Harte und weiche Bespielbarkeit

Wie baue ich mir eine elektrische Gitarre?

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Harte und weiche Bespielbarkeit

#1

Beitrag von thoto » 05.06.2014, 12:50

Hallo,

mir ist immer wieder aufgefallen, dass es Unterschiede in der gefühlten Weichheit der Saiten bei Stahlsaitengitarren gibt. Und zwar auch, wenn es Saiten vom selben Hersteller und Typ sind (also quasi die gleiche Verpackung ;) ).
Die Stimmung ist auch immer dieselbe gewesen.
Trotzdem gibt es Gitarren, da kommen einem die Saiten total starr und schwer zu speilen vor und dann gibt es welche, da flutscht es einfach nur und die saiten fühlen sich irgendwie weicher an, leichter zu Ziehen und man muss auch nicht so viel Druck beim Griefen aufwenden.
Als Beispiel: Mein Fendernachbau ist total weich und die Martinez Dayton (PBC-Fabrik, gibt's nicht mehr, zu Recht :evil: ) ist eher von der harten Sorte. Die Mensuren sind, glaube ich, unterschiedlich, bei der Martinez müsste ich aber erst messen, was das für eine ist.
Beide Gitarren besitzen ein Tremolosystem, welches festgestellt wurde.
Kann mir jemand sagen, welche Kriterien/Merkmale dafür verantwortlich sein können? Wie kann ich diese Wichheit gezielt herstellen oder einstellen? Und: kann man eine Gitarre nachträglich "weicher"/"härter" machen (also ohne sie jetzt komplett umzubauen :roll: )?

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Re: Harte und weiche Bespielbarkeit

#2

Beitrag von Arsen » 05.06.2014, 12:56

Die Mensur macht schon einen Unterschied....bei gleich dicken Saiten und gleich gestimmten Ton,
ist die Saite auf der längeren Mensur stärker gespannt --> härter
Gruß, Arsen

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Re: Harte und weiche Bespielbarkeit

#3

Beitrag von aljosha » 05.06.2014, 14:05

es kommt auch drauf an wie alt/bespielt sie sind
ich spiele aud der elektrischen GHS gilmour boomers und die werden merklich "haerter" mit der Zeit
haben bisher alle die sie ausprobiert haben gesagt

best

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Re: Harte und weiche Bespielbarkeit

#4

Beitrag von thoto » 05.06.2014, 14:11

Die Saiten wurden bei beiden Gitarren nacheinander neu aufgezogen.
Dass sie härter werden mit zunehmendem Alter habe ich noch nie bemerkt, nur dumpfer.

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Re: Harte und weiche Bespielbarkeit

#5

Beitrag von capricky » 05.06.2014, 14:20

Na ist doch ganz einfach, die Summe aller Details wie Mensur, Saitenlage 1. Bund (Sattel), Saitenlage insgesamt, Bundhöhe, Bundbreite, Bundmaterial, Kronenform, Halsprofil, Halsdicke, Sattelbreite, Spacing, Griffbrettmaterial, dessen Pflegezustand u.v.a. macht den Unterschied für diese subjektive Wahrnehmung.

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Re: Harte und weiche Bespielbarkeit

#6

Beitrag von thoto » 05.06.2014, 14:53

Kannst du mir auch mitteilen, welche Eigenschaften bei welchem der aufgezählten Dinge was bewirkt?
Bzw. gibt es Dinge (und wenn ja, welche), die sich als besonders markant in dieser Hinsicht erweisen?
Mensur und Saitenlage kann ich nachvollziehen, die hatte ich auch schon in Verdacht. Aber die anderen Sachen wie zum Beispiel Griffbrettmaterial verstehe ich nicht. Jedenfalls nicht, wenn es un das reine Greifen eines Akkords geht, ohne dass das Griffbrett berührt wird (also von oben).

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Re: Harte und weiche Bespielbarkeit

#7

Beitrag von dhaefi » 05.06.2014, 15:47

Hi,

wenn du das Griffbrett nicht berührst beim Drücken der Saite, dann hast du wohl ne extrem hohe Saitenlage.

Capricky schreibt ja, dass es die subjektive Wahrnehmung ausmacht.
- unterschiedliche Halsform -> das Griffgefühl ist anders / andere Handhaltung
- unterschiedliches Spacing -> mehr/weniger Platz zwischen den Saiten, andere Handhaltung
- Bundhöhe -> je höher desto mehr Druck bis die Saite (oder der Finger) auf dem Griffbrett liegt

ich kann mir das alles ziemlich gut erklären. Ich habe zwei Strats, die eine fühlt sich besser an als die andere -> bessere Saitenlage, anderer Hals, anderes Griffbrett.

Was du fühlst ist nicht nur die 'Weichheit' der Saite sondern der Kraftaufwand der benötigt wird um die Saite runterzudrücken.

Mensurunterschiede stelle ich mir, gerade bei Bendings und gleicher Stimmung, als Musterbeispiel für unterschiedlichen Kraftaufwand vor.

Gruss,
Daniel

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Re: Harte und weiche Bespielbarkeit

#8

Beitrag von MarcoMUC » 05.06.2014, 15:52

Ich versuche mich an einer Interpretation an des Mannes mit Hut gemachten Statements (für mich klingt das eher ironisch :lol: ):
a) die Summe aller Details... also nicht einfach separierbar
b) subjektive Wahrnehmung... also nicht objektiv bestimmbar - da nicht separat meßbar 8)

Selbst wenn Du einen einzelnen Parameter variierst, und dabei die anderen fixierst - und das dann systematisch mit allen Parametern durchziehst... dann erhältst Du einen n-dimensionalen Parameterraum, der ziemlich sicher viele unterschiedliche Wertekombinationen mit dem Attribut "weicher" bzw "härter" aufweist.

Äh... oder? (think) (whistle)

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Re: Harte und weiche Bespielbarkeit

#9

Beitrag von capricky » 05.06.2014, 17:37

wenn ich wieder eine vernünftige Tastatur
unter den Fingern habe, schreibe ich mehr
. Ironisch war das jedenfalls nicht gemeint

capricky.... per idiotenphone :evil:

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Re: Harte und weiche Bespielbarkeit

#10

Beitrag von thoto » 06.06.2014, 08:39

Vielen Dank schonmal für die Rückmeldungen.
dhaefi hat geschrieben:Hi,
wenn du das Griffbrett nicht berührst beim Drücken der Saite, dann hast du wohl ne extrem hohe Saitenlage.
Nein, die Saitenlage ist sehr niedrig bei beiden Gitarren, trotzdem gibt es diese Unterschiede. Bei der "festeren" ist die Saitenlage sogar etwas niedriger. Im Übrigen werden die Töne ja nicht durch das Berühren des Griffbretts erzeugt, sondern durch das Berühren der Saiten der Bünde. Und es gibt ja extra Jumbo-Bünde, damit man das Griffbrett nicht berührt.
dhaefi hat geschrieben: Capricky schreibt ja, dass es die subjektive Wahrnehmung ausmacht.
Hmm, ich denke schon, dass jeder diese Unterschiede merkt. Also, dass die eine Gitarre sich "fester" anfühlt, als die andere. Warum also subjektiv?
dhaefi hat geschrieben: Was du fühlst ist nicht nur die 'Weichheit' der Saite sondern der Kraftaufwand der benötigt wird um die Saite runterzudrücken.
Ich meinte allerdings nicht nur den Kraftaufwand zum Niederdrücken der Saiten, sondern auch das Gefühl beim Picking. Das ist nämlich analog bei den Gitarren.
Allerdings gibt es hier auch wieder Unterschiede zu Stahl- und Nylonsaiten. So ist z.B. der Kraftaufwand zum Greifen bei einer Konzertgitarre mit Nylonsaiten für mich größer als bei E-Gitarren, aber trotzdem fühlen sich die Saiten weicher an beim Picking. Das Erstere ließe sich für mich durchaus mit Halsform, Spacing usw. erklären. Die Weichheit bzgl. Picking kann natürlich von den Saitenmaterialien kommen und somit durch andere Faktoren bestimmt werden.

Aber das ist mir alles irgendwie zu schwammig und unklar, deshalb hoffe ich auf viele Antworten, Ideen und Erfahrungsberichte.

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Re: Harte und weiche Bespielbarkeit

#11

Beitrag von capricky » 06.06.2014, 09:03

Ja eigentlich ist doch alles gesagt... schon von Daniel, hier würde ich nur
wenn du das Griffbrett nicht berührst beim Drücken der Saite, dann hast du wohl ne extrem hohe Saitenlage
korrigieren wollen, das spricht eher für extrem hohe" Jumbobünde!

Wenn mit "Weichheit" geringer Kraftaufwand beim Drücken der Saiten gemeint ist, dann ist da primär der Parameter "Saitenlage", also Höhe der ruhenden Saiten über den Bundkronen verantwortlich. Den optimiere ich an beiden Auflagern Steg/Brücke und Sattel.

Griffbrettberührungsloses Akkordspiel ist mir nur vom sliden bekannt (open tunings), ansonsten ist eine Berührung des Griffbretts wohl nicht zu vermeiden und dessen Haptik macht eine Menge für das Spielgefühl aus.

capricky

edit: dieses post hatte ich zu schreiben begonnen, da war das letzte von thoto noch nicht raus. Deshalb ist einiges was ich schrub, nicht mehr ganz im "Takt" ;)

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Re: Harte und weiche Bespielbarkeit

#12

Beitrag von dhaefi » 06.06.2014, 09:19

thoto hat geschrieben:Nein, die Saitenlage ist sehr niedrig bei beiden Gitarren
Aber nicht identisch - die unterschiede der Saitenlage bei meinen Gitarren ist auch nicht riesig, trotzdem gibt es diese Unterschiede.
thoto hat geschrieben:Bei der "festeren" ist die Saitenlage sogar etwas niedriger.
Die hat bestimmt die grössere Mensur = Saite stärker gespannt - stimm die mal einen halbton Tiefer und prüfe die Veränderung.
thoto hat geschrieben:Im Übrigen werden die Töne ja nicht durch das Berühren des Griffbretts erzeugt, sondern durch das Berühren der Saiten der Bünde. Und es gibt ja extra Jumbo-Bünde, damit man das Griffbrett nicht berührt.
Der Finger berührt trotzdem noch das Griffbrett was die Wahrnehmung verändert
thoto hat geschrieben:Hmm, ich denke schon, dass jeder diese Unterschiede merkt. Also, dass die eine Gitarre sich "fester" anfühlt, als die andere. Warum also subjektiv?
Da es zu viele Faktoren gibt, von welchen das abhängt - wenn du es objektiv auf die Saiten zurückführen willst bräuchtest du zwei identische 'Gitarren' und müsstest diese auch noch identisch anspielen. = Exakt gleiche Handhaltung, gleiche Eintauchtiefe beim Pick. Das wirst du selbst nie hinkriegen - ich behaupte aber auch, dass sich das nicht mehr wahrnehmen lässt. Selbst die Position der Gitarre (wie weit weg vom Bauch, wie hoch sie ist) dürfte eine grössere Rolle spielen als die unterschiede zweier gleicher Saitensätze.
thoto hat geschrieben:Ich meinte allerdings nicht nur den Kraftaufwand zum Niederdrücken der Saiten, sondern auch das Gefühl beim Picking. Das ist nämlich analog bei den Gitarren.
Pick mal bei der selben Gitarre am Steg und direkt beim Halsübergang. Dieser Unterschied ist wahrscheinlich grösser als der Unterschied zwischen zwei Gitarren und selber Picking Position.
Zwei Gitarren mit unterschiedlicher Mensur, womöglich unterschiedlicher Brücke und wahrscheinlich unterschiedlichem Abstand zwischen Brücke und Zupfhand - wieder viele Variablen die das ganze beeinflussen.
thoto hat geschrieben:Allerdings gibt es hier auch wieder Unterschiede zu Stahl- und Nylonsaiten. So ist z.B. der Kraftaufwand zum Greifen bei einer Konzertgitarre mit Nylonsaiten für mich größer als bei E-Gitarren, aber trotzdem fühlen sich die Saiten weicher an beim Picking. Das Erstere ließe sich für mich durchaus mit Halsform, Spacing usw. erklären. Die Weichheit bzgl. Picking kann natürlich von den Saitenmaterialien kommen und somit durch andere Faktoren bestimmt werden.
Hier werfe ich mal: Saitenlage / gefühl beim Drücken von dickeren Saiten für die Hals-Hand ins spiel und Mensurunterschied für die Zupfhand. Nylonsaiten sind 'schlabbrig' beim Zupfen - die Wahrnehmung wird sich bei der Greifhand wahrscheinlich durch die Saitendicke / Spacing / Halsform usw. deutlich zu anderen Gitarren unterscheiden.
thoto hat geschrieben:Aber das ist mir alles irgendwie zu schwammig und unklar, deshalb hoffe ich auf viele Antworten, Ideen und Erfahrungsberichte.
Ich denke, es wird auch schwammig bleiben. Um das auf die Saite herunterzubrechen und eine Objektivität hinzukriegen muss man sämtliche Variablen eliminieren können - das wird mit bestimmtheit den Aufwand für das Resultat nicht rechtfertigen

Gruss,
Daniel

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Re: Harte und weiche Bespielbarkeit

#13

Beitrag von capricky » 06.06.2014, 09:44

thoto hat geschrieben: Hmm, ich denke schon, dass jeder diese Unterschiede merkt. Also, dass die eine Gitarre sich "fester" anfühlt, als die andere. Warum also subjektiv?
"Anfühlen", "Merken" liegen ganz nah an "Glauben", bei allen kann man ganz leicht in die Irre geführt werden, durch Suggestion und Autosuggestion. Das ist im besten Sinne subjektiv. Objektiv wäre die benötigte Kraft zu messen, die benötigt wird um eine Saite/die Saiten auf den Bund/die Bünde zu drücken. Das ist relativ einfach.

Ich verdiene Geld damit, dass Gitarren "leichter", "besser", "schneller" spielen und sich somit "leichter", "besser" und "schneller" verkaufen lassen und verwende dabei auch alle Tricks! 8) Ich schrecke nicht mal vor "fast fret" zurück :badgrin:

capricky ;)

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Re: Harte und weiche Bespielbarkeit

#14

Beitrag von thoto » 06.06.2014, 11:53

capricky hat geschrieben: "Anfühlen", "Merken" liegen ganz nah an "Glauben", bei allen kann man ganz leicht in die Irre geführt werden, durch Suggestion und Autosuggestion. Das ist im besten Sinne subjektiv. Objektiv wäre die benötigte Kraft zu messen, die benötigt wird um eine Saite/die Saiten auf den Bund/die Bünde zu drücken. Das ist relativ einfach.
Okay, dann wäre das für mich abgehakt.
capricky hat geschrieben: Ich verdiene Geld damit, dass Gitarren "leichter", "besser", "schneller" spielen und sich somit "leichter", "besser" und "schneller" verkaufen lassen und verwende dabei auch alle Tricks! 8) Ich schrecke nicht mal vor "fast fret" zurück :badgrin:
SUPER! :D Wie machst du das? Ich meine, wenn du gezielt Gitarren besser, schneller, leichter zu Spielen machst, dann weisst du ja, welche Dinge dabei zu beachten sind. Kannst du das zum Beispiel nur mit einer bestimmten Mensur? Wird eine Gitarre subjektiv schlechter, langsamer zu spielen, wenn du eine andere nimmst bzw. musst du an bestimmten "Schrauben drehen", wenn die Mensur sich verändert, um dies zu kompensieren? Das nur als Beispiel, weil Mensur jetzt so oft als Kriterium gefallen ist.

Oder aber (falls die Betrachtung des Gegenteils helfen sollte): Was machst du, wenn ein Kunde lieber eine "schlechter" zu spielende Gitarre wünscht?

Oder noch anders: Wenn dir jemand eine Gitarre bringt und er möchte sie "schneller", "leichter" usw. haben: Welche Möglichkeiten kommen in Betracht? Vielleicht gestaffelt nach Kosten<->Nutzen.

Oder ganz einfach: <Bitte hier vollständige Liste deiner Tricks auflisten> :D (whistle)

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Re: Harte und weiche Bespielbarkeit

#15

Beitrag von DoubleC » 06.06.2014, 12:26

Alles subjektiv und von der Tagesform abhängig............

Die "Bespielbarkeit" hängt auch von der Anatomie ab........Größe der Hände, Länge der Arme etc. Ich finde ES-Modelle und Telecasters einfacher zu bespielen, als die Stratocaster............usw. usw.

Auf dünne Saiten kann ich nicht schnell spielen, weil mir der WIderstand fehlt. Da verreisst man doch recht schnell den Ton........(also wirklich gespielt und nicht Legatogegniedel)

Schon mal Kapodaster ausprobiert? Mein Gitarrenlehrer pflegte vor ungefähr 100 Jahren zu sagen: "Put the capo on the second fret to make the fingering easier!" War wohl 'n Zitat von Stefan Grossman.....aber Tatsache ist, dass auf den 70iger Japannachbauten von Amiklassikern (Dreadnaught) minimalst .13er Sätze aufgezogen waren und Halsdicke & Saitenlage jenseits des heutzutage vom Jungvolk tolerierten lagen. Da tat der Kapodaster Wunder, wenn man mal den Fingersatz lernen und nicht nur die Saitenkraft bekämpfen wollte. Will sagen: Die Saitenspannung blieb die gleiche, aber SPielposition und Saitenlage änderten sich durch den virtuellen/temporären Nullbund dramatisch!

Und noch was: Eine frisch gekaufte "teure" Gitarre spielt sich 100 mal leichter, schneller und so, als der olle Hobel, der da noch oin der Ecke steht. ;)

@ Capricky: Echt? Fast Fret? Den Kack gipps noch? Irre! Erst sind die Saiten glipschig und halten die Brillanz vielleicht 1/2 Tag länger und dann werden sie gaaaaanz schnell stumpf und QUIETSCHEN beim spielen............also sie spielen sich hart und gebrempst!

Unabhängig von der Gitarre spielt sich die Tonleiter, die man beherrscht, viel schneller und leichter, als ein Thema, das neu ist und das man nicht beherrscht. Typisch für Einen Anfänger der gitarre hat eifer: Passagen, die funktionieren werden schneller gespielt (weil schneller und leichter) und Passagen, wo es noch nicht so sitzt, eben langsamer. Kann man des Sommers gerne in gutbürgerlichen Gegenden hören, wenn das Menuett in G-Dur aus dem Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach in verschiedenen Stadien der Reife aus den Fenstern tönt (puke)
menuet1k.jpg
In Takt 5 und 6 wird das Pianoforte plötzlich widerspenstig und spielt sich nicht mehr leicht und schnell.............

Gruss DoubleC

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Re: Harte und weiche Bespielbarkeit

#16

Beitrag von Herr Dalbergia » 06.06.2014, 14:19

Also, vorsicht, wenn hier irgendjemand was gegen FastFret sagt, dann wirds persönlich....Fatsfret ist das Produkt im Musikinstrumentenbau, kommt gleich hinter Rio-Palisander.

@thoto:

Ich mache unter anderem genau das gleiche wie der nette Mann aus berlin, und vieles ist halt Erfahrungssache. Halskrümmung, Saitenlage usw, daß kann man schwer erklären, wenn dann nur am Instrument vorführen.

Cheers, Alex

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Re: Harte und weiche Bespielbarkeit

#17

Beitrag von capricky » 06.06.2014, 15:02

thoto hat geschrieben:
SUPER! :D Wie machst du das?
Ich habe doch alles schon gesagt, es ist eigentlich nichts geheimnisvolles.
Gitarre stimmen, Oktavreinheit einstellen, Saitenlage am Steg einstellen was geht, also bis die dicke E-Saite zuviel des Guten scheppert. Das war die Standardmaßnahme.
Dann gibt es Verfeinerungen wie Sattelkerben feilen (übrigens - Nullbund und Kapodaster können einen gut gefeilten Sattel nur simulieren 8) )
Weiter geht es mit Bundkanten entgraten, verrunden. Stumpfe Saiten entrosten mit Schleifvlies, micromesh oder feinem Sandpapier - ihr glaubt nicht, was ich da für ein Elend zu sehen bekomme, egal ob direkt vom Chinacontainer (jetzt kommen die eher aus Indien), vom Großhandel oder vom Kunden - "die Saiten bitte drauflassen!" :shock: Dafür muss es nostalgische Gründe geben, die Saiten sind sicher original aus den 60ern. Anschliessend ein geschmeidig machen mit Fast Fret (das ist schon politisch korrekt!).
Bünde abrichten und polieren, macht die Gitarre auch "schneller" und "weicher", ebenso eine Griffbrettreinigung und Ölung.

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Re: Harte und weiche Bespielbarkeit

#18

Beitrag von thoto » 06.06.2014, 19:54

Herr Dalbergia hat geschrieben: Ich mache unter anderem genau das gleiche wie der nette Mann aus berlin, und vieles ist halt Erfahrungssache. Halskrümmung, Saitenlage usw, daß kann man schwer erklären, wenn dann nur am Instrument vorführen.
Das hilft doch schonmal. Erfahrung fehlt mir definitiv, aber mit den Schlagworten kann ich was anfangen. Vielen Dank.

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Re: Harte und weiche Bespielbarkeit

#19

Beitrag von capricky » 06.06.2014, 20:00

Ja die Halskrümmung hatte ich vergessen, die gehörte noch zum "Standardprogramm"! ;)

...aber der nette Alex hat ja aufgepasst... trotz Grippe - Gute Besserung!

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Re: Harte und weiche Bespielbarkeit

#20

Beitrag von thoto » 06.06.2014, 20:01

capricky hat geschrieben: Ich habe doch alles schon gesagt, es ist eigentlich nichts geheimnisvolles.
Gitarre stimmen, Oktavreinheit einstellen, Saitenlage am Steg einstellen was geht, also bis die dicke E-Saite zuviel des Guten scheppert. Das war die Standardmaßnahme.
Dann gibt es Verfeinerungen wie Sattelkerben feilen (übrigens - Nullbund und Kapodaster können einen gut gefeilten Sattel nur simulieren 8) )
Weiter geht es mit Bundkanten entgraten, verrunden. Stumpfe Saiten entrosten mit Schleifvlies, micromesh oder feinem Sandpapier - ihr glaubt nicht, was ich da für ein Elend zu sehen bekomme, egal ob direkt vom Chinacontainer (jetzt kommen die eher aus Indien), vom Großhandel oder vom Kunden - "die Saiten bitte drauflassen!" :shock: Dafür muss es nostalgische Gründe geben, die Saiten sind sicher original aus den 60ern. Anschliessend ein geschmeidig machen mit Fast Fret (das ist schon politisch korrekt!).
Bünde abrichten und polieren, macht die Gitarre auch "schneller" und "weicher", ebenso eine Griffbrettreinigung und Ölung.
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Ah, das finde ich schon viel konkreter, als davor. :)
Auch der Hinweis mit der Mensur von anderen Beiträgern.
Ich bedanke mich vielmals für die Erhellung. (clap3)
Ich habe übrigens mal meine Akkustik-Stahlsaiten-Klampfe mit dem Fendernachbau verglichen, Die Mensur ist die gleiche, aber das Spacing differiert erheblich. Ein Vergleich durch Ziehen der Saiten ergab für mich gefühlt eine gleiche Spannung auf beiden Gitarren. Messen kann ich das leider nicht, aber ich meine, keinen Unterschied gefühlt zu haben. Trotzdem lässt sich die eine erheblich schwerer Spielen, als die andere. Ich schaue mal bei Gelegenheit, ob ich an der Saitenlage der Akkustik was ändern kann. Auf jeden Fall habt ihr mich alle motiviert, einige Dinge auszuprobieren und nun weiß ich auch, worauf ich ungefährt achten kann.

Also nochmal vielen Dank an alle. :D :D

(Das soll jetzt aber kein Schlusswort sein ;) )

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Re: Harte und weiche Bespielbarkeit

#21

Beitrag von thoto » 06.06.2014, 20:03

capricky hat geschrieben: Gitarre stimmen, Oktavreinheit einstellen, Saitenlage am Steg einstellen was geht, also bis die dicke E-Saite zuviel des Guten scheppert.
Ah...ich dachte, die sollte überhaupt nicht scheppern? Ich habe meine Saitenlage jedenfalls für hohe und tiefe E-Saite so eingetellt, dass in allen Grifflagen kein Scheppern zu höeren ist (bei "normaler" Spielweise).

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Re: Harte und weiche Bespielbarkeit

#22

Beitrag von capricky » 06.06.2014, 20:50

thoto hat geschrieben:
capricky hat geschrieben: Gitarre stimmen, Oktavreinheit einstellen, Saitenlage am Steg einstellen was geht, also bis die dicke E-Saite zuviel des Guten scheppert.
Ah...ich dachte, die sollte überhaupt nicht scheppern? Ich habe meine Saitenlage jedenfalls für hohe und tiefe E-Saite so eingetellt, dass in allen Grifflagen kein Scheppern zu höeren ist (bei "normaler" Spielweise).
Nun muss man auch mal sagen, dass "optimale Saitenlage" ebenso wie die "besten" Saiten und vor allem deren Stärke auch was subjektives ist, also individuelle Vorliebe. Je höher allerdings die Saitenlage und je dicker die Saiten werden, umso mehr verschlechtert sich die Intonation, das heißt die Tonhöhenabweichung von Leersaiten zu gegriffenen Saiten. Das ist dann allerdings objektiv so.
Ob eine Saite schnarrt, ist neben der Saitenlage natürlich auch von Anschlagsstärke, Anschlagsrichtung und Anschlagsort abhängig. Ich kann also per Anschlag bestimmen, ob eine Saite schnarrt oder nicht.
Und dann passiert manchmal das Schlimmste und Unberechenbare - die Antwort des ganzen Schwingungssystem Gitarre auf den Anschlag, das ist objektiv so und kann einen ganz subjektiv zur Verzweiflung bringen - Bünde sind optimal abgerichtet, die Halskrümmung perfekt, aber trotz einer Saitenlage dass das Plektrum schon hochkant zwischen Griffbrett und Saiten passt, schnarrt es immer noch, obwohl keine Teile lose sind... dann sieht man ganz alt aus und hat keine Chance. Es braucht einen neuen Hals oder eine neue Gitarre

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Re: Harte und weiche Bespielbarkeit

#23

Beitrag von thoto » 07.06.2014, 01:17

...hat keine Chance. Es braucht einen neuen Hals oder eine neue Gitarre
Ich hätte gedacht, da würde ein/e Gitarrenlehrer/in eher helfen... :D

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