Pickup-Messung Pegel

Potis, Schalter, Tonabnehmer, Kondensatoren und Platinen;
wie verschalte ich was richtig?
Antworten
Benutzeravatar
MiLe
Luthier
Beiträge: 2809
Registriert: 28.12.2013, 13:51
Wohnort: Fasnia - Tenerife
Hat sich bedankt: 130 Mal
Danksagung erhalten: 177 Mal
Kontaktdaten:

Pickup-Messung Pegel

#1

Beitrag von MiLe » 03.04.2016, 12:15

moin,

seit Wochen treibt mich die Frage um, wie ich das Verhältnis aus Resonanzfrequenz, Güte und Pegel optimiere.
Basis meiner Experimente war stets die Geberspulen-Messmethode nach Lemme. Der sagt auch schon im seinem Buch 1994, daß die Geberspulen-Methode zur Pegelmessung ungeeignet sei. Das habe ich bisher auf unterschiedliche Spulenausrichtungen bei Humbuckern und Singlecoils zurückgeführt, eventuell noch auf unterschiedliche Spulengeometrien., Magnetstärken etc.
Eine Messungn zweier nahezu identischer Spulen sollte nach meinem Verständnis schon eine Aussagekraft bez. Pegel liefern.

Das war ein grober Irrtum meinerseits!!


Bei meinem Splitcoil bin ich ja, vermeintlich um mehr Pegel herauszuholen, von einer durchgehenden Ferritklinge auf eine 3geteilte Alnico-Klinge gegangen. Um der vermeintlichen Schwäche der Ferritklinge auf den Grund zu gehen, habe ich neben den Exemplaren mit 7500 Wicklungen noch eines mit 9000 Wicklungen aufgebaut. Bei der Vergleichsmessung habe ich dann nicht schlecht gestaunt:
AC PT Ferrit 7500-9000.jpg
Die schwarze Kurve ist das 7500 Exemplar, die rote das 9000er.
Erwartungsgemäß hat sich die Resonanzfrequenz von 7100 auf 6000 Hz verringert, ebenso Widerstand von 4,94 auf 5,95 KOhm und Induktivität von 1,55 auf 1,89 H erhöht (jeweils nur eine einzelne Teilspule für 3 Saiten), aber der gemessene Pegel ist nahezu unverändert. Kann doch eigentlich nicht sein ? Messungen zigfach mit identischem Messaufbau wiederholt - gleiches Ergebnis.

Also habe ich beide Exemplare provisorisch in eine Gitarre eingebaut und Aufnahmen gemacht. Saitenabstand gleich, PU-Position identisch, Magnetstärke identisch. Ergebnis: die 9000er Variante liefert deutlich mehr Pegel und übersteuert schon den Amp, wo die 7500 noch glasklar klingt.

Damit wäre bewiesen: Die Geberspulen-Messung liefert zwar sehr aufschlussreiche und wiederholgenaue Aussagen über den Kurvenverlauf, aber Aussagen über den Gesamtpegel liefert sie selbst bei nahezu baugleichen Spulen überhaupt nicht. Interpretiert man den Gesamtpegel, zieht man automatisch falsche Schlüsse und entwickelt/experimentiert in die falsche Richtung!!!! Hat mich einige schlaflose Nächte und zahlreiche Prototypen gekostet. Wenn man also etwas über den Pegel eines PUs wissen will, müssen andere Methoden herhalten.

Fazit für meinen Splitcoil: Statt der 3geteilten Alnicoklinge werde ich nun doch wieder auf die durchgehende Ferritklinge gehen. Zum einen liefert sie eine höhere Resonanzfrequenz und Güte bei gleicher Wicklungszahl und vor Allem ist so ein Teil wesentlich einfacher herzustellen.

Viellecht kann jemand den theoretische Hintergrund (Induktionsverhalten, Feldlinen.....) zu der Beobachtung beisteuern?
Liebe Grüße,
Michael

Jackhammer
Ober-Fräser
Beiträge: 954
Registriert: 05.06.2015, 08:41
Hat sich bedankt: 114 Mal
Danksagung erhalten: 34 Mal

Re: Pickup-Messung Pegel

#2

Beitrag von Jackhammer » 03.04.2016, 16:11

Hallo Michael,

erstmal vielen Dank, dass Du Deine Zeit und Arbeit in solche Experimente investierst und mit uns diese spannende Erkenntnisse teilst. Es gibt leider sehr wenig Informationen zu diesem Thema und PU-Hersteller wersuchen konsequent noch mehr Irrtum und Voodoo reinzubringen. Ich persönlich kann leider nicht viel dazu sagen, würde Dich aber wieder (vor ein Paar Jahren hat dass schon der Mann mit 12 Saiten getan) auf Kapitel 5 von dem Manuskript vom Prof. Zollner verweisen. Da gab es Beschreibung einer Messaufbau mit einem PU und dem sich rotierendem Stahldraht neben diesem. Ich könnte mir schon vorstellen, dass eine sich rotierende nicht magnetische Achse mit einem aufgeklebten Stück Stahlseite (diese Achse ist dort angebracht, wo eine Saite normalerweise gehört) zur PU Anregung genügen würde. Und wird diese Achse mit konstanter Drehzahl angetrieben, könnte man schon den Output messen und vergleichen. Wahrscheinlich wird es auch für den Vergleich reichen die Ausgangsspannung bei nur einer Rotationsfrequenz zu messen (eher im Bereich 0,1 kHz, da laut Deiner PU-Messungen viele PUs linearen Frequenzgang haben)...
Viele Grüße
Yuriy

Benutzeravatar
MiLe
Luthier
Beiträge: 2809
Registriert: 28.12.2013, 13:51
Wohnort: Fasnia - Tenerife
Hat sich bedankt: 130 Mal
Danksagung erhalten: 177 Mal
Kontaktdaten:

Re: Pickup-Messung Pegel

#3

Beitrag von MiLe » 03.04.2016, 17:20

Hi Yuiry,

danke, die Messmethode (und die entsprechenden Kapitel von Zollner) kenne ich. Die Methode wurde m.W. von Lemme auch schon beschrieben - ich denke, Bartolini hat schon früh damit angefangen. Im Lemme Buch gibt es sogar eine Vergleichtabelle mit den so gemessenen Werten von bekannten PU's und diversen Bartolini-Typen.
Problem: Ich will ja keine PU-Produktion aufbauen sondern nur für mich was basteln. So eine Apparatur ist schon wieder Aufwand, weil ja auch die Entfernung PU-"Saite" exakt eingestellt werden muss. Außerdem könnte es interessant sein, das Ganze auch bei verschiedenen Frequenzen zu messen um zu sehen, in wieweit die Geberspulenmessung da ausreicht oder ob im realen Betrieb noch andere Faktoren mit reinspielen. Kurz gesagt - um einen PU für mich zu bauen, wäre der Aufwand dann doch etwas zu groß. Da behelfe ich mich mit gleichmäßigem Anschlagen und Auswertung der Aufnahmen - da kommt's mir ja auch 1/10 dB nicht an ;)
Liebe Grüße,
Michael

Antworten

Zurück zu „Gitarren/Bass-Elektronik“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 39 Gäste