Micarta/Pertinax/Hartpapier/Hartpapier auf dem Lasercutter

Diskussionen über Hölzer für den Bau von Instrumenten
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ihminen
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Micarta/Pertinax/Hartpapier/Hartpapier auf dem Lasercutter

#1

Beitrag von ihminen » 14.01.2018, 23:06

Hallo,

ich hoffe, das ist hier im "Holz"-Thread nicht fehl am Platz.

Die wiederholte Lobhudelei für Pertinax hat mich dazu gebracht, mir auch mal so eine Platte zu bestellen. Ehrlich gesagt spielte der Gedanke eine Rolle, bei einer Platte von 100x50 cm genügend Material für Fehlversuche zu haben, ohne gleich eine Menge teures Edelholz zu ruinieren.

Nun kam ich erstmals dazu, mich dem Material prüfend zu nähern. Meine Vorstellung ist nach wie vor, ein Griffbrett auf dem Lasercutter im Stuttgarter Hobbyhimmel auszuschneiden (Außenkontur) und zu schlitzen.

Dazu waren die Parameter für den Lasercutter zu ermitteln, v.A. für die Griffbrettschlitze, so dass die korrekte Breite und Tiefe entsteht, aber nicht durchgeschnitten wird.
  1. Leistung des Lasers
  2. Verfahrgeschwindigkeit
  3. Anzahl der parallel liegenden Linien zur Erreichung der korrekten Breite
  4. Anzahl der Pässe (also, wie oft wird das Programm auf das Werkstück übereinander gelasert)
Um es kurz zu machen, es folgte eine gewisse Ernüchterung.

Zuerst sägte ich ein Probestück mit der Tischkreissäge ab. Der Schnitt war äußerst grob. Das Pertinax ist äußerst spröde und bröckelt eher entlang des Sägeschnitts. Vor allem bei schnellem Sägevorschub. Bei langsamerem Vorschub scheint das Material anzuschmelzen und es kommt zu Geruchsbildung. Ich mag als Warnung für sämtliche hier berichteten Beobachtungen vorausschicken, dass ich mich jetzt nicht gerade für einen Profi halte. Es lässt sich dadurch aber feststellen, dass das Material zumindest nicht idiotensicher sauber auf der Kreissäge bearbeitbar ist.

So, dann zum Laser. Beim ersten Testschnitt war meine CAD-Datei völlig falsch skaliert, so dass die einzelnen Linien Faktoren zu weit auseinander lagen. Dennoch sah es schon mal vielversprechend aus.
Der erste vielversprechende Schnitt
Der erste vielversprechende Schnitt
Sieben Linien, sauber geschnitten. Breite war natürlich falsch, klar. Aber das Hauptproblem ist die Schnittiefe von weniger als einem halben Millimeter. Die Leistung war schon bei 100%, die Verfahrgeschwindigkeit bei 200 (mm/s?).

Es folgten weitere Versuche und Messungen, sowohl mit der Schieblehre als auch mit Bunddraht.
Einpassversuche mit einem kleinen Stück Bunddraht
Einpassversuche mit einem kleinen Stück Bunddraht
Da die Leistung ja schon am Anschlag war, versuchte ich, die Verfahrgeschwindigkeit (100, 50, 25) zu reduzieren. Das führte zu Flammenbildung und damit unschönen "abgefackelten" Rändern neben den Schnitten. Außerdem versuchte ich, mehrere Pässe übereinander zu lasern.

Fazit ist in etwa das folgende:
  1. Pertinax lässt sich prinzipiell lasern. Es schmilz nicht etwa unschön weg, wie es z.B. Hobbyglas täte.
  2. Pertinax ist sehr hart, so dass der Laser kaum eindringt. Durchschneiden war absolut nicht drin. Die Außenkontur eines Griffbretts mit Dicke 6 mm lässt sich so nicht herstellen.
  3. Die gewünschte Breite für Bundschlitze lässt sich mit 5 (Simtoms Nickelsilver Mandolienenbunddraht von Rall) bzw. 6 (Simtoms Edelstahl-Bunddraht von Rall) parallelel Linien im Abstand von 0,1 mm erreichen.
  4. Die benötigte Tiefe für Bundschlitze lässt sich nicht sauber erreichen. Nach 3-4 Pässen war die Tiefe zwar erreicht, der Schlitz war aber nach oben V-förmig aufgeweitet und viel zu breit. Außerdem war er unsauber und angekokelt.
  5. Eine Tiefe von 1 oder auch maximal 1,5 mm lässt sich erreichen.
Ein sinnvoller Plan könnte nun also sein, mit dem Lasercutter die Bundschlitze vorzulasern und dann mit der Säge auf die finale Tiefe zu bringen.
Die hochprofessionelle Bundschlitzsäge
Die hochprofessionelle Bundschlitzsäge
Mit dieser kleinen Metallsäge ließ sich das überraschend gut bewerkstelligen. Eine bessere habe ich jedenfalls auf die Schnelle nicht gefunden. Wermutstropfen ist dabei halt, dass dass die Bundschlitze bis ganz an die Griffbrettkante durchgehen müssen. Ich hätte sie gerne nur bis 1 mm vor der Kante gehabt (also am Ende unsichtbar von außen).
So sah mein Versuchsstück am Ende aus
So sah mein Versuchsstück am Ende aus
Da nun also die Außenkontur anderweitig erzeugt werden muss, machte ich mich im Anschluss daran, das Material noch umfassender kennen zu lernen.

Fräsen: Pertinax lässt sich nicht gescheit fräsen. Das Ergebnis am Frästisch war unsauber. Es neigte zum ruckeln. Wie bei der Kreissäge kam es schnell zum schmelzen und stinken.

Schleifen (maschinell): Pertinax lässt sich nicht gut am Bandschleifer (Kantenschleifer) bearbeiten. Es kommt zu braunen Abschmelzungen.

Feilen: Pertinax lässt sich sehr gut mit der Feile bearbeiten. Es entsteht leicht und schnell eine beinahe hochglänzende Oberfläche.

Ich vermute, man kann zusammenfassend sagen, dass es bei geringer Bearbeitungsgeschwindigkeit gut zu bearbeiten ist. Aber bei den Schnittgeschwindigkeiten der Maschinen (Fräse, Bandschleifer, Kreissäge) schmilz es und brennt vielleicht sogar an.

So. Ich hoffe ich konnte euch etwas neues und interessantes mitteilen.

Für mich bleibt die Frage an euch, wie ihr Pertinax bearbeitet, insbesondere die Außenkonturen, z.B. eines Griffbretts.
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Re: Micarta/Pertinax/Hartpapier/Hartpapier auf dem Lasercutter

#2

Beitrag von hatta » 14.01.2018, 23:39

Danke für den Bericht!

Unsere Versuche Perlmut mit dem laser zu schneiden sind auch kläglich gescheitert. Somit kann ich meine inlays nicht lasern lassen.
Gruß
Harald

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