Härtung Polyesterspachtel

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Otz
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Härtung Polyesterspachtel

#1

Beitrag von Otz » 06.06.2011, 18:04

Hallo,

härtet zweikomponenten Polyesterspachtel auch ohne Härterzugabe aus?

Ich vermute, dass in der vorgegebenen Verarbeitungszeit von 3-5 Minuten es nicht möglich ist, 2% Härterzugabe gleichmäßig zu vermischen.

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Gerhard
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Re: Härtung Polyesterspachtel

#2

Beitrag von Gerhard » 06.06.2011, 20:15

Hi,
Nein das härtet nicht. Du solltest die 2% auch sehr genau erwischen, einen Tick zu wenig und das Zeug bleibt klebrig.. Musst halt zügig arbeiten, oder einen Verzögerer hinzugeben..)
lg Gerhard

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Fobbel
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Re: Härtung Polyesterspachtel

#3

Beitrag von Fobbel » 06.06.2011, 20:22

In der Regel Nein. Soweit ich weiß gibt es keine derartigen Harze, die ohne Härter aushärten. Wenn es dir um die Verarbeitungszeit geht kannst du diese verlängern indem du die Verarbeitungstemperatur senkst. Das wird so auch mit epoxydharzen gemacht, sollte genausogut mit Polyester gehen.

Eine optimale Verbindung des Harzes erreichst du bei hohen Temperaturen, sprich beim "tempern"

Ohne dein Projekt und dein Hrzprodukt zu kennen versuche ich mal folgenden Tipp:

Harz und Härter einzeln soweit kühlen, das sie noch zu verarbeiten sind (Viskosität steigt leider mit sinkenden Temperaturen) Wenn du aber abschätzen kannst, das du das Zeug bei sagen wir mal 10° noch vernünftig verrührt bekommst, mach es. Der witz ist jetzt, das du die Komponenten zwar vermengst, sie aber durch die Kälte lähmst. Du kannst dann in Ruhe spachteln , werkstück am besten auch kühlen. Sobald es wieder warm wird, wachen die Komponenten wieder auf und freuen sich über ihre reaktionspartner, die direkt nebeneinander darauf warten reagieren zu können.

Danach ab in den Ofen oder einen anderen warmen Ort. 60° sollten reichen um die Reaktion zu optimieren. Du erreichst so eine reaktion von 95-98% , bei Raumtemperaturen hättest du nur ca 85%, was sich in schlechteren Materialeigenschaften äußert.

Da ich aber nicht weiß, was du da verarbeiten willst klär uns doch mal auf oder mach vorsichtshalber einen Versuch.


Gruß Fobbel

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Re: Härtung Polyesterspachtel

#4

Beitrag von Fobbel » 06.06.2011, 20:27

liz hat geschrieben:Hi,
Nein das härtet nicht. Du solltest die 2% auch sehr genau erwischen, einen Tick zu wenig und das Zeug bleibt klebrig.. Musst halt zügig arbeiten, oder einen Verzögerer hinzugeben..)
lg Gerhard
Genau! Im Zweifel immer eher zuviel Härter nehmen, als zuwenig. Denksportaufgabe: Wenn 2% Härter reichen, würde 1% nur die Hälfte der anderen 99% binden. 3% hingegen würden alles binden und du hättest 1% Härterkomponente, die niemanden zum spielen findet, das ist zu vernachlässigen.

Gruß Fobbel

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Re: Härtung Polyesterspachtel

#5

Beitrag von Otz » 06.06.2011, 21:38

Danke für die Antworten. Ist der Härter nicht lediglich ein Katalysator? Um das Zeug richtig zu verwenden, muss man doch nach Euren Tipps nicht das gesamte Gebinde auf einmal einsetzen? Zwei Prozent geht nicht mit Augenmaß und auch mit der Waage wird's schwierig.

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Re: Härtung Polyesterspachtel

#6

Beitrag von Gerhard » 06.06.2011, 21:45

Bei flüssigem Härter nimmt man Volums %, das geht dann mit einer Spritze oder Pipette.. Bei Härter in Pastenform hilft es, z.B den Inahlt eines Strohhalms zu berechnen, und ihn bis zu einer vorher gemalten Markierung mit Härter füllen. Dann einfach den Strohhalm ausdrücken...
Lg


Edit.. und wie schon gesagt, ein klein wenig zu viel schadet nicht, und erspart Ärger..

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Re: Härtung Polyesterspachtel

#7

Beitrag von Stef » 06.06.2011, 22:30

Liz, Fobbel, entweder ihr meint nen ganz anderen Spachtel als ich oder das Zeug verhält sich bei mir diametral andersrum. Fobbel, Polyesterharze verhalten sich insbesondere was das Mischungsverhältnis angeht komplett anders als (unsere Flugzeug)Epoxydharze: Während bei denen absolut peinlich genau das Mischungsverhältnis einzuhalten ist, ist das bei Polyester nahezu egal.

Unter 2K Polyesterspachtel verstehe ich sowas hier:
http://www.kwasny.de/index.php?id=272
http://www.conrad.de/ce/de/product/8133 ... -G-HAeRTER
Also den typischen 2K Karosseriespachtel, den man in jedem Baumarkt bekommt:
- den Binder, beige- bis graufarben, in einer Blechdose
- den Härter, meist rot, in einer Plastiktube, der laut Verabreitungshinweis mit ca. 2%-5% beigemischt werden soll.

Meine Erfahrungen mit diesem Zeugs:
- Verarbeitungszeit durch Härtermenge einstellbar; typischerweise wenige Minuten (<<10, normal max.5, eher 3)
- Viel Härter sorgt für Aushärtung unterhalb einer Minute, geht aber sonst auch gut. Zu viel Härter (~50:50) kann zu Rissen führen. Außerdem wird das Zeug beim Härten umso wärmer je mehr Härter drin ist und je größer die Anmischmenge ist.
- Ohne Härter, bzw. mit miniminiminimaler Härterzugabe wird das Zeug auch hart, kann aber gerne nen Tag dauern (muss ich das Wort Probestück erwähnen;-)?). Ob es sich dabei um ne echte Aushärtung handelt (im Sinne einer chemischen Reaktion mit dem Härter und/oder Luftsauerstoff/Luftfeuchtigkeit) oder eher um eine Trocknung durch Ausdünstung eines Lösungsmittels weiß ich nicht. Bei der Bluehawk hats jedenfalls geklappt (http://www.gearbuilder.de/forum/m-1136661468/). Sollte vielleicht dazusagen, dass ich nie "tragende" Strukturen aus diesem extremhärterverdünnten Spachtel gemacht hab, sondern nur so Anfüllungen wie z.B. Inlays.
- Nie im Leben hab ich Härtermengen abgemessen, das ging immer easy frei Schnauze. War ja auch nie ein Problem, da bei Freihandhärterzugabe spätestens nach 15min alles hart ist.
- Nicht vollständig gleichmäßige Durchmischung ist absolut kein Problem (ich glaube hier wird dir dein Metier als Laborratte zum Verhängnis, Otz ;-)).
- Das Problem mit der zu kurzen Verarbeitungszeit lässt sich über die Menge steuern, die man anrührt. 15 kleine Mengen mit je ca 3 Minuten Verarbeitungszeit, nacheinander verarbeitet, ergeben insgesamt auch 45min "Verarbeitungszeit".
- Das einzige Problem bei der Verarbeitung von vielen kleinen Mengen zu einer großen Gesamtfläche besteht lediglich in der leicht unterschiedlichen Rotfärbung durch nicht gleichmäßige Härterdurch-/-beimischung. Abhilfe schafft hier farbloser Härter, der auch für diese 2K-Spachtel erhältlich ist. Naja und falls überlackiert wird ist das eh egal. Ich hab übrigens auch schon Härter und Binder von verschiedenen Herstellern zusammen verwendet. Klappt auch, da die Chemie die gleiche ist.
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Re: Härtung Polyesterspachtel

#8

Beitrag von Gerhard » 06.06.2011, 22:52

Genau das Baumarktzeuch mein ich :D Ich habe das im Januar bei einem Architekturmodell verwendet, da wurden Kabelrohre mit aufgefüllt und so versteift. Gemischt wurde übrigens auch frei Schnauze. Von 12 Rohren blieben 2 weich/elastisch (bis heute), das waren die ersten, wo ich noch kein Gefühl für die Härtermenge hatte. Die anderen sind bockhart..
lg

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Re: Härtung Polyesterspachtel

#9

Beitrag von Otz » 07.06.2011, 09:47

Stef hat geschrieben:ich glaube hier wird dir dein Metier als Laborratte zum Verhängnis, Otz ;-).
Ich wusste der Tag würde kommen :D

Ach ja, du benutzt die falsche Terminologie. Es heist Sklave, nicht Ratte. Danke für dein tolles Posting!

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Re: Härtung Polyesterspachtel

#10

Beitrag von reinhard » 07.06.2011, 10:25

Dem Post von Stef ist nichts hinzuzufügen. Ich habe das Mischungsverhältnis auch immer so pi mal Daumen gemacht und nie Probleme gehabt. Wichtig ist immer eher kleinere Mengen anmischen und wenn man ungefähr immer so die gleiche Menge anmischt, dann hat man das auch schnell heraus. Ich habe übrigens vor Jahren mal in einem Modellbaubetrieb gejobbt, da wurde das Zeug am Tag kiloweise (in kleinen Portionen verarbeitet). Da hat sich auch nie jemand um das Mischungsverhältnis gekümmert.
Zur Verarbeitung empfehle Japanspachteln. Die gibt's für wenig Geld im 5er-Pack im Baumarkt. Die sind wesentlich flexibler als normale Spachteln und eigenen sich sehr gut auch zum anmischen. Das machst du am Besten auf einem beschichteten Brettchen, Größe so ca wie ein Frühstückbrettchen, das man so in einer Hand halten kann. Darauf ein Klacks Spachtel, daneben der Härter. Brett in die linke Hand (bei Linkshändern die rechte) und dann mit der Spachtel zügig vermischt, bis die Färbung gleichmäßig rosa ist. Das dauert geschätzt wahrscheinlich keine 30 Sekunden.
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Re: Härtung Polyesterspachtel

#11

Beitrag von Stef » 07.06.2011, 21:07

OTZ hat geschrieben:Ach ja, du benutzt die falsche Terminologie. Es heist Sklave, nicht Ratte.
Och, der Unterschied liegt doch lediglich darin, auf welcher Seite der Käfigtür man steht ;-)?
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Re: Härtung Polyesterspachtel

#12

Beitrag von Fobbel » 08.06.2011, 18:28

Ach DAS Zeug!!!! Ok, ich war eher beim Bootsbau, da wird ebenfalls viel mit polyester gearbeitet. Prinzipiell sollte mein Tip bezgl der Temperatur aber sogar bei dem Zeug funktionieren. Allerdings gebe ich Stef recht, das man das da eher mit dem Härter reguliert.

Jetzt wissen wir immer noch nicht, was du damit vorhast . . . . neugier steigt . . .

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Re: Härtung Polyesterspachtel

#13

Beitrag von Otz » 08.06.2011, 22:56

Ich baue an einem Sportgerät aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Die Negativform wird gespachtelt.

Ich habe übrigens gelernt, dass sich das Material wesentlich besser mittels Ziehklinge abtragen lässt als mit Schleifpapier. Meine "Zieklinge" ist ein althergebrachtes Rasiermesser. Damit geht's ratz-fatz!

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