@Khal:
Wenn Du es ganz genau wissen willst, dann lies den Zollner
http://homepages.fh-regensburg.de/~elek ... tarre.html "Physik der Elektrogitarre" Kapitel 1 "Saitenschwingungen", Kapitel 2 "Die Saite als Leitung" und Kapitel 7 "Hals und Korpus".
Das ist zugegebenermaßen kein leichter Stoff, aber ich glaube, dass es keine andere Abhandlung gibt, in der dieses Theme so ausführlich behandelt wird.
Wenn ich alles richtig verstanden habe, stellt sich mir die Thematik folgendermaßen dar:
Die Saiten-Widerlager sollten die vom Anzupfpunkt der Saite ausgehenden Longitudinal- und Transversalwellen möglichst verlustfrei
reflektieren.
Wenn "Schwingung übertragen" wird, egal ob in den Korpus oder in den Hals, wird der Saite Energie entzogen und das heilige Sustain verkürzt sich.
(Auch wenn sogennante "Redakteure" sogenannter "Fachzeitschriften" nicht müde werden, andauernd das Gegenteil auf Papier zu schreiben. Unsinn gewinnt durch ständige Wiederholung nicht an Wahrheitsgehalt.)
Diese Anforderungen an die Saiten-Widerlager gelten natürlich für beide Enden der Saite, also auch und vor allem für den Steg.
Im Übrigen ist das Saitenreststück zwischen Stag und Saitenhalter nicht zu vernachlässigen; je länger es ist und je flacher der Winkel (Strat <--> Archtop ! ), desto mehr beeinflusst es die Saitenschwingung. Ob das nun schlechter oder besser ist, sei dahingestellt. Eine Archtop klingt halt nunmal anders als eine Brettgitarre mit Einteiler-"Wickel-drumrum"-Steg.
Ein mit Silikon eingefugter Sattel (wie kommt man nur auf so eine Idee?) hat erstens Spiel, bewegt sich also mit der Saite mit, und durch das zähe Silikon wird die Bewegung bedämpft, d.h. der Saite wird Energie entzogen.
Bei Akustik-Gitarren wird tatsächlich Schwingungsenergie auf den Korpus übertragen und in Form von Schallwellen abgestrahlt.
BTW: diese ganze Theorie, zumindest der Teil, der den Sattel und den Hals betrifft, wird hinfällig, wenn man das Labor verlässt und die Klampfe einem Gitarristen in die Hand drückt. Ja was macht der denn da??? Er spielt drauf!! Er umgreift den Hals von hinten und drückt Saiten auf die Bundstäbchen. Er bedämpft mit seinen Fingern die Saiten hinter den nun ständig wechselnden Widerlagern (=Bundstäbchen), ständig variieren Druck, Winkel und Bedämpfung auf die Saiten und die Halsrückseite. Noch dazu spielt er oft auf mehr als einer Saite.
Und was macht der Sattel jetzt? Welcher Sattel?
Der Steg muss natürlich auch in diesem Betriebszustand als Widerlager herhalten. Gerade hier wäre es für mein Verständnis wichtig, dass möglichst wenig bewegliche Teile zur Anwendung kommen, damit die Saitenschwingungen möglichst verlustfrei
reflektiert werden.
Auch wenn alle Teile passgenau aufeinanderliegen und mit Schrauben zusammengepresst werden, durch Bewegung und Reibung kann der Saite Energie entzogen werden.
Krasses Beispiel: Schaller 3D-Steg. Die Saite liegt auf einem Röllchen, dieses auf einer kurzen Gewindestange, diese ist in ein Böckchen eingelassen, dieses ruht auf zwei Madenschräubchen, diese stehen auf der Grundplatte und diese machmal auf einer Adapterplatte und dann erst kommt der Korpus.
Aber nein, da wird darüber fabuliert, ob Aluminium oder Messing, Zinkdruckguss oder geschmiedeter Stahl mehr Sustain oder Obertöne oder Wasweißichnochalles ergeben
Zurück zum Thema Sattel:
Er sollte aus einem harten, dämpfungsarmen Material bestehen, muss kraft- und formschlüssig und ohne Spiel mit dem Hals bzw. Griffbrett(ende) verbunden sein, die Kerben müssen die korrekte Tiefe haben (Saitenlage, Intonation), die Saiten sollen nicht dreiseitig vom Sattelmaterial umschlossen sein (verlustarme Reflexion), sondern in den Kerben nur aufliegen, ohne seitliches Spiel aber auch ohne sich zu verzwicken (Stimmstabilität). Daraus folgt, dass die Kerben in etwa die halbe Saitenstärke tief und halbrund und im korrekten Radius gefeilt sein sollten.
BTW: Messing finde ich als Sattelmaterial ganz brauchbar, auch wenn es heutzutage etwas aus der Mode gekommen zu sein scheint