Mein PU-Wickelaufbau

alles zum Thema Pickup Herstellung
raumneun
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Mein PU-Wickelaufbau

#1

Beitrag von raumneun » 15.03.2013, 16:01

Hallo liebe Forengemeinde,

da ich zwar schon länger passiv hier bin (ich war im alten Forum aktiv und hatte das Gitarrebauen schon fast aufgegeben, jetzt hat das Fieber mich wieder gepackt), stelle ich mich mal kurz vor:
Ich bin Max und komme aus dem schönen Südhessen, genauer Darmstadt. Ich habe als Teil meines Abiturs (Besondere Lernleistung, ich glaube das gibts gar nicht mehr), eine Gitarre gebaut mitsamt Resonanzmessungen. Wie sich im Nachhinein herausstellte, etwas amateurhaft. Aber das war ja genau was ich war, ein Amateur. Jetzt, mit ein paar Jahren Maschinenbaustudium ist das theoretische Wissen etwas ausgereifter. Aber gut, darum soll es hier nicht gehen. Vielmehr eher um meine PU Wickelmaschine.

Dazu gibt es ja bereits tausende Varianten im Netz. Von Bohrmaschine über Angel, von Nähmaschine bis Plattenspieler, alles hat man ja schon irgendwie gesehen. Dahin gehend ist meine auch nichts neues: die eigentliche Arbeit übernimmt eine Nähmaschine.
Das zweite große Thema, das Zählwerk, ist auch nach bewährtem Reedschalter-Magnet-Prinzip umgesetzt, allerdings hatte ich keinen alten Taschenrechner oder ähnliches. Dafür einen RaspberryPI (der kleine Computer im Scheckkartenformat) und mickrige Python-Kenntnisse. Dabei hat mir aber das Internet geholfen ;)

Der Aufbau ist in folgenden Bildern und dem kleinen Video zu sehen.

Der PU selbst ist durch Neodym Magnete gehalten. Das könnte man noch etwas verbessern, bei Vollgas ist er mir 2x durch die Gegend geflogen (bemerkenswerterweise ohne dass der Draht gerissen ist). Das Zählwerk, bestehend aus Magnet und Tachosensor vom Fahrrad ist auch zu erkennen.
Um dieses mit dem RaspberryPI zu verbinden, ohne selbigen zu zerschießen, habe ich den ganzen Spaß entsprechend dieses schlecht skizzierten Schaltplans verschaltet. Die Widerstände erfüllen 2 Funktionen: einerseits zieht der 10k Widerstand bei geöffnetem Schalter den GPIO auf GND, damit sicher das LOW-Level detektiert wird und um den RPi zu schützen, falls man in der Software versehentlich den Pin als Output definiert. Sonst schickt man nämlich die 3.3V direkt Richtung GND, das mag der Chip an Board gar nicht gerne. Der 2k begrenzt auch einfach den Strom. Die Werte sind recht wahllos, die hatte ich halt noch in der Grabbelkiste.

Auf dem PI braucht man dann Python inklusive entsprechende Libraries und einen winzigen Code Snippet, den ich euch hier auch nicht vorenthalten will:

Code: Alles auswählen

#!/usr/bin/python
import RPi.GPIO as GPIO
import time

#initializiation
buttonPin = 4
GPIO.setmode(GPIO.BCM)
GPIO.setup(buttonPin,GPIO.IN)
i=1
counter=0

#detect var change

while (i>0):
        if i%2==0:
                input_old=input_now
        else:
                input_now=GPIO.input(buttonPin)
        i=i+1
        if i>2:
                if ((input_now-input_old)==1):
                        counter=counter+1
                        print(counter)
Was dieser tut, ist recht simpel: ein counter startet bei 0 (Cptn. Obvious grüßt) und zählt jedesmal um 1 hoch, wenn der Wert sich von 0 auf 1 ändert, sprich: der Magnet in die Nähe des Reed-Schalters kommt. Diese etwas hingebastelte While Schleife am Ende dient genau dieser Detektion. Ansonsten würde der Counter fleißig hochzählen, so lange der Schalter geschlossen ist (so könnte man die Schleifendurchläufe pro Sekunde zählen fällt mir gerade auf).

Das ganze hat für mich recht zufriedenstellend funktioniert. Das schöne war: ich hatte alle Zutaten zu Hause, der Aufbau ist schnell gemacht (ich habe from scratch ungefähr 1 Stunde gebraucht, und das, obwohl ich noch nie was in Python gecodet habe) und die Pickups machen ganz gut was her. Mir ist 2x der Draht gerissen, bis ich auf die Idee gekommen bin, mir einen Streifen Gaffa auf den Finger zu kleben (siehe Video), so konnte man eine recht gute Spannung aufbringen, ohne den Draht mit schwitzigen Händen zu stark zu ziehen :)

Was ich noch dran verbessern werde:
- Eine Drahtführung mit Filzscheiben und einer Welle
- Ersatz Nähmaschine durch alten Festplattenmotor (7200u/min!), allerdings sind BLDCs etwas komplex in der Ansteuerung
- eventuell den optischen Schlitten eines alten DVD Laufwerks als Drahtführung verwenden, dann könnte der Pi automatisch PUs wickeln ;)
- Software weiterentwickeln für Drehzahlangabe und akustischer Signale alle 1000 Umdrehungen (ich hab bei dem einen 1000 mehr drauf gemacht, als geplant, weils so fix ging)

Vielleicht inspiriert es ja den einen oder anderen, ich hatte auf alle Fälle viel Spaß :)

Beste Grüße,
Max
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raumneun
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Re: Mein PU-Wickelaufbau

#2

Beitrag von raumneun » 15.03.2013, 16:05

Ups, da fehlten der Schaltplan und man kann wohl keine Videos hochladen.
Hier der Link dazu (so spektakulär ist es ja eigentlich auch nicht): Klick
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schem.jpg

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Re: Mein PU-Wickelaufbau

#3

Beitrag von DoubleC » 15.03.2013, 16:29

Coool!

So eine Raspelbeere habe ich auch noch 'rumflattern............Das ist ja super!


Gruss


DoubleC

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Re: Mein PU-Wickelaufbau

#4

Beitrag von Haddock » 15.03.2013, 16:57

Hallo Max,

Willkommen im Forum. Sehr cool Deine Wickelmaschine, doch leider kann ich das Video nicht anschauen...

Gruss
Urs

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Re: Mein PU-Wickelaufbau

#5

Beitrag von 12stringbassman » 15.03.2013, 19:19

Hallo Max,

willkommen im Forum!

Schöne Maschine, und noch schönere Pickups. Aber was sehe ich da: da ist ja ein Magnet zu viel drin :lol:

Von dem Software-Gedöns habe ich keine Ahnung, aber ich habe großen Respekt vor Leuten, die "mal eben schnell" so was programmieren.

Meine Singer-Pickup-Wickel-(vormals Näh)-Maschine hat ein simples mechanisches Zählwerk von Voltcraft. Ganz ohne Software und voll-analog ;)

Um hier Videos zu verlinken musst Du es auf Juh-Tjuub hochladen und hier einbinden.

Viele Grüße

Matthias
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Re: Mein PU-Wickelaufbau

#6

Beitrag von raumneun » 15.03.2013, 23:19

Vielen Dank fuer die lobenden und willkommenheissenden Worte (heute mal ohne Umlaute und sz, englisches Tastaturlayout...)!

Ob da ein Magnet zu viel ist...ich wuerde ja sagen, die meisten Gitarren haben eine Saite zu wenig :)
Das ganze mit einem Software Counter zu loesen ist natuerlich nicht unbedingt elegant: Man benoetigt den PI (oder einen anderen Microcontroller), in meinem Falle noch einen zweiten Rechner um selbigen zu steuern und muss dann auch noch zur Strafe coden. Aber, ob mans glaubt oder nicht, das war fuer mich die einfachste Loesung, ohne das Haus zu verlassen :) Und lehrreich oben drein.
Das Video werde ich vielleicht noch nachreichen, wenn ich wieder zu Hause bin, gerade komm ich da nicht ran. Aber wer wirds erwarten: es ist einfach nur das ganze in Bewegung zu sehen :)

Beste Gruesse,
Max

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Re: Mein PU-Wickelaufbau

#7

Beitrag von raumneun » 18.03.2013, 23:14

Hallo allerseits,

hier v2 meines (nun nicht mehr ganz so) kleinen Python Scripts. Ist nicht sehr sauber programmiert, hier und da etwas zusammengefrickelt, funktioniert aber ganz ordentlich.

Code: Alles auswählen

#!/usr/bin/python
from __future__ import print_function
import RPi.GPIO as GPIO
import timeit
import os
import curses

#initializiation
buttonPin = 4
GPIO.setmode(GPIO.BCM)
GPIO.setup(buttonPin,GPIO.IN)
i=1
counter=0
dcounter=0
EllapsedTime=0
rpm=0
rpm_now=0
done=0

# definitions

def get_param(prompt_string):
     curses.echo()
     curses.curs_set(1)
     screen.border(0)
     screen.addstr(13, 25, prompt_string)
     screen.refresh()
     input = screen.getstr(13, 26+len(prompt_string), 60)
     curses.noecho()
     curses.curs_set(0)
     return input

# curses init
screen = curses.initscr()
curses.noecho()
curses.cbreak()
curses.curs_set(0)
curses.start_color()
curses.init_pair(1, curses.COLOR_GREEN, curses.COLOR_BLACK)
screen.border(0)
screen.addstr(2, 2, "Raspberry PIckup Winder", curses.color_pair(1))
screen.addstr(3,2, "//raum9projekt")
screen.addstr(4,2, "http://www.raumneun.net")
screen.addstr(13,25,"press any key to start ...")
screen.addstr(14,25,"exit with ctrl+c")
screen.refresh()
try:
        screen.getch()
        screen.deleteln()
        screen.insertln()

        # user input
        windings=get_param("Enter the number of windings: ")

        while not windings.isdigit()==1:
                windings=get_param("Enter the number of windings (must be an integer): ")

        windings=int(windings)



        #main programm
        while (i>0):
                if counter==1:
                        tic=timeit.default_timer()
                        tic_1s=timeit.default_timer()
                if i%2==0:
                        input_old=input_now
                else:
                        input_now=GPIO.input(buttonPin)
                i=i+1
                if i>2:
                        if ((input_now-input_old)==1):
                                counter=counter+1
                        # calculate rpm and ellapsedtime
                        if counter>1:
                                if done==0:
                                        toc=timeit.default_timer()
                                EllapsedTime=round(toc-tic,1)
                                drpm=toc-tic_1s
                                if done==0:
                                        if EllapsedTime>0:
                                                rpm=round(counter/EllapsedTime*60,0)
                                # calculate 1s based rpm
                                if drpm>1:
                                        rpm_now=round((counter-dcounter)/drpm*60,0)
                                        dcounter=counter
                                        tic_1s=timeit.default_timer()
                        # outputs
                        screen.addstr(15, 25, "Counts: " + str(counter) + ' (' + str(round(counter*100/windings,3)) + '%)')
                        screen.addstr(16, 25, "Ellapsed Time: " + str(EllapsedTime) + "s")
                        screen.addstr(17, 25, "RPM Average: " + str(rpm) + "u/min")
                        screen.addstr(18, 25, "RPM Now: " + str(rpm_now) + "u/min")
                        # progress bar
                        if done==0:
                                prbar = curses.newwin(3,102,21,10)
                                prbar.bkgd(curses.color_pair(1))
                                prbar.box()
                                prbar.addstr(1,1,100*counter/windings*chr(35))
                                prbar.refresh()
                        screen.refresh()
                #exit when finnished
                if (counter-windings)==0:
                        screen.addstr(25,25,'DONE')
                        screen.addstr(26,25,'press ctrl+c to exit')
                        done=1
        screen.getch()
        curses.endwin()

except KeyboardInterrupt:
        curses.endwin()
Ich habe noch ein paar Gimmicks eingebaut (durchschnittliche rpm, 1-Sekunden basierte rpm, Prozentanzeige, progress bar), hauptsächlich sieht es jetzt aber einfach ein bisschen schöner aus :) Immer noch Matrix-Terminal-Style, aber ich mag das eh.

Vielleicht kann ja der ein oder andere was damit anfangen.

Beste Grüße,
Max
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Re: Mein PU-Wickelaufbau

#8

Beitrag von Max Mauluff » 19.03.2013, 10:38

Das Gimmik mit dem Zählerprogramm ist recht nett, aber ich würde gerne was über deine Pickups erfahren, kannst du da vielleicht ein paar Posts nachreichen? Danke!
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Re: Mein PU-Wickelaufbau

#9

Beitrag von raumneun » 19.03.2013, 18:23

Gerne, allerdings gibt es da gar nicht so viel zu zu sagen ;)
Die Magnete sind aus der Grabbelkiste, das einzige was ich weiß, ist dass es sich um AlNiCo5 handelt, einmal kurz, einmal hoch (genaue Angaben kann ich nachmessen, sind allerdings schon in der Werkstatt bei der Gitarre, in die sie sollen. Die besteht allerdings noch aus Zusammenhangslosen Brettern. Wenn die mal fertig ist, stell ich die gerne mit den Pickups zusammen auch nochmal vor).
Der Draht ist 0.071mm stark, den hatte ich auch noch hier von einem anderen Projekt.
Der Hals PU hat 10.000 Windungen, der Bridge-PU 17.000. Diese Werte habe ich von der 7-Saiter meines Gitarrenlehrers übernommen, um einfach ein paar Anhaltspunkte zu haben. Ich will - Material habe ich noch genug - aber auch noch ein paar andere Pickups wickeln um etwas vergleichen zu können. Gemessen ist bisher noch nicht viel an ihnen, außer dem Widerstand. Der beträgt 12.8kOhm bzw 7.6kOhm. Ich hab irgendwo noch einen Signalgenerator rumfliegen, vielleicht messe ich die dann auch mal nach der Lemme Methode durch, wenn sich dafür die Zeit findet. Gerade will aber erstmal weiter gesägt, gefräst und geschliffen werden, damit die Pickups auch bald ein schönes zu Hause bekommen :)

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Re: Mein PU-Wickelaufbau

#10

Beitrag von Max Mauluff » 20.03.2013, 08:32

Die Drahtstärke ist eher ungewöhnlich, dadurch braucht man natürlich eine Menge Draht um auf die von dir genannten Widerstandswerte zu kommen.

Vom Charakter her suchst du einen kräftigeren Singlecoilsound?

Wie schaut es aus mit der Polarität und der Wickelrichtung? Bei beiden gleich ? Wäre auch interessant zu wissen.

Ich bin mir nicht sicher ob die relativ kleinen Alnico V Magnete die entsprechende Induktivität bringen, bei der doch ziemlich großen Spule , die sie befeuern müssen. Deshalb bin ich sehr an deinen Erfahrungen interessiert.

Wie stehts mit Wachsbad, ja /nein ?

Ich würde da gerne noch ein wenig mehr erfahren! ;)
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Re: Mein PU-Wickelaufbau

#11

Beitrag von capricky » 20.03.2013, 09:08

Max Mauluff hat geschrieben:
Ich bin mir nicht sicher ob die relativ kleinen Alnico V Magnete die entsprechende Induktivität bringen, bei der doch ziemlich großen Spule , die sie befeuern müssen.
Ich glaube hier gibt es ein prinzipielles Mißverständnis.

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Re: Mein PU-Wickelaufbau

#12

Beitrag von 12stringbassman » 20.03.2013, 09:35

Ich habe jetzt mal ein bissl gerechnet:

Bei 71µm Drahtstärke beträgt der längenspezifische Widerstand 4,318Ohm/m.
Bei gemessenen 12,8kOhm wären dann 2960m Draht auf der Spule.
Das ergibt bei 17.000 Windungen eine mittlere Windungslänge von 174mm, was für einen 7-Saiter hinkommt.
Bei einem Außen-ø des Drahtes von im Mittel 0,082mm ergibt das eine Querschnittsfläche von 0,00528...mm²
Bei 17kWindungen und 70% Füllgrad ergäbe das einen Wickelraum von128mm², also beispielsweise 10mm hoch und 12,8mm breit.
Das ist also ein Riesenklopper!

@Max:
Bitte nicht Induktivität und Induktion verwechseln. (naughty)

Des Weiteren empfehle ich die Lektüre von Prof Zollners Kapitel 5 "Magnettonabnehmer". Hier hat er mit aufwendigen Messungen z.B. herausgefunden, dass das Wechselmagnetfeld in einem Strat-Pickup im Wesentlichen das obere Spulendrittel durchdringt und dort auch nur recht nah am Magneten. Die restlichen Windungen der PU-Wicklung werden nur schwach vom magnetischen Wechselfluss durchdrungen, und somit wird in diesen Windungen auch nur eine geringe Spannung induziert.

So eine riesige Spule wie oben wird also im Wesentlichen zu einer hohen Induktivität führen, mit entsprechend niedriger Resonanzfrequenz, aber auch nicht wesentlich mehr Induktion durch das Wechselmagnetfeld erfahren. D.h, die Ausgangsspannung wird durch die vielen Windungen dicken Drahtes nicht unbedingt größer werden. Ein längerer und/oder dickerer Magnet wird da auch nicht viel bringen, denn es ist ja das durch die Saitenschwingung erzeugte Wechselmagnetfeld, das in der Spule die Spannung induziert.
(vergl. Abb. 5.4.13, 5.4.14 und 5.4.15, Zollner, "Physik der Elektrogitarre")

Grüße

Matthias
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Re: Mein PU-Wickelaufbau

#13

Beitrag von capricky » 20.03.2013, 10:24

12stringbassman hat geschrieben:Ein längerer und/oder dickerer Magnet wird da auch nicht viel bringen, denn es ist ja das durch die Saitenschwingung erzeugte Wechselmagnet, das in der Spule die Spannung induziert.
Genau, denn die Saite ist der "Rotor" in diesem "Dynamo".... das wird gerne übersehen.

edit sagt hier ist Größe und "Ladung" (magnetischer Fluß und Flußdichte) doch nicht unwichtig, wenn es in der Spule "laut" werden soll



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Re: Mein PU-Wickelaufbau

#14

Beitrag von 12stringbassman » 20.03.2013, 20:02

capricky hat geschrieben:edit sagt hier ist Größe und "Ladung" (magnetischer Fluß und Flußdichte) doch nicht unwichtig, wenn es in der Spule "laut" werden soll
Die Saite ist aber auch schnell magnetisch gesättigt, und dann verhält sie sich magnetisch wie Luft. Die alte baierische Bauernregel "Vui huift vui" in Bezug auf die Stärke des Magneten gilt hier also nur bis zu einem bestimmten Maß. Ab dann gibt es nicht mehr "output" sondern nur soch "Stratitis".

Ich müsste mal einen Versuch machen, mit einer "normalen" Tonabnehmerwicklung und einer, die sagen wir mal 3mm hoch und 3mm weit ist (beidseits des Magneten gemessen). Dazu müsste ich mir aber erst mal den Prüfstand mit der rotierenden Saite mit eingebogener Kröpfung bauen als Referenz-Erreger :roll:
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Re: Mein PU-Wickelaufbau

#15

Beitrag von Max Mauluff » 20.03.2013, 20:45

Wie schön, das bei aller Theorie und Literatur doch noch ein paar "brauchbare" Gedanken und auch Zweifel kommen. Ich bin weniger der Theoretiker und mehr der Try & Error-Typ und mein Gefühl sagt mir einfach, das diese Pickups nicht optimal sind. Zuviel dicker Draht und zu wenig Magnet, aber ich lasse mich ja gerne überraschen. Da es ja an Platz nicht mangelt wäre bei SCs zumindest ein Quarterpounder meine Wahl gewesen und 0,063 mm Draht wie eben üblich. Die Richtung geht ja eh hin zu P90.
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Re: Mein PU-Wickelaufbau

#16

Beitrag von capricky » 20.03.2013, 21:20

12stringbassman hat geschrieben: Die Saite ist aber auch schnell magnetisch gesättigt, und dann verhält sie sich magnetisch wie Luft.
Das verstehe ich gerad nicht, die Saite verhält sich wie ein Magnet... (think)

12stringbassman hat geschrieben: Die alte baierische Bauernregel "Vui huift vui" in Bezug auf die Stärke des Magneten gilt hier also nur bis zu einem bestimmten Maß. Ab dann gibt es nicht mehr "output" sondern nur noch "Stratitis".
So hatte ich auch nicht gedacht, eher in die andere Richtung, also von "schwach" zu "normal", wer will denn Stratitis auf ner Paula? :badgrin: ;)

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Re: Mein PU-Wickelaufbau

#17

Beitrag von raumneun » 21.03.2013, 00:08

Hallo zusammen,

zu den Fragen: die Polarität ist bei beiden gleich, die Wickelrichtung auch. Allerdings sind die PUs symmetrisch, die Magnete sind alle gleich lang und an beiden Seiten bündig.

Das genannte Buch werde ich mir auf jeden Fall mal anschauen, bisher habe ich nur den Lemme gelesen (und sonst recht viel Erfahrung, was Elektronik angeht, zumindest auf Hobby Niveau. Allerdings musste ich mich da, wenn überhaupt, eher darum kümmern, möglichst wenig induktive Einstreuungen zu bekommen ;) So zum Beispiel bei meinem DIY AC30, der hat anfangs recht stark gebrummt. Aber das ist vielleicht mal etwas für einen anderen Faden).

Eigentlich bin ich sonst eher ein Planer. Als ich die Pickups gewickelt habe, wollte ich einfach mal drauf loswickeln und mich überraschen lassen, was dabei rauskommt. Ich befürchte ja, das trotz Wachsbad (somit wäre die offene Frage auch geklärt), sich ein seichtes Pfeifen ausbreiten wird, die Windungen sind stellenweise schon recht locker.

Mein generelles Problem mit Pickups und der gesamten Thematik ist, dass es zwar ein recht gutes Theorie Fundament zur Elektrodynamik gibt, aber auf der anderen Seite einen wesentlichen größeren Berg Gitarristen-Voodoo. Die Wahl mit der ungewöhnlichen Drahtstärke, den eher flachen, dafür breiten und dicken PUs ist also vielleicht auch einfach meine Art, beiden Sichtweisen eins auszuwischen ;)
Ich gehe ja aber insgeheim davon aus, dass ich die PUs nochmal wickel und vorher ein bisschen messe und rechne. Beziehungsweise die jetzigen vermesse (ja, inklusive Induktivität, Sinusgenerator hab ich auf der Arbeit) und versuche, von denen in gewissen Grenzen auf die Werte zurückzurechnen, die ich dann tatsächlich gebrauchen kann. Das man mit einem Messwert noch kein ordentlichen Kurvenfit hinbekommt ist mir klar, da kommt dann also doch wieder Voodoo ins Spiel. Davon gibt es in der Physik ja auch so einiges, da heißt es dann nur "Abbruch nach dem ersten Glied der Taylor-Reihe" :) (und die armen Ingenieure werden immer fürs linearisieren verarscht...)

Eine Sache habe ich mich bei der Rechnung oben gefragt: der Einfluss der Querkontraktion durch den Zug auf den Draht beim Wickeln. Dazu mal ein bisschen (Elasto-)Mechanik und der grobe Ingenieursdaumen:
Bruchdehnung: ~20% [1]
Querkontraktionszahl Cu: ~0.35
Querschnitt unbelastet: ~4 *10⁻3 mm²

So, was sagt uns das jetzt? Ich gehe mal davon aus (mir ist er ja schließlich auch mal gerissen), ich bewege mich im Mittel bei rund 80% der Bruchdehnung, macht also rund 16% Dehnung bzw. durch Querkontraktion eine Verjüngung des Querschnitts um 6%. Der Unterschied von 0.065mm zu 0.071mm liegt in der gleichen Größenordnung (~8%).

Mist, jetzt hab ich doch gerechnet...nur um wieder zum Punkt zu kommen: ich glaube, dass es viele Einflüsse gibt, die den Klang eines Pickups beeinflussen. Aber vorher jetzt sagen zu können: den wickel ich so, dann klingt er so...das halte ich für unmöglich. Also hab ich einfach drauf losgewickelt ;)

In diesem Sinne, gute Nacht.
Max (der andere)


----------------
[1] http://www.sauter-shop.de/downloads/drahttypv155.pdf

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Re: Mein PU-Wickelaufbau

#18

Beitrag von Max Mauluff » 21.03.2013, 08:18

Bei deiner Rechung beisst sich aber die Katze selbst in den Schwanz, denn auch ein dünnerer Draht erfährt beim Wickeln eine Dehnung und die verhält sich proportional.

Diese ganzen netten Berechnungen habe ich alle auch schon mal gemacht und es danach sein lassen, denn am Soundergebnis lassen sich diese Parameter nur marginal ablesen, soweit zur Theorie.

Du wirst uns sicherlich berichten wie sich die Dinger klanglich verhalten, ich bin jedenfalls gespannt.

Danke für die zusätzlichen Infos. ;)
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Re: Mein PU-Wickelaufbau

#19

Beitrag von 12stringbassman » 21.03.2013, 09:22

capricky hat geschrieben:
12stringbassman hat geschrieben: Die Saite ist aber auch schnell magnetisch gesättigt, und dann verhält sie sich magnetisch wie Luft.
Das verstehe ich gerad nicht, die Saite verhält sich wie ein Magnet... (think)
Die Saite besteht aus einem ferromagnetischen Material mit einer recht hohen Permeabilität (mehrere 1000 mal so groß wie die von Luft).
Das Magnetfeld des Tonabnehmers hält sich also bevorzugt im Inneren der Saite auf als in der umgebenden Luft. Ab einer bestimmten Feldstärke allerdings kann die Saite keine weiteren Feldlinien mehr aufnehmen, sie ist magnetisch gesättigt und verhält sich dann für jede weitere Steigerung der Feldstärke wie Luft.
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Re: Mein PU-Wickelaufbau

#20

Beitrag von capricky » 21.03.2013, 09:38

12stringbassman hat geschrieben: Das Magnetfeld des Tonabnehmers hält sich also bevorzugt im Inneren der Saite auf als in der umgebenden Luft. Ab einer bestimmten Feldstärke allerdings kann die Saite keine weiteren Feldlinien mehr aufnehmen, sie ist magnetisch gesättigt und verhält sich dann für jede weitere Steigerung der Feldstärke wie Luft.
Ach so, Du hättest einfach die "Luft" weglassen sollen. Wenn mein Geldbeutel leer ist, dann verhält er sich auch wie "Luft" :cry:

capricky ;)

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Re: Mein PU-Wickelaufbau

#21

Beitrag von raumneun » 21.03.2013, 09:47

...für jede weitere Steigerung der Feldstärke...
Jetzt verstehe ich was du meinst ;) Ich hatte das mit der Steigerung oben so nicht verstanden und bin auch drüber gestolpert. Ja, so macht das durchaus Sinn. Gibt es da irgendwie "Richtwerte", ab wanns eher zuviel wird? Ich hab hier noch so viele kleine Neodym Magnete rumliegen, und hatte überlegt, die von unten an 'nen Pickup zu kleben und dann mit Polepieces zu arbeiten. Wird das eher zu stark?

Max:
Ja klar, ein dünnerer Draht erfährt das genauso. Was ich damit sagen wollte war aber eher: es gibt eine fertigungsbedingte (das kann man natürlich in gewissen Grenzen vermeiden/vermindern) Querschnittsänderung, die in der gleichen Größenordnung liegt, wie die Unterschiede in den verwendeten Drahtstärken. Das macht also das Vergleichen von (Hand gewickelten) Tonabnehmern zusätzlich schwieriger und man müsste bei der Drahtstärke dann sowas sagen wie 0.063mm +-10% (bei Verwendung von 0.065mm Draht ;)
Eigentlich will ich damit auch nur deine Aussage unterstützen. Rechnen kann man viel, aber auf der linken Seite vom Gleichheitszeichen steht nunmal dann sowas wie R, I, U, L,.... und das auch immer sehr stark fehlerbehaftet.
Leider steht dort nie sowas wie "meine Soundvorstellung", "gesamter Output", "Höhenreich", "Schmatzig".... das ist ja eigentlich, was mich interessiert.

Natürlich gibt es dann, wenn die Gitarre mal fertig ist und die PUs eingebaut, auch mal ein paar Soundfiles auf die Ohren :)

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Re: Mein PU-Wickelaufbau

#22

Beitrag von 12stringbassman » 21.03.2013, 09:51

Falsch!
Um in der Alanlogie zu bleiben müsste es heißen:
"Wenn der Geldbeutel prall gefüllt ist, kann er keine umherfliegenden Geldscheine mehr aufnehmen, die fliegen dann einfach vorbei!"
Aber das ist natürlich ein Schmarrn :roll:

@Max Raum9:
Es gibt keine "Richtwerte", da das Saitenmaterial sehr variabel ist ;)
=> ausprobieren!
"Denken ist wie googeln, nur krasser!"

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Re: Mein PU-Wickelaufbau

#23

Beitrag von capricky » 21.03.2013, 09:54

12stringbassman hat geschrieben:Falsch!
Um in der Alanlogie zu bleiben müsste es heißen:
"Wenn der Geldbeutel prall gefüllt ist, kann er keine umherfliegenden Geldscheine mehr aufnehmen, die fliegen dann einfach vorbei!"
Aber das ist natürlich ein Schmarrn :roll:
Du kannst mit Sicherheit davon aussgehen, dass bei mir trotz prall gefülltem Gelbeutel kein Geldschein vorbeifliegen würde! :badgrin:

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Re: Mein PU-Wickelaufbau

#24

Beitrag von 12stringbassman » 21.03.2013, 10:07

Deswegen schrub ich ja, dass das ein Schmarren ist.
"Denken ist wie googeln, nur krasser!"

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Re: Mein PU-Wickelaufbau

#25

Beitrag von Max Mauluff » 21.03.2013, 10:14

Das lustige an diesen Diskussionen ist immer, das trotz haufenweisen Berechnungen und Anwendung aller mathematischen und physikalischen Formeln keiner mit absoluter Bestimmtheit sagen kann , wie sich dieser Pickup klanglich verhält. Deshalb erspare ich mir von vorherein diesen "Schmarrn" und verlasse mich auf meine Erfahrungen und Recherchen und da lag ich bisher ganz gut im Rennen. ;)

Und mein Bauchgefühl sagt mir eben: zuviel Draht für zu wenig Magnet, vielleicht kann man das ja in eine physikalische Formel bringen. :badgrin:
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