Frage zu Holzqualitäten (Tonholz)

Diskussionen über Hölzer für den Bau von Instrumenten
Herkunft, Trocknung, Lagerung und Eigenschaften

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Milo
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Frage zu Holzqualitäten (Tonholz)

#1

Beitrag von Milo » 10.12.2010, 20:39

Hallo Leute,

nachdem ich mittlerweile schon einiges an Tonholz angeschafft habe, bin ich über die Spannbreite der Qualitäten doch mittlerweile etwas irritiert. Von super fehlerloser Ware über Ware mit Ästen bis hin zum Loch (wahrscheinlich Wurm) sowie Wurm bzw Schädlingsspuren war bisher alles dabei. Weiterhin wundert mich auch, dass manche Hölzer doch noch stark arbeiten, obwohl diese sich extra in einem Millieu (rund 20 Grad , um die 50% Feuchtigkeit) befinden und rundum Luft heran kommt.
Von einem über die Längsachse verdrehtem Griffbrett was so geliefert wurde und sich nimmer "erholt" bis hin zu Deckenmaterial was sich schnell wölbt auch wieder alles dabei.

Muss mann da immer mal mit solchen "Enttäuschungen" rechnen oder kauft man an falscher Stelle ein?
Bin ebend etwas irritiert, da die Preise für Tonholz ja entsprechend ausfallen und mir eigentlich etwas einheitlichere Qualität erhofft habe.
Wie seht ihr das? Habt ihr auch schon solche Erfahrungen gemacht?

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bigherb
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Re: Frage zu Holzqualitäten (Tonholz)

#2

Beitrag von bigherb » 10.12.2010, 21:35

Hi Milo
Tja, das mit dem Tonholz......
Erstmal möchte ich vorausschicken nur Laie auf diesem Gebiet zu sein. Allerdings habe ich über die Jahre gewisse Anfänger Erfahrungen machen können.
Holz ist ein "lebender Werkstoff" auch wenn er tot zu sein scheint. Holz arbeit immer auch wenn es "ewig" abgelagert wurde. Holz nimmt auch nach Jahrzehnten seine Umgebung wahr. Wärme, Luftfeuchtigkeit bleiben immer beeinflussende Kriterien. Durch Lackieren "versiegelt" man in gewisser Weise die Fähigkeit des Holzes schnell auf die Atmosphäre reagieren zu können. Aber komplett verhindern kann man es nicht. Interessanterweise ist Kälte ein weitaus geringeres Übel als Hitze für diesen Werkstoff. Im Prinzip ist die Summe aller genannten Kriterien recht hoch die gegen eine Verwendung für Musikinstrumente spricht. Die Möbelindustrie hat nicht umsonst die Span und Pressholzplatten erfunden. Mit Hilfe dieser Kunstholzprodukte wurde es möglich passgenaue schnurgerade Holzflächen zu erzeugen die für z.B. exakt schließende Schranktüren unerlässlich sind. Mit sogenannten Massivholzmöbeln bleibt das immer eine Herausforderung für den Tischler.
Tja....wäre da nicht das Argument des Klanges......der drögen Stahlsaite ist es eben nicht egal woran sie aufgezogen und gespannt wird.
Selbst wenn der Hals vertwistet ist klingt er möglicheise perfekt. Nur, schön sieht das dann eben nicht aus. Eine elektrische Gitarre klingt meist auch mit Astwirbeln im Korpus. Löcher sind ebenfalls kein wirkliches k.o. Kriterium für den Sound.
Tja, was ist denn nun Tonholz ?
Keine Ahnung ! Es gibt Gitarren aus Sperrholz die richtig gut klingen. Es gibt Gitarren aus Edelhölzern die mäßig klingen weil gewisse Kriterien beim Bau verhunzt wurden.
Fender nahm Esche und Erle weil das damals gerade günstig war. Ein Student hat einmal vor vielen Jahren für seine Diplomarbeit Werkstoffe für den Gitarrenbau untersucht ...aber letztendlich, immer war Holz die beste Wahl. Nur was "Tonholz" genau ist wird mir ein Rätsel bleiben. Es kommt immer auf den Einzelfall an.

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Milo
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Re: Frage zu Holzqualitäten (Tonholz)

#3

Beitrag von Milo » 10.12.2010, 22:03

Hi bigherb,

jo, das unterschreib ich glatt, habe über die Jahre so einiges an Gitarren spielen dürfen und bin immer an Gitarren "hängen" geblieben, die mich überrascht haben. Viele gekauft, wieder verkauft, aber irgendwo gab es immer welche die "Charakter" hatten,
Sehr oft auch sehr preisgünstige. In meinem Wahn jetzt selber etwas zu bauen was meinen Vorstellungen entspricht setzt man sich ja eher mit Details auseinander. Und daher ebend auch meine eigentliche Verwunderung darüber welche "Spannbreite" an Material auf dem Markt ist und was so alles an Tonholz verkauft wird.

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Re: Frage zu Holzqualitäten (Tonholz)

#4

Beitrag von maxinferno » 11.12.2010, 01:22

Milo hat geschrieben:Hallo Leute,
Von super fehlerloser Ware über Ware mit Ästen bis hin zum Loch (wahrscheinlich Wurm) sowie Wurm bzw Schädlingsspuren war bisher alles dabei.
Hi Milo,
die optischen Merkmale entscheiden halt hauptsächlich über den Preis(bei den meisten Händlern).Entweder zu einem guten Preis kaufen oder die ein oder andere Fichten/Ahorndecke/etc. liegen lassen.Bei "akustischem"Holz entscheidet bei mir meist die Quer- und Längssteifgkeit und die Fromstabiltät(Verziehen).Ein inaktiver! Schädling(Bereich schneid ich weg) wär mir da eigentlich Wurst.

...wenns mal billiger sein soll (Mahagoni)
, dann würd ich den Schreiner/Holzhändler deines Vertrauens mal besuchen.Dein Beitrag hört sich so an als hättest du überwiegend per www eingekauft,stimmt das?
P.S.:Manches Holz hört einfach nie auf zu arbeiten, Ahorn ist da so ein Kandidat...

Gruss

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Re: Frage zu Holzqualitäten (Tonholz)

#5

Beitrag von bigherb » 11.12.2010, 10:10

...;-)).....Buche auch....;-)....aber beide klingen halt gut. Einen Strathals in "Männerhände-Qualität" habe ich aus diesem Grund mit einem Mittelpart aus dunklem roten Eisenholz (Bongossie) laminiert (da geht nix mehr..). Die Flanken sind aus Buche. Die Strat hat (trotz Mahagoni-Korpus) einen knalligen Stratsound...oder sagt man "twangig ?" und ein gutes Sustain. Die Höhen sind beeindruckend, aber nicht schrill oder spitz. Man soll beim Live-Set den Gitarrenwechsel zur Explorer eben auch als Laie hören können.
Aber beide Hölzer (Buche und Bongossie) sind mir direkt als "Tonhölzer" nicht bekannt.
(Die genannte Strat hat auch ein Bongossie Griffbrett)

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Re: Frage zu Holzqualitäten (Tonholz)

#6

Beitrag von clonewood » 11.12.2010, 10:20

......über die Längsachse verdreht......
das sind i.d.R. wirklich hoffnungslose Fälle.....

verzogennes Holz muss man aber nicht direkt ausmustern oder entsorgen ...... letzte Versuche der Rettung können eine langzeitige Lagerung zwischen Stapelleisten mit Gewicht/Druck von oben oder Gegenspannung sein......

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Re: Frage zu Holzqualitäten (Tonholz)

#7

Beitrag von Milo » 11.12.2010, 15:52

@maxinferno: Ja übers www, da hier kein entsprechender Händler in der Nähe ist :?
das sind i.d.R. wirklich hoffnungslose Fälle.....
Ja das befürchte ich auch :roll:

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Re: Frage zu Holzqualitäten (Tonholz)

#8

Beitrag von 12stringbassman » 11.12.2010, 16:38

Milo hat geschrieben:@maxinferno: Ja übers www, da hier kein entsprechender Händler in der Nähe ist :?
Ich muss ca. 150km fahren, um zum Tonholzhändler meines geringsten Misstrauens zu gelangen. Dort kann ich mir die Stücke aussuchen, ein bissl ratschen und feilschen, das gehört einfach dazu. Außerdem finde ich es sehr interessant, das Rohmaterial in Augenschein nehmen zu können. Da liegen mächtige Ahornstämme im Hof, die wohl schon 100 Jahre in den bosnischen Wäldern standen, als in Frankreich die Revolution tobte und die Amis ihre Unabhängigkeit erklärten. Man bekommt dadurch einen ganz anderen Bezug zum Material, aus dem ich dann später meine Instrumente schnitze. Und wenn ich einen bestimmten Aufschnitt wünsche, wird das auch gleich an der großen Bandsäge erledigt.
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Re: Frage zu Holzqualitäten (Tonholz)

#9

Beitrag von capricky » 11.12.2010, 22:39

Löst euch doch einfach von der Schublade "Tonholz". Das sind Marketinghebel wie "Edelholz" oder das altneumodische "Mondholz".
Tonholz ist immer das, was beim Tonholzhändler auf dem Platz und in den Hallen liegt. Das ist wenn es den Hof verläßt wieder ganz normales Holz, war nur berechtigterweise etwas teurer, weil es selektiert wurde.
Das klassische "Tonholz" schlechthin sind die Fichten (und Zedern) die für Decken von Streich- und Zupfinstrumenten verwendet wird.

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Re: Frage zu Holzqualitäten (Tonholz)

#10

Beitrag von 12stringbassman » 12.12.2010, 00:45

capricky hat geschrieben:... nur berechtigterweise etwas teurer, weil es selektiert wurde.
und weil es, zumindest im Falle von Decken und Böden von Streich- und Zupfinstrumenten speziell zugeschnitten wurde (quartiergesägt).
"Denken ist wie googeln, nur krasser!"

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Re: Frage zu Holzqualitäten (Tonholz)

#11

Beitrag von Milo » 12.12.2010, 10:27

@capricky
Ok, mal abgesehen vom Anpruch/Erforderniss, kann ich davon ausgehen wenn etwas als Tonholz verkauft wird es trocken genug für einen Verbau ist, oder fällt das auch wieder unter die Marketingschiene?

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Re: Frage zu Holzqualitäten (Tonholz)

#12

Beitrag von capricky » 12.12.2010, 13:24

Milo hat geschrieben:@capricky
Ok, mal abgesehen vom Anpruch/Erforderniss, kann ich davon ausgehen wenn etwas als Tonholz verkauft wird es trocken genug für einen Verbau ist, oder fällt das auch wieder unter die Marketingschiene?

Das was der Holzhändler versichern kann, ist die Holzfeuchte nach Verlassen des Trockners, in der Regel liegt die dann bei 10%.
Danach hängt die Holzfeuchte von der weiteren Art, Weise und Ort der Lagerung ab, also der Umgebungsfeuchte. Die Holzfeuchte kann dann schon zwischen schon zwischen 6 - 15% schwanken, ist in der Regel aber immer größer als 10% . Der Holzhändler garantiert also nur, dass das Holz einmal 10% Holzfeuchte hatte.

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Re: Frage zu Holzqualitäten (Tonholz)

#13

Beitrag von Milo » 12.12.2010, 20:51

Alles klar, vielen Dank

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Re: Frage zu Holzqualitäten (Tonholz)

#14

Beitrag von clonewood » 13.12.2010, 10:54

ich kann noch den Tipp geben vor allem sehr harte Hölzer in grösseren Querschnitten deren Feuchtegehalt unklar ist, nach Erhalt keinesfalls in einer zu trockenen Umgebung einzulagern......ansonsten besteht die Gefahr der Rissbildung

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