Mattes Klarlackfinish - Ratschläge gesucht

wie und womit erreiche ich das gewünschten Finish?
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zappl
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Mattes Klarlackfinish - Ratschläge gesucht

#1

Beitrag von zappl » 28.01.2017, 11:33

Für das aktuelle Projekt strebe ich ein mattes Klarlackfinish auf buntem Decklack an. Die übliche Abschlussbehandlung mit Schleifen und Polieren entfällt dabei. Das setzt eine zuvor perfekt geschliffene Oberfläche des Buntlacks sowie eine fehlerfrei gespritzte finale Klarlackschicht voraus. Letzteres stellt meiner Recherche nach selbst für erfahrene Lackierer eine Herausforderung dar, für unerfahrene wie mich ist das Vorhaben womöglich schon fast zum Scheitern verurteilt oder setzt zumindest eine hohe Frustrationstoleranz voraus. Über diese verfüge ich, sodass ich es zumindest probieren möchte. Zur Verfügung steht mir schon der Mipa 2K-Mattlack matt, inkl. Härter.

Damit wären wir beim Thema...

Welche Erfahrungen habt ihr mit dem Spritzen von mattem Klarlack gemacht? Was sind die typischen Fallstricke und Hürden mit denen man zu kämpfen hat? Mit anderen Worten, welche Tipps könnt ihr dem unerfahrenen Lackierer mit auf den Weg geben um die Chance auf Erfolg zu erhöhen (bspw. bestimmte Pistoleneinstellungen, Verdünnung etc.)? Klar ist, dass ich vorher an billigen Brettern üben und meine eigene Erfahrung sammeln muss. Dennoch wäre ich dankbar über gutgemeinte Ratschläge, sodass ich typische (Anfänger)Fehler möglichst umgehen kann. Denn, die Lackierkabine steht mir leider nicht regelmäßig zur Verfügung, sodass ich mich nicht beliebig lange darin auslassen kann.

Sollte das trotzdem einfach nicht gelingen wollen (Läufer, Orangenhaut, etc.):

Rückfallebene 1.) Was ist von der Idee zu halten die lackierte Oberfläche soweit feinzuschleifen bis (natürlich alle Makel egalisiert wurden) und vorallem keine Schleifspuren mehr zu sehen sind (eventuell bis Micromesh 2400, 4000 oder gar 6000?). Mir ist klar, dass sich dann schon ein leichter Glanz einstellen würde. Damit könnte ich aber notfalls leben. Aber ich vermute, dass die Oberfläche an den häufig beanspruchten Stellen dann sehr schnell speckig würde. Richtig/falsch?

Rückfallebene 2.) Wahrscheinlich eine sehr dumme Frage, verzeiht es mir bitte. Sollten alle Stricke reißen, könnte der Mattlack nach bekannter Art und Weise auf Glanz poliert werden? Eine glänzende Oberfläche in annehmbarer Qualität wäre einer verhunzten matten Oberfläche vorzuziehen, auch wenn's am eigentlichen Ziel vorbeischießt.

Vielen Dank schonmal!

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Re: Mattes Klarlackfinish - Ratschläge gesucht

#2

Beitrag von AsturHero » 28.01.2017, 11:49

Rückfall Ebene 2 sicherlich einfach, da:
sieht man ja sehr oft bei matt lackierten Hälsen, das der Bereich wo viel gespielt wird (beim Bass 1. -6. Bund) der Mattlack Hochglänzend vom spielen geworden ist
lg Antonio

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Re: Mattes Klarlackfinish - Ratschläge gesucht

#3

Beitrag von hatta » 28.01.2017, 12:49

Erster tipp: mische den mattlack genauestens laut herstellerangeben mit dem richtigen härter und der richtigen verdünnung! Zuviel härter bedeutet mehr glanz.

Zweitens: bei matten lackierungen kannst du das ausbessern von läufern und staubeinschlüssen knicken, das geht nicht.

Ansonsten lösst sich mattlack genau so polieren wie normaler klarlack. Eventuell erfordert es aber etwas öfter nach zu polieren um den glanz aufrecht zu erhalten.

Ich habe meine sg mit mattem nitrolack gespritzt um genau diesen effekt zu erzielen. Er ist pflegeintensiver und wird mit der zeit wieder gaaaaanz leicht seidenmatt.

Ich wünsche gutes gelingen, das klappt schon mit dem lackieren :)
Gruß
Harald

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Re: Mattes Klarlackfinish - Ratschläge gesucht

#4

Beitrag von zappl » 29.01.2017, 01:48

Danke euch! Das beruhigt mich schonmal etwas. ;)
hatta hat geschrieben:
28.01.2017, 12:49
Erster tipp: mische den mattlack genauestens laut herstellerangeben mit dem richtigen härter und der richtigen verdünnung! Zuviel härter bedeutet mehr glanz.
Ist die angegebene Menge an Verdünner als Maximalwert anzusehen oder ist dieser unbedingt einzuhalten? Ich hab hier irgendwo schonmal gelesen, dass man mit der Verdünnermenge experimentieren sollte...vielleicht werf ich auch gerade etwas durcheinander?!

Dabei fällt mir gerade erst auf, dass der Härter in meinem so vom Händler angebotenen Set (Mipa 2K-HS-Härter) nicht dem im Datenblatt des Klarlacks angegebenen entspricht (Mipa 2K-MS-Härter) (think) . Ich werde ihn dazu mal kontaktieren. Ein kurzer Hinweis auf der Produktseite wäre ja schon ganz nett...
hatta hat geschrieben:
28.01.2017, 12:49
Zweitens: bei matten lackierungen kannst du das ausbessern von läufern und staubeinschlüssen knicken, das geht nicht.
Deswegen bin ich ja auch so nervös. :D ;)

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Re: Mattes Klarlackfinish - Ratschläge gesucht

#5

Beitrag von hatta » 29.01.2017, 02:04

Na klar kannst du auch mit der verdünnung experimentieren, das hat keinen einfluss.. (sorry, da hab ich mich etwas falsch ausgedrückt oben)

Allerdings würde ich nicht zuviel verdünnen wegen der läufer gefahr.
Gruß
Harald

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Re: Mattes Klarlackfinish - Ratschläge gesucht

#6

Beitrag von zappl » 03.02.2017, 10:02

hatta hat geschrieben:
28.01.2017, 12:49
Zweitens: bei matten lackierungen kannst du das ausbessern von läufern und staubeinschlüssen knicken, das geht nicht.
Bis zu welchem Schleifgrad sollte in dem Fall die vorherige, letzte Schicht Buntlack geschliffen werden? Genügt 600?

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Re: Mattes Klarlackfinish - Ratschläge gesucht

#7

Beitrag von Jenser » 03.02.2017, 11:05

Der HS-Härter und der MS-Härter unterscheiden sich glaub ich hauptsächlich in der Aushärtungszeit, der HS ist ein Härter mit kurzer Aushärtungszeit, wohingegen der MS wohl etwas länger braucht um auszuhärten.
Grüßle Jens


Dumm ist der, der dummes tut...

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Re: Mattes Klarlackfinish - Ratschläge gesucht

#8

Beitrag von hatta » 03.02.2017, 15:04

zappl hat geschrieben:
03.02.2017, 10:02
hatta hat geschrieben:
28.01.2017, 12:49
Zweitens: bei matten lackierungen kannst du das ausbessern von läufern und staubeinschlüssen knicken, das geht nicht.
Bis zu welchem Schleifgrad sollte in dem Fall die vorherige, letzte Schicht Buntlack geschliffen werden? Genügt 600?
Wenn wir beim Beilackieren im KFZ Bereich teilweise nur Klarlack aufgetragen haben, wurde bis P1200 geschliffen. Ansonsten könnte passieren, dass sich darunter die Schleifkratzer schwarz abbilden...je nach Farbton.

Also nimm P1200, dann bist du auf der sicheren seite!
Zum Letzten Wischen vor dem Lackieren nimmst du ein Staubbindetuch (Honig-Tuch). Am besten funktionieren die Blauen Staubbindetücher von 3M. Diese kleben nicht so arg wie die Traditionellen, da kannst du dann auch nicht kleben bleiben und Abdrücke hinterlassen.
Gruß
Harald

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Re: Mattes Klarlackfinish - Ratschläge gesucht

#9

Beitrag von zappl » 03.02.2017, 15:40

Danke für die schnelle und kompetente Beratung, wird so gemacht!

Noch 'ne Frage: Sollte der letzte Schliff des Farblacks unmittelbar vor'm Klarlacksprühen erfolgen oder dürfen dazwischen auch mehrere Tage liegen? (Abwischen natürlich nochmals direkt vor'm Sprühen) Ich frage, weil die Zeiten in der Lackierkabine voraussichtich nur kurz und sporadisch sein werden. Den Zwischen- und Feinschliff könnte ich dann zu Hause in Ruhe erledigen.

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Re: Mattes Klarlackfinish - Ratschläge gesucht

#10

Beitrag von hatta » 03.02.2017, 15:57

Das kannst du getrost schon lange vorher schleifen :)

Wie du schreibst eben dann kurz vorher direkt in der Lackierkabine wischen.
Gruß
Harald

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Re: Mattes Klarlackfinish - Ratschläge gesucht

#11

Beitrag von kehrdesign » 03.02.2017, 18:09

Vor allem würde ich den Farblack unbedingt nass schleifen.
Das reduziert merklich die Gefahr von Mikro-Klümpchenbildung, die feinste, später sichtbare Schleifspuren hinterlassen könnte.

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Re: Mattes Klarlackfinish - Ratschläge gesucht

#12

Beitrag von zappl » 06.02.2017, 19:27

Jenser hat geschrieben:
03.02.2017, 11:05
Der HS-Härter und der MS-Härter unterscheiden sich glaub ich hauptsächlich in der Aushärtungszeit, der HS ist ein Härter mit kurzer Aushärtungszeit, wohingegen der MS wohl etwas länger braucht um auszuhärten.
Die Antwort vom Händler auf meine Nachfrage:

"Die Komponenten funktionieren Problemlos miteinander. Wir liefern seit langem alle Produkte nur noch mit dem HS-VOC-Härter der Firma Mipa aus. Dieser ist hochwertiger und zudem VOC-Konform. Was die Verarbeitung und die Oberfläche angeht, entsteht kein Unterschied. Auch Mischverhältnis und weitere Angaben aus den Datenblättern bleiben unverändert."

kehrdesign hat geschrieben:
03.02.2017, 18:09
Vor allem würde ich den Farblack unbedingt nass schleifen.
Das reduziert merklich die Gefahr von Mikro-Klümpchenbildung, die feinste, später sichtbare Schleifspuren hinterlassen könnte.
Ja, das kann ich durch meine bisherigen Versuche bestätigen. Nachteilig ist nur, dass man häufig trockenwischen muss um den Zustand der Oberfläche bewerten zu können.

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Re: Mattes Klarlackfinish - Ratschläge gesucht

#13

Beitrag von hatta » 06.02.2017, 19:54

Jup, wenn die das bestätigen, dann kannst du den härter bedenkenlos nehmen.
Ist auch bei vielen herstellern verschieden mit den härtern...

Ja jein... nassschleifen ist für heimzwecke besser, da das gute trockenschleifpapier für lackierfertige oberflächen mit einem excenterschleifer mit 3mm hub verarbeitet werden muss und dazu noch sau teuer ist.

Auch beim nassschleifpapier muss man allerdings auf gute qualität zurückgreifen und da dann lieber etwas zu oft ein neues nehmen, als 50 gitarren mit dem selben blatt zu schleifen.

Micro mesh ist super, 3M ist auch gut!
Es gibt zum beispiel auch das 3M Teizact nassschleifpapier, das ist dem micro mesh ähnlich und auch von anderen herstellern gibt es günstigere solche schleifpapiere.

Für sehr feine oberflächen verwende ich dieses trizact papier (das hat eine dünne weiche unterlage). Damit ists echt total geil zum arbeiten :)
Gruß
Harald

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