Klang von Knochen, Messing, Plastik etc

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Andreas Fischer
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Klang von Knochen, Messing, Plastik etc

#1

Beitrag von Andreas Fischer » 24.06.2015, 18:17

Hallo

Ich bin mir sicher es gibt hier schon viele Informationen zu diesem Thema aber ich habe die ersten 2 Seiten der Rubrik Hardware & Teile und die erste Seite der Suche nach "Knochen" durchgeschaut, und nichts passendes gefunden .... also eröffne ich mal einen neuen Thread zum Thema "Auswirkungen diverser Materialien für Sattel, Steigeinlage und Bridge Pins auf den Sound"

Ich bin in Bastellaune und die eine oder andere meiner Gitarren benötigt einen neuen Sattel, Stegeinlage und/oder Bridge PIns
Und ich überlege nun, welches Materiel ich nehmen soll. Eventguell ja auch bei der einen das eine und bei der anderen das andere.

Wie würdet Ihr die Eigenschaften, besonders was die Auswirkungen auf den Sound angeht, der diversen möglichen Materialien beschreiben?

Was gibts denn alles?

- Knochen
- Messing
- Kupfer
- Plastik (Kunststoff)
- spezieller Kunststoff wie zb Ivorex
- spezieller Kunststoff wie zb Tusq
- spezieller Kunststoff wie zb ...ja was gibts da noch?
- .....?

--------------

zusatzfrage:
ich muss bridge pins und stegeinlage einer 12 saiter erneuern
mir sagte jemand messing würde "glockig" klingen und das wäre zb bei einer 12saiter kontraproduktiv ... also ich würde den sound einer 12 saiter schon auch glockig nennen da würde das doch passen? ich denke über knochen nach, passt das?
Andreas Fischer
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Re: Klang von Knochen, Messing, Plastik etc

#2

Beitrag von capricky » 24.06.2015, 19:53

Porzellaneinlagen gibt es noch, da braucht man wenigstens über Bearbeitung nicht mehr nachdenken. ;)

Ich tausche viele Stegeinlagen aus und ehrlich gesagt höre ich zwischen dem billigsten Material Polystyrol und teurem Mammutelfenbein keinen Unterschied,. Persönlich bevorzuge ich dieses Knochenkunststoffgemisch Tusq, Ivoroid oder wie das auch immer heißt. Es ist sehr haltbar, läßt sich gut bearbeiten und ist sehr konsistent. Hat nicht solche gelegentlichen Dichte-/Härteunterschiede wie Knochen. Es gibt auch Westerngitarrenstege mit verstellbarerm Messingeinsatz (aber auch der hat eine Kunststoff-/Knocheneinlage. Denen unterstelle ich jetzt mal einen lautstärkemäßig ausgeglicheneren Klang, aber auch etwas weniger Dynamik (Lautstärkeunterschiede durch Anschlag).
Ähnliches gilt für die Steckerl, billiges Polystyrol hält nicht lange, Ebenholz, Tusq usw, sind besser, klingen aber nicht anders. Messing-/Bronzesteckerl nehmen wieder etwas Dynamik und verlängern vielleicht die Ausklingzeit. Aber sie machen gewiss nichts "glockig"!

capricky

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Re: Klang von Knochen, Messing, Plastik etc

#3

Beitrag von Andreas Fischer » 24.06.2015, 19:56

Also demnach alles doch mehr "Glauben" als echtes "Voodoo" ;-)
Ich werde mich gegen plastik und für härteres material entscheiden und mal selber probieren und hören

Danke
Andreas Fischer
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Re: Klang von Knochen, Messing, Plastik etc

#4

Beitrag von capricky » 24.06.2015, 20:08

Du kannst auch Ebenholz oder stabilisiertes Holz probieren, das was die Messermacher und Schreiberdrechsler verwenden, ebenso Micarta, Hartgewebe, Pertinax... es muss auch vegane Stegeinlagen geben, das wird auch schon mal nachgefragt.

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Re: Klang von Knochen, Messing, Plastik etc

#5

Beitrag von Haddock » 24.06.2015, 20:17

Hallo,
capricky hat geschrieben: es muss auch vegane Stegeinlagen geben, das wird auch schon mal nachgefragt.
Echt jetzt? :shock: Tztztztz......

Gruss
Urs

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Re: Klang von Knochen, Messing, Plastik etc

#6

Beitrag von bea » 24.06.2015, 22:35

Mhmm, m.E. hört man zwischen Stegeinlagen aus Holz und welchen mit Knochen u.U. sehr deutliche Unterschiede. Ein wenig experimentiere ich da auf zweien meiner Instrumente, meiner "Sorgenkind"-Archtop und meinem V-Bass. Beide mit eingeklemmtem Holzsteg. Tendentiell klingen die reinen Holzstege, besonders Ahorn und Katalox, deutlich weicher, und vor allem in den hohen Lagen der hohen Saiten geht das Sustain flöten. In beiden Fällen wurde das sehr deutlich besser, als ich den Stegen Knocheneinlagen spendierte. Bei der Archtop bin ich zufrieden, aber bei der G-Saite des Basses reicht mir das Ergebnis noch nicht: der Ton istober halb des virtuellen 12. Bundes immer noch sehr kurz. Da sollte ich wohl noch mit einer Einlage aus Metall (Messing) experimentieren.
LG

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Re: Klang von Knochen, Messing, Plastik etc

#7

Beitrag von Bermann » 25.06.2015, 02:33

Bea,
Du kannst ja mal Bunddraht als stegeinlage probieren, wir Höfner das beim Beatlebass macht / gemacht hat oder wie wäre es mit moderneren materialien, wir Platinenmaterial, also Pertinax oder Glasfaserplatte (FPR4).

Gruß Hermann

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Re: Klang von Knochen, Messing, Plastik etc

#8

Beitrag von capricky » 26.06.2015, 10:31

Meine obige Einschätzung zum Klangverhalten verschiedener Stegeinlagenmaterialien bezog sich ausschließlich auf Steelstrings und Konzertgitarren. Bei Schlag- oder Jazzgitarren höre ich dann schon deutlich Unterschiede, je nach Konstruktion und Material des Klemmsteges.
Bei den üblichen Schlitzbreiten der Akustikstege von 2 -3mm, wäre Eben-, oder Pockholz wohl doch für eine Stegeinlage aus Gründen der Standfestigkeit falsch gewählt, erst recht bei einer 12-Saitigen.

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Re: Klang von Knochen, Messing, Plastik etc

#9

Beitrag von dreizehnbass » 27.06.2015, 13:17

Viel wichtiger als das Material ist wie der Sattel gefeilt wurde. Schlechte Sattelkerben verursachen Nebengeräusche die bei Messingsättel sehr stark sein können. Zwischen den Materialien gibt es natürlich Festigkeitsunterschiede. Ein dünner Fender Knochensattel bricht leichter als ein 7mm breiter Messingklotz. Holzsättel verschleißen auch schneller als ein Messingteil mit Notlaufeigenschaften wie bei einem Gleitlager.
Messingsättel haben noch den Vorteil, das sie Strom leiten. So kann man die Erdung realisieren wenn die Brücke aus einzelnen Teilen, voneinander getrennt, besteht.

lg
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Re: Klang von Knochen, Messing, Plastik etc

#10

Beitrag von bea » 28.06.2015, 10:13

Danke. Auch wenn wir gerade bei den Einlagen der Stege waren, hilft mir das in bezug auf meine nächste "Schandtat": ich möchte die Mensur der Vester Witch auf 80 cm verkürzen, weil ich mit den 86 cm auf diesem Halsprofil einfach nicht klar komme. Da könnte dann tatsächlich ein schmaler 7enderartiger Messingsattel ideal sein.
LG

Beate

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Re: Klang von Knochen, Messing, Plastik etc

#11

Beitrag von dreizehnbass » 28.06.2015, 20:13

bea hat geschrieben:Danke. Auch wenn wir gerade bei den Einlagen der Stege waren, hilft mir das in bezug auf meine nächste "Schandtat": ich möchte die Mensur der Vester Witch auf 80 cm verkürzen, weil ich mit den 86 cm auf diesem Halsprofil einfach nicht klar komme. Da könnte dann tatsächlich ein schmaler 7enderartiger Messingsattel ideal sein.
Bei den Stegeinlagen würde ich was leichtes nehmen. Finde hier Knochen schon optimal, Messing eher nicht.

Mensur verkürzen? Mit Capo?
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Re: Klang von Knochen, Messing, Plastik etc

#12

Beitrag von bea » 28.06.2015, 22:42

Ist ein Fretless. Also leider nix mit Capo... da hilft nur Sattel nach vorne setzen. Die Problematik ist alt, sie war der eigentliche Anlass für meine Flying V.

Idee: Sattel 7enderähnlich ins Griffbrett und dieses danach zum alten Sattel hin rund ausschleifen.
LG

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Re: Klang von Knochen, Messing, Plastik etc

#13

Beitrag von Magfire » 06.07.2015, 23:32

Spannend...
Klanglich sehe ich es wie viele hier, da höre ich keinen Unterschied.
Meine bevorzugten Varianten sind Knochen oder Mammutelfenbein, letztes aber auch nur, weil es einfach ein seltener, exklusiver Werkstoff ist. Und ich finde es sehr spannend, Material zu verarbeiten, welches 10.000-20.000 Jahre ist, aber trotzdem noch relativ ¨frisch¨ ist.
Plastik kommt mir bekannterweise grundsätzlich nicht ins Haus, und von dem künstlichen Tusq-Zeugs halte ich auch nichts mehr (eingraben von Saiten, hab ich hier schon öfters beschrieben).
Mich wundert es nur, dass capricky da keine Probleme mit zu haben scheint, vermutlich verbaut der davon nicht wenig.
Aber wenigstens kommen die Kunden so regelmäßig wieder ;) :badgrin:

Aber:

Der Grund warum ich hier eigentlich schreibe ist folgender:
Ich muss demnächst mal dringend an meine Resonatorgitarre! Den Sattel hab ich bereits durch einen aus Knochen ersetzt, aber es ist immer noch die originale Stegeinlage ab Werk drin (Ahorn mit einer dünnen Ebenholzschicht).
Da macht mir die Standzeit aber etwas Sorgen... (think)

Ist das ein Fall für ¨Das haben wir schon immer so gemacht¨? Oder gibt es klangliche Gründe für die Holzkombination (oder auch das Gewicht, wie Daniel schrieb)?
Wäre Messing eine Alternative?

Wäre spannend, ob jemand von euch da Erfahrungen hat, sonst werde ich mich wohl oder übel als Versuchskaninchen opfern.

Danke schon mal und viele Grüße,
Philip

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Re: Klang von Knochen, Messing, Plastik etc

#14

Beitrag von capricky » 07.07.2015, 08:51

Die Kombination Metall (steel bar/bottle neck) auf Metall (Saiten) auf Metal (Resonator) bevorzugt eh schon die Obertöne. Da ware eine Stegeinlage aus Metal dann zu viel des "Guten". Die Holzeinlage wirkt als Dämpfungsfilter, es nimmt die Schärfe.

Saiten graben sich in (fast) alles ein, nur in die billigen chinesischen Porzellaneinlagen nicht, die platzen dann aber gelegentlich.

Ja, das helle Tusq und das schwarze graphtech Material sind meine Favoriten. Ich habe gerade eine kleinere Bestellung gemacht und bin erschüttert, dass die Preise fast 25% gestigen sind :shock:

capricky

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Re: Klang von Knochen, Messing, Plastik etc

#15

Beitrag von gitarrenmacher » 10.07.2015, 10:09

Magfire hat geschrieben:Spannend...
Klanglich sehe ich es wie viele hier, da höre ich keinen Unterschied.
...........................................................
Plastik kommt mir bekannterweise grundsätzlich nicht ins Haus, und von dem künstlichen Tusq-Zeugs halte ich auch nichts mehr (eingraben von Saiten, hab ich hier schon öfters beschrieben).
.................................................
Ich muss demnächst mal dringend an meine Resonatorgitarre! Den Sattel hab ich bereits durch einen aus Knochen ersetzt, aber es ist immer noch die originale Stegeinlage ab Werk drin (Ahorn mit einer dünnen Ebenholzschicht).
Da macht mir die Standzeit aber etwas Sorgen... (think)


Danke schon mal und viele Grüße,
Philip
Hallo Philip,
ich und viele andere hören teilweise eklatante Unteschiede bei verschiedenen Stegeinlagen.
Wir experimentieren z.B. gerade mit Kohlefaser Stegen, die im Autoclaven gebacken werden und verschiedene Auflagen bekommen, z.B. Snakewood, Knochen, Ebenholz........
Eine G-Saite, die bei bestimmten Akkorden oder Tonfolgen etwas dominant war, wurde letzlich durch ein Stück Ebenholz eingebremst, dass unter der Saite im Steg eingesetzt wurde.
Bei einer Lakewood klingt der Lyric Pickup zirpig, nachdem die Stegeinlage zwecks Erhöhung der Saitenlage unterlegt wurde. Nach Anfertigung einer höheren Stegeinlage aus einem Stück wars wieder wie vorher.
Vielleicht kommt es ein bisschen darauf an, wie gut das Instrument ist, dass unter dem Steg sitzt.
Wegen der Reso mach dir mal keinen Kopp. Das mit dem Ahorn und evtl. Ebenholz ist o.K.
Das funzt ja bei Mandos, Banjos, Violinen, Jazzgitten............... seit ewigen Zeiten.

UND? Wie gehts sonst so?
Grüße
Christian
Munterbleiben
Chrischan
www.gitarrenmacher.de

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