Während ich auf Klingen-Stahl vom Trashcontainer und meine Großbestellung von R+G warte (Formenbau + Carbon....), fange ich schon mal mit den Vorbereitungen für's Griffbrett an.
Dieses wird nicht wie der Hals in einer Negativform laminiert sondern auf einem 12" Positiv. Dadurch steigt der Griffbrett-Radius zwar leicht von von 12" = 30,48 cm auf 12,19" =30,98 cm an, aber damit kann ich leben.
Angeregt durch die Diskussion aus dem kurze Frage - kurze Antwort-Thread bezüglich Halskrümmung und schnarrfreie Saitenlage und deren unmögliche Reproduzierbarkeit habe ich meine Griffbrett-Vorbereitung mal kritisch hinterfragt und beobachtet, was ich da eigentlich genau mache. Und dabei festgestellt, daß ich in diesen Arbeitsgang bisher diverse Fehler eingebaut hatte. Die Punkte mögen für viele altbekannt und trivial sein, für mich waren sie es bisher nicht und eventuell der Grund dafür, daß meine Ergebnisse nicht ganz so wurden wie gewollt:
Das Positiv zum Laminieren besteht aus Multiplex, da sieht man schon mal einige Schweinereien besser als z.B. auf Ebenholz.
1. Beobachtung:
Ich habe früher zunächst mit dem E-Hobel ein leichtes Dach hergestellt, um weniger schleifen zu müssen. Das habe ich aber freihand gemacht, so daß die Sache natürlich nicht exakt symetrisch war und damit zum Schleifen schon mal keine perfekte Basis darstellte.
2. Beobachtung:
Unter meinem 12" Radienschleifklotz von Rall habe ich eine Lage Teppichtape geklebt, darauf das Schleifpapier. Das Teppichtape ging nicht ganz über die Breite, so daß an den Rändern ein ganz leichter Absatz war. Außerdem sammelt sich an der Stelle gerne Schleifstaub, was den exakten Radius auch behindert. Im Klebeband hat sich auch ein leichter "Klebstoff-Ribbel" gebildet, der die Schleiffläche minimal uneben machte.
3. Beobachtung:
Ich habe das Griffbrett in seiner endgültigen Form geschliffen - oben schmaler als unten. Dadurch ist der Auflagedruck und die Abnahme beim Schleifen von vorneherein ungleichmäßig
4. Beobachtung:
Auch wenn ich mich noch so sehr bemühe, meine Schleifbewegungen sind offenbar ungleichmäßig und es ergibt sich automatisch ein leicht diagonales Schleifbild mit Schwächen an den Endpunkten. Dazu kommt eine leichte Drehung in der Achse, was den Radius an den Enden flacher macht als in der Mitte. Der Druck auf den Schleifklotz war auch nicht gleichmäßig sondern wanderte in der Bewegung wohl vorne links nach hinten rechts. Man ist halt keine Maschine.
All das führte bei mir wohl bisher zu einem nicht wirklich gleichmäßigen 12er Radius und eventuell - schlimmer noch - auch zu einem leichten Twist in der Oberfläche.
Ohne penibles Nachmessen auf schwarzem Ebenholz kaum zu erkennen, beim nun genutzten Multiplex schon viiiel besser sichbar. Also perfekt zum Üben. Eventuell sind all diese Fehler beim Abrichten der Bünde zu beheben, aber sicher keine optimale Voraussetzung für eine Konstruktion aus mehreren lebenden, arbeitenden Hölzern, um eine möglichst perfekte Saitenlage (sofern überhaupt gewünscht) zu ermöglichen.
Da ich glaube, daß ein Carbonhals eine deutlich stabilere Basis für ein kalkulierbares Verhalten darstellt als arbeitendes Holz, will ich's diesmal besser machen, also
- den Schleifklotz penibel gesäubert
- Eine seitliche Führung am Klotz angebracht, um verdrehen zu verhindern
- frisches, gutes Schleifpapier aufgelegt, nicht geklebt, nicht getackert, damit das Papier wirklich überall ganz plan anliegt und keine Wellen etc. aufgrund der eigenen "Strackheit" bildet.
- den Rohling deutlich länger als benötigt ausgesägt und in gleichmäßiger Breite. Die wird nach dem Herstellen des Radius ausgesägt.
- vorab nicht gehobelt
- mit nur sehr wenig Druck geschliffen, exakt an der Kante entlang, und wirklich immer von Ende zu Ende.
- zwischendurch immer wieder Bleistift-Linien quer zum Verlauf des GB eingezeichnet um zu kontrollieren, ob ich gleichmäßig schleife.
- alle paar Minuten die Position/Richtung gewechselt.
Nach 2 Teststücken habe ich dann am Ende endlich das Ergebnis, das ich wollte. Die ersten beiden waren erschreckend fehlerhaltig, das hätte ich so nicht gedacht.
Auf den Klotz kommen nun noch 2 Lagen Glasfaser und ein Gelcoat aus Formenharz um die Gewebe-Struktur zu schließen. Abschließend penibel feinschleifen, polieren, dann 3-4x Grundierwachs und abschließend Folientrennmittel, dann kann's ans laminieren gehen.
Der gleichmäßigere Radius wird auch helfen, die gleichmäßig vorgebogenen Bünde spannungsarm aufzukleben. Ohne Schlitze möchte ich da Spannungen tunlichst vermeiden.
Ich überlege mittlerweile auch an einer Methode, die Bünde unter Saitenspannung abzurichten. Denn was hilft die beste Abrichtung, wenn sich der Hals nach Aufziehen der Saiten nicht nur exakt gleichmäßig etwas vorbiegt sondern evenuell sogar kleine Wellen schlägt, sich etwas vertwistt........? (sehr interessante Messungen dazu im Zollner-Werk
)
Vielleicht liegt hier einer der Gründe, warum sich einige wenige Instrumente sehr tief schnarrfrei einstellen lassen, die meisten aber nicht, auch wenn das Setup (Abrichtung, Sattelkerbung, Frontbow....) vermeintlich gleich ist. Da Carbon hier deutlich homogener als Holz reagieren sollte, könnte dann auch ein wirklich sorgfältiges Setup langzeitstabil sein, weil nicht/weniger von Temperatur und Luftfeuchte abhängig.
Herrjee - ich hätte nie gedacht, daß ich mir mal so viele Gedanken um ein Griffbret machen würde. Vielleicht übertreib' ich's ja auch?