bea hat geschrieben: ↑22.10.2017, 21:40
Rein elektrisch ist z.B. die Wahl des Anodenwiderstands immer ein Kompromiss. Und ganz eigentlich will man da ja eine Konstantstromquelle sehen...
Niemand, der einen Gitarrenverstärker baut, möchte dort tatsächlich eine Konstantstromquelle sehen. Alle Vorteile die in diesem Konzept und Kontext genannt werden, kehren sich in einem Gitarrenverstärker klanglich ins Gegenteil. Ganz abgesehen, von der Verkomplizierung und erhöhter Ausfallwahrscheinlichkeit, die zusätzlichen Kosten.
bea hat geschrieben: ↑22.10.2017, 21:40
Auch die Wahl des Arbeitspunktes einer Triode wie der ECC83 ist alles andere in Stein gemeißelt: wenn man große Eingangssignale verarbeiten muss, tut es die übliche Dimensionierung nicht mehr. Auch dann nicht, wenn die Stufe gegengekoppelt ist.
Eben, bei der Wahl des Arbeitspunktes hat man eine große kreative Breite zu Verfügung, selbst wenn man sich "nur" an die Applikationsbeispiele alter Datenblätter hält. Hierin liegt ja auch ein "großes Geheimnis" unterschiedlicher "Röhrensounds" und nicht in Baujahr und Hersteller der Röhren, wie uns die Röhrendealer glauben machen wollen. Wer will schon die Gitarre nicht verzerrt und ich meine nicht highgain? Will ich es tatsächlich "unverzerrt" (das ist eine Röhre nie), dann setzt ich einen Spannungsteiler vor den Eingang, so wie es ursprünglich in der Originalschaltung mit 2x 68k realisiert wurde. Damit halbiert man die Eingangsspannung, leider waren damit auch die klangfarbebestimmenden Resonanzfrequenzen der dort angeschlossenen Gitarrenpickups durch den resultierenden Eingangswiderstand plattgebügelt.
bea hat geschrieben: ↑22.10.2017, 21:40
Und bei unserem Verstärkerchen hier (und nicht nur bei diesem) ist die Auslegung ein erheblicher Kompromiss - um den Trafo klein halten zu können mal eben die Anodenspannung ans obere Limit zu setzen, hat schon was.
Und dann aufgrund des Marktdrucks die Impedanz des Übertragers auf den Wert zu verkleinern, den sie bei einer "EL84-SE-üblichen" Auslegung haben müsste, ist erst recht ein Kompromiss.
Die Größenauslegung des Ausgangsübertragers ist nach meiner Meinung noch das "planvollste" an diesem Verstärker. Er soll ja ein Gitarren- und Mundharmonikverstärker sein, kein Bassverstärker. Also braucht man die untere Grenzfrequenz auch nicht auf 50 oder sogar 20Hz festlegen (+/-3dB), etwa 120Hz reichen vollkommen. Das spart deutlich Trafoblech, Kupferdraht und somit viel Geld. Ein weiterer (Kosten-)Vorteil ist, dass man die Siebelkos der Betriebspannung kleiner auslegen kann, Netzspannungsbrummen 50/100Hz stört viel weniger. Dieser Trick wurde schon in den 50er Jahren bei der Massenherstellung der Röhrenradios angewendet. Man muß vom Nutzsignal auch nichts verstärken, was am Lautsprecher durch die offene Bauweise der Gehäuse eh nicht mehr zu hören wäre.
Wie drückt denn der Markt auf die Impedanz des Übertragers? Für mein Verständnis "drückt" nur der Lautsprecher auf die Impedanz. Dessen Impedanz wird mit dem Quadrat des Übersetzungsverhältnisses des Übertragers auf die Primärseite gebracht... Wenn das Übersetzungsverhältnis nicht bekannt ist, kann man es mit einer kleinen Wechselspannung, angelegt an der Sekundärseite ermitteln, dann hätten wir auch reale Werte für Ra. Allerdings sollte die Frequenz dieser Hilfsmessspannung höher als 150Hz aus den genannten Gründen liegen. Ich habe so einen befähigten Tongenerator, bald auch einen Ga5, dann schauen wir weiter.
Die Anodenspannung ist schon beim GA5 unnötig hoch, das ist jetzt aber auch nicht so dramatisch und kann über Dimensionierung des Kathodenwiderstandes der EL84 verlustleistungstechnisch stressfreier für die Röhre gestaltet werden (man macht ihn einfach größer)
capricky