Tremolo mit Federstahl-Lagerung?

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Tremolo mit Federstahl-Lagerung?

#1

Beitrag von MiLe » 28.04.2017, 19:32

moin,

mir spukt da mal wieder so eine krude Idee im Kopf rum: Statt ein Tremolo mit Spiralfedern zu spannen und gegen mehr oder weniger reibungserzeugende und verschleißende Lager abzustützen könnte doch ein Streifen Federstahl eigentlich die gleiche Aufgabe übernehmen, und zwar beide gleichzeitig :idea: (think)
Zusätzlich könnte man mit so 'ner Konstruktion Einbautiefe sparen, Federkammer weglassen, sirrende Federn wären auch Geschichte und man könnte sogar eine Art Tremolo-Base konstruieren/bauen, auf die sich vorhandene Fender-Style Bridges aufschrauben ließen. So eine Art fixed Bridge to tremolo-Konverter.
Damit wäre zwar nix einstellbar, aber für verschiedene Saitenstärken/Mensuren könnte man ja verschieden dicke Streifen/Federhärten nehmen.
Bevor ich da tiefer einsteige - hat's sowas schon mal eventuell gegeben? Ich finde im www. nix zu dem Thema :oops:
Lieg vielleicht auch daran, dass "Federstahl" "spring steel" heißt und man mit derartigen Suchbegriffen Millionen Spiralfedern findet, aber keine besondere Konstruktion.
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Tremolo mit Federstahl-Lagerung?

#2

Beitrag von Bermann » 28.04.2017, 19:36

Gibson Tremola

Gruß Hermann

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Re: Tremolo mit Federstahl-Lagerung?

#3

Beitrag von MiLe » 28.04.2017, 19:40

Jau - so was in der Art meine ich :), Danke!
Ich dachte aber noch eher an eine Abstützung der gesamten, Fender-Artigen Einheit nach vorne bzw. vorne-schräg-unten :)
Damit würde die Reibung der Saiten auf den Bridges reduziert.
Hast Du eine Idee, warum man solche Federstahl-Systeme eher selten sieht? Welchen Nachteil übersehe ich?
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Tremolo mit Federstahl-Lagerung?

#4

Beitrag von Bermann » 28.04.2017, 19:44

Die sind berüchtig für schlechte Stimmstabilität.

Gruß Hermann

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Re: Tremolo mit Federstahl-Lagerung?

#5

Beitrag von MiLe » 28.04.2017, 19:50

(think) Hmmm - dann muss ich mal weiter denken. Die Konstruktion scheint ja aus mehreren Zug- und Druckfedern und Lagerungen zu bestehen, ich ziele ja auf eine Federstahl-Klinge für alles ab.
Prinzipiell soll der bewegliche Teil ohne Saitenapsnnung auf dem Korpus aufliegen. Durch den Saitenzug wird die Feder etwas hochgebogen, das Teil kommt mit dem Ar*** hoch ;)
Dadurch müssten down- und upbends möglich sein. Zu klären wäre die Frage des Drehpunktes und des Winkels der Blattfeder-Verbindung.
Wenn natürlich Federstahl nennenswerte innere Reibung hat, wäre die Idee für die Katz, aber das glaub' ich eigentlich weniger.
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Tremolo mit Federstahl-Lagerung?

#6

Beitrag von Bermann » 28.04.2017, 20:14

Hier ist eine Kurze Version der Vibratos, das ich meine ...

http://www.ebay.com/itm/WD-Short-Vibrol ... 2106787337

Gruß Hermann

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Re: Tremolo mit Federstahl-Lagerung?

#7

Beitrag von capricky » 28.04.2017, 20:32

Rickenbacker Accent Vibrato, Habe ich auf meiner 365er Capri, eines der stimmstabilsten Teile die ich kenne (in Verbindung mit einem Rollensattel)

Bild

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Re: Tremolo mit Federstahl-Lagerung?

#8

Beitrag von kehrdesign » 28.04.2017, 21:16

Ein mechanisches Gebilde, in dem Saitenzug und Federspannung sich direkt (also auf der selben Vektorlinie) und ungehindert die Waage halten, halte ich für nicht beherrschbar - nur eine Saite um einige Ct korrigiert, verändert promt die Simmung der restlichen Saiten; korrekte Stimmung würde da zum Glücks- und Geduldspiel.

Bei capricky's Rickenbacker Vibrato liegt die Stabilität in der Form des (Blatt-)feder-Elements. Der Saitenzug, der in einer Ebene wirkt, in der kaum ein wirksames Moment enstehen kann (Momentenarm tendiert zu Null), belastet das Federteil fast nur auf Zug. Gegen Zug ist die Federform relativ stabil. Der Betätigungshebel hingegen kann ein hohes Moment erzeugen, welches jedoch den unteren, langen Federteil erheblich auf Biegung belasten kann.

Bei einer Blattfeder-Konstruktion wäre bezüglich der Stimmstabilität die ideale Lösung eine absolut flache Ferderform, die exakt in Richtung des Saitenzuges ausgerichtet ist, ein senkrecht auf der Federfläche stehender Hebel kann diese mit dezentem Kraftaufwand leicht biegen. Allerdings wirkt hierbei jede Aktion nur streckend auf die Saite, also tonerhöhend. Um eine Saitenzugreduzierung zu erreichen muss also ein Kompromiss bei der Federform gefunden werden - die Rickenbacker-Form scheint ein guter Kompromiss zu sein.

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Re: Tremolo mit Federstahl-Lagerung?

#9

Beitrag von MiLe » 28.04.2017, 23:02

Gilt die Abhängigkeit der Spannung aller Saiten von der Spannung der einzelnen Saite nicht auch für jedes Fender-Style-Tremolo?

Ich würde halt gerne die bei einer der Bridge nachgelagerten Lösung unvermeidbare Bewegung an den Saiten-Auflagepunkten vermeiden, ich mag irgendwie keine Rollensättel ;)

Vielleicht hab' ich mich auch missverständlich ausgedrückt, ich meine eher was in die Richtung:
Federstahl-Tremolo.jpg
Nur eine ganz grobe Skizze - Anlenkpunkte und Dimensionen erst mal nur frei Schnauze.
Wahrscheinlich ist es viel zu simpel um funktionieren zu können, aber manchmal sind ja gerade die einfachen und naheliegenden Lösungen schlicht übersehen worden, was nicht zwangsläufig bedeutet, dass sie nicht funktionieren ;)
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Tremolo mit Federstahl-Lagerung?

#10

Beitrag von kehrdesign » 29.04.2017, 01:21

Nee,
das, fürchte ich, korrekt zu stimmen ist nerviger als Flöhe hüten. Das entspricht vom Prinzip weitgehendst dem ersten von mir oben genannten Fall - das ganze Konstrukt ist zwischen Feder- und Saitenspannung ständig in der Schwebe.

Anders wäre es, wenn die Spannung der Blattfeder gegen die Saitenspannung wie in Deinem ersten Bild die Brückenkonstruktion mit der Ballendseite gegen die Oberfläche des Body (bzw. eine darauf befestigte Platte) drückt, also in eine stabil definierte Position. Dann lässt sich aber nur in Richtung tiefer "tremolieren", indem durch Druck auf den Hebel die Ballend-Seite angehoben wird.

Mit 7enderstyle-Tremolos habe ich mich nie befasst, daher keine Antwort auf Deine Frage.
Die einzige Tremolo-Konstruktion, die ich vor langer Zeit mal besaß, basiert auf einer Wickelwelle, die an einer abgeflachten Seite durch eine ebene Platte und mittels relativ großer Federkraft in besagte definierte Position gedrückt wird. Durch Bewegen des "Schwegels" wird diese Platte dann durch eine Kante der Abflachung weggedrückt. Hier mal ein bildhafter Eindruck von dem Teil:

Bild

Das hat aber auch nicht so besonders geklappt; seither habe ich auf den Hawai-Schwengel völlig verzichtet.

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Re: Tremolo mit Federstahl-Lagerung?

#11

Beitrag von MiLe » 29.04.2017, 01:32

Guten Morgen :)
Danke für Deine Gedanken zu dem Thema. Aber wenn ich es richtig verstehe, besteht das Problem der Beeinflussung "eine Saite zu Gesamtstimmung" doch bei jedem freischwebenden System, das ohne Nullpunkt-Arretierung auskommt, also alle Strats, Floyd-Rose-bestückte Gitarren, also gefühlt > 90% aller Systeme. Nur dass die eben auch noch Reibung an der Lagerkante haben (OK, manche auch Kugel-, Nadel- oder sonstwas-Lager) und einen relativ großen Platzbedarf haben.

Meine Biillig-Strat-Kopie ist so ein Kandidat: 2-Punkt-Messerkantenlagerung, schwebend eingestellt, kein Klemmsattel, keine "Hilfsmittel" wie Blackbox und Konsorten. Klar, wenn ich eine Saite ändere, ändert sich die Gesamtstimmung. Korrektes Stimmen geht also nur in mehreren Annäherungen, bis alles passt. Dann ist das System aber erstaunlich stimmstabil - selbst bei Divebombs. Man muss halt nur den halben Body dafür wegfräsen :)
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Tremolo mit Federstahl-Lagerung?

#12

Beitrag von Arsen » 29.04.2017, 10:06

kehrdesign hat geschrieben:Das entspricht vom Prinzip weitgehendst dem ersten von mir oben genannten Fall - das ganze Konstrukt ist zwischen Feder- und Saitenspannung ständig in der Schwebe.
...das ist doch ganz genau die Funktionsweise eines schwebend eingestellten Tremolos...? (think)

Wenn man das Problem Einzelsaitenspannung ändert sich --> Ganzes System ändert sich umgehen will, kann man sich ja mal die Evertune-Bridges anschauen: http://www.evertune.com/shop/index.php
Gruß, Arsen

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Re: Tremolo mit Federstahl-Lagerung?

#13

Beitrag von capricky » 29.04.2017, 10:14

MiLe hat geschrieben:
28.04.2017, 23:02
Gilt die Abhängigkeit der Spannung aller Saiten von der Spannung der einzelnen Saite nicht auch für jedes Fender-Style-Tremolo?

Ich würde halt gerne die bei einer der Bridge nachgelagerten Lösung unvermeidbare Bewegung an den Saiten-Auflagepunkten vermeiden, ich mag irgendwie keine Rollensättel ;)

Vielleicht hab' ich mich auch missverständlich ausgedrückt, ich meine eher was in die Richtung:

Federstahl-Tremolo.jpg

Nur eine ganz grobe Skizze - Anlenkpunkte und Dimensionen erst mal nur frei Schnauze.
Wahrscheinlich ist es viel zu simpel um funktionieren zu können, aber manchmal sind ja gerade die einfachen und naheliegenden Lösungen schlicht übersehen worden, was nicht zwangsläufig bedeutet, dass sie nicht funktionieren ;)
Mach mal, ich find's gut! Rollensattel ist auch da angezeigt. Aber schwebend wird es wie immer problematisch mit des Stimmungshaltung...seltsamerweise bei meiner Rickenbacker nicht, aber ich "vibriere" ja auch nicht so oft. ;)

capricky

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Re: Tremolo mit Federstahl-Lagerung?

#14

Beitrag von MiLe » 02.05.2017, 00:33

capricky hat geschrieben:
29.04.2017, 10:14
...seltsamerweise bei meiner Rickenbacker nicht, aber ich "vibriere" ja auch nicht so oft. ;)
das bringt das Alter wohl so mit sich :p :lol: (duckundwech)

Zum Rollensattel: Das Problem der Reibung am Sattel wird natürlich von der Konstruktion nicht beeinflusst. Ich schiele da aber am Ende auch eher auf ein Aufpimpen meiner Headless bridge zum Tremolo. Da ist der Saitenüberhang am Sattel bis zur Klemmung ca. 7 mm, also fast wie ein Klemmsattel kurz hinter dem Steg. Da auch an der Bridge die Saiten kurz hinter den Auflagepunkten geklemmt werden, sollte das recht stimmstabil sein können. Statt der beim Klemmsattel notwendigen Feinstimmer habe ich ja hinten vollwertige Tuner.
Ergänzen könnte man auch noch eine Vorrichtung/Anschlag, die den Kippweg nach vorne begrenzt (somit ein einseitiges Tremolo welches die Töne nur erhöhen, nicht aber senken kann) oder gar zusätzlich eine komplette Fixierung der Bridge. Steinberger hat zweiteres mal gebaut (think), die Wahlmöglichkeit "freischwebend - nur Zug - fix" wäre aber halt auch charmant :)
Liebe Grüße,
Michael

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