Okatv-Overdrive mit Bypass.

Amp / Effektgeräte selbst bauen oder reparieren
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bea
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Okatv-Overdrive mit Bypass.

#1

Beitrag von bea » 03.09.2016, 01:33

In Bassic gibt es eine Diskussion darüber, wie man wohl am besten den Sound von Royal Blood nachbilden kann. Der Basser spielt gleichzeitig über eine Bassanlage und oktaviert und verzerrt über eine Gitarrenanlage.

Weil ich aber nicht mit zwei Verstärkeranlagen und einem dicken Floorboard auf die Bühne möchte, denke ich darüber nach, das in ein einziges Kistchen zu packen. Mit einer TL606 oder artverwandten Box könnte das sogar gehen. Der Effekt der Wahl hieße Ampeg Scrabler. Wird nicht mehr gebaut, aber es gibt Pläne im Netz.

Trotzdem langweilig. Außerdem will ich nicht Mike Kerr imitieren.
Schlimmer noch: komplex. Ich bin ja nach wie vor Anhängerin von KISS (nee, die gleichnamige Rockband finde ich langweilig...)

Also selbst was machen. Was benötigen wir?

- Signalsplitter (Katoden- bzw. Sourcefolger).
- Oktavierer. Tricky, wenns wirklich gut gehen soll. Der Scrambler verdoppelt die Frequenzen intern mit Vollweggleichrichtung.
- Overdrive. Ich benötige keinen sägenden Fuzz, sondern einfach eine schön übersteuerte Röhre.
- 2 Ausgänge, falls ich doch mal Bi-Amping machen möchte.
- die Möglichkeit, das verzerrte und das Originalsignal zu mischen und auf einen Ausgang zu legen.

Weil ich ja ein verrücktes Huhn bin, "muss" das ganze mit Röhren aufgebaut sein, und weil ich noch nichts gescheites im Niedervolt-Betrieb hinbekommen habe, "muss" auch das sein. Frau gönnt sich ja sonst nichts.

Grundsätzlich kann man den Splitter und den Oktavierer in einer Stufe zusammenfassen: Katodyn (Phasensplitter wie in einer Röhrenendstufe), hinter jeden Ausgang eine Germaniumdiode und beide Signale dahinter zusammenführen und gemeinsam weiter misshandeln. An der Katode, der Source bzw dem Emitter (je nach Technologie) dann das möglichst unverfälschte Signal abgreifen. In der Praxis muss man vorher ein wenig verstärken, und hinter der Gleichrichtung erst recht. Es soll ja schließlich zerren.

Den Katodyn habe ich mit einem BF245B auf meinen Breadboard aufgebaut. Nett, macht, was er soll, komprimiert leider ein wenig. Mhmm. Ist ja wohl eher nicht die Hauptanwendung für diesen JFET.

Also Röhren. Und weils so schön ist, Niedervolt. Niedervolt bedeutet NICHT den Betrieb an nur 12.5 V. Das kann man mit aktuellen Röhren vergessen, und auch alte Röhren freuen sich über jedes Volt mehr. Mein Experimentiernetzteil für derlei Dinge liefert 15V~. Dann kommen Gleichrichter, Siebung und ein 7812. Die 12(.5) V benötige ich auf jeden Fall zum Heizen der Röhren. Wenn ich mehr will, kann ich entweder am Reservoirkondensator eine Siebkette parallel zum 7812 abzweigen. Wenn ich nur geringe Ströme will, kann ich so zusätzlich etwa 20 V abzapfen. Röhren im LoV-Betrieb tun mir den Gefallen. Transistoren wie der BF245 nicht.
Alternativ kann ich natürlich direkt vom Netzteil eine Spannungsverdopplerschaltung parallel zum vorhandenen Gleichrichter schalten und etwas höhere Spannungen erzeugen. Die erste Möglichkeit hab ich schon für Testzwecke aufgebaut. Ändern lässt sich das jederzeit.

Die dritte Möglichkeit wäre übrigens, mit einem kleinen Trafo wieder Hochspannung zu erzeugen. Irgendwann ist aber kein Platz mehr im Gehäuse...

Bevor ich den Lötkolben anschmeiße, ein wenig Simulation mit LTSPICE. Zum Glück gibt es inzwischen Röhrenmodelle, die aus Messungen an Röhren im LoV-Betrieb entwickelt wurden.
Und da gibt es erste Ergebnisse, sozusagen Proof of Concept (mehr darf man nicht erwarten).
Am liebsten hätte ich das auch mit anderen Röhren als der ECC82 durchgeführt, aber von den als Modell verfügbaren Röhren besitze ich leider nur die ECC82 von EH. Also spice ich erstmal mit dieser Röhre.
GreenRinger_12AU7.png
Man sieht eine normale Katodenbasisstufe (Verstärkerstufe) im Eingang, dann den Katodyn mit den beiden Dioden hinter den Ausgängen. Dahinter befindet sich eine weitere Verstärkerstufe und ein Katodenfolger; denn ich benötige einen nicht allzu hochohmigen Ausgang. Die beiden letzten Stufen sind direkt gekoppelt und gebootstrapped, um die Verstärkung zu maximieren. Mit einer anderen Beschaltung (größeren Widerständen), kann man noch deutlich mehr herausholen. Dann würde leider die folgende Abbildung noch weniger lesbar.

Dort sieht man:

grau: das Eingangssignal
rot: Ausgang der ersten Stufe
hellblau: das gleichgerichtete Signal. man beachte die Verdopplung der Frequenz.
dunkelblau: Ausgangssignal der letzten Stufe. Auch gegenüber der hellblauen Kurve deutlich verformt.
graugrün: Signal an der Katode des Phasensplitters. Wer genau hinschaut, sieht, dass die untere Halbwelle bereits komprimiert ist. Obwohl ich in dem Schaltplan das Originalsignal da abzwacke, muss ich Rainer Barzel zitieren: "So nicht!".
GreenRinger_12AU7.results.png
Fazit. Vielversprechend. Sollte ich wohl mal aufbauen und mich mit den Tücken der Realität rumschlagen.
LG

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Re: Okatv-Overdrive mit Bypass.

#2

Beitrag von capricky » 03.09.2016, 14:35

Schlaf doch noch mal richtig drüber und mach es dann einfach mit Germaniumtransistoren, so klingt und zerrt es wenigstens bei verschiedenen Zimmer-, Proberaum- und Bühnentemperaturen auch unterschiedlich. Wenn dabei dann mal ein Sound vorbeikommt, der gefällt, fixierst Du den mit Siliziumtransistoren - fertig! ;)

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Re: Okatv-Overdrive mit Bypass.

#3

Beitrag von bea » 03.09.2016, 15:27

Die Germaniumdioden sollen nicht wie sonst in derartigen Schaltungen zerren, sondern nur das Signal gleichrichten (Auch wenn das mit dem Nichtzerren nur sehr bedingt möglich ist). Verzerrungsoll idealweise hinter dem Oktavierer durch Übersteurung der Röhren entstehen.

An den Ge-Dioden interessiert mich vor allem die früher und sanfter einsetzende Leitfähigkeit des PN-Übergangs - normale SI-Dioden sind hier nicht gut geeignet (wohl aber Schottky-Dioden, ich weiß...) . Außerdem habe ich die Ge-Dinger seit Jahrzehnten im Fundus.

Mit den Röhren sollte es übrigens reproduzierbarer sein als mit Ge-Transistioren...
LG

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Re: Okatv-Overdrive mit Bypass.

#4

Beitrag von Bermann » 03.09.2016, 16:41

Bea, der Gleichrichter macht aber bereits einen kräftigen Fuzz ;)

Gruß Hermann

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Re: Okatv-Overdrive mit Bypass.

#5

Beitrag von bea » 03.09.2016, 17:17

Deshalb auch mein erster eingeklammerter Satz.

Inzwischen ist mir übrigens noch ein weiteres analoges Oktavierprinzip untergekommen: man nimmt einen Phasensplitter wie diesen und führt die Signale mit einem Differenzverstärker gerade wieder zusammen. Das Originalsignal und alle ungeraden Harmonischen, die unterwegs zugefügt werden, löschen sich aus. Die geradzahligen Harmonischen, vor allem die Oktave, bleiben über und können verstärkt werden. die Schaltung ist im Prinzip einfach, aber im Differenzverstärker sind selektierte Bauteile nötig. Das ist mit Halbleitern eher noch schwieriger als mit Röhren. Das Ding soll tatsächlich sauberer klingen als übliche Oktaver.

Sowas mit Röhren und nur 20V Betriebsspannung bauen zu wollen, wäre aber tatsächlich abwegig.
LG

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Re: Okatv-Overdrive mit Bypass.

#6

Beitrag von capricky » 03.09.2016, 18:23

bea hat geschrieben:
Sowas mit Röhren und nur 20V Betriebsspannung bauen zu wollen, wäre aber tatsächlich abwegig.

Ich nahm auch an, daß im Moment der Entstehung dieser Idee ein guter Rotwein im Spiel war... ;)

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Re: Okatv-Overdrive mit Bypass.

#7

Beitrag von bea » 03.09.2016, 20:12

Das mit dem Rotwein kann gut möglich sein (mehr als ein Glas pro Abend aber sicher nicht...). Aber mit Halbleitern gibt es diese Schaltung tatsächlich.

Ich werde zunächst mal den Octaverteil aufbauen und schauen, wie er sich verhält. Wozu gibt es Breadboards...

Möglicherweise verzichte ich auf die Eingangsstufe und packe hinter hinter den Octaver noch eine dritte Triode.
LG

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Re: Okatv-Overdrive mit Bypass.

#8

Beitrag von bea » 10.09.2016, 13:00

Ok, ich hab mal ein wenig weiter gespielt:

Auftrennen des Signals wie bisher mit einer Katodyn-Stufe. Auf Anregung hin einen Differenzverstärker in Anodenbasisschaltung aufgebaut. Das Ding verhält sich seltsam, aber es oktaviert:
CathodeMixerSchem.png
CathodeMixer.png
LG

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Re: Okatv-Overdrive mit Bypass.

#9

Beitrag von bea » 19.09.2016, 18:02

Ein wenig besser funktioniert die Schaltung, wenn ich R1 durch eine Konstantstromquelle ersetze, und mit einem BF245 als Splitter wird die Aussteuerbarkeit größer. Weil ich ja eh eine zweite Röhre brauche, sollte ich allerdings trotzdem versuchen, das mit einer Triode hinzubekommen.
CathodeMixer2_Schem.png
CathodeMixer2.png
Man sieht, das das Ausgangssignal des Splitters schön symmetrisch und kaum schwächer als das Eingangssignal ist (rote und magenta-Kurve). Mit Röhren im Niedervoltbetrieb dürfte das kaum gehen.

Der Oktavier-Effekt hängt leider deutlich vom Eingangspegel ab: bei geringer Aussteuerung heben sich die beiden Teilsignals der Mischstufe sehr gut auf. So richtig verstehe ich die Schaltung nicht; es sieht aber ein wenig danach aus, als ob hier nichtlineare Verzerrungen "aufgeblasen" würden. Die Schaltung erinnert deutlich an den MuDoubler, der genau das tut.
LG

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Re: Okatv-Overdrive mit Bypass.

#10

Beitrag von bea » 22.09.2016, 16:17

So, nach weiterem Herumspielen mit LTSpice kristallisiert sich jetzt augenscheinlich eine Version heraus, die ich einfach mal real ausprobieren sollte. Die Schaltung funktioniert in der Simulation mit 20 V und mit geringfügigen Modifikationen auch mit höheren Spannungen. Verwendet habe ich Koren-Modelle der ECC82, die an Messungen der ECC82 von EH im LoV-Bereich angepasst worden sind.

Die dritte Stufe ist ein Overdrive. Damit es auch schön zerrt, habe ich der Schaltung eine Rückkopplung spendiert. Mal sehen, ob sie auch in der Praxis im Stabilitätsfenster bleibt. Dieser Teil hängt übrigens recht deutlich von der Betriebsspannung ab. Das Ausgangssignal wird bewusst an der Katode abgegriffen; an der Anode ist es im Vergleich zum Eingangssignal zu groß.

Bei 30 V ist das Einstellen sinnvoller Arbeitspunkte, vor allem für eine Aussteuerbarkeit ohne Gitterströme, wesentlich stressärmer als an 20 V. Aber auch hier ist die Simulation lange nicht so gruselig wie bei nur 12.6 V. Was sich auch in der Praxis zeigt.

Was ist was?

- hellblau: Eingagssignal
- dunkelblau: Originalsignal ausgekoppelt an der Katode (fürs Zusammenmischen bzw. eventuelles Bi-Amping)
- rot: oktaviertes Signal
- grau: verzerrt

Weil diese Sorte Oktavierer besser funktionieren soll, wenn man nur die Grundtöne einspeist (Höhenblende zu...), habe ich vor dem Phasensplitter ein Tiefpassfilter eingefügt. Ein weiteres Filter befindet sich im Overdrive; es setzt dort die Verstärkung für die Höhen herab und mindert das Auftreten von "Spikiness".
Dateianhänge
CathodeMixer4_Overdrive_Schem.png
CathodeMixer4_Overdrive.png
LG

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Re: Okatv-Overdrive mit Bypass.

#11

Beitrag von oldeurope » 23.09.2016, 11:44

Hallo bea,
habe Durch Deinen link in der RB hierher gefunden. (Dort habe ich Schreibverbot.)

http://www.gitarrebassbau.de/download/f ... _Schem.png

Ein Katodyn ist bei der geringen Betriebsspannung zur Phasendrehung keine
gute Wahl, weil ja zwei Arbeitswiderstände in Serie der Röhre versorgt werden müssen.
Bei dem geringen Spannungsabfall an den Arbeitswiderständen kannst Du dem
Push-Push-Verdoppler in Anodenbasisschaltung aus U3U4 nicht genügend Signalspannung liefern.
Du hattest ja schon bemerkt, dass dieser bei kleinen Signalen nicht verdoppelt, sondern
auslöscht.

Da rate ich Dir zur Phasendrehung zu einem Anodenfolger.
Wenn Du den Push-Push-Verdoppler in Katodenbasisschaltung ausführst,
kommst Du mit weinger Signalspannung aus.

Zum Eingang mit U2:
Wenn Du an N015 etwas anklemmst hast das Einfluss auf das Signal an N006.
Ist das gewünscht?

LG
old.

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Re: Okatv-Overdrive mit Bypass.

#12

Beitrag von oldeurope » 23.09.2016, 20:13

Hallo bea,
bea hat geschrieben:So, nach weiterem Herumspielen mit LTSpice ...
Bei 30 V ist das Einstellen sinnvoller Arbeitspunkte, vor allem für eine Aussteuerbarkeit ohne Gitterströme, wesentlich stressärmer als an 20 V. Aber auch hier ist die Simulation lange nicht so gruselig wie bei nur 12.6 V. Was sich auch in der Praxis zeigt.

...
Anbei mal eine 12V Version. Deine Meinung dazu?

LG
old.

PS: Wäre nett, wenn Du deine asc hier auch mal (als txt) hochladen würdest.
Dateianhänge
anodenfolger_pushpushdoubler.txt
Bitte die Endung txt durch asc ersetzen.
(2.66 KiB) 155-mal heruntergeladen
anodenfolger_pushpushdoubler_asc_raw.PNG

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Re: Okatv-Overdrive mit Bypass.

#13

Beitrag von bea » 24.09.2016, 00:17

oldeurope hat geschrieben: Anbei mal eine 12V Version. Deine Meinung dazu?
Schau ich mir gleich mal an. Auch wenn ich platt bin.
Das Projekt läuft bei mir neben einer Haussanierung; daher bin ich noch langsamer als zu Guckis Zeiten. (Heute habe ich den Rahmen eines zu tauschenden Wohnzimmerfensters freigestemmt, grob sauber gemacht und dann die Decke meines zukünftigen Bastelzimmers mit Holzfaserdämmplatten gepflastert, während ein Handwerker unten zwei Türen tauschte....) Sehe ich es recht, dass der Anlass Deines Schreibverbots im Alte-Herren-streiten-gern-Forum JFET als Konstantstromquelle war?

Die asc-Dateien stelle ich gerne auch hier ein. Bisher gab es ja wenig Anlass.
LG

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Re: Okatv-Overdrive mit Bypass.

#14

Beitrag von bea » 24.09.2016, 00:31

oldeurope hat geschrieben: Anbei mal eine 12V Version. Deine Meinung dazu?
Sieht nett aus. Auf die Idee mit dem Anodenfolger bin ich noch gar nicht gekommen. Der Anodenfolger benötigt doch zusätzlich einen Buffer, nicht wahr? Wo zwacke ich am besten da Originalsignal ab (ich hab die Katode der ersten Stufe genommen; die 100k sind ein fiktiver Lastwiderstand...)

Ach, ein Detail: der Gitterableitwiderstand R3. Sollte der nicht kleiner sein, weil er ja die Gittersröme zweier Trioden aufnimmt (U1 und U3)?

Ach so: was passiert bei sehr kleinen Eingangssignalen? Auch hier sollte doch die Amplitude des oktavierten Signals quadratisch mit der des Eingangssignals anwachsen? Und warum sind R4 und R5 nicht wie beim invertierenden OpAmp mit Verstärkung 1 gleich?

Weil ich keine ECC88 da habe (und bei neuen ECC88 ebenfalls mit Stress wegen zu geringer Katodenemission rechne), werde ich den Ansatz wohl auf ECC81 oder 82 und die etwas höheren Spannungen übertragen. Auch deshalb, weil ich mit meiner verfügbaren 1 A*12.6 V-Heizleistung bequem 3 dieser Röhren, aber keine 3 ECC88 versorgen kann (entweder 2 oder 4, paarweise in Reihe).
LG

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Re: Okatv-Overdrive mit Bypass.

#15

Beitrag von oldeurope » 24.09.2016, 10:03

bea hat geschrieben: Auf die Idee mit dem Anodenfolger bin ich noch gar nicht gekommen. Der Anodenfolger benötigt doch zusätzlich einen Buffer, nicht wahr? Wo zwacke ich am besten da Originalsignal ab (ich hab die Katode der ersten Stufe genommen; die 100k sind ein fiktiver Lastwiderstand...)
...
warum sind R4 und R5 nicht wie beim invertierenden OpAmp mit Verstärkung 1 gleich?
Hallo bea,
wenn die Triodeneigenschaft µ=1 oder der Durchgriff 100% beträgt, benötigst Du
gar keine Gegenkopplung.
http://line-pre.blogspot.de/2008/07/uni ... erter.html

Nach Barkhausen kannst Du rechnerisch den Durchgriff als Spannungsgegenkopplung
betrachten. Da Du einen Vergleich mit OpAmp anbringst, hier mal das OpAmp-
Ersatzschaltbild einer Triode:
http://bp1.blogger.com/_oCEpds9YoPw/SB6 ... i.2008.png

Da uns zur Zeit keine ECC8... mit µ=1 zur Verfügung steht, müssen wir R4 und R5
zusätzlich anbringen. Hätte die Röhre einen Durchgriff von 0 oder µ=uendlich
und einen ri=0 dann müssten R4 und R5 den gleichen Wert besitzen.

Den Begriff Anodenfolger habe ich bei Broskie erstmals gelesen.
http://www.tubecad.com/
Tatsächlich benimmt sich die Stufe, bis auf die Invertierung, wie ein Katodenfolger.
Auch ihr Quellwiderstand entspricht dem Kehrwert der Steilheit, 1/s.
Leider geht durch die Spannungsgegenkopplung in Ermangelung der µ=1 Triode
der hochohmige Eingang verloren. Als Kompromisslösung führt man die
Spannungsgegenkopplung möglichst hochohmig aus.
Wir müssen hier bei den Röhrenherstellern dringend Bedarf anmelden.
Ich freue mich über Alle die das auch so sehen.

Anbei ein Anodenfolger mit der ECC82 bei 20V

Zu Deinen weiteren Text dann später...

LG
old.
Dateianhänge
anodenfolger_001.txt
Dateiendung txt durch asc ersetzen.
(2.03 KiB) 157-mal heruntergeladen

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Re: Okatv-Overdrive mit Bypass.

#16

Beitrag von bea » 24.09.2016, 10:42

Sodele, anbei mal die .asc-Datei meines letzten Standes...

bea hat geschrieben: ... Anlass Deines Schreibverbots im ...-Forum ...
Ok, ich denke, nach Deiner Antwort glaube ich auch diesbezüglich mehr z wissen.
Dateianhänge
CathodeMixer4_Overdrive.txt
(6.6 KiB) 133-mal heruntergeladen
LG

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Re: Okatv-Overdrive mit Bypass.

#17

Beitrag von bea » 24.09.2016, 11:53

oldeurope hat geschrieben: Anbei ein Anodenfolger mit der ECC82 bei 20V.
Danke. Den Anodenfolger zur Phasenumkehr hatte ich irgendwie gar nicht auf dem Schirm, obwohl ich den Artikel aus dem tubecad-Journal schon gelesen hatte.

Den Anodenfolger mit der ECC82 habe ich mal ausprobiert.
In der Praxis wird man R4 bzw. R5 sicher noch anpassen müssen, weil ja der (dynamische) Innenwiderstand der Quelle bzw. der vorigen Stufe nicht vernachlässigt werden kann; er liegt mit R5 in Reihe. Im Fall einer ECC83 bzw. den bei kleinen Spannungen wohl erhöhten Innenwiderständen auch mit der ECC82 dürfte man ihn wohl nicht vernachlässigen. Keine große Aktion, nur etwas, das man sich bewusst machen sollte. Bei der wohl üblicheren Verwendung als Addierstufe dürfte das keine so große Rolle spielen
LG

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Re: Okatv-Overdrive mit Bypass.

#18

Beitrag von oldeurope » 24.09.2016, 16:19

Hallo bea,
bea hat geschrieben: weil ja der (dynamische) Innenwiderstand der Quelle bzw. der vorigen Stufe nicht vernachlässigt werden kann; er liegt mit R5 in Reihe. Im Fall einer ECC83 bzw. den bei kleinen Spannungen wohl erhöhten Innenwiderständen auch mit der ECC82 dürfte man ihn wohl nicht vernachlässigen.
Betrachte R5 als Eingangswiderstand der Schaltung. Um den Innenwiderstand
der vorherigen Stufe brauchst Du Dich nicht zu sorgen, weil ja das nicht
invertierte Signal am linken Ende von R5 abgegriffen wird.
Siehe Schaltung 005

Ich habe mal die Anogengleichrichtung angetestet. Da kommt man mit
weniger Steuerspannung aus und das Katodyn reicht da bequem.
Siehe Schaltung 006

Die Diodenschaltung möchte ich auch noch testen, ich denke sie wird die besten
Resultate liefern. (In Deiner Dioden-Schaltung oben sind ein paar Fehler.)

LG
old.
Dateianhänge
CathodeMixer006.txt
für LTspice asc anhängen
(3.76 KiB) 150-mal heruntergeladen
CathodeMixer005.txt
für LTspice asc anhängen
(4.54 KiB) 131-mal heruntergeladen

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Re: Okatv-Overdrive mit Bypass.

#19

Beitrag von oldeurope » 24.09.2016, 16:34

bea hat geschrieben:
oldeurope hat geschrieben: Das Projekt läuft bei mir neben einer Haussanierung; daher bin ich noch langsamer als zu Guckis Zeiten. (Heute habe ich den Rahmen eines zu tauschenden Wohnzimmerfensters freigestemmt, grob sauber gemacht und dann die Decke meines zukünftigen Bastelzimmers mit Holzfaserdämmplatten gepflastert, während ein Handwerker unten zwei Türen tauschte....) Sehe ich es recht, dass der Anlass Deines Schreibverbots im Alte-Herren-streiten-gern-Forum JFET als Konstantstromquelle war?
Hopa, den Beitrag habe ich doch glatt übersehen. Zu Guckis Zeiten konnte ich gar nicht
simulieren. Ich hätte damit eher anfangen sollen.

Im Triodelington-Thread gab es Krach (User Arcolette), dann Schreibverbot und eine Kriegserklärung.

Ja, Haussanierung ist bei mir auch noch Thema. Bei einigen Fenstern habe ich Doppelverglasung
in den alten Holzrahmen gebaut. Es gibt die Scheiben übrigens auch mit 12mm und 6mm Abstand,
für schmale Rahmen. Ich bastle gerade an einer automatischen Kellerlüftung ...

LG
old.

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Re: Okatv-Overdrive mit Bypass.

#20

Beitrag von bea » 25.09.2016, 10:20

oldeurope hat geschrieben: Hopa, den Beitrag habe ich doch glatt übersehen. Zu Guckis Zeiten konnte ich gar nicht
simulieren. Ich hätte damit eher anfangen sollen.
Ich auch noch nicht. Das lag aber vor allem daran, dass es weder für Linux noch für den Mac Software gab, mit der man auch arbeiten konnte (für Linux gibt es schon lange Xcircuit mit einer Schnittstelle zu einer SPICE-Implementierung; aber Xcircuit ist von der Funktion her etwas frustrierend...)


Zurück zum Projekt: weil es ja unvermeidlich zu sein scheint, dass das oktavierte Signal quadratisch von der Eingangsamplitude abhängt, kommt der Wunsch nach einer Kompensation auf, also einer Kompression. Die Kompression muss m.E. auf das Eingangssignal wirken.

Gestern habe ich mit leider mäßigem Erfolg mal mit einer Schaltung experimentiert, bei der das oktavierte Signal (von N003) verstärkt, negativ gleichgerichtet und dann zum Verändern des Arbeitspunkts auf das Gitter zurückgeführt wird. Jetzt habe ich weiter im Netz gewühlt und bin auf einen Limiter mit anscheinend logarithmischer Regelkennlinie gestoßen (was mir entgegen käme):

Hier mal die Schaltung

Bild

Verstanden habe ich sie nicht, und ausprobieren konnte sie auch noch nicht.

Dann hatte ich selbst noch die Idee, die Verstärkung einer Kaskode (oder normale Pentode) zu beeinflussen, indem das gleichgerichtete Signal auf das obere Gitter gelegt wird. Falls das ein sinnvoller Ansatz sein sollte, würde ich die Kaskode bevorzugen - aus dem einfachen Grund, dass die zusätzliche Doppeltriode wenig Heizleistung benötigt (ich hätte sogar eine ECF803 im Fundus, aber die benötigt 450 mA und einen Vorwiderstand...)
LG

Beate

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Re: Okatv-Overdrive mit Bypass.

#21

Beitrag von bea » 26.09.2016, 12:11

Bisher hab ich das Ding noch nicht zum gebracht (ich habe kein Modell für die 6SL7 und versuche mein Glück mit der ECC81 und der 12AY7). Aber ich glaube, ich sollte besser mal die beiden anderen Ansätze untersuchen (Pentode/Cascode über Schirmgitterspannung und das Beispiel aus Tube Town)

Ergänzend noch: bei den geringen Betriebsspannungen funktioniert das Beispiel aus TT (http://www.tube-town.de/ttforum/index.p ... #msg125728) leider auch so gut wie gar nicht :-(

Vielleicht sollte ich wirklich erst mal den Hauptteil der Schaltung real ans Laufen bringen...
LG

Beate

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Re: Okatv-Overdrive mit Bypass.

#22

Beitrag von oldeurope » 26.09.2016, 22:50

Guten Abend bea
bea hat geschrieben: das oktavierte Signal quadratisch von der Eingangsamplitude abhängt, kommt der Wunsch nach einer Kompensation auf, also einer Kompression. Die Kompression muss m.E. auf das Eingangssignal wirken.
Ich würde da eine höhere Betriebsspannung bei gleichzeitig höherem Signalpegel als Lösung wählen.
Dann kommst Du das dem Knickbereich der Gleichrichter raus und der Verdoppler wird linear.
Oder halt Dioden mit einem schärferen Knick verwenden ...

Ich habe mit der Diodenschaltung gespielt und 1N4148 verwendet. Ist schon deutlich linearer.
Ich schaffe bis zu 8Vpp mit der ECC82 bei 20V für die Diodenverdopplung. Sieh selbst. Schaltung 007.

LG
old.
Dateianhänge
Diode_007.txt
Endung txt duch asc für LTspice ersetzen.
(4.97 KiB) 138-mal heruntergeladen

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Re: Okatv-Overdrive mit Bypass.

#23

Beitrag von bea » 27.09.2016, 11:16

Hallo,

nochmal vielen Dank.

Mir geht es momentan weniger um das Großsignalverhalten (ok, Headroom ist natürlich grundsätzlich immer ein Thema), sondern um die Proportionalität von Eingangs- und Ausgangssignal: wegen der quadratischen Abhängigkeit wirkt das Ding als Expander. Das kann zum Ansteuern von Verzerrern ganz nett sein, aber leise Töne werden unterdrückt:

Schau Dir mal das Ausgangssignal bei 10 mV, 50 mV, 100 mV und 500 mV im Verhältnis zum Eingangssignal an: bei 10 mV -24 dB, bei 500 mV -3 dB (mit den anderen Röhrenmodellen und ein wenig Feintuning an der Symmetrie des Phasensplitters, sodaß das EIngangssignal komplett unterdrückt wird). Das ist m.W. prinzipbedingt und steckt in allen analogen Oktavierern.

Daher mein Nachdenken über den Kompressor - ich will schwache Eingangssignale (im Idealfall) so weit verstärken, dass diese nichtlineare Abhängigkeit ausgeglichen wird.
LG

Beate

oldeurope
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Re: Okatv-Overdrive mit Bypass.

#24

Beitrag von oldeurope » 27.09.2016, 13:14

bea hat geschrieben:ich will schwache Eingangssignale (im Idealfall) so weit verstärken, dass diese nichtlineare Abhängigkeit ausgeglichen wird.
Also wenn Du das Eingangssiganl 10-fach verstärkst und die Betriebsspannung auf 200V
bringst, gewinnst Du 20dB für den linearen Bereich.

Und wenn Du das Signal von dem Oktavierer beim Spielen abhörst,
schlägst Du die Saiten automatisch passend an.

Dann bringst Du dahinter noch eine Verzerrstufe. Die wirkt doch auch schon wie
ein Kompressor. Daher sehe ich das nicht so problematisch.

LG
old.

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bea
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Re: Okatv-Overdrive mit Bypass.

#25

Beitrag von bea » 27.09.2016, 20:24

Klar. Deshalb will ich ja parallel zur bisherigen Siebkette auch einen Spannungsverdoppler für die Anodenspannung einsetzen. Und deshalb gibt es ja die Verstärkerstufe im Eingang. Dann werde ich mindestens 30 V zur Verfügung haben - die 20 V liefert mein real existierender Testaufbau, mit dem ich einfach mal sehen wollte, ob Röhren aus aktueller Produktion wenigstens da einsetzbar sind. Das bringt auch schon mal knapp 6 dB. Und wenn alle Stricke reißen, betreibe ich das Teil wirklich mit Hochspannung.
LG

Beate

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