240 - wässern - Schliff P320 - Kaseingrund - Schliff P400 - Kaseingrund -Schliff P400 - dünne Schicht Schellack - Poren füllen mit Bims + Schellack - Nitro Klarlack (9 Schichten).
Den Kaseingrund machte ich um das Holz weniger saugfähig zu machen und die Maserung anzufeuern.
Bilder von den ersten Schichten:
DSC04571.JPG
DSC04572.JPG

Re: Archtop Gitarre, L5 Verschnitt

Verfasst: 23.03.2016, 16:31
von hatta
Richtig pornomäßig!

Was hat das mit dem Kasein auf sich, davon hab ich noch nie gehört :?:

Re: Archtop Gitarre, L5 Verschnitt

Verfasst: 23.03.2016, 16:57
von Gerhard
hatta hat geschrieben:
..davon hab ich noch nie gehört
Hatte ich auch nicht. Kasein wird für verschiedene Grundierungen und vor allem in der Malerei verwendet (Kasein-Tempera). Auch Leim kann mit Kasein hergestellt werden. Es gibt verschiedene Rezepte für Kaseingrund - ich kenne zwei, hier das ungefährlichere: Das Kasein (z.B. Magertopfen) wird mit Sumpfkalk angemischt (=Leim) und mit einem Tropfen Leinöl verseift. Dann mischt man noch Wasser hinzu. Die Mischung trägt man wie eine Wässerung auf und schleift oder ziehklingt anschließend die aufstehenden Fasern glatt. Das Kasein härtet beim Trocknen aus, die Fasern werden hart. Der Kaseingrund ist außerdem wasserfest und bremst das Eindringen von z.B. Wasserbeize.
Die andere Rezeptur beinhaltet gesundheitsgefährdende Stoffe, deshalb werde ich die hier nicht weiter ausführen.

Re: Archtop Gitarre, L5 Verschnitt

Verfasst: 05.04.2016, 22:27
von Gerhard
Lackschliff - bis P2000, Nass.
DSC04603.JPG
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Re: Archtop Gitarre, L5 Verschnitt

Verfasst: 06.04.2016, 17:20
von Haddock
Hallo Gerhard,

die wird traumhaft!

Gruss
Urs

Re: Archtop Gitarre, L5 Verschnitt

Verfasst: 07.04.2016, 21:55
von Gerhard
Schwabbeln fertig. Menzerna Schwabbelwachse. Scheiben von Rall. Polierbock. Eine Stelle am Rand durchgeschwabbelt. Wird ausgebessert. Glänzt!
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Re: Archtop Gitarre, L5 Verschnitt

Verfasst: 08.04.2016, 05:29
von Poldi
Super (clap3)

Re: Archtop Gitarre, L5 Verschnitt

Verfasst: 08.04.2016, 08:29
von capricky
Klasse Gitarre, große Handwerkskunst, tolle Hölzer, Spitzenlackierung und Politur.... aber was mich völlig abtörnt ist die fahle, teigige Blässe des Ahorns. Ich warte die ganze Zeit: "wann schiebt er dieses Brötchen endlich in den Ofen, damit es eine knusprige, leckere Farbe bekommt?" (think)

capricky

Re: Archtop Gitarre, L5 Verschnitt

Verfasst: 08.04.2016, 10:20
von hatta
Spitzen glanz!
Tolle gitarre, ein vergnügen zusehen zu dürfen (clap3)

Re: Archtop Gitarre, L5 Verschnitt

Verfasst: 08.04.2016, 11:01
von bea
capricky hat geschrieben: Ich warte die ganze Zeit: "wann schiebt er dieses Brötchen endlich in den Ofen, damit es eine knusprige, leckere Farbe bekommt?"
Die kommt doch mit der Zeit von selbst, und schneller als man denkt.
Bei natürlichem Licht dürfte sie eh nicht ganz so blaß sein.

Ist nicht UV-Licht die Ursache für das Vergilben?
Also ab ins Solarium ? ;-)

Re: Archtop Gitarre, L5 Verschnitt

Verfasst: 08.04.2016, 11:26
von Haddock
Hallo Gerhard,

(clap3) (clap3) (clap3)

Gruss
Urs

Re: Archtop Gitarre, L5 Verschnitt

Verfasst: 08.04.2016, 12:57
von Der Epi
Meisterhaft!

Re: Archtop Gitarre, L5 Verschnitt

Verfasst: 08.04.2016, 14:06
von Simon
Ganz großes Kino!!! (clap3)