Wer findet den/die Fehler?

Dies und das
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Sven
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Wer findet den/die Fehler?

#1

Beitrag von Sven » 25.06.2017, 12:30

In Anlehnung an caprickys Thread hier erneut die Frage:
Wer findet den/die Fehler?

https://www.youtube.com/watch?v=biWk-QLWY7U

Zur Vorgeschichte. Ich bin recht früh zu der Erkenntnis gekommen, dass Youtube als Informationsquelle zum Thema Gitarrenbau eine Goldgrube ist. Aber manche der Videos eignen sich eher als schlechtes Beispiel.
Dabei fängt alles erstmal ganz harmlos an...

Sven
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Re: Wer findet den/die Fehler?

#2

Beitrag von hatta » 25.06.2017, 13:01

Alleine, wie er an der Hobelmaschine Hantiert :?
Gruß
Harald

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Re: Wer findet den/die Fehler?

#3

Beitrag von bea » 25.06.2017, 13:09

Ganz schön mutig, den Binding-Kanal so tief auszuschneiden, dass die Klötzchen frei liegen... und Weißleim zu verwenden, ebenfalls, vor allem bei der Halsschäftung.

Seinen Umgang mit dem Elektro-Brutalwerkzeug ... mhmm.

Aber ein interessante Detailanregungen finde ich auch...
LG

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Re: Wer findet den/die Fehler?

#4

Beitrag von capricky » 25.06.2017, 14:47

Was auch immer... ich hatte nicht die Geduld, dieses Video bis zum Ende zu schauen, es ist einfach nur ermüdend. :(

capricky

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Re: Wer findet den/die Fehler?

#5

Beitrag von clonewood » 25.06.2017, 15:09

ich habe es mir nicht ganz angeschaut....aber es sieht für mich so aus, als wenn der Mensch ganz genau weiss was er da tut.

Über die Farbe eines Leimes kann man keine Aussage zur Leimqualität treffen. Titebond könnte auch weiss sein, wäre er nicht eingefärbt. Zwischenzeitlich freiligende Klötzchen stellen kein Problem dar. Wenn die Zargen sehr dünn sind, geht das fast nicht anders. Es wird jedenfalls nicht stabiler wenn die Decke einen halben Millimeter auf der Zargenkante klebt.
Was macht er denn da falsch an der Abrichte?

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Re: Wer findet den/die Fehler?

#6

Beitrag von bea » 25.06.2017, 15:22

Wenn ich es richtig erinnere, geht er mit der Hand über die Hobeleisen.

Ansonsten ist schon klar: der macht alles, was er macht, bewusst und ganz sicher nicht zum ersten Mal.

Die Bindings würde ich nicht höher als die Decke bzw. den Boden machen. Ich weiß, das sieht ungewohnt aus...
LG

Beate

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Re: Wer findet den/die Fehler?

#7

Beitrag von jhg » 25.06.2017, 15:38

Also ich hab mal so quer durchgeschaut. Das sind Leute, die müssten mit Gitarrenbauen Geld verdienen. Für unsereins mag das manchmal etwas grob und dahingeschmiert erscheinen. Ich denke aber, das diese Gitarren nicht im Billigsegment verkauft werden und auch ihre Qualitäten besitzen. Interessant ist eher, dass die Arbeitsschritte anders gemacht werden, als wir das so landläufig kennen. z.B. Griffbrett roh aufleimen und die fertige Gitarre über die Abrichte schieben und dann erst die Bundschlitze einsägen. Und auch wieder der Beweis: es bedarf keiner CNC Maschine um das ordentlich hinzubekommen. Der macht das mit Zollstock und Bleistift ....

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Re: Wer findet den/die Fehler?

#8

Beitrag von hatta » 25.06.2017, 18:16

Vom bauen her bin ich absolut begeistert, mit relativ einfachen mitteln sowas zu machen.

Aber wie er den hals über die abrichte schiebt, da sehe ich in gedanken schon finger und viel blut durch die werkstatt fliegen. Gerade wenn er sein geld damit verdienen muss, müssen ihm seine hände doch quasi heilig sein.

Eine schiebelade / "schiebestock" würde da schon wunder wirken.

Sonst hat er meinen vollsten respekt :)
Gruß
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Re: Wer findet den/die Fehler?

#9

Beitrag von gitarrenmacher » 26.06.2017, 09:07

clonewood hat geschrieben:
25.06.2017, 15:09
ich habe es mir nicht ganz angeschaut....aber es sieht für mich so aus, als wenn der Mensch ganz genau weiss was er da tut.

Über die Farbe eines Leimes kann man keine Aussage zur Leimqualität treffen. Titebond könnte auch weiss sein, wäre er nicht eingefärbt. Zwischenzeitlich freiligende Klötzchen stellen kein Problem dar. Wenn die Zargen sehr dünn sind, geht das fast nicht anders. Es wird jedenfalls nicht stabiler wenn die Decke einen halben Millimeter auf der Zargenkante klebt.
Was macht er denn da falsch an der Abrichte?
Dem ist wenig hinzu zu fügen.
Weisser Leim bedeutet ja nicht unbedingt PonalExpress. Das Gelbzeug von LMII war früher auch weiß.
Viele Gitarrenbauer haben mit verschiedenen Möglichkeiten experimentiert, die Decke möglichst gut von den Zargen zu entkoppeln. Auch mit tief eingeschnittenen Rändern.
Tischler bin ich nicht, aber einen Schiebestock am Abrichter? (think) Eine moderne Wellenabdeckung wäre nicht schlecht.
Und wie der Mensch mit einer träumerischen Sicherheit die Zargenschlitze in den Hals schneidet, schon klasse.
Munterbleiben
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Re: Wer findet den/die Fehler?

#10

Beitrag von penfield » 26.06.2017, 10:59

Danke für den Link!

Auch, wenn ich mich wieder einmal als Laie oute, aber der "freihändige" Bau hat mich durchaus beeindruckt.
Sieht alles sehr einfach und leicht aus und (für mich) durchaus lehrreich.

zB wie die Halsausarbeitung mit dem Ziehmesser funktionieren kann.
Die Schnur als Leimhilfe muss ich ausprobieren.
Die Ziehklinge mit Griff brauch ich.
Dekupiersäge verwende ich inzwischen immer öfter.

Und um ehrlich zu sein, das Abrichten des Halses und/oder Headstocks, mache ich auch manchmal so -
allerdings mit Hilfe der Schiebedinger (wovon eines einen sehr tiefen Cut aufweist...) - funktioniert recht gut.
SGmaster, Peacemaster 3P90, Double neck fretless/fretted,
Quickbird, Basslownia, FrameBird, Violin Bass Bausatz, Mystery Guitar, Semmelblonden JMs, Les Paulownia. Hab ausgemistet und eine Flying V begonnen, die liegt jetzt aber auch schon länger...

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Re: Wer findet den/die Fehler?

#11

Beitrag von bea » 26.06.2017, 11:21

gitarrenmacher hat geschrieben:
26.06.2017, 09:07
Tischler bin ich nicht, aber einen Schiebestock am Abrichter? (think) Eine moderne Wellenabdeckung wäre nicht schlecht.
Oder wenigstens eine weniger moderne, wie sie bei dem alten Ding sicherlich vorhanden gewesen ist.

Ein Schiebestock wird beim Abrichten kurzer Werkstücke dringend empfohlen.
https://web.archive.org/web/20070310223 ... richte.htm

Aber dann kann man ja die Gitarre nicht mehr mit montiertem Griffbrett über die Abrichte schieben (wenn es Elektrohobel mit hinreichender Länge und damit reduzierter Gefahr des Kippelns gäbe, fände ich das mobile Werkzeug in dieser Situation sinnvoller als das stationäre...)
Und wie der Mensch mit einer träumerischen Sicherheit die Zargenschlitze in den Hals schneidet, schon klasse.
LG

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Re: Wer findet den/die Fehler?

#12

Beitrag von hatta » 26.06.2017, 12:02

gitarrenmacher hat geschrieben:
26.06.2017, 09:07
Tischler bin ich nicht, aber einen Schiebestock am Abrichter? (think) Eine moderne Wellenabdeckung wäre nicht schlecht.
Und wie der Mensch mit einer träumerischen Sicherheit die Zargenschlitze in den Hals schneidet, schon klasse.
Hm... ich meine ja auch nciht, wenn man 2 Body Hälften an der Abrichte an den Leimflächen abrichtet.
Aber zb. wie er den Hals über die Abrichte schiebt, da braucht es nur einmal zurückzuschlagen und zack, sind mindestens 4 Finger auf nimmerwiedersehen futsch, wenn nicht mehr.

Als mir mein Tischler (er hat den Job inzwischen aufgegeben) mal einen E-Fach Deckel auf Dicke gehobelt hat musste ich gehen (konnte das nicht mitansehen), als er das kleine Stück holz ohne irgendwelche Schutzvorrichtungen über den Hobel geschoben hat.
Ich habs nur kurz rattern hören und dachte jetzt darf ich erste Hilfe leisten.

Gottseidank hatte er nur eine ganz kleine Schramme am Hand Ballen.
Das Stück Nuss ist quer durch die Werkstatt geflogen und war danach natürliuch unbrauchbar... aber lieber das Holz, als die Finger.

Desshalb habe ich so einen mords Respekt vor den Maschinen! Ich habe schon vielzuviel gesehen.
Auch beim Meisterkurs wurden wir 4 Stunden Lang vom Arbeitsinspektor mit realen Unfallbildern mit Todesfolge und allen möglichen Verletzungen gequält. Sowas prägt einen, auch wenns nur Bilder sind! :o

Vielleicht bin ich aber auch nur übervorsichtig? (whistle)
Gruß
Harald

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Re: Wer findet den/die Fehler?

#13

Beitrag von thoto » 26.06.2017, 12:38

Ich fand die Verleimungstechnik ganz am Anfang super. Viel weiter hab ich nicht geschaut, aber innerhalb der 13.-14. Minute hat sich sein Gesicht verändert... ;-)

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Re: Wer findet den/die Fehler?

#14

Beitrag von bea » 26.06.2017, 13:26

Wenn wir es zusammenfassen: abgesehen von den erheblichen Sicherheitslücken bei den Elektrowerkzeugen macht er eigentlich alles richtig oder sogar vorbildlich?
LG

Beate

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Re: Wer findet den/die Fehler?

#15

Beitrag von clonewood » 26.06.2017, 14:07

Wenn die Messer am Abrichter scharf sind (und das müssen sie sein, wenn da eine brauchbare, ausrissfreie Verleimfläche entstehen soll) und dann Mahagoni oder Cedro bei einem geringem Abtrag drübergeschoben wird, braucht man sich über eine eventuelle Rückschlaggefahr wenige Gedanken machen. Das zerspant sich als wäre es nichts.
Wenn die Maschinen halbwegs modern sind (also mit Abweisern hinter den Messern), können die Finger nicht sehr tief in die Messer gelangen. Passiert es trotzdem, dann wird es einen heftigen, hackenden Schlag mit etwa 2-3 mm Fleischverlust geben. So meine eigene Erfahrung als ich mal unachtsam war. Ja, das möchte man natürlich nicht ein zweites Mal erleben. Klar, bei einem uralten Abrichter, je nach Bauart (Platz zwischen Messerwelle und Tisch) sind dann auch ganze Finger, Hände, Arme oder Menschen weg.

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Re: Wer findet den/die Fehler?

#16

Beitrag von Izou » 27.06.2017, 13:31

Also eines ist klar, er hat ne Aversion gegen Klemmen... :D Meine Güte, alles mit Hanfseilen.... Ich denke mal ich hätte diese Geduld nicht. Die machen das schon seit 1974, da haben sie doch "etwas" Erfahrung und wissen ganz genau was sie machen, und die Handgriffe sitzen.

Und die Gitarren sehen wirklich gut aus....
http://www.guitarrasbros.com/index.php

Und da sie Hanfseile verwenden, durfte das eigentlich nicht fehlen :lol:
http://www.guitarrasbros.com/espanol/gu ... elendi.php
Gruss Marcel

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Re: Wer findet den/die Fehler?

#17

Beitrag von gitarrenmacher » 27.06.2017, 16:05

clonewood hat geschrieben:
26.06.2017, 14:07
.........................................................................................................Klar, bei einem uralten Abrichter, je nach Bauart (Platz zwischen Messerwelle und Tisch) sind dann auch ganze Finger, Hände, Arme oder Menschen weg.
Ich habe mal bei einer Haus-und Werkstattauflösung eine riesen Kiste mit Wanknutblättern (keine Ahnung wat dat iss) Messerwellen ...... UND Fräsköpfen für eine stationäre Fräse bekommen. Bis zum Schluss wurde damit gearbeitet. Ganz viel Zeug der Fa. Guhdo. So ca 50KG.
Damit bin ich zu meinem Kumpel Tischlermeister und habe gefrag, ob er damit was anfangen kann.
Dem sind fast die Augen aus dem Kopf gefallen. Sowas hatte er seit den Kindertagen in der elterlichen Tischlerei nicht mehr gesehen.
Zwei der Fräsköpfe bekamen einen Platz in der Berufsschule Mölln in der "Vitrine des Grauens"
Er war auch Innungsmeister und hat mir erzählt, dass diese Horrorunfälle wegen der Fortschrittlichen Werkzeuge recht selten geworden sind.
Am meisten passiere aber an Kreis-und (Zimmerei)Bandsägen. Und, was ich interessant fand, weil keine schneidende Maschine, an Furnierpressen.
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Re: Wer findet den/die Fehler?

#18

Beitrag von hatta » 27.06.2017, 16:15

Zu den Pressen und so...

Du würdest nicht glauben, wieviele Finger an Blech abkant und Schwenkbiegemaschinen sowie an Blech Rollenbiegemaschinen ihr Leben liesen. :?
In der Berufschule ging das so weit, dass beim Abkanten immer ein Lehrer dabei sein musste, bevor die Maschine eingeschaltet werden konnte (er hatte den Schlüssel für die Maschine in der Hosentasche).
Gruß
Harald

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Re: Wer findet den/die Fehler?

#19

Beitrag von jhg » 27.06.2017, 21:30

Also mal festhalten: Die Nummer an der Abrichte könnte man etwas sicherer gestalten. Was mich viel mehr beeindruckt ist dieser "spielerische" und sichere Umgang mit den Stechbeiteln. Das sitzt jeder Schnitt und es sieht alles ganz leicht aus. Ich sehe darin die unendlichen vielen Stunden im Umgang mit Werkzeug und Holz. Er arbeitet irgendwie unheimlich effizient - das sieht natürlich in dem Zusammenschnitt noch krasser aus. Außerdem wird die Gitarre nicht ein einziges mal in einen Schraubstock oder Hobelbank eingespannt. Der macht das alles frei Hand und klemmt die Gitarren an die Wand, an den Tisch, zwischen die Beine etc.

Interessant finde ich auch die Jahresringe bei den Deckenbalken. Die sind alles andere als stehend - und er baut damit auch gute Gitarren.

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Re: Wer findet den/die Fehler?

#20

Beitrag von bea » 27.06.2017, 22:15

... und gar nicht mal so teure. Das Hanfblatt-Schalloch-Instrument kostet gerade mal 420 €.
LG

Beate

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Re: Wer findet den/die Fehler?

#21

Beitrag von Sven » 27.06.2017, 23:23

Uiuiui, da hab ich mich wohl falsch ausgedrückt oder falsche Erwartungen geschürt. Es tut mir auch leid, dass ich ein so langes Video gewählt habe.

Daher erst mal vorweg: Ich wollte nicht auf den großen Gitarrenbauer-Fail hinweisen. Auch wollte ich nicht dazu aufrufen, sich gemeinsam über den Gitarrebauer lustig zu machen.

Ich bin in der Tat der Meinung, dass dieser Gitarrenbauer sein Handwerk beherrscht und das er ganz offensichtlich mit Erfahrung und Routine seine Arbeit verrichtet.

Was mich stört, sind Kleinigkeiten. Aber Kleinigkeiten, die mich in ihrer Summe dann so gestört haben, dass ich mir das Video gemerkt habe. Ich gebe dabei aber gerne zu, dass ich vielleicht geschmäckerisch urteile oder mich in Haarspaltereien verliere.

Aber jetzt mal Butter bei die Fische.

(32 Sekunden)
youtube.com/watch?v=biWk-QLWY7U&t=32s
Ich halte es für keine gute Idee die Stoßkante für die Leimfuge der Deckenhälften auf der Hobelmaschine abzurichten, zugegeben allerdings ohne das Ergebnis selbst gesehen zu haben. Ich weiß aber aus eigener Erfahrung, dass dieser Arbeitsschritt auch mit einer frisch geschärften Rauhbank durchaus einige Duchgänge erfordert, bevor bei der Sichtprüfung kein Licht mehr durch den Spalt fällt.


(2 Minuten 20 Sekunden)
youtube.com/watch?v=biWk-QLWY7U&t=2m20s
Dasselbe sieht man beim Abrichten der Stoßkante der beiden Halshälften. Auch hier gebe ich gerne zu, dass ich keine eigene Erfahrung mit der Qualität einer mit einer solchen Maschine gehobelten Fläche habe. Mir vermittelt so eine Maschine einfach einen eher grobschlächtigen Eindruck.


(6 Minuten 34 Sekunden)
youtube.com/watch?v=biWk-QLWY7U&t=6m43s
Ich halte das Stegfutter und die beiden Plättchen für die seitliche Schalllochverstärkung für viel zu fett. Er verrundet sie anschließend nur, macht sie aber nicht mehr flacher. Dieses Gewicht hätte man der Decke ersparen können.


(7 Minuten 44 Sekunden)
youtube.com/watch?v=biWk-QLWY7U&t=7m44s
Auch beim Abrichten der Leimflächen für den Halskopf bleibe ich bei meinem Misstrauen gegenüber der Hobelmaschine. Es ist auch nicht zu sehen, ob er die Planheit (gibt es das Wort?) der Leimflächen mit einem Stahllineal o.ä. überprüft.


(9 Minuten)
youtube.com/watch?v=biWk-QLWY7U&t=9m00s
Dies ist jetzt ein ganz persönlicher Standpunkt. Er schlitzt die Fächerbalken, um das Stegfutter zu überbrücken, wodurch er die Stabilität der Fächerbalken mindert. Es ist dann auch von der Seite zu sehen, dass die Überbrückung nicht bündig mit dem Stegfutter abschließt und eine saubere Leimfläche bildet, was ja den Stabilitätsverlust teilweise wieder ausgeglichen hätte.
Ich finde es umgekehrt besser. Immer das Stegfutter schlitzen und die Fächerbalken unversehrt lassen.


(9 Minuten 52 Sekunden)
youtube.com/watch?v=biWk-QLWY7U&t=9m52s
Ich habe bei dieser Ansicht der Decke genau hingesehen und keine Deckenwölbung erkennen können, obwohl das Verleimen der Fächerbalken in einem Arbeitsbrett mit Wölbung die beste Gelegenheit wäre, die Deckenwölbung zu erzeugen.
Beim direkt anschließenden Schnitzen der Fächerbalken ist mir ein anderer Aspekt aufgefallen.
Ich habe aus diversen Quellen gelernt und auch für mich selbst als richtig befunden, dass man die Decke fein schleifen soll, bevor man die Balken verleimt und insbesondere die Außenseite der Decke danach wie ein rohes Ei behandeln soll.
Er dreht und drückt hier die Decke mit ihrer Außenseite auf einem recht vernarbten Arbeitsbrett, auf dem sich auch diverse Schnitzspäne ansammeln.


(14 Minuten 20 Sekunden)
youtube.com/watch?v=biWk-QLWY7U&t=14m20s
Als er die Decke an den Hals leimt, fixiert er sie zusätzlich mit zwei Nägeln. Das finde ich gruselig! Manche Leute bekommen eine Gänsehaut, wenn jemand mit der Kreide auf der Tafel quietscht oder mit der Gabel auf dem Teller oder wenn Sie beim Eisessen auf das Holzstäbchen beissen. Ich habe meine Gänsehaut bekommen als ich das gesehen habe. Ich hätte schwören können, dass er damit an der Stelle die Decke spaltet. Das er erst danach prüft, ob alles in einer Geraden ist, finde ich zu spät (Kann aber auch von der Regie in der falschen Reihenfolge zusammengeschnitten worden sein).


(15 Minuten 6 Sekunden)
youtube.com/watch?v=biWk-QLWY7U&t=15m06s
Bei dieser Art die Zargen zuzuschneiden habe ich zumindest große Augen gemacht.


(17 Minuten 33 Sekunden)
youtube.com/watch?v=biWk-QLWY7U&t=17m33s
Dies ist kein Fehler, sondern ein Pluspunkt, den ich nicht unerwähnt lassen wollte!
Diese Art, die Sägestelle an dem Balken zu markieren ist genial. Ich habe das selbst schon probiert. Die dabei entstehende Markierung ist viel genauer, als man es mit einem Bleistiftstrich hinbekommen könnte.


(18 Minuten 1 Sekunde)
youtube.com/watch?v=biWk-QLWY7U&t=18m01s
Beim Einleimen der (recht grob gefertigten) Peones (Bauern) geht er ziemlich großzügig mit dem Leim um und positioniert die Peones auch nicht sonderlich gleichmäßig.
Im weiteren Verlauf ist nicht zu sehen ob und wie er den überschüssigen Leim wegputzt.
Man kann hier auch sehen, dass er den Übergang zwischen Hals und Halsklotz auf der Innenseite nicht ausgearbeitet hat.
Auch bekräftigt mich diese Stelle in meiner Vermutung, dass es keine Deckenwölbung gibt, denn die würde erfordern, dass die Peones einen etwas größeren Winkel als 90° haben und auch nicht bei allen Peones gleich. Ist aber nicht genau zu erkennen.


(27 Minuten 50 Sekunden)
youtube.com/watch?v=biWk-QLWY7U&t=27m50s
Beim Verleimen der Boden-Randleisten liegt die Gitarre mit der Decke auf der vernarbten Werbank und wird auch hin und her geschoben und er stützt sich auf die Gitarre. Eine weiche Unterlage als Schutz für das Deckenholz ist nicht da.
Kurz darauf drückt er die Decke gegen die vernarbte Kante der Werkbank, ebenfalls ohne weiche Unterlage.


(28 Minuten 41 Sekunden)
youtube.com/watch?v=biWk-QLWY7U&t=28m41s
Er benutzt den Boden der Gitarre als Schneidunterlage, um die Stoßkanten der Boden-Randeinlagen mit dem Stechbeitel zuzuschneiden. Das Risiko würde ich nicht eingehen. Irgendein Brettchen zum Dazwischenlegen hat man immer rumliegen und das passt auch in die Kitteltasche.


(31 Minuten 10 Sekunden)
youtube.com/watch?v=biWk-QLWY7U&t=31m10s
Er entscheidet sich dafür, den Hals erst zu im eingebauten Zustand zu schnitzen. Dabei haut er auch kräftig mit dem Stechbeitel in die Zarge. Sowas kann natürlich mal passieren. Was mich irritiert ist, dass dies keine Reaktion zur Folge hat, ein Bedauern oder ein kräftiger Fluch (der aber vielleicht der Regie zum Opfer gefallen ist). Auch scheint er danach nicht vorsichtiger vorzugehen, sondern arbeitet mit dem selben energischen Tempo weiter.
Bei der Arbeit wird die Gitarre mit dem Körpergewicht gegen die Kante der Werkbank fixiert. Später ist aber eine Decke auf der Werkbank zu sehen.


(40 Minuten 33 Sekunden)
youtube.com/watch?v=biWk-QLWY7U&t=40m33s
Die Art die Bundstäbchenschlitze einzuzeichnen und zu sägen erscheint mir unexakt. Ich selbst habe davor so viel Bammel, dass ich mir bisher meine Griffbretter immer fertig geschlitzt gekauft habe. Aber vielleicht hat er ja die Routine und die sichere Hand dafür.


(40 Minuten 58 Sekunden)
youtube.com/watch?v=biWk-QLWY7U&t=40m58s
Beim Einschlagen der Bundstäbchen über der Decke, kann man sehen (nur kurz), dass die Decke fast noch sägerauh ist, obwohl bereits das Griffbrett aufgeleimt ist. Mir ist nicht klar, wie man dass jetzt noch fein schleifen können soll, ohne zum Griffbrett hin eine Stufe oder Rampe zu schleifen. Meine (bösartige) Vermutung ist, dass man sich das mit genug Lack vielleicht auch sparen kann. Da man aber später sehen kann, wie er Boden und Zargen schleift, fehlt vielleicht nur das Videomaterial, wo er die Decke geschliffen hat.


(42 Minuten 42 Sekunden)
youtube.com/watch?v=biWk-QLWY7U&t=42m42s
Beim Aufleimen des Steges wäre meiner Meinung nach die letzte Chance gewesen, eine Deckenwölbung zu erzeugen und zwar mit einer Stegzwinge, die für die Stegflügel separate Schrauben hat. Damit kann man die Stegflügel etwas tiefer herunterdrücken und über den dann gebogen aufgeleimten Steg eine Wölbung erzwingen.
Die hier verwendete Methode Anpressdruck zu erzeugen, wäre aber eher geeignet eine Wölbung nach Innen zu erzeugen.


(46 Minuten 50 Sekunden)
youtube.com/watch?v=biWk-QLWY7U&t=46m50s
Bei der Übergabe an den Kunden, kann man die Gitarre dann auch hören. Ich finde, dass sie nicht schön klingt, aber das mag an der Aufnahme und/oder meinem Geschmack liegen. Oder daran, dass ich nach dem Video voreingenommen war und gar keinen guten Klang mehr erwartet habe.


Ja, was mich stört, sind Kleinigkeiten. Aber Kleinigkeiten, die mich in ihrer Summe dann sehr gestört haben.
Ja. Ich bin in der Tat der Meinung, dass dieser Gitarrenbauer sein Handwerk beherrscht und das er ganz offensichtlich mit Erfahrung und Routine seine Arbeit verrichtet. Aber den Traum die perfekte Gitarre zu bauen träumt er nicht. Oder nicht mehr.

Kommentare und/oder Widerspruch erwünscht!

Sven


P.S.: Frage: Wie kann man denn hier im Forum einen Link auf ein Youtube-Video einfügen, ohne(!) das automatisch ein eingebetteter Player mit dem Video eingebaut wird. Einfach nur ein Link zum Anklicken.
Vom Handwerk kann man sich zur Kunst erheben,
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Re: Wer findet den/die Fehler?

#22

Beitrag von bea » 28.06.2017, 00:00

Ein gut eingestellter Abrichthobel arbeitet wirklich präzise und ist grundsätzlich sehr gut zum Fügen auch einer Gitarrendecke geeignet. Beim Bau meiner Archtop habe ich Decke und Boden ebenfalls auf so einer Maschine abrichten lassen. Einwandfreies Ergebnis.
Ich habe dazu schon meinen kleinen Elektrohobel auf passendem Ständer verwendet. Ging auch, im Fall meines V-Basses sogar mit trotz der eigentlich zu kleinen Auflagefläche mit untadeligem Ergebnis. Bei der Halsschäftung war er dann aber doch unzureichend

Bei den Peones habe ich spontan an die Klötzchen gedacht, die ich in meine dünne Isana eingeleimt hatte...

Zum PS: was macht das Forum denn, wenn Du die Youtube URL in [url-Tags einbettest?
LG

Beate

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Re: Wer findet den/die Fehler?

#23

Beitrag von Sven » 28.06.2017, 00:08

bea hat geschrieben:
28.06.2017, 00:00
[...] was macht das Forum denn, wenn Du die Youtube URL in [url-Tags einbettest?
Es wird auch ein eingebetteter Player generiert.

Sven

P.S.: Wolltest Du mir nicht noch ein PM zum Thema Krempel und Teuchert schicken?
Vom Handwerk kann man sich zur Kunst erheben,
vom Pfusch nie.
(Goethe)

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Re: Wer findet den/die Fehler?

#24

Beitrag von bea » 28.06.2017, 00:26

Ich hab sie sogar geschrieben. Aber sie liegt nicht bei den gesendeten Nachrichten...
LG

Beate

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Re: Wer findet den/die Fehler?

#25

Beitrag von thoto » 28.06.2017, 13:04

Ich habe mir gestern ein leckeres Bier aufgemacht und mir das Video angeschaut.
Ich fand es sehr entspannend und für mich als Laien hochinteressant.
Ob da Fehler drin stecken, kann ich überhaupt nicht beurteilen, aber er scheint einige Schritte einfach anders zu machen, als viele andere.
Schön fand ich das Detail, das herauskommt, wenn man sich über das gesamte Video anschaut, dass der Schaffensprozes offensichtlich über mindst. ein halbes geht, weil er in einer kalten Jahreszeit beginnt und in einer sehr warmen endet. Erkennbar an der wechselnden Kleidung.

Auf jeden Fall ein gut gemachtes Video.

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