Hagströmunfall - wie vorgehen?

Alles um einen alten Schatz aufzufrischen ... auch am Finish
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Hagströmunfall - wie vorgehen?

#1

Beitrag von Ölfinger » 13.02.2016, 10:49

Hallo,
Mir ist eine leicht angeknackste Hagström Super Swede zugelaufen:

Bild

Die Frage ist, wie ich das am Besten repariere.
Meine Strategie wäre, den Sattel runternehmen, den Bruch vorsichtig aufspreizen und das Ganze dann mit Epoxidharz, wie z.B. Uhu Endsieg oder sowas ähnlichem zu füllen. Dann pressen und gut?
Gibt es irgendwelche Einwände oder bessere Empfehlungen von Euch?
Ich mache mir allerdings Gedanken was passiert, wenn ich versehentlich den Halsstab in seiner Aluführung festklebe...

Ich bin für jede Meinung dankbar.
Mit besten Grüßen
Ölfinger

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Re: Hagströmunfall - wie vorgehen?

#2

Beitrag von MiLe » 13.02.2016, 21:58

Eine Patentlösung habe ich da auch keine, würde aber überlegen, statt Epox eventuell leicht verdünnten Holzleim zu nehmen. In der Regel ist die Leimstelle ja stärker als das angrenzende Holz (sollte also alocker ausreichen) und ich hätte dabei die Hoffnung, daß der dünnflüssige Leim eventuell besser in die engeren Bereiche des Spaltes hineindrückt.
Das würde auch etwas das Risiko beim Trussrod gegenüber Epox verringern, gleichzeitig könnte eventuell auch ein Tropfen Kriechöl - vorsichtig dosiert - ein Verkleben des Stabes verhindern?
Beim Aufleimen meines Griffbrettes habe ich auch den Truss dünn eingeölt, damit er am Ende nicht verklebt wird.
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Hagströmunfall - wie vorgehen?

#3

Beitrag von Herr Dalbergia » 14.02.2016, 01:47

Holzleim etwas verdünnt

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Re: Hagströmunfall - wie vorgehen?

#4

Beitrag von hatta » 14.02.2016, 08:14

Ja kein kriechöl!!!!!

Das zeug saugt sich tief ins holz und verhinder ein späteres kleben oder lackieren!
Möglich wäre auch heißleim... fischleim bleibt lange offen...
Ab in eine spritze, diese schön warm machen und dann einbringen.

Bei dan erlewine (stewmac) sieht man auch immer dass er in solchen fällen einen saugnapf (mit dem man so häckelbilder am fenster aufhängt) verwendet, um den leim tiefer eindringen zu lassen.

Zum schutz des trussrod würde ich wenn möglich von vorne dünne teflon streifen einschieben wenn es gehen sollte.

Ölen halte ich für sehr riskant.
Gruß
Harald

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Re: Hagströmunfall - wie vorgehen?

#5

Beitrag von capricky » 14.02.2016, 09:49

Saiten ab, Sattel ab, versuchen den Riss mit einem kleinen Keil (kleine Schraubenzieherspitze z.B.) noch etwas zu öffnen, aber keine Gewalt! Hals, Griffbrett abkleben, die Risse an den Saiten aber freilassen. In die Risse zügig dünnflüssigen Superkleber einträufeln, Zwinge ansetzen und spannen, entsprechende Beilagen nutzen und den Spannvorgang vorher schon mal testen/üben, ob es passt und damit es schnell geht. Schutzhandschuhe tragen (Nitril oder Latex), Küchentücher oder Klopapier bereitlegen um austretenden Kleber abzuwischen.
Während und vor dem Härten des Klebers die Gitarre aufrecht stellen, damit die Schwerkraft hilft den Kleber zu verteilen.
Die Mutter am Halsstab kann zwischendurch immer mal einen halben Gang hin- und herbewegt werden, das vermeidet eine eventuelle Blockade

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Re: Hagströmunfall - wie vorgehen?

#6

Beitrag von MiLe » 14.02.2016, 12:27

@ hatta: Hast ja Recht, klar saugt Holz das Kriechöl auf und in dem Bereich klebt nix mehr. Deswegen schrieb ich ja auch "vorsichtig dosiert", wenn es wirklich nur eine Spur ist, dürfte an Hozflächen, die verklebt werden sollen, nix ankommen.
Da aber jetzt der Meister sein Statement abgegeben hat, isses eh' egal ;)
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Hagströmunfall - wie vorgehen?

#7

Beitrag von wasduwolle » 14.02.2016, 12:43

Eine Kanüle auf dem Sekundenkleber bringt enorm präzision, so hab ich es neulich bei einem Cello mit angebrochenem Hals gemacht, man kommt tiefer in den Spalt....
Grüsse
Wasduwolle
Viele Grüße
Wolle

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Re: Hagströmunfall - wie vorgehen?

#8

Beitrag von Ölfinger » 14.02.2016, 15:06

Vielen Dank!
Mit Superkleber meint Ihr dieses Zeug auf Cyanoacrylatbasis, was einem in Sekundenbruchteilen die Finger zusammenklebt? (Ich repariere damit immer tief eingerissene oder gesplitterte Fingernägel) :D
Ich dachte immer, solche Kontaktkleber sind für Holz völlig ungeeignet. Das hält tatsächlich? :shock:
Mit besten Grüßen
Ölfinger

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Re: Hagströmunfall - wie vorgehen?

#9

Beitrag von jhg » 14.02.2016, 16:00

Sekundenkleber ist aber kein Kontaktkleber! Der Vorteil von Cyanoacrylat ist, dass er vollständig aushärtet und ganz hart wird. Der Kleber reagiert auf Feuchtigkeit und darum kann man damit auch wunderbar Ränder ankleben, Rosetten, Inlays etc - und natürlich auch Risse im Holz stabilisieren.
(Pattex ist ein Kontaktkleber - der ist aber nur zum Verkleben von Belederungen geeignet :) )

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Re: Hagströmunfall - wie vorgehen?

#10

Beitrag von thoto » 15.02.2016, 12:35

Ölfinger hat geschrieben:Vielen Dank!
Mit Superkleber meint Ihr dieses Zeug auf Cyanoacrylatbasis, was einem in Sekundenbruchteilen die Finger zusammenklebt? (Ich repariere damit immer tief eingerissene oder gesplitterte Fingernägel) :D
Ich dachte immer, solche Kontaktkleber sind für Holz völlig ungeeignet. Das hält tatsächlich? :shock:
Das hält super! Aber man muss, wie gesagt, sehr zügig, sicher und sauber arbeiten, deshalb vorher trocken üben, wie capricky geschrieben hat.

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Re: Hagströmunfall - wie vorgehen?

#11

Beitrag von bigherb » 15.02.2016, 12:51

@jhg:
Will nicht klugscheißen aber Pattex Kraftkleber ist bestimmt gemeint. Der ist aber für deutlich mehr als nur für Leder geeignet. Aber beim Bau von Gitarren eher unüblich. Auch wenn der Hersteller ausdrücklich Holz nennt.

Anwendungsbereiche:

Holz
Leder
Metall
Gummi
Kunststoff*
Kork

*Nicht geeignet für PE, PP, Styropor® und Weich-PVC sowie Kunstleder

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Re: Hagströmunfall - wie vorgehen?

#12

Beitrag von Bastelmann » 15.02.2016, 13:30

hatta hat geschrieben: Zum schutz des trussrod würde ich wenn möglich von vorne dünne teflon streifen einschieben wenn es gehen sollte.
Kennt eigentlich wer eine deutsche Bezugsquelle für 0,5-0,6 mm starke Teflonstreifen, also passend für Bundschlitze?
Habe sowas bisher nur bei Stewmac gefunden:
http://www.stewmac.com/Luthier_Tools/To ... t_Dam.html
Die Bundesdoofenbeauftragte warnt: "Keine Macht den Doofen!"

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Re: Hagströmunfall - wie vorgehen?

#13

Beitrag von MiLe » 15.02.2016, 14:19

Teflonband gibt's in jedem Baumarkt - dünneres für feinere Gewinde und dickeres für grobere Gewinde. Ich würde, wenn ich die passende Dicke nicht bekomme, die Schlitze mit dem dickeren lagenweise auffüllen bis sie voll sind.
Einfacher könnte es noch mit Teflonfaden (auch Gewindedichtung) gehen. Ist recht reißfest, damit kann man den Schlitz recht gut von unten nach oben füllen.
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Hagströmunfall - wie vorgehen?

#14

Beitrag von capricky » 15.02.2016, 14:47

Bastelmann hat geschrieben: Kennt eigentlich wer eine deutsche Bezugsquelle für 0,5-0,6 mm starke Teflonstreifen, also passend für Bundschlitze?
.
Muss ja nicht Teflon sein, Polyethylen geht auch, oder POM (Polyoxymethylen)

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