Headless woodless Vollcarbon (Carbonita)

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Re: Headless woodless Vollcarbon (Carbonita) - Langzeit-Projekt

#226

Beitrag von MiLe » 26.03.2017, 22:37

Sicher, Pickups und Elektrik sind noch nicht vorhanden. Und die werden dann auch so unterschiedlich, daß ein direkter Vergleich Nonsens wäre - zumindest, um Rückschlüsse auf die Auswirkungen von Carbonkonstruktion, Bridge und Sattel zu ziehen.
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Headless woodless Vollcarbon (Carbonita) - Langzeit-Projekt

#227

Beitrag von MiLe » 28.03.2017, 18:56

Ich unterschätze immer wieder den Aufwand, den die etwas ungewöhnliche Konstruktion verursacht :(

Wo man eine Bridge im Normalfall eben mal anhält, vorbohrt und festschraubt, habe ich in diesem Fall erst mal eine Baseplate aus 4mm Edelstahl hergestellt. 6 Löcher gebohrt, M3-Gewinde geschnitten.....
Ich staune immer wieder, wie leicht man bei 6 solchen Löchern Abweichungen in der Größenordnung 1 mm erzeugt..
Ist keine Schönheit geworden, aber für die Gesamtoptik in etwa so entscheidend wie die Schweißnaht an einem Trussrod 8)
Bridge Baseplate.JPG
Die Aussparung vorne in der Mitte ist notwendig, um die verschiebbaren Pickups bei abgeschraubter Bridge aus ihrer Führungsschiene entnehmen zu können.
Jetzt müssen an dieser Baustelle "nur noch" die 4 senkrechten Carbonstreben 4.5 mm abgetragen werden, damit die Höhe passt.
Die Bridge und auch die Baseplate sollen sich nach vorne an den Carbonstreben und der Carbondecke abstützen, die 6 Schrauben verhindern eigentlich nur noch, daß es die Bridge hinten hochhebt. Dafür sollte die Verschraubung eben so reichen ;)

Beim Saitenhalter ist es ähnlich: Der Zug läuft direkt gegen das Griffbrett, die Schrauben verhindern nur noch das Heben.
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Headless woodless Vollcarbon (Carbonita) - Langzeit-Projekt

#228

Beitrag von zappl » 29.03.2017, 00:05

Dann geht's ja in nicht mehr allzuferner Zukunft langsam Richtung Korpus, oder? Was hast du dir da eigentlich überlegt?

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Re: Headless woodless Vollcarbon (Carbonita) - Langzeit-Projekt

#229

Beitrag von MiLe » 29.03.2017, 00:30

Naja - der Ursprungsplan war ja, die beiden E-Fächer/Funktionsräume für den ganzen Elektronik-Schnickschnack (Sustainer, LEDs, Preamp, 25fach-Switch) sinnvoll aus Hartschaum zu modellieren, zu laminieren und dann den Schaum herauszulösen. Diese Teile sollten an den Hals angeklebt werden und damit wäre die Gitarre prinzipiell funktionfsähig, aber wenig hübsch und nicht sehr ergonomisch.

Diesen Part sollten wechselbare Seitenteile (ebenfalls laminierte Hohlkörper) übernehmen, um z.B. mal eben zwischen stratigem und strandbergigem Design wechseln zu können. Ich denke da natürlich auch an UD-Carbon, die Decke allerdings mit Riegelahorn-Furnier - da hab' ich noch was Schönes.
Stabil müssten diese Seitenteile aber auch sein, da müssen schlussendlich die Gurtpins dran.
Ich bin aber echt am überlegen ob ich mir das auch noch antun soll - Schwierigkeiten gab's ja eigentlich schon genug und die Carbonita hat schon so viele Besonderheiten und Komplikationen, dass es eigentlich reicht. Eine davon ist aber noch ein Geheimnis, das erst am Ende gelüftet wird. Bin mal gespannt, wie viele dann entsetzt aufschreien :D

Will heißen: Ich weiss es auch noch nicht so wirklich (whistle)

Aber bis dahin ist noch eine Menge zu tun: Aktuell wird gerade die Bridge nebst Baseplate so weit in die Struktur eingelassen, dass bei niedrigster Einstellung die Saitenlage am 22. Bund 1,5 mm beträgt. Sollte sich der Hals wider Erwarten etwas vorbiegen, hätte ich dann noch etwas Reserve. Da die Baseplate mit der Struktur dauerhaft verklebt wird, wird es sonst ganz schön ungemütlich.
Dann kommt das Deck drauf mit der Pickup-Schiene. Die PUs sind auch noch nicht ganz fertig, die Bundierung Marke ultrahart noch nicht angefangen, vom kompensierten Stahlsattel nicht zu reden. Die 25fach-Schaltung wird auch noch reichlich Fummelei, weil ich ja 10 Reedkontakte mit einem Megaswitch funktionsfähig mechanisch und elektrisch verbandeln will.

Als Bea eingangs von einem Mamutprojekt sprach dachte ich noch "ach was - schnell erledigt" :lol: Allerdings war ich da etwas naiv und Bea prophetisch ;)

Es kamen aber auch noch Dinge dazu, die anfangs gar nicht geplant waren, wie z.B. der Sustainer. Der ganze Elektrokram (Preamp, Sustainer-Amp, LEDs, 2x 9V-Block, Dopppelpack Mignons) wiegt schon gut 200 Gramm, also wird die Carbonita doch etwas schwerer als ursprünglich geplant. Dazu trägt auch die Zusatz-Baseplate für die Bridge bei, die knapp 100 Gramm auf die Waage bringt. Aktuelle Prognose Endgewicht: : ca. 1,6-1,7 kg.

Das alles will wiederum heißen: Bis zum Body-Design wird es noch eine Weile dauern, ich hab also noch Zeit. Momentan gehts auch nur langsam voran, weil die Arbeit ruft und ich die Ohrstöpsel verlegt habe :(
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Headless woodless Vollcarbon (Carbonita) - Langzeit-Projekt

#230

Beitrag von MiLe » 29.03.2017, 15:05

Anpassung der Carbonstruktur an die Bridge-Baseplate Kombi: Nach Verkleben der Baseplate und Verschrauben der Bridge soll eine möglichst kraftschlüssige Verbindung nach vorne und nach unten entstehen.
Bridge Baseplate2.JPG
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Headless woodless Vollcarbon (Carbonita) - Langzeit-Projekt

#231

Beitrag von MiLe » 29.03.2017, 17:53

Vorbereitung der "Decke" ;)
Decke1.JPG
Diese besteht im Prinzip aus 2 Streifen, die halsseitig unter das Griffbrett geschoben und mit diesem und der Strebenstruktur verklebt werden.
Das soll die Stabilität der Halsstruktur ab Griffbrett halbwegs weiterführen, da damit auch je 2 Streben oben miteinander verbunden werden.
Die notwendigen Fugen für die Verzahung mir der Struktur wurden recht zeitaufwändig mit Diamant-Schlüsselfeilen eingebracht.
Bridge-seitig stößt diese Decke später an die Voderkante der versenkten Bridge an.

Der mittige Kanal hat eine gleichmäßige Breite von 5 mm, auf der Rückseite werden die Leiterbahnen für die Schleifkontakte des/der Pickups angebracht.
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Headless woodless Vollcarbon (Carbonita) - Langzeit-Projekt

#232

Beitrag von MiLe » 29.03.2017, 20:08

Derweil fange ich schon mal mit den Bünden an. Zur Erinnerung: Es geht um halbrunden 2,0x1,0 mm Wiptam-Draht, den mir mein Zahnarzt besorgt hat. Das Zeug ist deutlich härter als Edelstahl und sollte dementsprechend lange halten.

Radius: Eine Biege-Vorrichtung habe ich nicht, aber eine recht brauchbare Alternativ-Methode gefunden:
Die 20 cm langen Drahtstücke sind leider etwas in die falsche Richtung vorgebogen. Da sie keinen Tang haben (werden ja aufgeklebt), habe ich jedes Stück zunächst im eine 1l-Aceton-Dose gebogen, immer schon oben am gefalten Rand entlang, weil da die Dose am stabilsten ist und ic h den Draht nicht vertwiste.
Im Nachgang noch um eine 375 ml-Farbdose nach dem gleichen Schema gebogen, und schon stellt sich ein Radius von etwas weniger als 12" ein. So lassen sich die Bünde mit minimalem Druck auf die Mitte flächig an das Griffbrett anlegen.

Das Schneiden mit dem Knipex Seitenschneider No. 5 braucht schon etwas Kraft in der Hand, das Zeug ist echt beinhart.

Als nächstes werden die Enden Richtung hohe e-Saite 35° abgeschrägt und verrundet, so kann ich mir dabei nicht das Griffbrett versauen.
Dann werden die Bünde nochmal auf knappes Übermaß gebracht, damit ich im verklebten Zustand möglicht wenig bearbeiten muss und die dabei entstehende Wärme so gering bleibt, daß sich das Cyanacrylat nicht mehr löst.

Beim Kleben will ich die schon fertig bearbeiteten Enden exakt setzen, so dass ich an diese Seite nicht mehr ran muss.

Mal sehen, ob das so klappt wie geplant :roll:
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Headless woodless Vollcarbon (Carbonita) - Langzeit-Projekt

#233

Beitrag von MiLe » 29.03.2017, 22:30

Zwischenstand Bundbearbeitung Wiptam-Draht:

Per normaler Feile oder Schleifklotz den 35°-Winkel an den Draht zu bringen dürfte ein Unterfangen sein, dass für sehr viele Stunden Freude bereitet :lol:
Per Dremel, Diamantscheibe und 30.000 U/min. geht's dagegen relativ flott, wird aber auch recht heiß. Um so mehr Grund, auch die 2. Seite so zu bearbeiten, daß im aufgeklebten Zustand nur noch ein Minimum an Nacharbeit erforderlich ist.

Nun überlege ich gerade, ob ich die Bundenden auch halbkreisförmig verrunde oder aber nur die Kanten entschärfe. Auf Gitarren in den höheren Preissegmenten findet man beides. Ich denke, ich werde im Interesse der größeren Klebefläche nur die Kanten entschärfen.
Liebe Grüße,
Michael

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#234

Beitrag von zappl » 30.03.2017, 01:06

MiLe hat geschrieben:
29.03.2017, 00:30
Als Bea eingangs von einem Mamutprojekt sprach dachte ich noch "ach was - schnell erledigt" :lol: Allerdings war ich da etwas naiv und Bea prophetisch ;)
Oh, jaa... doch noch einiges mehr zu tun als ich dachte. Mammutherdenprojekt triffts noch eher. ;) Aber Respekt, dass du das so durchziehst!


Ich würde die Bundenden bei der Gelegenheit hemisphärisch schleifen. Ich finde das viel wertiger, optisch als auch vom Gefühl beim Spielen. "Gelegenheit", weil du die Bundlänge ja vorher schon exakt herrichtest und die Bünde aufklebst und somit keine Gefahr besteht, dass beim Einklopfen/Einpressen das Bundstäbchen verrutscht. Die geschätzt 0.5% geringere Klebefläche dürfte doch irrelevant sein. ;)

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Re: Headless woodless Vollcarbon (Carbonita) - Langzeit-Projekt

#235

Beitrag von bea » 30.03.2017, 02:18

MiLe hat geschrieben:
29.03.2017, 00:30
Als Bea eingangs von einem Mamutprojekt sprach dachte ich noch "ach was - schnell erledigt" :lol: Allerdings war ich da etwas naiv und Bea prophetisch ;)
Bevor Du es vergisst: Du solltest noch rechtzeitig eine Schulterverbreiterung einplanen. Wenn Du mit dem Projekt durch bist, brauchen wir ja genügend Platz zum Draufklopfen...
LG

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#236

Beitrag von AsturHero » 30.03.2017, 02:54

+1
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lg Antonio

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Re: Headless woodless Vollcarbon (Carbonita) - Langzeit-Projekt

#237

Beitrag von Poldi » 30.03.2017, 05:37

bea hat geschrieben:
30.03.2017, 02:18
MiLe hat geschrieben:
29.03.2017, 00:30
Als Bea eingangs von einem Mamutprojekt sprach dachte ich noch "ach was - schnell erledigt" :lol: Allerdings war ich da etwas naiv und Bea prophetisch ;)
Bevor Du es vergisst: Du solltest noch rechtzeitig eine Schulterverbreiterung einplanen. Wenn Du mit dem Projekt durch bist, brauchen wir ja genügend Platz zum Draufklopfen...
dito. (dance a)
Und so ein bisschen Masochistisch veranlagt muss man doch auch für so ein Projekt sein, oder?

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#238

Beitrag von bea » 30.03.2017, 12:22

Nicht nur für so eines...
LG

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Re: Headless woodless Vollcarbon (Carbonita) - Langzeit-Projekt

#239

Beitrag von MiLe » 30.03.2017, 12:51

Danke - aber lobt mal nicht zu früh, da werden am Ende so einige Unzulänglichkeiten an's Licht kommen.....

Gerade z.B. einen bösen Fehler entdeckt:

Mangels Bundschlitzen habe ich zunächst die GB-Markierungen ind jungfräuliche Griffbrett eingesetzt, die Positionen hatte ich auf die 635er Mensur gerechnet und -gemessen.
Nun lege ich meine ausgedruckte 635er Papierschablone (nachgemessen - passt) an und stelle fest, daß die Dots nicht mittig zwischen den Bundstäben sitzen. Keine Ahnung, was ich da gerechnet, gemessen und gebohrt habe, ob ich die Griffbrettachse oder den Griffbrettrand als Referenz genommen habe.....

Ich muss also die Mensur etwas verlängern, sonst sieht das bescheiden aus. Zum Glück hat die Bridge mit 9 mm einen relativ großen Einstellbereich, dessen jeweilige Mitte schon saitenspezifisch unterschiedlich liegt (Danke Dmitry für's mitdenken)
Mera Baseplate.jpg
und lässt sich notfalls auch noch etwas nach hinten verschieben. Insgesamt reden wir von 2-3 mm, das ist noch heilbar. (whistle)

Und nein, ich bin wirklich nicht masochistisch veranlagt und auch eigentlich der faulste Hund unter der Sonne. Ich hatte Anfangs nur den Aufwand unterschätzt und will aber angefangene Dinge zu Ende bringen. Wenn ich das nicht in einem Rutsch tue, bleibt's irgendwann liegen und ich gehe nicht mehr ran, weil ich eh alles vergessen habe ;)
Also hilft nur Augen zu und durch - eigentlich sollte das ja ein Projekt für die langen Winterabende sein, und die sind langsam vorbei.

Zudem habe ich beschlossen, die Bundenden nicht halbrund zu gestalten sondern nur abzuschrägen und die harten Kanten zu verrunden. Gründe:

1. Die nur 1 mm hohen Bünde stören eh viel weniger als die Standard 1,4 oder 1,5 mm hohen
2. Bei halbwegs geraden Kanten ist unweigerlich an der Stelle austretender Kleber leichter zu entfernen als bei einem 0,5 mm Radius
3. Ich neige dazu, bei solchen Aktionen über's Ziel hinauszuschießen. Dann wird am Ende die gerade Fläche des Bundes (für die Saite) zu rund und knapp und die rutscht dann vom Bund ab. das hatte ich schon und will's nicht wieder ;)
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Headless woodless Vollcarbon (Carbonita) - Langzeit-Projekt

#240

Beitrag von bea » 30.03.2017, 13:26

Hallo Michael,

miss den Aufwand einfach mal an den O(200) Stunden, die man zumindest beim ersten Mal beim Bau einer Archtop oder eines Streichinstruments veranschlagen sollte...
LG

Beate

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Re: Headless woodless Vollcarbon (Carbonita) - Langzeit-Projekt

#241

Beitrag von MiLe » 30.03.2017, 13:55

also 200 Stunden reine Arbeitszeit habe ich sicher schon längst. Nicht gerechnet die vielen Stunden, die ich an irgendwelchen Konstruktionsdeteils oder Problemlösungen herumdenke, im Internet nach etwas suche.........
Aber hier gibt es halt wirklich so gut wie nichts, was ich in irgend einer Weise schon mal gemacht hätte. Das kostet natürlich Zeit, verursacht haufenweise Anfängerfehler und lässt das erste Ergebnis wohl ein kleines Stückchen neben dem Optimum liegen ;)
Das alles ohne zu wissen, ob so ein Konstrukt am Ende auch klingt, ist schon irgendwie bescheuert. Und deswegen mag ich es dann auch wieder :lol:
Liebe Grüße,
Michael

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#242

Beitrag von MiLe » 30.03.2017, 17:33

Zur Mensur:
Um alle Dots mittig zwischen 2 Bünden zu haben, habe ich einfach meine bestehende Griffbrett-Zeichnung für die 635mm-Mensur in Corel Draw in mehreren Stufen skaliert und jeweils ausgedruckt.
Die Maßhaltigkeit, die der kleine, billige Brother Farblaser ausspuckt, überrascht mich immer wieder - in der Hinsicht ist das Teil top!!

Am Ende komme ich auf eine passende Mensur von 636,65 mm, damit sind die Dots mittig, die Sattel-Grundposition passt und auch die Bridge liegt da weit innerhalb ihrer Möglichkeiten. Schwein gehabt. (whistle)

Was mich zu der Frage bringt, von wo nach wo man eine Mensur eigentlich genau misst?

- Genau in der Halsmitte von Sattel bis???? Da ist ja im realen Leben nix außer dem Zwischenraum zwischen 2 Bridges, die in der Praxis auch noch viel Versatz haben.

- entlang der e-Saite vom Sattel bis zum Auflagepunkt an der Bridge bei korekter Intonation? Das sind bei meinem alten durchgehenden Stewmac-Hals genau die angegebenen 635 mm, deshalb habe ich dieses Maß auch für die Sattel-Position genommen.

Die ausgedruckte 635er Mensur hat eben genau 635mm in der Griffbrett-Achse, die e-und E-Saiten sind natürlich etwas länger, weil diese leicht schräg verlaufen. Kein Wunder dass das Ganze ewig dauert, wenn selbst solche Grundlagen-Fragen mein Weltbild erschüttern ;)
Liebe Grüße,
Michael

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#243

Beitrag von kehrdesign » 30.03.2017, 18:19

MiLe hat geschrieben:
30.03.2017, 13:55
...
Das alles ohne zu wissen, ob so ein Konstrukt am Ende auch klingt, ist schon irgendwie bescheuert. Und deswegen mag ich es dann auch wieder :lol:
Diese Art Gitarren (gemeint ist die Bauform, nicht der Werkstoff) ist eigentlich gar nicht meins, aber Deine Kompromisslosigkeit bei der unkonventionellen Konstruktion und Zielstrebigkeit (... oder muss man's Verbohrtheit nennen?) bei deren Umsetzung fordern mir ordentlich Respekt ab. Dies ist einer der Threads, die ich stets und gerne verfolge, auch wenn ich hierzu kaum einen Beitrag zu leisten vermag.

Respekt und Dank dafür!

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#244

Beitrag von MiLe » 30.03.2017, 20:44

Danke - jetzt werd' ich auch noch rot ;)

Bundierung:
Schablonen gibt's nicht, Bundschlitze auch nicht.
Um unnötige Sauerei zu vermeiden, habe ich meinen Ausgruck auf's Greiffbrett geklebt, welches links und rechts über die gesamte Länge etwas herausschaut. Somit per Cutter feine Kratzer als Markierung links und rechts gesetzt.
Dann 1 mm unter die Kratzer Tesa aufgeklebt. An die feinen Stöße dann einen Bunddraht angelegt und die Gegenseite abgeklebt. Alles mit Lese + Lupenbrille und allseitiger ASusleuchtung zur Vermeidung von Schattenwurf.
Nun geht's nach dem Entfetten an's verkleben - es wird also mal wieder spannend. Ob ich es schafft, die Enden genau an die Griffbrettkante zu setzen, das ganze noch mit Latex-Handschuhen, darf bezweifelt werden ;)
Liebe Grüße,
Michael

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#245

Beitrag von MiLe » 30.03.2017, 22:21

Langsam kann man ahnen, dass es eventuell eine Gitarre werden soll :lol:
Griffbrett18.JPG
Die Bund-Klebeflächen mit Tesa abzukleben, scheint eine meiner besseren Ideen gewesen zu sein. (dance a)
Nicht nur, daß der Sekundenkleber Tesa nicht unterwandert und damit die Sauerei in engen Grenzen hält. Die ziemlich passgenaue, haarfeine Einsenkung dadurch erleichtert auch das exakte Positionieren, wenn man vor lauter behandschuhten Fingern kaum noch was sieht.
Der Wiptam-Draht hat ja eine recht scharfe Kante, so dass er in dem durch Tesa gebildeten Kanal, obwohl nur hauchdünn, gut Führung findet.

Generell bin ich von der Bund-Verkleberei eher angenehm überrascht.
Natürlich vereinfacht ein gleichmäßiger Griffbrett-Radius das Vorbiegen der Bünde erheblich. Ich habe einen minimal kleineren Radius gebogen, damit bei Druck auf die Mitte der gesamte Bund satt aufliegt - das scheint auch funktioniert zu haben.

Hauchdünn aufgetragen und ohne Aktivator zu verwenden, zieht der Sekundenkleber (Gel) sehr schnell an - nach wenigen Sekunden rührt sich schon nichts mehr.

Jetzt lasse ich erst mal aushärten, dann gehts ans weiterbearbeiten der Enden.
Die Verrundung der Schliffkanten erfolgt wohl mit einem sehr feinen Schleifschwamm, damit habe ich bei Tests recht gute und schnelle Ergebnisse erzielt.
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Headless woodless Vollcarbon (Carbonita) - Langzeit-Projekt

#246

Beitrag von Poldi » 31.03.2017, 05:47

Hast Du mal einen Versuch gemacht wie fest der Sekundenkleber die Bundstäbchen auf dem Carbon wirklich hält?
Also einfach ein Reststück Carbon mit einem Stück Bunddraht beklebt und mal probiert den abzureißen.

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Re: Headless woodless Vollcarbon (Carbonita) - Langzeit-Projekt

#247

Beitrag von Kellermann » 31.03.2017, 09:47

Ich muss jetzt hier mal einen abgewandelten Werbespruch aus der Baustoffindustrie zitieren:
"Carbon - es kommt darauf an, was man daraus macht!"

Kompliment für Deine Ausdauer und weiterhin gutes Gelingen !!

Viele Grüße
Kellermann

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#248

Beitrag von MiLe » 31.03.2017, 09:58

moin,

natürlich habe ich vorher einige Versuchsreihen gemacht - verschiedene Kleber, dünnflüssig und Gel, mit und ohne Aktivator.
Unterschiede lagen in der Härtezeit, das Gel habe ich vorwiegend verwendet, weil es besser spaltfüllend ist als dünnflüssiger Kleber. Eigentlich gibt es gar keine zu füllenden Spalten, aber für den Fall, dass sich ein Drahtstück beim Abschneiden minimal verwunden hat..... ;)

Als Vorbereitung habe ich die Bund-Unterseiten mit 240er grob angeschliffen und ebenso wie das Griffbrett mit Aceton entfettet. Danach nur noch mit Handschuhen angefasst.
Am Probestück konnte ich den Bundstab dann nach 12 Stunden Wartezeit nur noch mit Hammer und Meißel entfernen, wobei es einzelne Fasern aus dem Carbon gerissen hat. Beschädigungsfreies Lösen sollte somit nur noch mit starker Hitze (Lötkoloben) möglich sein.

Da der Sekundenbapp auch glashart aushärtet, mache ich mir über Übertragungseigenschaften/Klang wenig Gedanken - das Zeug ist ohnehin nur hauchdünn.
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Headless woodless Vollcarbon (Carbonita) - Langzeit-Projekt

#249

Beitrag von Haddock » 01.04.2017, 11:51

Hallo Michael,

so langsam wird's ja. Die Bundierung schaut super aus!

Gruss
Urs

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#250

Beitrag von MiLe » 01.04.2017, 17:54

Der Wiptam-Draht ist schon so 'ne Sache für sich :?

e-saitig habe ich es natürlich nicht geschafft, die vorher geschliffenen Schrägen auf den 1/100 unfühlbar an die Kante zu bekommen. Die Feinarbeit erfolgte dann mit einem abgebrochenen Stück einer Diamant-Flachfeile (ca, 50x5 mm) erledigt - damit war die Seite in 10 Minuten abgerichtet.

Auf der E-Saite waren die Überstände größer, hier half Herr Dremel mit Diamantscheibe auf 10.000 Touren im Verbund mit der Lupenbrille. Dabei war höchste Vorsicht gefragt, denn irgendwie ist der Fokus-Bereich der Lupenbrille recht klein und des Empfinden für Entfernung empfindlich gestört. Ging aber ohne größere Zwischenfälle. Auch hier wieder Nacharbeit mit dem Flachfeilen-Stück.

Das Entschärfen der Kanten ging leichter als gedacht: Mit einem mitelfesten Schleifscheamm, ich schätze Körnung 500-800 reichen wenige Züge, um die härtesten Kanten zu nehmen. So wie es ist, reicht mir das bei den flachen Bünden eigentlich schon. Der Trick dabei ist, Winkel und Druck des Schleifschwammes so zu dosieren, daß er mehr an den Seiten der Bünde wegnimmt und wenig oben, denn ich will die plane Auflagefläche für die Saiten nicht unnötig verkleinern.
Erfreulicherweise hat die Verklebung der Bünde die Prozedur anstandslos überstanden. Dabei liegen die Bund-Unterflächen und Bundenden sauberer auf dem Griffbrett auf, als ich es jemals mit Einhämmern oder Einpressen bei einem konventionellen Griffbrett hinbekommen habe. Das mag aber auch mit daran liegen, das ich dieses Mal noch mehr auf einen gleichmäßigen Radius ohne Zunahme zum Rand geachtet habe und dass die Bünde ohne Tang sich wesentlich besser in exakt den benötigten Radius biegen lassen.

Das Abrichten (bisher nur testweise) erledigt gutes 500er Papier, den anschließenden Schliff eine Dremel "Schwammscheibe" mit Körnung 320 und Drehzahl 5000 in Verbindung mit dem Fretguard.

Dann noch mit der Filzscheibe und der Dremel-Metallpolitur ebenfalls mit 5000 U/Min drüber reicht schon, um alles wirklich in kurzer Zeit auf absoluten Hochglanz zu bringen.

Auf dem Bild ist nur ein Test - fertig ist das noch nicht ;)
Bundierung1.JPG
Fazit: Die Bearbeitung von Wiptam-Bunddraht würde ich mir ohne Dremel (oder Besseres) und Diamantwerkzeug sicher nicht antun wollen, ich hoffe aber immer noch, dass man diese Arbeit im Leben nur 1x machen muss 8)
Liebe Grüße,
Michael

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