Hallo zusammen,
seit ca. einem Jahr beschäftige ich mich damit eine E-Gitarre komplett mittels 3D-Druck-Verfahren aus Kunststoff herzustellen.
Das ist hautsächlich damit begründet, dass ich eine Gitarre auf meine individuellen Bedürfnisse angepasst gestalten wollte, und dass mir die traditionelle Holzbauweise schicht und einfach zu kompliziert ist bzw. meine Ausrüstung und Fähigkeiten dafür zu gering sind.
Meiner Meinung nach sind weitere Vorteile:
Da Holz ein natürlich vorkommender Rohstoff ist, kann die Holzqualität selbst bei gleichen Ausführungen eines Instruments so unterschiedlich sein, dass die Klangqualität deutlich variieren kann. Die Verwendung von Kunststoffen (hier exemplarisch Polymilchsäuren (PLA)) zur Herstellung einer elektrischen Gitarre gewährleistet eine einheitliche Produktqualität ohne mögliche klangliche Einbußen. Das ist erstmal unabhängig von der Frage, ob man Kunststoff überhaupt für ein geeignetes Material für den Gitarrenbau hält. Dabei wird das 3D-Druckverfahrens mittels geschmolzener Materialien eingesetzt.
Außerdem sind viele Holzsorten, die zum Bau von elektrischen Gitarren verwendet werden können mittlerweile geschützt, z. B. alle Palisander-Hölzer seit 02.01.2017 mit Beschluss der 17. CITES (Internationale Artenschutzkonferenz). Die Verwendung von Kunststoffen ermöglicht es unabhängig von vom natürlichen Rohstoff Holz zu werden und damit verbundene mögliche Artenschutzverletzungen zu vermeiden. Zudem sind viele der möglichen verwendbaren Kunststoffe aus Biomasse hergestellt bzw. biologisch abbaubar und daher sehr umweltfreundlich, z. B. das hier verwendete PLA.
Unter anderem führt die Verwendung von Holz zu einem relativ hohen Gewicht von 3-4 kg bei elektrischen Gitarren. Die Verwendung von Kunststoffen für die Herstellung einer elektrischen Gitarre erlaubt ein geringeres Gewicht von 2 – 2,5 kg.
Elektrische Gitarren sind im Allgemeinen nicht frei konfigurierbar, sondern werden so wie sie sind gekauft. Ausnahmen sind teure Einzelanfertigungen bei entsprechenden Gitarrenbauern. Die einzelnen Komponenten könnten auch schon im Vorfeld auf Wunsch eines Nutzers individuell angepasst werden, z. B. Anpassung des Halsprofils an anatomische Gegebenheiten des Kunden oder spezifische Vorlieben.
Elektrische Gitarren sind nach dem Erwerb im Allgemeinen nur mit größerem Aufwand oder gar nicht mehr veränderbar. Die von mir konstruierte E-Gitarre hat einen modularen Aufbau aus mehreren Komponenten. Dies ist natürlich auch der Tatsasche geschuldet, dass mein 3D-Drucker keine größeren Ausdrucke erlaubt. Dabei sind die Komponenten des Gitarrenhalses verklebt, die Komponenten des Korpus dagegen verschraubt. Diese Verschraubung ermöglicht es, dass Aussehen der Gitarre auch nachträglich noch in Bezug auf Form, Farbe oder Konsistenz (Hohl- oder Festkörper) durch angepasste Komponenten zu verändern.
Die angehängten Bilder zeigen eine Kombination aus meinen ersten drei Prototypen. Diese sind momentan rein auf Funktion und nicht auf Klang, Optik, Haptik oder Bespielbarkeit ausgelegt.
Pinzipiell funktioniert das Ganze, aber das größte Problem, mit dem ich mich momentan rumschlage ist die Steifigkeit des Gitarrenhalses. Es ist leider möglich mit relativ geringem Kraftaufwand den Hals so zu verbiegen, dass der Ton schwankt. Vielleicht seid ihr ja auch schon bei euren Selbstbauversuchen auf dieses Problem gestossen, und habt Ideen, wie ich die Halsteifigkeit verbessern könnte.
Mehr zum Thema (auch Hörbeispiele) findet ihr auf meiner Webseite:
https://sharkunicorn.com/
Ich bin gespannt auf eure Reaktionen.
Alles Gute und Schöne,
Marcus