Probleme beim Aufbringen von Schnellschleifgrund

wie und womit erreiche ich das gewünschten Finish?
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sunnyheinz
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Probleme beim Aufbringen von Schnellschleifgrund

#1

Beitrag von sunnyheinz » 17.08.2010, 22:50

Hallo zusammen,

nachdem mein Eigenbau seit einigen Monaten im Keller herumliegt und auf die Lackierung wartet, habe ich mich jetzt mal ran gewagt und schon das erste Problem: Es handelt sich um einen Erle Body, den ich gebeizt habe und danach mit Clou Schnellschleifgrund grundieren wollte, um ihn anschließend mit Nitrolack (Spraydose) zu lackieren.

Diversen Anleitungen in Gitarrenbauforen folgend wollte ich den Schnellschleifgrund mit einem Baumwolllappen in das Holz einarbeiten.

Mein Problem: Das Zeug trocknet so schnell, dass ich mit dem Lappen fast unmittelbar festklebe. Ich schaffe es daher nicht einen gleichmäßigen Auftrag hinzubekommen und an ein "einmassieren" des Schnellschleifgrundes in das Holz, wie ich es häufiger gelesen habe, ist nicht zu denken. Zudem reißt der klebende Schnellschleifgrund immer wieder Fusseln aus dem Lappen.

Anbei mal ein Bild des Desasters.

Ist das normal, d.h. muss man den extrem schnell auftragen, oder woran könnte das liegen?
Ich hatte die Dose vor ca. 2 Jahren gekauft und damals ca. zur Hälfte verbraucht (große Dose). Leider steht kein Haltbarkeitsdatum auf der Dose, aber von der Konsistenz her kam mir der Schnellschleifgrund normal vor. Sind zwei Jahre ggf. schon zu alt?

Gruß
Sunnyheinz
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Re: Probleme beim Aufbringen von Schnellschleifgrund

#2

Beitrag von taxman » 17.08.2010, 23:16

Ja, der trocknet sehr schnell. Ich würde ihn an deiner Stelle eher mit einem guten Pinsel auftragen, damit kannst du den Schnellschliffgrund auch gut in die Poren treiben. Auch dabei gilt aber fix zu sein. Du kannst natürlich den SSG mit etwas Nitroverdünnung strecken, dann trocknet er nicht ganz so schnell, deckt aber auch nicht mehr so gut.
Du solltest dir die Mühe aber nur machen, wenn du ein Hochglanzfinish anstrebst, bei deinem Holz wirst du die ganze Porenfüllerei sonst sehr oft und ausdauernd machen müssen, die Poren haben viel Platz ;) Zudem muß das Ganze sehr lange trocknen, sonst wirst du nach dem Lackieren recht schnell wieder die Poren zu sehen kriegen.

Offene Poren sehen auch schön aus, ist halt Geschmackssache.

Deine jetzige Oberfläche muß halt ordentlich geschliffen werden, was aber sowieso gemacht werden muß, nach einigen Lackschichten. Am Besten mit feiner Körnung mal leicht drüber, nicht das du dir die Beize ruinierst.

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Re: Probleme beim Aufbringen von Schnellschleifgrund

#3

Beitrag von hansg » 17.08.2010, 23:19

Hi
Schnellschleifgrundierung trocknet zwar wirklich schnell, aber der Lappen sollte eigentlich nicht ankleben.
Wenn die Dose bereits zwei Jahre alt ist und bereits geöffnet war würde ich ihn nicht mehr verwenden.
Hier kommt ja noch der Klarlack darüber und wenn der SSG nicht mehr gut ist und anschließend die Lackierung nicht hält ist das ärgerlich.
Das ist jedoch nur meine persönliche Meinung.
Wie lange SSG wirklich verwendet werden kann weiss ich auch nicht genau.

Gruss
Hans

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Re: Probleme beim Aufbringen von Schnellschleifgrund

#4

Beitrag von Otz » 18.08.2010, 00:04

Erle säuft Lacke wie ein Weltmeister. Eventuell liegt es mit daran. Was ich mir vorstellen kann ist dass durch öffnen der Packung über die Jahre ein Teil des Lösungsmittel verloren ging und das Zeug daher so schnell abbindet. Die Tatsache, dass die Erle dir den SSG wegsäuft tut ihr übriges und du sitzt auf dem Trocknen. Der Lappen klebt an. Was heist "fast unmittelbar"? Wie trägst Du genau auf? Einfach nur mit einem getränkten Lappen? Eventuell hilft Dir ein Ballen weiter. Du kannst auch probieren etwas Nitroverdünnung oder Aceton in den Schnellschliffgrund zu kippen. Möglicherweise wird es dann besser.

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Re: Probleme beim Aufbringen von Schnellschleifgrund

#5

Beitrag von taxman » 18.08.2010, 00:46

Schlecht wird der SSG bzw. Nitrolack nicht. Der verändert höchstens seine Konsistenz, wegen den hier schon beschriebenen Lösungsmittelverflüchtigungen. Eine Verfärbung in richtung gelb/Bernstein stellt sich nach längerer Zeit wohl auch ein, aber normalerweise ist das Zeug Jahrelang haltbar, solange es frostfrei und verschlossen gelagert wird. Ich vermute, daß nichteinmal Frost wirklich gefährlich ist. Die Vergilbung ist übrigens ein beliebter Effekt bei Vintagefreaks, also sogar positiv, wenn man drauf steht ;)

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Re: Probleme beim Aufbringen von Schnellschleifgrund

#6

Beitrag von capricky » 18.08.2010, 10:21

Erle (und Esche) wurde ja schon in Leo Fenders aktiven Zeiten mit 2K Polyesterlack versiegelt (grundiert), weil es so ein Schwamm ist. Dann kam da erst das "vintage" Nitro drauf. Warum macht ihr es nicht genauso?

Ich habe noch ein paar Flaschen Nitroschwabbellack, die sind jetzt etwa 28 Jahre alt, der Lack wird nicht "schlecht", nur wie schon gesagt, er vergilbt auch in der Flasche. "Bernstein" ist schon durch, es geht jetzt in Richtung dunkelbraun, obwohl völlig lichtgeschützt gelagert, also keine Reaktion auf UV-Strahlung, wie immer angenommen wird.


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Re: Probleme beim Aufbringen von Schnellschleifgrund

#7

Beitrag von Otz » 18.08.2010, 10:52

capricky hat geschrieben:Erle (und Esche) wurde ja schon in Leo Fenders aktiven Zeiten mit 2K Polyesterlack versiegelt (grundiert), weil es so ein Schwamm ist.
Handelt es sich hierbei um normalen Sprühlack oder ist das Zeug in der Viskosität erhöht? Bei Sprühlack (2K PUR) habe ich nämlich auch die Erfahrung gemacht, dass der Lack "weggesoffen" wird. Erst der zweite Auftrag nach Durchhärtung des ersten brachte da Besserung.

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Re: Probleme beim Aufbringen von Schnellschleifgrund

#8

Beitrag von capricky » 18.08.2010, 11:11

OTZ hat geschrieben:
Handelt es sich hierbei um normalen Sprühlack oder ist das Zeug in der Viskosität erhöht? Bei Sprühlack (2K PUR) habe ich nämlich auch die Erfahrung gemacht, dass der Lack "weggesoffen" wird. Erst der zweite Auftrag nach Durchhärtung des ersten brachte da Besserung.
Der Lack hieß Fullerplast (auch full-o-plast). Die Verarbeitungsviskosität wird nirgends verraten. In der Massenproduktion wurde aber sicher so verfahren, daß Lack und Härter erst in der Pistole vermischt wurden.

Das Problem mit der Lackierung mit Spraydosen ist immer der hohe Anteil am Flüssigtreibgas von fast 80% des Inhaltes. "Zu dünn" ist er dann eigentlich immer, mit dem entsprechenden Effekt des Wegsaugens (und der Bläschenbildung, wenn zuviel aus zu naher Entfernung aufgetragen wird).

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Re: Probleme beim Aufbringen von Schnellschleifgrund

#9

Beitrag von capricky » 18.08.2010, 12:50

OTZ hat geschrieben:
capricky hat geschrieben:Erle (und Esche) wurde ja schon in Leo Fenders aktiven Zeiten mit 2K Polyesterlack versiegelt (grundiert), weil es so ein Schwamm ist.
Handelt es sich hierbei um normalen Sprühlack oder ist das Zeug in der Viskosität erhöht? Bei Sprühlack (2K PUR) habe ich nämlich auch die Erfahrung gemacht, dass der Lack "weggesoffen" wird. Erst der zweite Auftrag nach Durchhärtung des ersten brachte da Besserung.

Vor Fullerplast hat Fender, wie ich eben noch mal nachgelesen habe, Homoclad benutzt. Das ist eine 1k Grundierung auf PUR Basis, welche tief in das Holz eindringt und deshalb zwei Überzüge empfohlen werden. Du bist also mit Deinem 2K PUR Sprühlack exakt in der richtigen Spur! ;)

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Re: Probleme beim Aufbringen von Schnellschleifgrund

#10

Beitrag von khal » 18.08.2010, 12:56

Kann man nach der 2K “Plastifikation/Grundierung” mit Nitrohaltigen Produkten (z.B. Dupicolor oder Molotow) weiterarbeiten? Mit anderen Worten: wird das Poly-Zeug vom Nitro angelöst?
So what...?....

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Re: Probleme beim Aufbringen von Schnellschleifgrund

#11

Beitrag von Otz » 18.08.2010, 13:00

capricky hat geschrieben:Du bist also mit Deinem 2K PUR Sprühlack exakt in der richtigen Spur!
Gut zu wissen ;) Der Lack ist eh sehr gut. Ich weis gar nicht, warum ich jemals anderes Material benutzt habe :D
khal hat geschrieben:Kann man nach der 2K “Plastifikation/Grundierung” mit Nitrohaltigen Produkten (z.B. Dupicolor oder Molotow) weiterarbeiten? Mit anderen Worten: wird das Poly-Zeug vom Nitro angelöst?
Ja, man kann. Nein, Nitro löst weder ausgehärtete Epoxide, noch Polyester oder Polyurethane.

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Re: Probleme beim Aufbringen von Schnellschleifgrund

#12

Beitrag von sunnyheinz » 19.08.2010, 22:04

Danke für die Tipps!

Ich habe mir inzwischen einen guten Lackierpinsel und eine neue Dose Schnellschleifgrund besorgt.
Die "Kraterlandschaft" habe ich vorsichtig mit 600er Schleifpapier verschliffen. Sieht jetzt bis auf ein paar stumpfe Stellen glatt aus.
Am Wochenende werde ich dann nochmal schauen, ob der Schnellschleifgrund und ich noch zusammen kommen.

Viele Grüße
Sunnyheinz

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Re: Probleme beim Aufbringen von Schnellschleifgrund

#13

Beitrag von sunnyheinz » 29.08.2010, 20:28

So habe das Zeugs jetzt mit einem Pinsel aufgetragen und leicht nachgeschliffen. Wenn man es naß macht, sieht es größtenteils gut aus. Hoffe mal es sieht genauso mit dem Klarlack aus.

Da ich einige Stellen nach Unebenheiten abgefühlt habe, sollte ich wohl nach dem entstauben noch entfetten, bevor der Klarlack drauf kommt. Kann ich dafür Aceton nehmen, oder verträgt sich das nicht mit dem Schnellschleifgrund?

Gruß
Sunnyheinz

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Re: Probleme beim Aufbringen von Schnellschleifgrund

#14

Beitrag von Otz » 29.08.2010, 21:08

Mit Aceton wirst Du den Schnellschliffgrund wieder abwaschen. Je nach dem wie viel du davon nimmst wirst Du die Lackierung vergessen können. Reinige besser mit Ethanol (Spiritus).

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Re: Probleme beim Aufbringen von Schnellschleifgrund

#15

Beitrag von DoubleC » 30.08.2010, 08:46

Und das Ethanol auf maximal 70% mit Wasser verdünnen. Selbst Alkohol löst Nitrolacke an. Ich habe das mal sehr schmerzlich an einer Kauf-Stratocaster erfahren müssen, die ich kurz mit Alkohol vom Syph/Siff befreien wollte. In nullkommanix war der Lack stumpf.......gut, dass ich noch diese Polierflüssigkeiten von 1 - 4 da hatte, die man von Clover bekommt.........

Aber wenn DU ausreichend geschliffen hast, musst Du doch nicht mehr entfetten???


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Re: Probleme beim Aufbringen von Schnellschleifgrund

#16

Beitrag von Otz » 30.08.2010, 08:48

DoubleC hat geschrieben:Und das Ethanol auf maximal 70% mit Wasser verdünnen. Selbst Alkohol löst Nitrolacke an.
Das ist zwar richtig aber nach meiner Erfahrung kein Problem mit SSG in der Praxis. Ich habe bei meinen Beiden SGs vor den Lackierungen immer den SSG mit unverdünntem EtOH abgewaschen. Stumpf wird es, aber durch den Klarlack verschwindet das wieder.

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