Informationen für neues Projekt: Norlin Les Paul Custom (U2)

Wie baue ich mir eine elektrische Gitarre?

Moderatoren: clonewood, wasduwolle

Antworten
Benutzeravatar
Delayar
Ober-Fräser
Beiträge: 842
Registriert: 26.04.2010, 08:20
Wohnort: Wien
Hat sich bedankt: 33 Mal
Danksagung erhalten: 14 Mal

Informationen für neues Projekt: Norlin Les Paul Custom (U2)

#1

Beitrag von Delayar » 07.08.2013, 11:19

Liebe Kollegen!

Ich überlege schon länger ein Replika-Projekt, und ich denke es wird langsam Zeit, es mal anzugehen. Allerdings involviert es ein paar Details und Vorgehensweisen, mit denen ich noch nicht so vertraut bin, daher bin ich noch auf der Suche nach Infos bezüglich des Vorbilds und auch nach Ideen bezüglich der Umsetzung.

Konkret geht es um eine Les Paul Custom in Weiß. Aber nicht von Randy Rhoads, sondern um die 1975er von The Edge: https://s-media-cache-ak0.pinimg.com/73 ... cfaf53.jpg

Er hat diese Gitarre 2008 zugunsten von Music Rising versteigert, anschließend hat Gibson ihm eine Replik gebaut, die er noch immer viel benutzt.

Und jetzt kommen meine Fragen:

Zum Vorbild:
Ich weiß ja, dass Gibson zu der Zeit diese sogenannten Pancake-Bodies verbaut hat, dementsprechend wird diese wohl auch einen haben. Wie ganau waren die normalerweise aufgebaut, und welche Dimensionen hatten die jeweiligen Teile?
Zu der Zeit ist das Halsmaterial ja auch nicht ganz sicher. Wurden 1975 schon Ahornhälse verbaut, oder kamen die erst später?
Und ich hab schon ein paar Bilder von Customs aus der Zeit gesehen, und manche haben diese schwarzen Unterlegscheiben(?) bei den Bolzen des Saitenhalters. Weiß jemand etwas darüber? Material, Dicke, Zweck?

Zu den Methoden:
Ich würde gerne dieses gealterte, vergilbte Weiß hinbekommen. Kann man das vergilben von Nitrolack ducrh UV-Licht beschleunigen?

vielen Dank,

Markus

Edit: Neue Bild-URL

Benutzeravatar
Titan-Jan
Luthier
Beiträge: 2989
Registriert: 24.06.2011, 14:01
Wohnort: Bodensee, Kreis Konstanz
Hat sich bedankt: 811 Mal
Danksagung erhalten: 363 Mal
Kontaktdaten:

Re: Informationen für neues Projekt: Norlin Les Paul Custom

#2

Beitrag von Titan-Jan » 07.08.2013, 11:27

Hui, kann dir zwar mit deinen Fragen kein bisschen weiterhelfen, freue mich aber schon sehr wieder auf einen Baubericht von dir!!! Ich mag deine Arbeit... *schleim* ;)

Benutzeravatar
Delayar
Ober-Fräser
Beiträge: 842
Registriert: 26.04.2010, 08:20
Wohnort: Wien
Hat sich bedankt: 33 Mal
Danksagung erhalten: 14 Mal

Re: Informationen für neues Projekt: Norlin Les Paul Custom

#3

Beitrag von Delayar » 07.08.2013, 11:33

Danke für die Blumen.

Ich denke aber, es wird noch ein weilchen dauern, bis ich dieses Projekt in Angriff nehme. Ich weiß auch nicht, ob es das nächste, oder übernächste,... wird. Aber ich möchte mal Informationen sammeln, was auf mich zukommt. Ich hab bis jetzt ja auch noch gar keine Erfahrung beim Thema Aging.

Auf jeden Fall ist das irgendwie ein Herzensprojekt für mich als U2-Fan, und die Idee spukt schon ein paar Jahre in meinem Kopf herum.

lg
Markus

Benutzeravatar
Meik
Ober-Fräser
Beiträge: 737
Registriert: 22.10.2012, 20:11
Hat sich bedankt: 22 Mal
Danksagung erhalten: 7 Mal

Re: Informationen für neues Projekt: Norlin Les Paul Custom

#4

Beitrag von Meik » 07.08.2013, 12:34

Also Nitrolack leicht einfärben vielleicht?

Benutzeravatar
taxman
Zargenbieger
Beiträge: 1549
Registriert: 23.04.2010, 22:16
Hat sich bedankt: 30 Mal
Danksagung erhalten: 9 Mal

Re: Informationen für neues Projekt: Norlin Les Paul Custom

#5

Beitrag von taxman » 07.08.2013, 13:11

Also, entweder Du färbst den Lack etwas ein, oder Du füllst etwas Nitrolack in ein Glas (gut versiegeln/schließen) und stellst es so lange wie möglich in die pralle Sonne. Z.B. Fensterbank, hauptsache viel UV Licht. Da Du ja eh noch Zeit bis zum Lackieren hast, nutz das momentane Sonnenwetter.
Es gibt wohl Nitrolacke, die etwas schwerer vergilben (was ja eigentlich eine positive Eigenschaft ist). Welche Hersteller für den gewünschten Gilbeffekt am Besten geeignet sind, weiß ich leider auch nicht. Ich habe gute Erfahrungen mit Nitrolack von Schreinerlacke gemacht, der ist bei mir nach einem Jahr im Glas (nicht durchgehend in der Sonne) schön honigfarben geworden.

Noch ein Tip, lieber kleinere Mengen und mehrere Gläser, als ein großes, volles Glas Lack in die Sonne, dann gehts schneller.

Ach ja, ich spreche natürlich von Klarlack. Der Gilbeffekt beim Weis kommt hauptsächlich vom Klarlack, siehe auch Telecaster.

Benutzeravatar
capricky
Moderator
Beiträge: 11556
Registriert: 23.04.2010, 13:43
Wohnort: In Karl seinem Adlernest
Hat sich bedankt: 771 Mal
Danksagung erhalten: 1286 Mal

Re: Informationen für neues Projekt: Norlin Les Paul Custom

#6

Beitrag von capricky » 07.08.2013, 15:59

Es gibt "so'nen" und "solchen" Nitroklarlack. Der eine gilbt in der Flasche auch in völliger Dunkelheit (bis er braun wie Waldhonig wird) und der andere gar nicht. Das Glas der Flasche ist übrigens ein guter UV- Filter, es lässt kaum UV Strahlung durch. Es hilft nichts, man muss am besten lange vor der Gitarrenlackierung ein paar Teststücke machen und beobachten, wie sich was oder nichts verändert. Acryllacke (Autolacke) eignen sich als Vorlacke, die dann mit Nitrolack überlackiert werden können (hat Fender auch so gemacht)

capricky

Benutzeravatar
Simon
Moderator
Beiträge: 6621
Registriert: 23.04.2010, 14:11
Wohnort: Tirol
Hat sich bedankt: 535 Mal
Danksagung erhalten: 943 Mal

Re: Informationen für neues Projekt: Norlin Les Paul Custom

#7

Beitrag von Simon » 07.08.2013, 17:56

Das wird wirklich super!!! Ich gebs zu, ich mag die Optik von alten Gitarren!
Hilft vielleicht Rauch den Lack zu vergilben? Meine SG, damals als ich sie kaufte schneeweiß, steht bei uns im Proberaum wo viel geraucht wird, und hat nun innerhalb von 5 Jahren genau den von dir gewünschten Farbton erreicht!

Benutzeravatar
Delayar
Ober-Fräser
Beiträge: 842
Registriert: 26.04.2010, 08:20
Wohnort: Wien
Hat sich bedankt: 33 Mal
Danksagung erhalten: 14 Mal

Re: Informationen für neues Projekt: Norlin Les Paul Custom

#8

Beitrag von Delayar » 09.08.2013, 17:30

Danke für die Tips.
Dann werde ich mal Lack-Langzeitexperimente starten.

lg
Markus

Benutzeravatar
taxman
Zargenbieger
Beiträge: 1549
Registriert: 23.04.2010, 22:16
Hat sich bedankt: 30 Mal
Danksagung erhalten: 9 Mal

Re: Informationen für neues Projekt: Norlin Les Paul Custom

#9

Beitrag von taxman » 09.08.2013, 23:46

capricky hat geschrieben:Es gibt "so'nen" und "solchen" Nitroklarlack. Der eine gilbt in der Flasche auch in völliger Dunkelheit (bis er braun wie Waldhonig wird) und der andere gar nicht. Das Glas der Flasche ist übrigens ein guter UV- Filter, es lässt kaum UV Strahlung durch. Es hilft nichts, man muss am besten lange vor der Gitarrenlackierung ein paar Teststücke machen und beobachten, wie sich was oder nichts verändert. Acryllacke (Autolacke) eignen sich als Vorlacke, die dann mit Nitrolack überlackiert werden können (hat Fender auch so gemacht)

capricky
Hast Du da evtl. einen Herstellernamen zu farbveränderungsfreundlichem Nitrolack, oder betraf das nur deinen alten DDR-Lack?

Benutzeravatar
capricky
Moderator
Beiträge: 11556
Registriert: 23.04.2010, 13:43
Wohnort: In Karl seinem Adlernest
Hat sich bedankt: 771 Mal
Danksagung erhalten: 1286 Mal

Re: Informationen für neues Projekt: Norlin Les Paul Custom

#10

Beitrag von capricky » 10.08.2013, 09:12

taxman hat geschrieben:
Hast Du da evtl. einen Herstellernamen zu farbveränderungsfreundlichem Nitrolack, oder betraf das nur deinen alten DDR-Lack?
Da kann ich leider nicht weiterhelfen, die Erfahrungen stammen von meinen alten Lacken.
Später habe ich Nitrolacke von Clou benutzt (Spraydosen), die waren aber schon transparent angefärbt (Eiche, Kiefer hell) und ich habe sie nur für Ahornhälse verwendet und zur Restauration alter Mandolinen.
Übrigens kann es gut sein, daß der Klarlack auf den Gibsons Polyesterlack war, der gilbt auch und Amis lieben polierten Polyesterlack.
Schwabbel1.JPG
DSC00157 [800x600].JPG
Während der CN-Möbellack nach rund 28 Jahren unverändert blieb, hat der Schwabbellack die Farbe von schwarzem Tee bekommen.
Interessant sind auch die % Angaben zu den Lösungsmitteln auf dem CN-Glas und der war/ist keinesfalls dünnflüssig, er muss also immer noch spritzfertig verdünnt werden.

capricky

Benutzeravatar
Delayar
Ober-Fräser
Beiträge: 842
Registriert: 26.04.2010, 08:20
Wohnort: Wien
Hat sich bedankt: 33 Mal
Danksagung erhalten: 14 Mal

Re: Informationen für neues Projekt: Norlin Les Paul Custom

#11

Beitrag von Delayar » 13.08.2013, 08:02

capricky hat geschrieben: Übrigens kann es gut sein, daß der Klarlack auf den Gibsons Polyesterlack war, der gilbt auch und Amis lieben polierten Polyesterlack.
Ui, das schockiert mich jetzt aber. ;)
Das Gibson doch tatsächlich was anderes als Nitro benutzt, das kann nicht sein, denn das darf einfach nicht sein... :wink:

Markus

Benutzeravatar
taxman
Zargenbieger
Beiträge: 1549
Registriert: 23.04.2010, 22:16
Hat sich bedankt: 30 Mal
Danksagung erhalten: 9 Mal

Re: Informationen für neues Projekt: Norlin Les Paul Custom

#12

Beitrag von taxman » 13.08.2013, 11:23

Ja, aber dann eher zu Norlin Zeiten. Heute könnten sie sich das wohl nicht mehr erlauben, haben ja genug "klanpotenzial" durch Nitrolack beim Kunden geweckt ;)

Benutzeravatar
capricky
Moderator
Beiträge: 11556
Registriert: 23.04.2010, 13:43
Wohnort: In Karl seinem Adlernest
Hat sich bedankt: 771 Mal
Danksagung erhalten: 1286 Mal

Re: Informationen für neues Projekt: Norlin Les Paul Custom

#13

Beitrag von capricky » 13.08.2013, 11:59

taxman hat geschrieben:Ja, aber dann eher zu Norlin Zeiten. Heute könnten sie sich das wohl nicht mehr erlauben, haben ja genug "klanpotenzial" durch Nitrolack beim Kunden geweckt ;)
Ich denke mal Nitrolack wird nur auf Custom Shop Instrumenten sein. Die Masse der Gitarren wird "Poly" lackiert sein. Das ist die leider zur Verwirrung beitragende verallgemeinernde Abkürzung für Polyesterlack und Polyurethanlack. Diese Lacke sind für Großhersteller viel besser und einfacher zu verarbeiten, sie härten in kürzester Zeit aus (UV-"Blitzdingsen") und sparen somit Zeit und Geld. Eigentlich sind die Lacke auch für den Endkunden besser, sie sind strapazierfähiger.

capricky

Benutzeravatar
Delayar
Ober-Fräser
Beiträge: 842
Registriert: 26.04.2010, 08:20
Wohnort: Wien
Hat sich bedankt: 33 Mal
Danksagung erhalten: 14 Mal

Re: Informationen für neues Projekt: Norlin Les Paul Custom

#14

Beitrag von Delayar » 24.03.2016, 10:25

So, ich grabe den Thread wieder mal aus, weil es jetzt ernst wird. Das Projekt wird jetzt mal umgesetzt.

Ich habe die letzten Wochen wieder mit Recherche verbracht. Das ist für die Norlin-Jahre gar nicht so einfach, weil hier immer wieder mal was geändert wurde.

Zuerst mal sieht es so aus, als ob die Gitarre gar keine 1975er ist, sondern eine 1974er. (oder eine frühe 75er, die so wie die 74er gebaut wurde. )

Warum?
  • 1974 waren die Hälse aus Mahagoni, 1975 wurde dann auf Ahorn umgestellt. Auf den Bildern kann man bei einem Lackabblatzer an der Kopfplatte dunkles Holz erkennen, daher wird es wohl Mahagoni sein.
  • Ab 1975 war die Seriennummer ein Aufkleber oder Decal. Die Bilder von Edges Gitarre zeigen aber noch eine gestanzte Seriennummer.
  • Laut dem MLP Forum sind die schwarzen Unterlegscheiben am Saitenhalter nur bei 74er Customs zu finden.
Zum Pancake Body:
Von der Decke ausgehend sieht es so aus:
Ahorndecke (dürfte die üblichen 16 mm dick sein)
Darunter eine kreuzverleimte Schicht Ahornfurnier (ca. 1 mm)
Mahagoni (21 mm)
kreuzverleimtes Ahornfurnier (ca. 1 mm)
Mahagoni (21 mm)

Nach eingehender Bildanalyse (vor allem auch diverse Live-Videos) dürfte die Deckenwölbung der betreffenden Gitarre einen sehr geringen bis gar nicht vorhandenen Recurve an den Deckenrändern haben.

Der Hals ist wohl 3 streifig aufgebaut. Die Kopfplatte ist mit 14° abgewinkelt, was zu dieser Zeit standard war. Sie weißt auch eine kleine Volute auf. Den Bildern nach zu urteilen wurde der Hals zu irgendeinem Zeitpunkt neu bundiert und hat daher keine Fretnibs.
Die Frage des Tenons bleibt für die Gitarre unbeantwortet, aber scheinbar war 1974 (und auch noch 75) der sogenannte transition tenon üblich. Dieser transition tenon reichte bis zur Tonabnehmerfräsung, jedoch nicht mehr in die Fräsung hinein. (siehe http://hdmuse.com/1974-Les-Paul-Standard-21.jpg)

A propos Tonabnehmerfräsung: Ich weiß noch nicht, ob ich es übers Herz bringe, die Fräsungen für die Ohren so schlampig wie auf dem verlinkten Bild zu machen ;-)

Soweit zu meinen Erkenntnissen, Lackproben werde ich demnächst machen.

lg
Markus

Antworten

Zurück zu „E-Gitarre“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 32 Gäste