Porenfüller + Lack?

[viento]

Obwohl hier viele Beiträge zu Porenfüller + Lack zu finden sind, habe ich dazu noch gezielte Fragen:
Ich arbeite an einer akustischen Gitarre, die so laaangsam fertig sein wird. Es ist meine erste, eine Bariton mit zwei zusätzlichen Oktavsaiten (wie Taylor) Korpus ist Jumbo(wie Gibson J200).

Hals aus Cedro, Fichtendecke, Boden + Zargen Ostindischer Palisander.

Die Poren des Palisanders müssen gefüllt werden,damit Hochglanz möglich wird.
Ich habe einen Tipp zu Clou Holzpaste bekommen, bei dem ich etwas unsicher bin, ob ok...
Die Aushärtung sollte nicht allzu lange dauern . Gibt es dazu eine gute Alternative ?

Wie ist es mit dem Cedro, braucht der auch solche Füllung? Der Hals wird schwarz, Maserung nicht sichtbar.

Muss die Fichtendecke auch gefüllt werden?
Ich will eine Burst Lackierung machen. Rand sehr dunkel, evtl. schwarz, besonders zum Hals hin. Ich schiele dabei zur Burst Lackierung der Gibson J200, die zur Mitte hin ins Gelbliche/Orange verläuft.(s.Foto)
Den Moustache-Steg nach der Lackierung verleimen und dazu die Fläche wieder frei schaben - oder die Fläche dafür abkleben vor dem Lackieren?

Lack wird wahrscheinlich Nitro, wenn nichts besseres auftaucht.

[taxman]

Ich kann einiges beantworten.
Poren kann man mit unterschiedlichen Materialien füllen, die einfachste ist sicher Holzpaste, es geht aber auch mit einem Bimsmehl Lackgemisch (die Poren bleiben transparent). Oder einem ölbasierten Füller. Schwer da was zu empfehlen. Holzpaste gibt es dann ja auch wasserbasierend, oder lösemittelbasierend. Ich hatte bisher nur wasserbasierende Paste, kann daher keinen Vergleich anbieten. Epoxydharz wäre auch noch eine Möglichkeit, das habe ich gerade an Wenge angewendet. Aushärtezeit variiert, jae nach gewähltem Produkt. Ich benutze Laminierharz, welches nach 24 Std. ausgehärtet ist.

Ich würde sagen, daß Laminierharz und Holzpaste am schnellsten weiterbearbeitet werden können. Du wirst aber vermutlich eh mehr als einen Durchgang brauchen.

Cedro hat sehr durstige Poren, wenn du eine geschlossene Oberfläche willst, dann mußt du füllen, ansonsten nicht. Das ist halt reine Geschmackssache.
Die Fichtendecke muß nicht gefüllt werden. Hier reicht eine Grundierung mit Klarlack aus, oder Schnellschliffgrund, wenn Du Nitrolack benutzen willst. Nitro eignet sich mMn gut für Burstlackierungen, da relativ schnell entfernbar, falls das Ergebnis nicht zufriedenstellend ist, man kann ihn einfach "abwischen" (Verdünnung). Bei einem PU-Lack beispielsweise, müßtest Du alles mühsam herunterschleifen, dabei besteht dann auch immer die Gefahr die Decke zu verändern, wenn man es übertreibt.
So einen Mustachesteg würde ich auch erst nach dem Lackieren aufleimen, da es bei farbigen Lacken zu unregelmäßigkeiten im Lackbild kommen kann (man erwischt vermutlich nicht alle Deckenflächen innerhalb des Steges gleichmäßig). Abkleben ist eine gute Idee, das freischaben/kratzen kann sehr zeitaufwändig sein, gerade bei dieser Art Steg.

[Simon]

Ich habe schon Holzpaste auf Aceton-Basis verwendet, und auch wie Taxman Epoxi; ich bleibe in nächster Zeit beim Epoxi, da hat bei mir immer ein Durchgang gereicht um die Poren zu füllen, was bei der Holzpaste nicht der Fall war; auch finde ich es sehr praktisch das das Epoxi farblos bleibt, so kann man es für beliebige Holzarten verwenden; Holzpaste muss man immer in der entsprechenden Tönung kaufen, aber naja, teuer ist die auch nicht! Und wenn sie eintrocknet kann sie wieder mit dem Lösungsmittel aufgeweicht werden.

[viento]

Danke für eure Tipps!
Zum Epoxy Füller : Ich habe früher mal u.a. mit Epoxy ein paar Surfbretter gebaut. Kann ich für die Gitarre irgendein Epoxy nehmen oder gibt es da ein "verlässliches" was zu empfehlen wäre ?

[Simon]

Ich verwende eines von R&G; die genaue Bezeichnung muss ich dir raussuchen sobald ich nächstes daheim in der Werkstatt bin!

[viento]

Das wäre sehr nett von Dir!

[taxman]

Ich verwende dieses Harz, auch r+g http://shop1.r-g.de/art/100110 Die offene Zeit beträgt hier 40 Minuten, gibts auch mit kürzerer, offener Zeit. Da kann es dann aber knapp werden, weshalb ich eher zum von mir verlinkten System greifen würde (Harz L und Härter L).

Ich trage das Harz mit einem Eiskratzer fürs Auto auf, diese Teile mit Gummilippe. So läßt es sich relativ gut in die Poren bringen und es bleibt sehr wenig auf der Oberfläche stehen. Die Gummilippe läßt sich sehr gut mit einem in Alkohol getränktem Lumpen reinigen.

[viento]

Ich danke ganz herzlich für Deinen detaillierten Tipp!
Der hilft mir ausgezeichnet und spart mir sicher enttäuschende Versuche.
Die Zeit von ca. 40 Minuten ist optimal, da kommt man schon um die Gitarre rum.

[gitarrenmacher]

Hier eine schön Anleitung.
http://www.youtube.com/watch?v=YYHxMg7n9cI

Es gibt zwei Fraktionen.
1. Am Ende des Füllvorgangs schleift man ganz vorsichtig, so dass noch eine hauchfeine Schicht EP auf der Oberfläche liegt.
2. Am Ende des Füllvorgangs schleift man ganz vorsichtig, bis auf die Holzoberfläche.

Jeder, je nach Fraktion, wird was dafür und was dagegen sagen. Geschmackssache.
Ich habe jetzt eine Gitarre mit EP gefüllt. geht prima. Ich habe bis aufs Holz geschliffen.

Die Decke würde ich nur mit dem gut verdünnten Decklack grundieren.
Auf Schnellschliffgrund kannst du verzichten. Das bringt keine Vorteile, eventuell aber Nachteile. Besonders, wenn du eine gehaselte Decke hast.

Grüße
Christian

[Simon]

Christian, blöde Frage: Warum ist SSG bei einer gehaselten Decke von Nachteil? Danke

[gitarrenmacher]

Christian, blöde Frage: Warum ist SSG bei einer gehaselten Decke von Nachteil? Danke

Was ich erfahren habe kann, muss aber nicht!
Es geht um das Tönen der Decke mit eingefärbtem Lack.
In den Zonen, wo die Haselung zu sehen ist, zieht der SSG nicht so gut ein wie auf dem Rest der Decke und bildet auf den Haseln eine recht harte Schicht, die auch nach leichtem Zwischenschliff bleibt.
Dann grundiere ich 2x mit stark verdünntem Lack. Leichter Zwischenschliff.
Zum antönen mische ich Lack/Verdünner 30/70% dazu kommen die Pigmente.
Den getönten Lack trage ich in mehreren sehr dünnen Schichten, nass in nass auf. Viel Breitstrahl, viel Druck, wenig Lack.
Dann passiert!
Im Bereich der Haseln scheint der SSG unter der der Grundierung zu quellen und der getönte Lackschwimmt auseinander.
Das sah dann grauslig aus und der Lack musste wieder runter. Beim zweiten Versuch sah das genau so aus.
Dann habe ich lange überlegt, wie das wohl kommt, bei ungehaselten Decken ist mir das nie passiert.
Dann habe ich ein Reststück Haselfichte mit SSG grundiert und genauer untersucht und bin zu den oben geschriebenen Schlüssen gekommen. Seitdem grundiere ich 3x mit dem Decklack 50/50 und alles ist gut.

Vielleicht habe ich aber auch die falschen Schlüsse gezogen, aber der Mist mit der fleckigen Decke ist nunmal passiert.
Christian.

[viento]

Was würde ich ohne Euch und Eure Tipps machen?
Bei allen bedanke ich mich ganz herzlich für Eure fachliche Unterstützung!!!

[viento]

Christian, Dein link zu youtube ist sehr hilfreich!
Verblüffend, wie wenig Epoxy für eine solche Fläche reicht.
Und die Idee mit dem Schieber ist auch prima. Ich hätte den squeegee von meinem
lange zurück liegenden Surfbrettbau behalten sollen...

[capricky]

Und die Idee mit dem Schieber ist auch prima....

Ich nehm immer meine goldene Kreditkarte!
Im Ernst, die kleinen ausgedienten Dinger gehen auch ganz locker.

capricky

[Poldi]

..und das dünne Auftragen ist extrem wichtig, ich spreche da aus Erfahrung.

[viento]

Ich schiebe noch eben eine Frage nach der Menge des nötigen Epoxy für eine Gitarre nach:

Im Angebot sind 100g Harz + 40g Härter L
oder auch 200 g Harz L + 80 g Härter L
Die dritte noch größere Menge von 715 g Harz L + 285 g Härter L reicht
wahrscheinlich schon für ein Surfbrett...

[capricky]

Na für Zargen, Boden und Hals kommst Du aber gut mit dem kleinen Gebinde hin, das sind 140 Gramm

capricky

[viento]

Danke für die flotte und präzise Antwort!!

[gitarrenmacher]

http://www.lmii.com/products/finishing/ ... hing-resin
Ich habe dieses genommen.
von den ca. 350 Gramm sind noch geschätzt 4/5 übrig. Das Zeug ist klasse.
Laminierharz L ist recht dünn eingestellt. Damit habe ich früher Balsabeplankungen auf Modellflugzeugen versiegelt.
Es geht gut, wenn man es mit einem Kunststuffschwamm aufträgt, angelieren lässt und dann eine zweite Schicht mit dem Rakel oder der Kreditkarte aufzieht.

[viento]

Hallo, noch einmal gezielt nachgefragt:
Ich will den Moustache-Steg natürlich erst nach der Lackierung verleimen.
Die Fläche muss dafür vor dem Lackieren abgeklebt werden.

Nur, womit mach ich das?
Bekomme ich das Abklebe-Material problemlos unter den Lackschichten wieder weg?

Vielleicht kann man auch die Klebestelle mit einer Abdeck-Flüssigkeit vor dem Lack schützen,
so,wie das die Airbrush Maler auf dem Papier machen?

...´n "normaler" Steg wäre einfacher ...

[dreizehnbass]

Hallo, noch einmal gezielt nachgefragt:
Ich will den Moustache-Steg natürlich erst nach der Lackierung verleimen.
Die Fläche muss dafür vor dem Lackieren abgeklebt werden.

Nur, womit mach ich das?
Bekomme ich das Abklebe-Material problemlos unter den Lackschichten wieder weg?

Vielleicht kann man auch die Klebestelle mit einer Abdeck-Flüssigkeit vor dem Lack schützen,
so,wie das die Airbrush Maler auf dem Papier machen?

...´n "normaler" Steg wäre einfacher ...

Abdecken mit braunen Paketklebeband oder nicht abkleben und dann die Leimstelle des Steges wieder vom Lack befreien.
Lack anritzen und entfernen.

Mit Skalpell kannst du den Rand es Klebebandes anritzen und dann abziehen.

lg
D

[capricky]

Gerade mit "braunem Paketklebeband" habe ich keine guten Erfahrungen, es sollte schon das "richtige" sein, welches auch immer das ist. Wahrscheinlich ein Markenname, der mit Te anfängt und mit sa endet. Das Billige, das ich mal hatte, ließ sich zwar abziehen, aber der Kleber blieb haften , es macht viel Freude, das wieder vom Holz oder Lack abzubekommen .

capricky

[viento]

Danke für Eure Tipps!
Bei den Klebebändern und Konsorten gibt es fast immer mehr oder weniger Unterläufer an den Rändern.
Ich habe inzwischen gehört, dass ein mir bekannter Gitarrenbauer erst die Lackierung auf bringt und dann die Konturen des Steges
mit einem scharfen und spitzen Messer /Skalpell ein ritzt. Die Lackschicht wird dort dann mit Stecheisen gaaaanz vorsichtig entfernt.
Das werde ich probieren... aber zuerst mal auf einem Probeholzstück.
Ist etwas pfriemelige Arbeit, lohnt aber die Mühe,wenn der Moustache Steg danach wirklich bündig verleimt ist.

[clonewood]

ich bin auch kein Fan mehr vom Klebeband auf unbehandeltem Holz......ich habe das Gefühl es diffundiert immer etwas vom Kleber in das Holz und schwächt so möglicherweise die spätere Leimverbindung.....

bei Stegen verfahre ich inzwischen folgendermassen.....zunächst grundiere ich die Gitarrendecke.....dann klebe ich den Stegbereich ab und lackiere alle Folgeschichten......so hat man vor der Stegverleimung weniger freizuschaben