Jazzmaster / Jaguar / Tele Bigsby Bridge Modding (Sammlung)

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DoppelM
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Jazzmaster / Jaguar / Tele Bigsby Bridge Modding (Sammlung)

#1

Beitrag von DoppelM » 18.12.2015, 00:37

Moin! Da in meiner näheren Bekanntschaft Jaguars, Jazzmasters und Tele Bigbsbys gar nicht so selten sind und ich mich in letzter Zeit aus Gründen mal wieder intensiver mit dem Thema beschäftigt habe, dachte ich mir ich starte mal eine Sammlung an Mods und Tips für das ewige Thema aller Offset und Bigsby-auf-Brett Fans.
Ich versuche einfach mal möglichst viel zusammen zu bekommen und freue mich auf Meinungen und Erfahrungen!

Zum Vorgehen: Zunächst möchte ich die klassische Fender JM Bridge betrachten, und versuchen alle Schwachstellen zu sammeln. Dann möchte ich Alternativen und Mods (ggf auch für einzelne Anwendungen wie Bigsby Teles) auflisten, wie die Probleme dort gelöst werden und welche neuen auftauchen. Ich habe nicht mit allen Lösungen selber Erfahrungen gesammelt, wenn jemandem etwas auffällt freue ich mich über erweiterung der Sammlung!

Ein Video in dem eine guter Teil der Themen abhandelt wird gibt es auch hier auf Youtube:
https://www.youtube.com/watch?v=NVozTfhGb8U


Original Fender Jazzmaster

Konstruktion

Die Originale JM Bridge, die auch auf Jaguars und Bigsby Teles verbaut ist, sieht folgendermaßen aus: 6 Gewindestangen Reiter in einer U-Förmigen schiene, im klassischen Fender-Stil von hinten mit Schrauben einstellbar.
Die Schiene selber wiederum hat zwei Bridgeposts. Die Bridgeposts ruhen in Hülsen, die einfach in ihre Löcher in der Gitarre gesteckt werden. Die Brücke steht ziemlich lose auf dem Boden der Hülse, mit dem Hintergrund dass sie beim Vibrieren mit der Saite vor und zurück kippeln kann.
Meistens sind die Hülsen auch recht locker in ihren Löchern, es sind keine Einschlag / Gewindehülsen wie bei TOMs, sondern sie haben einen Boden und einen Rand, mit dem sie auf der Decke aufliegen.

Einige der Brücken haben in den Bolzen Gewindschrauben mit konischer Spitze, durch die sie in der Gesamthöhe einstellbar sind und einen definierten Standpunkt zu wippen. Diese Fehlen aber wohl teilweise.

Probleme
  • Stimmstabilität: Stimmstabilität ist mittel, je nachdem ob die Brücke mitwippt und wie groß der Winkel der Saiten ist. Bei Bigsby-Teles ist er tendenziel steiler, deshalb eher anfällig
  • Rascheln: Je nach Saitenwinkel und Einstellung der Reiter Rascheln die Saiten oder Federn. Leichte Vorteile haben hier die Bigsby Teles
  • Einstellung: An die Schrauben kommt man nur von hinten. Man kann die Brücke umdrehen, dann drücken aber die Saiten gegen die Schrauben und die Intonation verstellt sich evtl.
  • Verrutschende Saiten: Bei flachem Winkel (zb Original JMs) ist der Andruck der Saiten sehr niedrig was zu Sitareffekten und vor allem rausspringenden Saiten sorgen kann. (Vorteil Tele)
  • Auf dem Rand aufliegende Saiten: Bei steilerem Winkel liegen die Saiten auf der Kante der Brücke oder den Köpfen der Einstellschrauben auf
  • Sustain / Kontakt: Bei So vielen lockeren / blechigen Kontaktpunten kein Sustainwunder. :D
  • Wackeln: Durch das mitwippen kann sich die Brücke gerne auch mal komplett verschieben, was die Intonation versaut. Setzt man sie fest, verstimmt sich die Gitarre schneller
Kurz: Die Konstruktion ist eigentlich ziemlicher Schrott, und man muss schon ein glückliches Händchen haben um sie in der Form halbwegs alltagstauglich zu bekommen, denn löst man ein Problem hat man schnell ein anderes.

Zu den Alternativen

Fender Mustang Bridge / Saitenreiter
Im Prinzip die selbe Brücke, nur mit anderen Saitenreitern. Diesmal eine tiefe Kerbe, keine Madenschrauben, die Saitenraiter haben unterschiedlichen Durchmesser um den Griffbrettradius auszugleichen.
Vorteile:
Saiten Springen seltener raus, raschelt weniger, direktes Replacement
Nachteile:
Keine ordentliche Einstellbarkeit in der Höhe, dadurch sind Saitenwinkelprobleme oft noch wahrscheinlicher

Edit:
Warmoth bietet eine Mustang Bridge mit Madenschrauben zur Höhenverstellung.
Reduziert einen Nachteil
http://www.warmoth.com/Modified-Mustang ... -P616.aspx


Masterybridge
Das Non-Plusultra für direktes Replacement. Die Bolzen sind so designt, dass sie Bündig in die Hülsen passen. Es gibt nur zwei Saitenreiter für je drei Saiten, die aber mit zwei Schrauben in schwenkbaren Gewindestücken verstellt werden, so dass sie beliebig schräg gestellt werden können UND die Schrauben nicht im weg der zum Tremolo abknickenden Saiten sind. Die Saitenreiter haben eine klar definierte minimale Auflagfläche mit extrem tiefen Kerben, so dass die Saiten a) kaum Reibung beim Vibrieren haben und b) keine Chance haben rauszuspringen. Durch die bündigen Bolzen erhöht sich auch das Sustain merklich, da eine stramme Verbindung besteht, solange die Hülsen nicht zu sehr in ihren Löchern wackeln.
Vorteile:
Löst alle Probleme und kann direkt ausgetauscht werden
Nachteil:
Sauteuer
Video: https://www.youtube.com/watch?v=LvwAWQPKAcY
Edit:
http://www.masterybridge.com
Deutscher Vertrieb ist Deimel http://deimelguitarworks.de

Ab hier ist Schluss mit direktem Replacement :)


WD Music Tele Bigsby Set Bridge
Von WD-Music, wie JM Bridge, aber mit Einschlag-Gewindehülsen, die u-Schiene kann leicht auf den Bolzen wackeln, etwas niedrigere Kanten, dafür massiver. Die Gewindestanten haben zwei unterschiedliche Gewindeweiten, so dass die dicken Saiten minimal stabiler liegen.
Vorteile: steilere Saitenwinkel möglich, über Gewinde-Bolzen und -Hülsen festerer Kontakt, insgesamt massiver - angeblich besserer Klang / Sustain, Saiten sind etwas besser gesichert
Nachteile: Immer noch Gewindestangen-Reiter, Bolzenabstand unübliche 76mm
Edit:
http://www.wdmusic.co.uk/hardware-parts ... igsby-p301




TOM-Style Brücken
Wird zum Beispiel auf den Classic Player Modellen genutzt.
Vorteil:
Bessere Ansprache / Sustain, keine rausfliegenden Saiten, Saitenwinkel-Probleme
Nachteil:
bei nicht-Fender Modellen (aka Adjust-o-Matic) falsches Stringspacing. Meist nicht sonderlich stimmstabil, Brauch meist Shimming des Halses
Edit: Es gibt anscheinend Messinghülsen für M4 Gewindestäbe, die dann Bündig in die Original JM Hülsen passen. Erspart Gewindehülsen einsetzen und ist dadurch reversibel


Rollerbridges
Vorteil:
Beste Stimmstabilität, keine Saitenwinkelprobleme
Nachteil:
Als Sustain-Killer verschrien, wobei Trussart auf seinen Bigsby Steelcastern gute Ergebnisse zu erzielen scheint. Bis auf wenige Einstellbare Ausnahmen falsches Stringspacing.
Bei Guitarfetisch gibt es sogar eine Tele-Baseplate mit fest installierte Wilkinson-Style Rollerbridge, also keine Bohrerei beim Umrüsten.



Sorkin/ Bigsby Rocker
Der Klassiker zumindest für B16 auf Tele, braucht da ein fettes Shim - könnte man sicher auch auf ner JM ausprobieren. ;)
Nachteil: Keine Einstellbarkeit,
Vorteil: Mojo? Habe Keine Erfahrung, vermute aber mal dass eine massive Alubrücke mit dickder Alu-Base einen ganz eigenen Klang hat.

Mods:
Statt alles auszutauschen, kann man natürlich auch modden

Saddle Mod:
Es gibt Mustang/JM Sättel von Graph-Tech und einigen anderen. Mit einer Kerbe und Madenschrauben.
Vorteil: Löst Raushüpfende Saiten, weniger Reibung
Nachteil: Hat angeblich weniger Höhen.

Tele Saddle Mod
Quasi die Mastery-Bridge für arme. Es werden Vintage-Tele-Sättel installiert. Dazu werden neue Löcher in die Hinterkante der Brücke gebohrt, die zwischen den Saiten liegen. Danach können die alten Löcher zu Kerben gefeilt werden, die Steilere Saitenwinkel ermöglichen.
Man muss aber bedenken das die Reiter Kerben brauchen, die sie meist nicht haben. Also Nacharbeit erforderlich.
Vorteil: Steilere Seitenverläufe möglich, dadurch mehr Sustain
Nachteil: Weniger gut einstellbare Intonation, man muss die Reiter nachbearbeiten, bei Compensated Saddles im Wilkinson Style kann es zu Problemen kommen, da die kurzen Schrauben einen gewinkelten Stand des Sattels erzeugen und so Auflagepunkte verschoben werden und die abgeschrägten Flächen in Halsrichtung zu eben werden und einen Sitareffekt erzeugen. Edit: Zusätzlich sind dadurch die Auflagepunkte unterschiedlich hoch, was merkwürdig schiefe Reiter zur folge hat.

Ashtray Mod / Callahan Bridge (nur Tele)
Inzwischen sehr verbreitet für Bigbsby Teles: Einfach beim Tele Vintage Ashtray die Hinterkante zwischen den Schrauben wegfeilen. Gibts fertig von Callahan.
Vorteil: Einfach, näher am Orignalsound
Nachteil: Evtl. sehr flacher Winkel, Reiter brauchen Kerben


Allparts Buzzstop (Nur Jazzmaster / Jaguar)
Wird ans Tremolo geschraubt und erhöht den Saitenwinkel
Vorteil: Mehr Sustain, Saiten springen kaum noch raus.
Nachteil: Risiko dass die Saiten auf der Kante der Brücke aufliegen

Saitenwinkel erhöhen
Entweder Shimmen oder Buzzstop oder Vibrato näher an die Brücke setzen (letzteres wurde bei den Classic Player Modellen gemacht).
Vorteil: Sustain, Saiten springen weniger raus.
Nachteil: Nicht immer möglich, kann Saitenwinkelprobleme an der Brücke erzeugen.

Soweit für heut :)
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Re: Jazzmaster / Jaguar / Tele Bigsby Bridge Modding (Sammlu

#2

Beitrag von DoppelM » 22.12.2015, 22:05

Hier Fotos einer WD-Music Bridge mit Tele-Saddle mod - AKA Mastery für Arme.

Zunächst einmal das Original
image.jpg
Probleme: die Saiten lagen auf der hinteren Kante auf, die Schrauben waren z.t. im Weg


Nicht schön, aber praktisch: Tele Sättel und Aussparungen in der Kante.
image.jpg
Meine Metallbearbeitungsskills sind definitv ausbaufähig, das ist komplett mit Haushaltssäge und Dremel entstanden :/
Dabei habe ich außerdem aus Versehen in die gegenüberliegende Kante gesägt 8)
Übrigens habe ich die ursprüngliche "Vorderseite" der Brücke für den Mod genommen, so dass man die Originalreiter alternativ weiterverwenden kann.

Da es Wilkinson-Sättel waren, musste die Neigung der Kompensationskanten nachbearbeitet werden. Hier sieht man gut wie steil die EinstellungsSchrauben stehen und wie sie die Sättel dadurch schiefstellen, an der G-Saite war die Fläche exakt horizontal.
image.jpg
Nebenbei entsteht durch die Drehung der Effekt dass die Kanten nicht in einer Ebene bzw auf dem Griffbrettradius liegen. Das musste durch die Madenschrauben kompensiert werden. Außerdem muss man Kerben für die Saiten feilen, an der g-Saite habe ich mich dabei einmal vertan. Das Gesamergebnis sieht für mich ein wenig nach Kubismus aus, ganz sauber sind die Auflagepunkte auch noch nicht gefeilt.
image.jpg
Langfristig werde ich wohl schräg gebohrte Reiter nehmen, da dort die Probleme mit der Schrägstellung nicht so gravierend sind. Man muss die Kerben nur der Rundung folgend (und schräg) feilen, dann sollte sich das ausgleichen.
Auch hätte ich gern eine ordentlich gearbeitete Basis, mal gucken wie ich das mache :)
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