Benetzungsstörungen

wie und womit erreiche ich das gewünschten Finish?
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Carsten
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Benetzungsstörungen

#1

Beitrag von Carsten » 26.08.2015, 12:46

Liebe Gemeinde,

ich bin neu in diesem Forum und suche eure Hilfe.

Das Lackieren meiner selbstgebauten quasi-ES-335 treibt mich zur Verzweiflung. Nach den ersten Lackschichten (Nitro-Klarlack von Zweihorn, gerollt, nicht gesprüht auf Ahorn Laminat) traten lokal mehrere raue Stellen auf. Ich dachte zunächst an ein Wegsacken in Poren, konnte das aber nicht bestätigen, denn normalerweise bekommt man die irgendwann gefüllt, wenn man mehrere Schichten aufträgt. Ahorn ist eigentlich auch nicht anfällig dafür.

Als nächstes dachte ich an Abstöße (= Benetzungsstörungen). Deshalb nochmal bis aufs Holz runtergeschliffen und neu gerollert. Resultat: die Abstöße wurden noch größer. Erneut abgeschliffen, mit Wasser und Isopropanol gereinigt und wieder gerollert. Resultat, die Abstöße wurden wiederum noch größer. Wenn man genau hinschaut sieht man die schlechte Benetzung nicht nur auf dem Holz sondern auch auf dem ABS-Binding. Es ist also definitiv kein Wegsacken.

Die Abstöße sind einige cm groß und weiten sich durch die vielen erneuten Lackierversuche inzwischen bis auf halbe Handtellergröße aus.

Kennt jemand das Problem bzw. gibt es Vorschläge zur Lösung desselben?

Übrigens: Das Lackieren der Zargen, der Kopfplatte (gleiches Ahorn Furnier wie die Vorderseite), der Rückseite (anderes Ahorn Furnier wie die Vorderseite) und des Halses (Mahagoni) hat gleich zu Beginn tadellos funktioniert.

Danke im Voraus,
Carsten.

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Re: Benetzungsstörungen

#2

Beitrag von capricky » 26.08.2015, 12:57

Probier mal eine neue Rolle!

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Re: Benetzungsstörungen

#3

Beitrag von Poldi » 26.08.2015, 13:07

Bilder...

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Carsten
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Re: Benetzungsstörungen

#4

Beitrag von Carsten » 26.08.2015, 21:18

Danke erstmal für die flotte Reaktion. Rolle hab ich schon gewechselt. Bringt leider nichts. Bilder hab ich vor lauter Ärger nicht gemacht. Aber stelle dir einfach mal matte Stellen vor. Mal schauen wie sich die neue Lackschicht von heute entwickelt. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als würde es endlich decken. Wenn dem so sein sollte, würde ich trotzdem gerne verstehen, was hier los war. Vielleicht liest das hier ja jemand, der sowas schon mal erlebt hat.
Lackierung und Binding sind jedes mal auf's Neue meine Angstdisziplinen.

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Re: Benetzungsstörungen

#5

Beitrag von TraceElliot » 26.08.2015, 23:44

Bilder würden mich sehr interessieren .... warum spritzt du die Gitarre nicht ?

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Re: Benetzungsstörungen

#6

Beitrag von Carsten » 27.08.2015, 06:59

Ich habe jetzt doch mal ein Bild versucht. Inzwischen ist es mir gelungen, dass überhaupt eine geschlossene Lackschicht auf den Stellen liegt. Man sieht aber deutlich den Rand und die andere Oberflächenstruktur der "Stellen".

Warum ich nicht spritze? Die Investition ist mir zu hoch. Ich bin Amateur und habe bislang drei Gitarren gebaut.

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Re: Benetzungsstörungen

#7

Beitrag von Carsten » 27.08.2015, 07:02

Hier ist das Bild.
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20150827_064411.jpg

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Re: Benetzungsstörungen

#8

Beitrag von DoubleC » 27.08.2015, 09:39

Der Hase könnte im Laminat liegen. Wenn der Kleber für die Furnierschichten durchgeschlagen ist, kann das sicherlich Auswirkungen auf die Oberflächeneigenschaften haben. Je nach dem, ob 2K (Epoxidharz/Laminierharz) oder Holzleim genommen wurde.

Hast Du versucht, die Oberflächen mit 99,9%igem Isoprop zu entfetten? Üblicherweise wird dazu eine Mischung mit bis zu 50% H2O-Anteil benutzt. Ich persönlich würde auch eher Ethanol nehmen. Der Vorteil: Es verdampft schneller (SIedepunkt etwas über 60°C) als Isoprop (Siedepunkt MIT Wasser etwas über 80°C).

Es gibt nun mehrere Möglichkeiten, was so passiert sein könnte:
  • Das Isopropanol ist an den nicht benetztbaren Stellen ins Holz gezogen, nicht verdampft und macht merkwürdiges mit dem Lack....also Quasi ein Feuchtabspielen des Lackes........

    Das Isopropanol hat das Laminierharz/Leim angelöst und das Ganze ist etwas "Wasserabweisend"

    Das Detergenz, was im Lack überhaupt eine Streichbarkeit garantiert macht irgendwas mit den Isoprop-Resten.......also bekommst Du keinen Film
Wie lange hast Du denn ablüften lassen, nachdem Du das Ispopropanol aufgebracht hast?????


Das zusammen mit durchgeschlagenem Laminier-Kleber wird es wahrscheinlich sein.......


Da bleibt jetzt nur per Schleifen einebnen, aber nicht abschleifen und hoffen, dass diese nichtbenetzbaren Stellen genug Lack abbekommen haben, um für die weiteren Lackschichten korrekt grundiert zu sein........


Gruss


2C

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Re: Benetzungsstörungen

#9

Beitrag von Carsten » 27.08.2015, 11:37

Hallo 2C,

danke für die ausführliche Analyse.

Zunächst: ich habe Weißleim für’s Laminieren benutzt. Ich würde es nicht ausschließen, dass dessen Durchschlagen mit dem Problem zu tun hat, so wie du schreibst. Das war auch einer von mehreren Tipps des Lackherstellers. Nitrolack verträgt sich angeblich nicht mit Weißleim. Habe ich allerdings noch nie beobachtet.

Das Ablüften des Isoprop wird eher nicht das Problem sein. Das Teil hatte nach der Reinigung mehrere Stunden bei knapp 30 °C und Wind in der prallen Sonne gelegen.

Bei aller Zustimmung zu deiner Argumentation verstehe ich dennoch nicht, warum das Phänomen sich auch über das Binding erstreckt. Das besteht von innen nach außen aus ABS(schwarz) – Ahornfurnier – ABS(schwarz) – ABS(weiß) und wurde mit Cyanacrylat geklebt.

Noch zwei Thesen:

1. Das Schmirgelpapier sondert irgendeinen Siff ab?
2. Ich habe den Lack nicht ausreichend aufgerührt?

Gibt es dazu Meinungen?

Grüße und nochmals Dank an alle Denksportler.

Carsten.

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Re: Benetzungsstörungen

#10

Beitrag von capricky » 27.08.2015, 12:02

Ehrlich gesagt halte ich die Schichtdicken, die Du dort mit der Rolle aufpappst, für mehr als "grenzwertig"! :?
Es sieht auch nicht aus wie ein "Benetzungsproblem", sondern wie eingesunkener Nitrolack. Das heißt auf den "tiefen" Stellen ist er durchgetrocknet, bei den hohen Stellen dauert es noch etwas, was bei der Schichtdicke nicht verwunderlich wäre.
Nitrolack ist gar nicht so sensibel, selbst was gewachste oder geölte Oberflächen betrifft, mit Sprayen in dünnen Schichten geht das beinahe problemlos.
Der größte Spielverderber ist meistens Silikon, gab es da irgendwelche "Berührungssituationen"?

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Re: Benetzungsstörungen

#11

Beitrag von Poldi » 27.08.2015, 13:11

capricky hat geschrieben:Ehrlich gesagt halte ich die Schichtdicken, die Du dort mit der Rolle aufpappst, für mehr als "grenzwertig"! :?
capricky
Da bin ich als alter Rollenlackierer mal ganz Deiner Meinung. Lieber 10 dünne Schichten als 3 dicke.

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Re: Benetzungsstörungen

#12

Beitrag von Carsten » 27.08.2015, 20:46

Hallo capricky,

Silikon benutze ich normalerweise nicht. Das Fehlerbild legt eine solche Vermutung in der Tat nahe, aber ich kann mir wirklich keine Silikonquelle in meiner Werkstatt vorstellen.

Über Schichtdicken möchte ich jetzt nicht spekulieren, da der streifende Lichteinfall die Realität ziemlich übersteigert. Ich glaube schon, dass ich von euch noch viel lernen kann, aber dann müssten die Tipps schon in die Richtung gehen, wie man weniger Auftrag erzielt. Verdünnen? Andere Rolle? Breiter auswalzen?... Egal, gehört nicht hierher.

Das Problem habe ich jetzt gelöst. Verstanden habe ich es leider nicht. Aber vielleicht muss ich auch nicht alles verstehen.

Ich denke, am Wochenende wird das gute Stück fertig. Nochmals danke für eure Beiträge (clap3) und bis demnächst vielleicht.

Grüße aus Pirna,
Carsten.

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