Beizen oder transparent Lackieren?

[12stringbassman]

***liveticker***
gnagna, mir ist gerade das Teil aus der Hand gerutsch und (natuerlich) verkehrt herum auf den Boden gefallen...alles mit Verduenner runter und zurueck nach los...
erste Schicht blau drauf

Weils D' allerweil so huudelst

[Alex]

Weils D' allerweil so huudelst

hast Du a heimliche webcam in meiner Werkstatt?

leider hatte ich schon zuviel vom blau verbraucht, so ist es einen tucken zu hell geblieben... auch sah das Lackbild vorm Huudeln wesentlich besser aus, auf dem abgewischten Untergrund liess sich keine schoene Schicht aufbauen, vll haette ich nochmal grundieren sollen..(oder gleich wegschleifen)

hier nochmal der Vollstaendigkeit:
links gelb gebeizt und dann blauer Klarlack, rechts erst mit Glutinleim und dann blau gebeizt und dann farbloser Klarlack
http://www.youtube.com/watch?v=nKHBvU04TzA

ich denke man kann sehen, dass links immer noch der Ahorn lebt...

[Poldi]

Und ob der "lebt". Danke nochmal für Deine Bemühungen.

[clonewood]

der nächste Versuch könnte auch so aussehen, dass du mit Shellack oder Öl (bei einer Vollholzgitarre kann man die eventuell dämpfenden Eigenschaften wohl ausser Acht lassen) vorbehandelst....

was auch einen Versuch wert wäre:

sanftes Vorbeizen mit sehr stark verdünntem Schwarz für etwas mehr Kontrast (ohne dass nachgeschliffen werden muss.....denn der Zwischenschliff trägt enorm zur Leblosigkeit und Kontrasterhöhung bei) .......ich denke du kannst einfach kein Gelb/Rot/Braun unter dem Blau gebrauchen

also ein blass grauer Beizeintrag unter den transparent blaugefärbten Schichten

[clonewood]

noch was anderes: Beizen ist nicht gleich Beizen

neben Wasser- und Spiritusbeizen gibt es auch Ölbeizen.....jedoch habe ich mit deren Wirkung keine Erfahrung.... glaube auch nicht, dass man damit akzeptable blaue Ergebnisse erzielen wird....

aber bei den Beizen sollte nicht nur nach dem Transportmittel unterschieden werden:

bislang wurden hier z.B. Farbstoffbeizen von Clou benutzt.....hierbei handelt es sich um Negativbeizen (das natürliche Holzbild erscheint verfälscht) bei Nadelhölzern ist der Effekt am deutlichsten....aber wer genau hinschaut erkennt das auch an einem so behandelten hellen Hartholz ....insbesondere dort wo es gefladert ist)

das bereits gepostete Beispiel:



diese hellen Linien erkennt man auch auf Ganorins erster Beizprobe....



es könnte also durchaus interessant sein eine Positivbeize auszuprobieren......hier werden dann die Jahresringe betont



hier werden die Unterschiede der einzelnen Beizen sehr gut beschrieben...

http://www.tischler-ole-welzel.de/Beize ... aerben.htm

[Alex]

kann ich eigentlich mit auro unter 2K lack oelen? Das haellt?

Wie dem auch sein, naechster Versuch, diesmal das ganze Brett: alles mit stark verduennter schwarzer Beize angebeizt, nach dem abwischen ist kaum was zu sehen, ausser dass der Ahorn etwas dunkler ist.
Klarlack sieht wie folgt aus:
50ml DD
8ml Zweihorn blau
2ml Mixol blau
0.5ml Mixol schwarz

ich bin dann mal in der Wekstatt

[clonewood]

warum fügst du denn noch Mixol hinzu?

.....mit Auro + 2K-Lack habe ich keine Erfahrung.......meine Öl+Lackiererfahrung bezieht sich lediglich auf Leinöl und danach Nitrolack.....das geht.....die geölte Fläche sollte aber angetrocknet sein

[Alex]

mixol, weil mir das blau einfach nicht blau genug war....es wird uebrigens ganz gut...ich mach bald bilder...

[Alex]

so
hier mein vorerst letzter Versuch. Die Farbe die ich wollte hab ich getroffen...
entweder liegts an mir (und meinem Koennen), aber ich sehe inzwischen deutlich mehr grautoene als schwarz und weiss.
Man siehts im Video, es gibt Winkel, da sieht das topp saugeil aus und lebt...aber es gibt auch winkel da ist gar nichts, blauer matsch...je mehr lackschichten und dunkler umso heftiger...

Summary fuer mich, und jeder moege fuer sich entscheiden was ihm besser gefaellt:
was will man? Ein Top dass ein bisserl lebt, aber ansonsten unter jedem Winkel gleich aussieht, dann ist beizen das richtige.
Oder ein Top mit Hoehen und Tiefen (und das im warsten Sinne des Satzes ), also mit viel 3D aber leider auch mit viel matsch, dann ist gefaerbter Klarlack optimal.

z.B fuer die Marlin werde ich wahrscheinlich Beizen, fuer ein helleres finish (z.B orange) wuerde ich gefaerbten Klarlack verwenden...

Das das ganze ja subjektiv ist, interessiert mich Eure Meinung...also kontroverse Diskussion los...

http://www.youtube.com/watch?v=Gh8QBBEIXgs

[Poldi]

Da ich keine Möglichkeiten habe zu lackieren werde ich weiterhin beizen. Ich bin auch durchaus zufrieden mit den Ergebnissen.
Allerdings kann ich hier nicht groß mit diskutieren da mir die Vergleiche fehlen.
Trotzdem ein Dank an Dich für die aufwendigen Versuche.

[Gerhard]

Ich finde es sieht gut aus, aber ich gebe dir recht, dass es in manchen Winkeln nach nicht besonders viel aussieht. So richtig aufleben tuts eigentlich nur in einem kleinen Bereich, kann das sein?

[Alex]

HI Liz, Genauso ist es
Danke Poldi, mir hat es auch sehr viel Spass gemacht in der Diskussion was beigetragen zu haben, ich fuer mich hab viel gelernt (vor allem auch, dass ich Pistolen reinigen hasse...Gitfreak, hast Du nen Lehrling oder musst Du das jeden Abend selber machen? (oder habt ihr einen Waschautomaten?)

[clonewood]

....die Pistole kann man auseinanderbauen und in einem Eimer mit Reinigungsverdünnung lagern......

[Alex]

echt? Sata sagt des soll ma ned machen...aus Deiner praktischen Erfahrung kein problem?

[clonewood]

bei der Sata bisher keine Probleme ... so meine Erfahrungen....bei anderen Pistolen hatte ich schon Negativerfahrungen (sich auflösende Dichtringe) ......natürlich wird vor dem Auseinanderbauen noch Verdünnung durchgejagt....aber ich möchte hier auch keine falschen Anleitungen geben

[helferlain]

hier mein vorerst letzter Versuch.
...
Das das ganze ja subjektiv ist, interessiert mich Eure Meinung...also kontroverse Diskussion los...

Vielen Dank und großes Lob für Deine Versuchsreihe!

Beide Methoden stehen gleichbereichtigt nebeneinander. Beim verfolgen der Diskussion hier im Thread hatte ich kurzzeitig den Eindruck, Beizen wäre was für Ahnungslose und Laien, und wer es "richtig" machen will sollte gefälligst transparent lackieren. Jetzt haben wir den Beweis, dass das zwei völlig verschieden Schuhe sind. Das erspart mir zwar nicht das Probelackieren / Beizen, aber es hilft bei der Orientierung...

[aljosha]

mir hat ein Berufschullehrer (Tischler) gesagt dass es bei Nitro nicht zwingend nötig sei die Pistole zu reinigen, ausblasen reiche völlig
dann müsse man nicht mal in Verdünnung einlegen oder so, der eingetrocknete Restlack würde beim nächsten mal eh von der Verdünnung angelöst

bei 2k Lacken, die nach dem aushärten nicht mehr (so leicht) angelöst werden, müsse man reinigen
wenn man die Pistole nur in Verdünnung einlege, immer wieder, dann baue sich (langsam) eine Schicht auf die man dann nicht mehr wirklich wegbekommt
wir haben die Pistolen abends immer gereinigt, Tagsüber zwischen den Lackierdurchgängen aber nur in Verdünnung gelegt

best
aljosha

ps: in meiner Firma wird nicht lackiert, obiges kann ich nicht aus täglicher Erfahrung bestätigen
habe es halt so gehört, auf meine Frage ob man bei Nitro die Pistole komplett reinigen müsse, wenn der Lack eh leicht angelöst wird

[capricky]

Beide Methoden stehen gleichbereichtigt nebeneinander. Beim verfolgen der Diskussion hier im Thread hatte ich kurzzeitig den Eindruck, Beizen wäre was für Ahnungslose und Laien, und wer es "richtig" machen will sollte gefälligst transparent lackieren. Jetzt haben wir den Beweis, dass das zwei völlig verschieden Schuhe sind.

Das sagt mir jetzt jedenfalls, das Du leider ziemlich wenig verstanden hast. Nein, das ist jetzt keine Stellungnahme gegen das Beizen und auch kein persönlicher Angriff auf Dich. Die Thematik ist doch um einiges komplexer, als dass es jetzt so eine pauschale Zusammenfassung geben könnte. Ja, beide Methoden haben ihre Berechtigung, aber beide Methoden müssen auch gekonnt sein (werden). Leider "polarisiert" das topic dieses threads bereits durch das "oder", ein zusätzliches "und" wäre nicht verkehrt gewesen, denn es gibt durchaus Kombinationen. Manche Effekte sind gar nicht anders zu erzielen. Ein klassisches Fenderburst war bereits so eine Kombination aus Beizung und transparenter Lackierung, das hatte aber auch eine ökonomische Komponente.
Ich glaube ich hatte es schon mal bei den alten gearbuildern geschrieben - es ist keine große Kunst Riegel- oder Vogelaugenahorn zu beizen, man kann gar nicht so viel verkehrt machen, irgendwie sieht es schon gut aus (es hätte aber besseres verdient). Der "wilde" Faser- und Maserverlauf überdeckt die Fleckenproblematik, die beim Beizen von schlicht gemasertem Ahorn, speziell gewölbten Decken auftaucht. Da gab es hier schon "erschütternde" Beispiele. Wenn sich dann aber auch noch lobend dazu geäussert wird, dann sollte man sich nicht wundern, wenn es deutliche Kritik gibt. Mir ist auch völlig klar, dass nicht jeder die Möglichkeit zum Spritzlackieren hat (ich momentan und auf längere Zeit gesehen auch nicht). Wer die Möglichkeiten hat, muss es auch erst erlernen und das ist autodidaktisch keineswegs einfach und vom Equipment her teuer.

capricky

[Arsen]

...aber beide Methoden müssen auch gekonnt sein

Ich denke hierzu hat sich in diesem Thread zum Beizen etwas ergeben:
Bisher haben die meisten "extrem" mit schwarz oder grau vorgebeizt, ich z.B. werde beim nächsten mal Beizen versuchen in einem Holzton z.B. gelb, orange vor zu beizen und mir mal anschauen, ob mir das besser gefällt.

es hatte aber besseres verdient

Sorry, das sehe ich nicht so.
Viele Gitarrenbauer beizen, die sind auch nicht dumm und haben sicher zum Thema Finish schon so einiges ausprobiert,
was für die und ihre (gut zahlende Kundschaft) gut genug ist, das ist für mich als Hobbymensch absolut ausreichend.
Natürlich ist die "Kunst des Lackierens" die edelste ("profesionellste") Variante des Oberflächenfinishes, aber mit solchen Sätzen stellst du es so meines Erachtens so hin, als wäre beizen....ja etwas, das nicht "profesionell" ist, sondern eher den Hobbyisten vorbehalten ist.
Mit solchen Äußerungen bewirkst du genau das

Beizen wäre was für Ahnungslose und Laien, und wer es "richtig" machen will sollte gefälligst transparent lackieren.

und scheinbar meinst du das ja auch nicht so - aber es kommt so rüber
(Auch das ist übrigens nicht persönlich gemeint!)

------------
Ich habe aus diesem Thread viel mit genommen, ganz besonders möchte ich mich nochmal bei Alex bedanken!
Wie schon ein oder zwei Seiten zuvor geschrieben, nehme ich ähnliches mit, wie Helferlain.

[Titan-Jan]

Danke Alex!!!!!

[Gerhard]

Ich glaube Capricky meint auch, dass die Beize auch gespritzt gehört (statt Schwamm/Pinsel), damit ein gleichmäßiges, ungeflecktes Ergebnis rauskommt.

[Alex]

echt? denkst Ihr dass das Vorteile hat? Ich fand das wischen mit Stoffbaellchen immer recht zielfuehrend...
Vll koennen wir uns hier auch verbessern...

[Gerhard]

Auch das "Zurückschleifen" von (schwarzer) Beize führt ja schon zwangsläufig zu einem unregelmäßigen Ergebnis. Bei mir zumindest

[capricky]

echt? denkst Ihr dass das Vorteile hat? Ich fand das wischen mit Stoffbaellchen immer recht zielfuehrend...
Vll koennen wir uns hier auch verbessern...

Ein Wölkchen-, Riegel- oder Vogelaugenahorn ist gegenüber der Schwämmchenmethode sehr fehlertolerant (ich schreib immer wieder es ist keine Kunst), aber versuch das mal bei einer schlichten Decke, besonders wenn sie noch dazu gewölbt ist.
Ich hatte mal eine Kollegin, die war in ihrem früheren Berufsleben Beizerin und Poliererin in einer Möbelbude, von der habe ich das erstemal gehört, dass sie die Beize mit der Spritzpistole aufgetragen haben. Das kann man nämlich dann so dosieren, dass die Beize nicht verläuft und wird bis zur gewünschten Farbtiefe in mehreren Durchgängen gemacht. So bekommen stark saugende Bereiche des Holzes auch nur die gleiche Menge Beize zugeteilt, wie die weniger saugenden. Das macht die Farbwirkung gleichmäßiger. Dort wurde vorwiegend Buche und Fichte gebeizt.

capricky

[Alex]

Danke! again what learned!