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von Jan.Odd » 29.08.2013, 17:50
Übermut tut selten gut!
Soo, zweieinhalb Monate ist mein letzter Post her, und ich muss sagen, dass es mir fürchterlich Leid tut, die Dokumentation hier so hängen gelassen zu haben.
Einerseits natürlich weil einige von euch meine Fortschritte sicher interessiert hätten, andererseits weil ich sicher einige (einige? fast alle!) Fehler hätte vermeiden können, die ich so gemacht habe.
Ihr hört es vielleicht schon raus, ich bin insgesamt nicht zufrieden. Ich bin zwar soweit ganz gut vorwärts gekommen und sitze jetzt vor einem Bass, der sich mitten im Porenfüllen (mit Epoxy) befindet, aber einiges stört mich einfach.
Ich gebe euch einfach mal ein Fehlerprotokoll, damit ihr vielleicht versteht wieso ich mit mir so unzufrieden bin.
1.Planung.
Wenn durchgehender Hals und Body-Rohling ohne Decke gleich Dick sind, und Decke und Griffbrett ebenfalls, kann irgendwas nicht passen.
Ich musste also von meinen Ursprünglichen 3,2cm Body partiell in etwa 0,7 cm Abtragen, damit das Griffbrett über die Decke hinausragt, und der Bass überhaupt komfortabel spielbar ist. Und das alles OHNE großartige Erfahrung, OHNE das Wissen, dass scharfes Werkzeug ein Segen ist und natürlich ohne ein ästhetisch allzu ansprechendes Ergebnis.
Fazit 1: Gute Planung ist das A und O. Lieber dreimal nachgedacht, als dreimal so lange gearbeitet.
2. Präzision.
Bei eben jener Abflachung hab ich dann natürlich, wie soll es auch anders sein, keine komplett einheitlich grade Fläche erhalten. Das ist einerseits an mangelnder Geduld, andererseits mangelndem Werkzeug, bzw. dem Wissen über dessen Instandsetzung gescheitert.
Das Ende der Geschichte ist nun, dass mein Body an den Seitenkanten, teilweise bis zu 1,5mm dicke Spalten aufweist, die mit Epoxy gefüllt sind. Funktionell wahrscheinlich unbedenklich, optisch allerdings nicht ansehnlich! Die Spalten im Halslaminat sind im sichtbaren Bereich akzeptabel (kleine Striche neben den hellen Trennfurnieren) im verdeckten Bereich allerdings ähnlich katastrophal.
Fazit 2: Präzises Arbeiten und eine gewisse Pedanterie sind unabdinglich, will man ein gutes Ergebnis erreichen.
3. Wissen über die eigenen Fähigkeiten.
Im ersten Post hab ich ja sinngemäß geschrieben, dass ich mir das Projekt zutraue. HEUTE sehe ich das ähnlich, ich werde da gleich noch mal näher drauf eingehen, aber RÜCKBLICKEND war ich in keinster Weise fähig, meine Ansprüche zu erfüllen. Jugendlicher Übermut und Pubertäre Naivität olé olé!
Fazit 3: Denkt darüber nach was ihr könnt, nicht was ihr wollt. Wenn ihr etwas können wollt, macht euch auf kleine bis große Rückschläge gefasst.
Nach all dem Trübsal blasen möchte ich euch aber auch von der erfreulicheren Seite meiner letzen Monate berichten.
1. Holzarbeit von Hand macht Spaß.
Ich habe im Laufe der Arbeiten immer mehr festgestellt, dass wenig so befriedigend ist, wie nach einem harten Tag in der Werkstatt (in meinem Fall eine Garage mit altem Küchentisch) einen Schritt weiter gekommen zu sein und besonders am eigenen Arbeiten fortschritte gesehen zu haben.
2. Nichts ist so zufriedenstellend, wie das Gefühl, wenn ein Plan aufgeht.
Neben den kleineren oder größeren Rückschlägen ist aber auch manches wirklich gut gelaufen. Die Bundsäge, die ich von Dictum bestellt habe ist eine pure Freude, das Schlitzen der Bünde war die erste VOLLSTÄNDIG zufriedenstellende Arbeit.
3. Andere können vieles besser, was ich nicht kann lasse ich von anderen machen.
Erstaunlicherweise sind genau 3 Leimfugen PERFEKT geworden. Alle 3 sind auf einen Schreinermeister und dessen Maschinenpark zurückzuführen. Die angesprochenen Fugen befinden sich auf der Decke und dem Boden, von vorne und hinten ist also alles gut. In Zukunft werde ich für’s erste alle solche arbeiten bei dem guten Mann verrichten lassen, arm gemacht hat es mich nämlich nicht, und das Ergebnis spricht für sich.
4. Das erste Arbeiten mit scharfem Werkzeug ist eine Freude.
Inzwischen besitze ich einen relativ feinen japanischen Wasserstein, einen gröberen Ölstein mit Schleifhilfe von Stanley (Schnapp für 5€), neue Stechbeitel sowie einen No.4 Hobel von Stanley. Ob ihr es glaubt oder nicht, ich wusste vor dem ersten Schärfen des Hobeleisens nicht was Schärfe bedeutet. Leider habe ich den Hobel erst nachdem ich im Prinzip fertig war angeschafft und werde erst beim Nächsten Projekt von ihm profitieren, die bisherigen Versuche sind jedoch ENORM vielversprechend.
Schlussendlich habe ich gemerkt, dass man so einen Bau nicht unterschätzen sollte, und ziehe inzwischen mehr den Hut vor der ansonsten hier vorherrschenden Qualität denn je.
Großes Fazit:
Ein anderer Thread einen Neulings hier hat den Titel „Sammeln von Erfahrungen“, und ich denke das spiegelt meine letzen Monate wunderbar wieder. Ich habe mir ein viel zu großes Ziel gesetzt, ja. Aber auf dem Weg habe ich so viel gelernt, sei es über das Arbeiten mit Holz oder nur mich selbst, dass ich diese Erfahrungen nicht missen möchte. Zwar ist im Endeffekt ein anderes als das von mir erwartete Ergebnis das Resultat, ich glaube ein Reibungsloser Bau hätte mir persönlich jedoch weniger gut getan.
Ich hoffe manche von euch finden die Zeit sich das hier ganz durchzulesen, ich hoffe es entschädigt etwas für meine Schreibabstinenz.
Aktueller Stand:
Mein Epoxy ist aufgebraucht, ich werde eine neue Ladung bestellen um die letzten Poren und spalten zu füllen, dann wird lackiert.
Das Ziel ist eigenlich eine Hochglanzoberfläche. Meint ihr mit penibelster Oberflächenvorbereitung kann ich diese Erreichen? Habt ihr Tipps für Klarlack?
Vielen Dank für Eure bisherige Hilfe,
Jan
PS: Wenn ihr Interesse an noch mehr Fehleranalyse meinerseits habt, ich könnte denke ich noch einen ähnlich ausführlichen Beitrag mit eben jener Füllen, falls Interesse besteht. Vielleicht ist die negative Seite eures (unseres) Hobbys für den einen ja auch mal interessant.