Griffbrett dimensionieren

[MiLe]

moin,

nach längerer Pause wird die Planung für das nächste Projekt konkret: Vollcarbon, Headless, 2 verschiebbare aktive Sidewinder-PUs ........
Dabei stellt sich für mich die Frage nach den bestmöglichen Details für das Griffbrett. Das soll diesmal am Sattel etwas breiter werden, um den Fingerkuppen in den unteren Lagen etwas mehr Plazu zu geben - 45mm sind angedacht.

Wichtigste Frage: Wie ist der optimale Abstand der e- bzw. E-Saite zum Griffbrett-Rand?

das hängt wohl zusammen mit der 2. Frage: Was ist der beste Winkel zur Abschrägung der Bundenden? Im Netz finde ich da recht unterschiedliche Angaben. Und lasst Ihr den Übergang zwischen Schräge und Bundoberfläche eher "scharfkantig" oder wird der bei Euch (wie die Bundenden seitlich) auch noch verrundet?

3. Frage: Lasst Ihr den Abstand e-Saite zu Griffbrett-Rand über die gesamte Mensur gleichmäßig oder wird er zu den höheren Bünden hin größer? Immerhin lenkt man die Saite am 12. Bund am leichtesten aus. Am 1. Bund sind 3 mm nur schwer zu schaffen, am 12. ganz leicht.

Ich neige dazu, die Bundenden schön zu verrunden (besseres Gefühl bei schnellem Lagenwechsel) , was bei meinem letzten Projekt dazu geführt hat, daß die e-Saite auch mal seitlich vom Bund flutscht, obwohl am 12. Bund der Abstand Saite zu Griffbrett-Rand 4 mm beträgt.
Aber Schäge der Bundenden plus Abrundung fressen halt einiges weg.

[zappl]

Hey Michael, schön wieder von dir zu lesen!

Ich denke etwas mehr Abstand von Saite zu Außenkante ist aus den genannten Gründen schon förderlich, allerdings wirkt sich ein 1-2 mm breiteres Griffbrett schon deutlich auf das Spielgefühl aus. Zum Winkel... ich denke es hat schon seinen Grund warum sich die 35° zum Standard entwickelt haben.

Wie du siehst, zu deinen Fragen halte ich mich mal mehr oder weniger bedeckt. Über die gleichen Fragen habe ich nämlich kürzlich auch schon gegrübelt...

[MiLe]

Hi Zappl,

danke für die nette Begrüßung

die 35° finde ich auch bei den Tools von Rall, an anderen Stellen aber auch mal 40, 45 und teils 60°. Wobei meist nicht angegeben ist, ob die Halsseite oder die Bundoberfläche die Basis ist, insofern kämen die 60° ab Bundoberfläche auch schon fast wieder hin

Die Breite gerade am Sattel (meine Mera Headless-Bridge hat ein Spacing von 58,8 Saitenmitte-Saitenmitte vorgegeben) hat den Grund, daß ich mir in der Kindheit mal den Ringfinger etwas breitgekloppt habe und gerade bei Akkorden damit Saiten, die eigentlich schwingen sollen, ungewollt abdämpfe. Dem will ich etwas entgegenwirken. Bei dem heute quasi als Standard gesetzten 42-43mm Sattel sind das gerade mal 2-3 mm mehr am 0. Bund, bei gleichen Bridgespacing nur noch 1,0 - 1,5 am 12. Bund.

Dennoch will ich den Abstand der Saiten untereinander maximieren, also müssen die eE-Saiten so nahe wie möglich an den Griffbrett-Rand, ohne die Gefahr abzurutschen. Daher der Versuch, über Bundenden-Abschrägung etc. das Verhältnis Spacing zu Halsbreite zu maximieren

Zwar kann man ja auch noch nachträglich durch Änderung der Sattelkerben-Position etwas ändern, aber dann folgt ja die Halskante nicht mehr exakt der Saite. Und bei einem hohlen Carbonhals ist da auch nix mehr mit "nachträglich anpassen".

[MiLe]

ich fasse mal zusammen:

Bund-Endwinkel 35° von der Griffbrett-Kante aus gesehen, Übergang Bundoberfläche zu Kante nur leicht entschärft.

Was ist mit dem Saitenabstand zum Griffbrett-Rand? Standard scheinen 3 mm zu sein, oder gibt's da abweichende Meinungen/Erfahrungen?

Und dieser Abstand gleichmäßig über das gesamte Griffbrett oder besser zu den höheren Lagen hin etwas größer werdend? (weil die Saite da leichter ausgelenkt werden kann)

Bisher hatte ich solche Dinge immer von bestehenden Gitarren abgekupfert, aber das muss ja nicht heißen, dass es so optimal ist

[Simonfunk]

Hi

Bei mir hat sich ein Abstand von 3,5 (1. Bund) auf 4,5mm (letzter Bund) bewährt, wobei die Bundkrone 1,1mm misst und die Fase maximal 45° - es bleiben also nach dem Verrunden noch 2-3mm Spiel. Da rutscht dann keine Saite mehr ab.

[MiLe]

Wow - das ist mal 'ne klare Ansage und sogar mit Zeichnung...Danke!!!!!
Macht sich die Vergrößerung des Abstandes beim Spielen irgendwie negativ bemerkbar? Ich habe mal versucht, das mit einer kleinen Bastelei an der Bridge zu simulieren und hab bei 1 mm keinen Unterschied bei der Bespielbarkeit gemerkt, sondern eben nur den Vorteil, daß die Saiten nicht mehr vom Griffbrett rutschen.

[bea]

Hallo Michael,

beim Bau meiner Archtop habe ich bei mehreren Gitarren die Griffbretter vermessen und komme so auf 2.5-3 mm Überstand am Sattel und tatsächlich etwas mehr am 12. Bund. Weil ich ebenfalls ein etwas breiteres Griffbrett haben wollte, habe ich folgende Rechnung aufgemacht: Saitenabstand am Sattel je 8 mm. Mal 5 + 2 mal Überstand = 46 mm. Und das fühlt sich richtig gut an. Und es bleibt ein wenig Luft zum Ausgleich eventueller Fehler.

Ich besitze noch eine Steelstring mit 48.5 mm Griffbrett. Das ist dann aber fast schon etwas zu breit.

[MiLe]

Hi Bea,

Danke für Deine Erfahrungen! Dann liege ich mit meiner Planung ja anscheinend gar nicht so verkehrt - super!
Das ist halt der Punkt bei einem Carbonhals - die Spielräume für nachträgliche Korrekturen sind doch arg begrenzt.

[Haddock]

Hallo Michael,

bei mir sind es etwas mehr als 2mm von Saitenaussendurchmesser bis zur Griffbrettkante. Eigentlich fast paralell bis zum 24sten Bund. Geht gut zum spielen und man gewöhnt sich schnell dran.

Gruss
Urs

[MiLe]

moin Urs,

2 mm ist gemessen am "Standard" offenbar schon recht knapp. Hast Du eine besonders saubere Grifftechnik oder die Bundenden nur wenig abgeschrägt?

[Haddock]

Hallo Michael,

die Bundenden sind mit 35 Grad abgeschrägt. ich hab nochmals nachgemessen, es sind bei meiner Avenger 2,2mm. Ist schon knapp, aber für mich passt das. Bleib irgendwo zwischen 2,5mm und 3mm dann kommt das gut.

Gruss
Urs

[MiLe]

aye - so wird's gemacht